Humanum genus
unsers
Heiligen Vaters
Leo XIII.
durch göttliche Vorsehung Papst
an alle Ehrwürdigen Brüder, die Patriarchen, Primaten,
Erzbischöfe, Bischöfe, der katholischen Welt,
welche in Gnade und Gemeinschaft mit dem Apostolischen
Stuhle stehen
über Wesen und
Gefahr der Freimaurerei
20. April 1884
(Offizieller lateinischer Text: Leonis XIII. Pontificis
Maximi Acta IV [1884])
(Quelle: Rundschreiben Leo XIII., Zweite Sammlung,
Lateinischer und deutscher Text, Herder´sche
Verlagsbuchhandlung übersetzt durch den päpstlichen
Hausprälaten Professor Hettinger, Freiburg im Breisgau
1904; Die Nummerneinteilung entspricht englischen
Fassung [1] Überschriften aus
denen die Inhaltsübersicht erstellt wurde sind aus: Leo
XIII. - Lumen De Caelo. Erweiterte Ausgabe des "Leo
XIII. der Lehrer der Welt". Praktische Ausgabe der
wichtigsten Rundschreiben Leo XIII. und Pius XI.,
Herausgegeben von Carl Ulitzka, Päpstlicher Hausprälat,
Ratibor 1934, S.253-271; Mit kirchlicher Druckerlaubnis.
Allgemeiner Hinweis:
Die in der Kathpedia veröffentlichen Lehramtstexte dürfen nicht
als offizielle Übersetzungen betrachtet werden, selbst wenn die
Quellangaben dies vermuten ließen. Nur die Texte auf der
Vatikanseite können als offiziell angesehen werden (Schreiben der
Libreria Editrice Vaticana vom 21. Januar 2008).
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Ehrwürdige Brüder!
Heilsgruß und Apostolischen Segen!
Inhaltsverzeichnis1
Einleitung
1
Einleitung
1.1 Das Reich Gottes und das Reich des Satans
auf Erden
1.2 Die Gottlosen werden von der Freimaurerei
unterstützt
1.3 Die Päpste haben diese Sekte verurteilt
1.3.1 Clemens XII. bis Pius IX
1.3.2 b) Die Regierungen haben nicht immer und
überall den nötigen Ernst gehabt
2 II. Das Wesen der Freimaurerei
2.1 Sie ist eine geheime Gesellschaft
2.2 Ihr Fundament ist der Naturalismus
2.2.1 Sie will das Christentum stürzen
2.2.2 Ihr oberster Grundsatz: Die menschliche
Natur ist oberste Richtschnur des Lebens
2.2.3 Die Kirche wird von ihr geknebelt
2.2.4 Der römische Papst wird auf das heftigste
angegriffen
2.2.5 Die Religion wird in das Belieben des
einzelnen gestellt
2.2.6 Selbst natürliche Wahrheiten werden von
ihr preisgegeben
2.2.7 Die natürliche Sittlichkeit gerät ins
Schwanken; religionslose Erziehung
2.2.8 Sie leugnet die Erbsünde und die Pflicht
zur Selbstzucht
2.2.9 Sie treten für die Zivilehe und
Ehescheidung ein; der Geistliche soll aus der
Schule ausgeschlossen werden
2.2.10 Jeder habe dasselbe Recht und die Gewalt
stamme vom Volke
3 Die Gefahren der Freimaurerei
3.1 Sie will die Wohltaten Christi vernichten
3.2 Sie bereitet dem Menschengeschlechte den
Untergang
3.3 Sie ist eine Gefahr für die Familie
3.4 Sie unterwühlt den Staat
3.4.1 Ein Staat ohne Gott ist ein Frevel
3.4.2 Der rechtmäßige Träger der Gewalt ist ein
Diener Gottes
3.4.3 Die behauptete Gleichheit ist der Ruin des
Staates
3.4.4 Die Ideen der Freimaurerei ist den Ideen
der Kommunisten günstig
3.4.5 Sie umschmeichelt und betört Fürsten und
Völker
4 Heilmittel gegen die Freimaurerei
4.1 Im allgemeinen: Eintracht zwischen Staat und
Kirche
4.2 Heilmittel im besonderen
4.2.1 Belehrung über das Wesen der Freimaurerei
4.2.2 Belehrung über die Grundwahrheiten des
Christentums
4.2.3 Sammlung der katholischen Arbeiter und
Handwerker
4.2.4 Sorge für die heranwachsende Jugend
4.2.5 Einmütigkeit im Gebet
5 Anmerkungen
|
Einleitung
Das Reich
Gottes und das Reich des Satans auf Erden
1 Nachdem das
Menschengeschlecht durch den Neid des Teufels von Gott,
dem Schöpfer und Spender der himmlischen Güter so
kläglich abgefallen, hat es sich in zwei geschiedene und
einander entgegengesetzte Lager geteilt; das eine
kämpfte unausgesetzt für Wahrheit und Tugend, das andere
für alles, was der Wahrheit und Tugend widerstreiten. –
Das eine ist das Reich Gottes auf Erden, nämlich die
wahre Kirche Christi; wer ihm wahrhaft und zu seinem
Heile angehören will, der muss Gott und seinem
Eingeborenen Sohne mit ganzer Seele und voller Hingebung
seines Willens dienen. Das andere ist das Reich des
Satans, dem alle jene botmäßig und zu eigen sind, welche
dem verhängnisvollen Beispiele ihres Führers und unserer
Stammeltern gefolgt sind, dem ewigen göttlichen Gesetze
den Gehorsam verweigern und vieles mit Verachtung
Gottes, ja vieles gegen Gott selbst unternehmen suchen.
2
Dieses zweifache Reich, das zwei Städten gleicht, die
nach widerstrebenden Gesetzen widerstrebende Ziele
verfolgen, hat Augustinus wohl erkannt und beschrieben
und die wirkende Ursache beider in nachstehenden Worten
feinsinnig und kurz zusammengefasst: Eine zweifache
Liebe hat diese zwei Reiche gegründet, das irdische die
Selbstsucht bis zur Verachtung Gottes, das himmlische
dagegen die Gottesliebe bis zur Verachtung seiner selbst.[1]
Die Gottlosen
werden von der Freimaurerei unterstützt
In allen Jahrhunderten
haben diese Reiche einander bekämpft mit verschiedenen
Waffen und in verschiedener Weise, wenngleich nicht
immer in gleich heftigem Anlaufe. In der Gegenwart
jedoch scheinen die Anhänger des Bösen sich zu
verabreden und insgesamt mit vollen Kräften anzustürmen,
geleitet und unterstützt von der weitverbreiteten und
gegliederten Gesellschaft der sogenannten Freimaurer.
Denn schon halten diese ihr Pläne nicht mehr geheim und
fordern höchst verwegen sich untereinander auf gegen den
allmächtigen Gott; offen und aufgescheut arbeiten sie
daran, die Kirche zu vernichten und zwar in der Absicht,
um, wenn es möglich wäre, die christlichen Völker aller
Güter zu berauben, die ihnen durch unsern Heiland Jesus
Christus zuteil geworden sind. – In dem wir diese Übel
beklagen, müssen wir oft, von Liebe im Innersten bewegt,
zu Gott rufen: Siehe, deine Feinde toben, und die dich
hassen, erheben das Haupt. Über dein Volk fassen sie
listige Anschläge und sinnen wider deine Heiligen. Sie
sprechen: Kommet, lasset sie uns vertilgen aus dem Volke.
[2]
3 Bei dieser
dringenden Gefahr, bei diesem grausamen und hartnäckigen
Kampfe gegen das Christentum ist es Unsere Aufgabe,
hinzuweisen auf den Ernst der Lage, kenntlich zu machen
die Gegner, Widerstand zu leisten, soviel Wir vermögen,
ihren listigen Plänen, damit nicht auf ewig zu Grunde
gehen alle jene, deren Seelenheil Uns anvertraut ist,
und auf dass Jesus Christi Reich, dessen Obhut Uns
übergeben ward, nicht bloß Bestand habe und unversehrt
fortdauere, sondern immer mehr wachse und überall auf
der ganzen Erde sich ausbreite.
Die Päpste
haben diese Sekte verurteilt
Clemens XII.
bis Pius IX
4 Die
Römischen Päpste, Unsere Vorfahren, sorgfältig wachsam
über das Heil des christlichen Volkes, haben diesen
Todfeind alsbald erkannt, wer er sei, was er wolle,
sowie er aus dem Dunkel geheimer Verschwörung
heraustrat; und indem sie wohl wussten, was bevorsteht,
haben sie Fürsten und Völkern gewissermaßen ein Zeichen
gegeben und sie gemahnt, nicht von ihrer Arglist sich
betrügen und fangen zu lassen.
5
Der erste, welcher auf die Gefahr hinwies, war Klemens
XII.,[3]
dessen Konstitution von
Benedikt XIV.[4]
bestätigt und erneuert
wurde. Ihrem Vorgange folgte Pius VII.[5]
Leo XII. fasste in der
Apostolischen Konstitution „Quo graviora“[6]
zusammen, was seine
Vorfahren in dieser Angelegenheit getan und bestimmt
hatten und erklärte sie als gültig und rechtskräftig für
alle Zeit. In demselben Sinne haben sich Pius VIII.,[7]
Gregor XVI.[8]
uns sehr oft Pius IX.[9]
ausgesprochen.
6 Als nämlich
die Sekte der Freimaurer nach ihrem Wesen und Charakter
durch offenbare Merkmale sich zu erkennen gab, als man
diese Angelegenheit untersucht, von ihren Gesetzen,
Gebräuchen und Schriften Einsicht genommen hatte, wozu
häufig das Zeugnis von Eingeweihten kam, da verkündete
es dieser Apostolische Stuhl und erklärte öffentlich, es
sei die Sekte der Freimaurer eine rechtswidrige und für
die Kirche und Staat gleich verderbliche Verbindung, und
er verbot unter Androhung jener besonders schweren
Strafen, welche die Kirche über Schuldige zu verhängen
pflegt, allen Gläubigen den Eintritt in dieselbe.
Hierdurch erbittert, wähnten die Verbündeten, teils
durch Verachtung, teils durch Verleumdung der Wucht
dieser Aussprüche sich entziehen und dieselbe
abschwächen zu können; sie klagten die Römischen Päpste
an, dass ihre Entscheidungen ungerecht gewesen und das
rechte Maß überschritten hätten. Auf solche weise
versuchten sie es, da Ansehen und Gewicht der
Apostolischen Konstitutionen eines Klemens XII.,
Benedikt XIV., wie Pius VII. und Pius IX. bedeutungslos
zu machen. Doch es fehlte unter den Mitgliedern der
Sekte selbst nicht an solchen, die sogar gegen ihren
Willen eingestanden, dass im Hinblick auf die
katholische Lehre und Lebensordnung die Römischen Päpste
in allem diesem nach Recht und Gerechtigkeit gehandelt
haben. Auch verschiedene Fürsten und Regierungen gaben
den Päpsten hierin ihre volle Zustimmung, indem sie
teils Sorge trugen, dass die Sekte der Freimaurer bei
dem Heiligen Stuhle angeklagt wurde, teils ihrerseits
durch das Gesetz sie für staatsgefährlich erklärten, wie
dies in Holland, Österreich, in der Schweiz, Spanien,
Bayern, Savoyen und anderen Ländern Italiens geschehen
ist.
b) Die
Regierungen haben nicht immer und überall den nötigen
Ernst gehabt
7 Wie
vorsichtig Unsere Vorfahren in dieser Beziehung
gehandelt, hat die Folgezeit bewiesen, worauf wir darum
unser besonderes Augenmerk zu richten haben. Ihre
väterlichen Bemühungen und Fürsorge hatten nämlich nicht
zu jeder Zeit noch überall den gewünschten Erfolg;
hiervon war Ursache teils die List und Verstellung der
Schuldigen selbst, teils der Mangel an Ernst bei jenen,
denen vor allen anderen hätte daran gelegen sein müssen,
ein wachsames Auge zu haben. So ist es denn gekommen,
dass im Laufe von anderthalbhundert Jahren die Sekte der
Freimaurer eine über alle Erwartung große Ausbreitung
gewann, und indem sie keck und listig in alle Ordnungen
des Gemeinwesens sich eindränge, erlangte sie eine
solche Macht, dass sie nahezu die Oberherrschaft in den
Staaten zu haben scheint. So rasch und so furchtbar hat
sich das Verderben entwickelt, das Unsere Vorfahren
lange vorausgesehen hatten, und das nun die Kirche, die
Gewalt der Fürsten und die öffentliche Wohlfahrt
bedroht. Denn soweit ist es gekommen, dass für die
Zukunft alles zu befürchten ist, nicht zwar für die
Kirche, die auf einem zu festen Grund gebaut ist, als
dass sie von Menschenhand könnte erschüttert werden,
sondern für jene Staaten, in welchen die Freimaurerei
mächtig ist, oder ähnliche Sekten, die im Dienste jener
arbeiten und tätig sind.
8 Sobald Wir
darum die Regierung der Kirche übernommen haben, war es
unsere feste Überzeugung, Wir müssten durch das Gewicht
Unserer Autorität diesem Übel soviel als möglich
Widerstand leisten. – In der Tat haben Wir bei gegebener
Gelegenheit gewisse hervorragende Grundsätze beleuchtet,
auf welche die freimaurerischen Meinungen am meisten
Einfluss hatten. So haben Wir in Unserem Rundschreiben „Quod
Apostolici muneris“ es unternommen, die
Ungeheuerlichkeiten der Sozialisten und Kommunisten zu
widerlegen; in einem anderen „Arcanum“ suchten Wir den
wahren und richtigen Begriff der häuslichen
Gesellschaft, welche in der Ehe ihre Quelle und ihren
Ursprung hat, festzusetzen und zu verteidigen; in jenem
das mit „Diuturnum“ beginnt, haben Wir das Musterbild
der politischen Gewalt nach den Grundsätzen der
christlichen Weisheit entworfen und dargestellt, wie es
mit der Natur selbst, dem Heile von Fürsten und Völkern
in wunderbarem Einklange steht. Nun aber haben Wir
beschlossen, nach dem Beispiele Unserer Vorfahren die
Sekte der Freimaurer selbst geradezu ins Auge zu fassen,
ihre gesamte Lehre, Pläne, Denk- und Handlungsweise, und
dadurch mehr und mehr ihre verderbliche Macht in klares
Licht zu setzen und die Völker vor Ansteckung durch
diese verhängnisvolle Pest zu bewahren.
II. Das Wesen
der Freimaurerei
Sie ist eine
geheime Gesellschaft
9
Alle jene mannigfaltigen Sekten, wenngleich nach Namen,
Gebräuchen, Form und Ursprung verschieden, stehen doch
miteinander im Zusammenhange durch eine gewisse
Gemeinsamkeit ihres Zweckes und Ähnlichkeit ihrer
Grundanschauungen, sind darum sachlich mit jener der
Freimaurer eins; diese bilden gleichsam den Mittelpunkt,
von wo alle ausgehen, wohin alle zurückkehren. Obschon
sie gegenwärtig, wie es den Anschein hat, durchaus nicht
mehr die Verborgenheit suchen, ihre Versammlungen
vielmehr am hellen Tage und vor aller Augen abhalten,
ihre Zeitschriften veröffentlichen, so bewahren sie
doch, näher betrachtet, das Wesen und den Charakter
geheimer Gesellschaften. Es ist nämlich verschiedenes
bei ihnen von Geheimnissen umgeben, welche nicht bloß
vor den Fremden, sondern auch vor sehr vielen unter den
Mitgliedern selbst nach ihren Gesetzen mit größter
Sorgfalt gewahrt werden. Hierher gehören ihre geheimsten
und letzten Pläne, die obersten Vorstände der
Abteilungen, gewisse verborgene Zusammenkünfte der
Abteilungen, gewisse verborgene Zusammenkünfte der am
meisten Eingeweihten; dasselbe gilt von ihren
Beschlüssen und der Art und Weise, sie zur Ausführung zu
bringen. Zu diesem Zwecke gibt es unter den Brüdern eine
große Verschiedenheit in den Rechten, Ämtern und
Obliegenheiten, bestimmte Abstufung in Graden und eine
strenge Disziplin, welche alle unterworfen sind. Die
Eintretenden müssen geloben, ja meistens mit einem
besondern Eide beschwören, dass sie niemals noch in
irgend einer Weise ihre Brüder, Erkennungszeichen,
Lehren, verraten wollen. So suchen die Freimaurer unter
erlogenem Scheine und in der nämlichen heuchlerischen
Weise, wie ehedem die Manichäer, verborgen zu bleiben
und niemand anderen zu Zeugen zu haben als die Ihrigen.
Unter dem Namen von Freunden der Literatur und der
Wissenschaft, die sich zu gelehrten Zwecken vereinigt
haben, verstehen sie es trefflich, sich zu verstecken;
wenn man sie reden hört, so ist es ihnen zu tun um
Förderung höherer Bildung, um Bestrebungen zum Besten
des Niederen Volkes; sie haben nichts anderes im Auge,
als das Beste des Volkes und die größtmögliche
Verbreitung aller staatlichen Wohltaten. Wäre aber auch
alles dieses wahr, so ist doch ihre Tätigkeit hierauf
allein durchaus nicht beschränkt. Wer immer einmal
beigetreten ist, muss außerdem versprechen und dafür
einstehen, dass er den Führern und Meistern aufs Wort
folgen will in höchsten Gehorsam und in Treue; dass er,
bereit auf jeden Wink und jedes Zeichen, das Befohlene
ausführen will, dass er im Falle des Ungehorsams auch
das Härteste und selbst den Tod dulden will. In der Tat
wird die Todesstrafe nicht selten an denen vollzogen,
über welche wegen Verrat des Geheimnisses oder
Ungehorsam dieselbe ausgesprochen wurde, und zwar so
keck und gewandt, dass häufig der Meuchelmörder dem
wachsamen Auge der strafenden Gerechtigkeit entrinnt. –
Heucheln und im Dunkel verborgen bleiben wollen, andere
Sklaven gleich mit den stärksten Banden an sich fesseln,
ohne dass diese den Grund hiervon klar erkennen, sie
nach fremder Willkür zum Werkzeug jeglichen Frevels
gebrauchen, ihnen den Mordstahl in die Hand drücken
unter dem Vorwande der Straflosigkeit – das ist eine
Ungeheuerlichkeit, die der Natur durchaus widerstreitet.
Darum beweisen die gesunde Vernunft und die Natur der
Sache selbst, dass die Gesellschaft, von der wir reden,
im Widerspruch steht zur Gerechtigkeit und natürlichen
Sittlichkeit.
Ihr Fundament
ist der Naturalismus
Sie will das
Christentum stürzen
10
Eben dieses erhellt noch klarer aus folgenden Gründen.
Mögen auch List und Verlogenheit in der Welt noch so
groß sein, so muss doch notwendig in den Wirkungen die
Natur der Ursache sich offenbaren, aus der jene
hervorgegangen sind. Ein guter Baum kann keine bösen
Früchte bringen, noch ein böser Baum gute Früchte.[10]
Es bringt aber die
Freimaurersekte verderbliche und sehr bittere Früchte.
Denn aus den unbestreitbaren Kennzeichen, von denen oben
die Rede war, ergibt sich sichtlich, was das letzte Ziel
ist bei allen ihren Plänen: die gesamte religiöse und
staatliche Ordnung, nämlich wie sie das Christentum
begründet hat, von Grund aus zu stürzen und nach ihrem
Gutdünken eine neue zu schaffen auf Grund der
Anschauungen und Gesetze des Naturalismus.
11 Was Wir
hier sagen und noch sagen werden, ist von der
Freimaurersekte im allgemeinen zu verstehen und den ihr
verwandten und verbündeten Gesellschaften, nicht aber
von den einzelnen Mitgliedern. Deren möge nicht wenige
sein, die allerdings nicht ohne Schuld sich mit diesen
Gesellschaften eingelassen haben, aber doch weder
persönlich an solchen Freveltaten sich beteiligt, noch
auch die letzten Ziele derselben kennen. Ebenso billigen
vielleicht einige von diesen Gesellschaften durchaus
nicht jene äußersten Folgerungen, welche sie, weil in
notwendiger Konsequenz aus jenen allgemeinen Grundsätzen
sich ergebend, annehmen müssten, wenn nicht die
Abscheulichkeit des Verbrechens durch seine Hässlichkeit
sie abstoßen würde. Auch finden es manche von ihnen im
Hinblick auf die Orts- und Zeitverhältnisse rätlicher,
nicht bis zum Äußersten zu gehen, wenngleich sie es
wünschten und andere so zu handeln gewöhnt sind; darum
gehören sie aber doch dem Freimaurerverbunde an; denn
nicht nach den Taten, die er vollbracht, sondern nach
seinen wesentlichen Grundsätzen muss er beurteilt
werden.
Ihr oberster
Grundsatz: Die menschliche Natur ist oberste Richtschnur
des Lebens
12 Oberster
Grundsatz der Naturalisten, wie dies schon ihr Name
besagt, ist der, es müsse die menschliche Natur und die
menschliche Vernunft in allem oberste Richtschnur und
Lehrerin sein. Hieraus ergibt sich, dass sie um die
Pflichten gegen Gott sich nicht sehr kümmern oder sie
entstellen durch irrige und wechselnde Meinungen. Sie
leugnen nämlich jede göttliche Offenbarung und verwerfen
jedwedes religiöses Dogma; nach ihnen gibt es keine
Wahrheit, die des Menschen Vernunft überschreitet,
keinen Lehrer, der kraft seines Amtes das Recht hätte,
Glauben von uns zu fordern. Da es nun aber das besondere
Recht der katholischen Kirche ist, da ihr allein
zukommt, die von Gott empfangenen Lehren und ihre
lehramtliche Autorität samt allen übrigen zum Heile
notwendigen Gnadenmittel vollständig zu bewahren und
unversehrt zu erhalten, darum gilt ihr ganz besonders
der grimmige Kampf der Feinde.
Die Kirche
wird von ihr geknebelt
13 Betrachten
wir nun das Verfahren der Freimaurersekte in religiösen
Fragen, besonders da, wo sie sich freier bewegen kann,
so ergibt sich, dass sie die Anschauungen der
Naturalisten geradezu verwirklichen zu wollen scheint.
Ist sie doch unermüdet uns seit langer Zeit bestrebt,
das Lehramt der Kirche und ihre Autorität im Staate zu
untergraben, weswegen man öffentlich nicht
Angelegentlicheres zu verkünden hat, als die
Notwendigkeit einer vollständigen Trennung von Kirche
und Staat. Hierdurch hält sie den höchst wohltätigen
Einfluss der katholischen Religion von der Gesetzgebung
und Verwaltung des Staates ferne und glaubt demgemäss
das gesamte Staatswesen ohne jedwede Bezugsnahme auf die
Kirche, ihre Institutionen und Lehren, ordnen zu können.
14 Doch es
ist ihnen nicht genug, die Kirche, diese beste Führerin,
zu verdrängen, sondern sie feinden noch dazu an und
schädigen sie. Ungestraft greift man in Rede, Schrift
und Lehrvorträgen selbst die Fundamente der katholischen
Lehre an; weder die Rechte der katholischen Kirche
werden anerkannt, noch die Ämter, die sie von Gott
empfangen, und zwar durch Gesetze, die dem Scheine nach
weniger gewalttätig, in der Tat aber recht geeignet
sind, ihre Freiheit zu hemmen. Der Klerus leidet unter
schweren Ausnahmegesetzen, so dass von Tag zu Tag er an
Anzahl abnimmt und seine notwendigsten Subsistenzmittel
sich verringern; was von dem Kirchengute noch übrig ist,
ist durch drückende Maßregeln gebunden der Gewalt und
Willkür der staatlichen Verwalter ausgeliefert; die
religiösen Genossenschaften sind aufgehoben und
zerstreut.
Der römische
Papst wird auf das heftigste angegriffen
15 Der
Heilige Stuhl aber und der Römische Papst wird seit
langem aufs heftigste bekämpft. Zuerst hat man ihn unter
falschen Vorwänden seiner weltlichen Herrschaft beraubt,
die ein Hort seines Rechtes uns seiner Freiheit war;
bald hierauf hat man ihn in eine harte Lage versetzt,
durch Schwierigkeiten aller Art in unerträglicher Weise
bedrängt, bis man da ankam, wo wir jetzt stehen, und die
Sektenhäupter, was sie vordem lange im Verborgenen
geplant hatten, nun offen aussprechen, es müsste die
heilige Gewalt der Päpste vernichtet und das kraft des
göttlichen Rechtes eingesetzte Papsttum selbst von Grund
aus zerstört werden. Hätten wir auch sonst keine Beweise
für diese Absichten, so bezeugen dies jene, welche in
die Sekte eingeweiht sind, von denen sehr viele früher
schon und auch in neuester Zeit dies als den wahren Plan
der Maurer erklärten, die katholische Kirche auf
äußerste zu bekämpfen, und nicht zu ruhen, bis sie alles
ausgerottet hätten, was immer die Päpste zum Besten der
Religion gegründet haben.
Die Religion
wird in das Belieben des einzelnen gestellt
16 Zwar
werden jene, welche in der Sekte Aufnahme finden,
keineswegs mit ausdrücklichen Worten gezwungen, ihrem
katholischen Glauben abzuschwören; doch dies
widerspricht keineswegs den Plänen der Mauerer, sondern
ist vielmehr ihnen dienlich. Denn vorerst täuschen sie
leicht durch solches Verfahren die Unbefangenen und
Unbehutsamen und locken noch mehrere andern an. Indem
sie sodann Bekenner jeder Religion ohne Unterschied
aufnehmen, tragen sie tatsächlich viel dazu bei, den
Hauptirrtum unserer Zeit zu verbreiten, die Religion sei
den Belieben des Einzelnen anheimgestellt, und es gebe
keinen Unterschied unter den verschiedenen
Religionsformen. Eine solche Anschauung führt geradezu
zum Untergange jedweder Religion, besonders aber der
katholischen, welche, da sie unter allen übrigen die
allein wahre ist, ohne höchstes Anrecht nicht den andren
gleichgestellt werden kann.
Selbst
natürliche Wahrheiten werden von ihr preisgegeben
17 Doch die
Naturalisten bleiben hierbei nicht stehen. Da sie in den
höchsten Fragen unbesonnen einen falschen Weg
eingeschlagen haben, so gelangen sie in raschem
Fortgange zum Äußersten, sei es in Folge der Schwäche
der menschlichen Natur, sei es nach Gottes Gericht, das
über ihren Stolz gerechte Strafe verhängt. So kommt es
denn, dass auch das für sie ungewiss und zweifelhaft
wird, was der Mensch in dem natürlichen Licht seiner
Vernunft erkennt, wie das Dasein Gottes, die
Immaterialität, Geistigkeit und Unsterblichkeit der
Seele. – Auch die Sekte der Freimaurer scheitert auf
ihrer Irrfahrt an demselben Klippen. Denn wenn sie auch
im allgemeinen das Dasein Gottes annehmen, so legen sie
doch selbst dafür Zeugnis ab, dass ihr Geist hierfür
keine feste und unerschütterliche Gewissheit hat. Denn
sie selbst gestehen, dass gerade diese Frage über das
Dasein Gottes bei ihnen ganz besonders Grund und Anlass
zu Uneinigkeiten ist; ja es ist bekannt, dass vor nicht
langer Zeit über diese Frage heftig unter ihnen
gestritten wurde. In der Tat gestattet die Sekte in
diesem Punkte den Brüdern große Freiheit: dass es einen
Gott gebe oder nicht, mag ein jeder nach Belieben
behaupten. Jene, welche unverhohlen behaupten, es gebe
keinen Gott, werden ebenso leicht aufgenommen, als die
anderen, welche zwar das Dasein Gottes zugeben, aber
eine falsche Vorstellung von ihm haben, wie die
Pantheisten ihn sich denken. Es heißt dies, von Gott
einen gewissen widerspruchsvollen Schein noch
beizubehalten, in Wahrheit aber ihn leugnen.
18
Ist dieses stärkste Fundament zerstört und gefallen, so
muss folgerichtig auch alles Übrige wanken, was wir
schon von Natur aus belehrt erkennen, nämlich die
Erschaffung aller Dinge durch Gottes freien Willen, die
allwaltende Weltregierung, die Unsterblichkeit der
Seelen, das ewige Leben, welches dermaleinst auf diese
irdische Dasein folgen wird.
Die natürliche
Sittlichkeit gerät ins Schwanken; religionslose
Erziehung
19 Sind nun
aber diese Fundamentwahrheiten verloren gegangen, welche
uns von Natur aus gegeben sind als die obersten
Grundsätze für Erkennen und Leben, so erhellet
leichthin, welcher Art die Sitten sind im öffentlichen
wie im Privatleben. – Jene höheren Tugenden, welche ohne
Gottes besondere Gnade und Beistand niemand erlangen
noch üben kann, wollen Wir mit Stillschweigen übergehen;
von diesen kann dort wahrhaftig keine Spur sein, wo man
die Erlösung des Menschengeschlechtes, die himmlische
Gnade, die Sakramente und die dereinstige Seligkeit im
Jenseits nicht kennt und zurückweist. – Wir wollen nur
reden von den Pflichten der natürlichen Sittlichkeit.
Gott der Weltschöpfer und ihr weiser Regierer; das ewige
Gesetz, welches gebietet, die Ordnung der Natur zu
wahren, verbietet, sie zu stören; das letzte Ziel des
Menschen, das jenseits liegt über allem Irdischen und
Vergänglichen – das sind die Quellen und obersten
Grundsätze alles Rechtes und aller Sitte.
Werden diese geleugnet, wie es von Seite
der Naturalisten und Freimaurer geschieht, so gibt es
alsbald für die Erkenntnis von Recht und Unrecht keinen
festen und unangreifbaren Haltpunkt mehr. In der Tat,
die sittliche Erziehung, welche die Sekte der Freimaurer
allein noch gutheißt und billigt, in der die Jugend
herangebildet werden soll, ist die sogenannte rein
weltliche, unabhängige und freie, d. h. alles Einflusses
der Religion bare. Wie dürftig aber eine solche ist, wie
kraftlos, wie schwankend bei jedem Hauch der
Leidenschaften, das haben ihre bereits offenbaren und
beklagenswerten Früchte hinlänglich dargetan. Denn wo
immer jene ungehindert sich geltend machte, und die
christliche Erziehung weichen musste, da schwanden
alsbald die guten und reinen Sitten, Ungeheuerliches
wurde behauptet, Verwegenheit und Missetat nahmen
raschen Schrittes zu. Allgemein beklagt und bedauert man
dieses, ja selbst nicht wenige von denen, die es am
wenigsten gestehen möchten, legen im Angesicht der
Tatsachen hierfür Zeugnis ab.
Sie leugnet
die Erbsünde und die Pflicht zur Selbstzucht
20 Da
außerdem die menschliche Natur, von der Erbsünde
befleckt, eben darum vielmehr zum Laster hinneigt als
zur Tugend, so fordert ein sittliches Leben vor allem
dieses, dass wir die niederen Triebe bezwingen und die
Begierden der Vernunft unterwerfen. In diesem Kampfe
heißt es nicht selten, das Irdische verschmähen und die
größten Anstrengungen und Beschwerden nicht scheuen,
damit die Vernunft die ihr gebührende Herrschaft
bewahre. Da nun aber die Naturalisten und Mauerer der
göttlichen Offenbarung nicht glauben, so leugnen sie
auch den Sündenfall der Stammeltern, leugnen, dass „Die
Willensfreiheit geschwächt und geneigt sei“10. Sie
übertreiben vielmehr die Kraft und Vortrefflichkeit der
menschlichen Natur, erkennen in ihr allein den Grund und
Maß aller Gerechtigkeit und denken gar nicht daran, dass
es zur Bezwingung der niederen Triebe und Regelung der
Begierden steten, nie ermüdenden Kampf kostet.
Wir sehen daher, wie man überall in der
Öffentlichkeit so viele Reizmittel zum Bösen anbietet:
Zeitschriften und Erzählungen ohne jedwede Scham noch
Scheu, Schauspiele, die sich hervortun durch
Zügellosigkeit, eine Kunst, welche einem falschen
sogenannten Realismus ihre Motive entnimmt, einen
übertriebenen, verweichlichenden Luxus, kurz alles, was
dazu dient, die Leidenschaften zu erregen und die Tugend
einzuschläfern und zu entnerven. Wohl ist solches ein
schmähliches Beginnen; aber folgerichtig handeln diese,
da sie keine Hoffnung auf himmlische Güter mehr haben,
ihr ganzes Glück in diesen vergänglichen Gütern suchen
und im Irdischen gewissermaßen untergehen. Was Wir
gesagt haben, wird bestätigt durch eine Tatsache, die an
sich nicht überrascht, sondern nur dadurch, dass man es
wagt, sie auszusprechen. Da nämlich schlauen und
verschlagenen Menschen niemand sklavischer zu gehorchen
pflegt, als jene, welche die Leidenschaft entnervt und
gebrochen hat, so haben sich in der Freimaurersekte
Leute gefunden, die öffentlich den Vorschlag machten,
planmäßig und mit Bedacht dahin zu wirken, um eine
grenzenlose Zügellosigkeit in allen Lastern unter der
Menge zu verbreiten; denn dadurch würde sie ihnen ganz
zu eigen und willenlos bereit sein zu jedem Frevel.
Sie treten für
die Zivilehe und Ehescheidung ein; der Geistliche soll
aus der Schule ausgeschlossen werden
21 Was die
häusliche Gesellschaft betrifft, so lässt sich die Lehre
der Naturalisten in Folgendem ungefähr kurz
zusammenfassen. Die Ehe ist nach ihnen ein Vertrag und
kann nach dem Willen jener, die ihn eingegangen, wieder
rechtlich gelöst werden; auch in Bezug auf das Band ist
sie der bürgerlichen Gewalt unterstellt. Bezüglich der
Erziehung gilt als fester und unbestrittener Grundsatz,
dass in keinem bestimmten Religionsbekenntnis Unterricht
erteilt werden soll; einem jeden soll es unbenommen
bleiben, in reiferen Jahren nach Gutdünken zu wählen.
Dies ist auch die Meinung der Mauerer; sie stimmen ihr
nicht bloß zu, sondern suchen sie auch im Leben geltend
zu machen. In vielen, selbst katholischen Gegenden ist
gesetzlich verordnet, dass eine Ehe ohne bürgerlichen
Erlass als eine rechtswidrige nicht anerkannt wird; an
anderen Orten ist die Ehescheidung erlaubt, und wieder
an anderen gibt man sich Mühe, die Erlaubtheit zu
erwirken. So kommt es allmählich dahin, dass das Wesen
der Ehe ein gänzlich anderes wird, das heißt eine
wandelbare und flüchtige Verbindung, welche die
Leidenschaft bald schließt und bald wieder trennt.
Darin aber sind die Freimaurer alle in
höchster Weise einig, dass sie darnach streben, den
Jugendunterricht an sich zu reißen. Dem weichen und
schmiegsamen Alter gedenken sie leicht die ihnen
beliebige Richtung geben zu können; und sie halten dies
für den besten Weg, Bürger der Zukunft in ihrem Sinne zu
gewinnen. Darum wollen sie in Erziehung und Unterricht
der Jugend den Dienern der Kirche zum Zwecke der Lehre
und Aufsicht keine Mitwirkung gestatten, und an vielen
Orten haben sie es bereits dahin gebracht, dass der
gesamte Jugendunterricht von Laien gegeben wird, und die
großen und hochheiligen Pflichten, welche den Menschen
mit Gott verbinden, auf die sittliche Bildung keinen
Einfluss mehr haben.
Jeder habe
dasselbe Recht und die Gewalt stamme vom Volke
22 Auf dem
Gebiete des Staatslebens gilt es den Naturalisten als
Grundsatz, es hätten alle Menschen dasselbe Recht und
sie seien nach jeder Beziehung hin vollkommen einander
gleich; ein jeder ist nach ihnen von Natur aus frei,
keiner hat ein Recht, dem andern zu gebieten; Gehorsam
fordern einer Autorität gegenüber, die nicht von ihnen
ausgegangen, das, sagen sie, heiße so viel, als einem
Gewalt antun. Alles ruht nach ihnen auf dem freien
Volke; die Regierung habe ihre Gewalt im Auftrage oder
in Übereinstimmung mit dem Volke, so dass, wenn dieses
seine Meinung ändert, es die Fürsten auch gegen ihren
Willen ihrer Gewalt entsetzen kann. Die Quelle aller
Rechte und Pflichten der Bürger sei entweder die Menge
oder die Regierung, insofern sie die neuesten Theorien
aufgenommen hat. Außerdem fordern sie einen Staat ohne
Gott; keine der verschiedenen Religionsformen sei
berechtigt, dass man sie der andern vorziehe, es hätten
vielmehr alle gleiche Bedeutung.
23 Dass aber
die Maurer solche Grundsätze sich aneignen, und von
ihnen geleitet die Verfassung der Staaten umgestaltet
wollen, ist so offenkundig, dass es keines Beweises
bedarf. Denn schon längst setzen sie bekanntermaßen
alles daran, und bieten alle Mittel hiefür auf; eben
dadurch bahnen sie aber auch jenen zahlreichen
tollkühnen Menschen den Weg, noch weiter fortzuschreiten
und in Aufhebung alles Stände und Vermögensunterschiedes
im Staate Gleichheit und Gemeinschaft aller Güter zu
verkünden.
Die Gefahren
der Freimaurerei
Sie will die
Wohltaten Christi vernichten
24 So geht
denn aus dem, was wir in festen Grundzügen dargelegt
haben, zur Genüge hervor, was die Freimaurersekte ist
und welches ihre Bestrebungen sind. So sehr und so
offenkundig stehen ihre wichtigsten Lehrsätze mit der
Vernunft in Widerspruch, dass ein größerer kaum gedacht
werden kann. Denn die Religion und Kirche zerstören
wollen, die Gott gegründet und auf immer schirmt, das
Heidentum mit seinen Sitten und Gebräuchen nach
achtzehnjahrhundert Jahren wieder zurückführen wollen,
das ist doch ein Beweis von ganz außerordentlicher
Torheit und gottlosem Frevel. Aber auch das ist ebenso
erschrecklich und unerträglich, dass man die Wohltaten
von sich weist, die Jesus Christus nicht bloß den
Einzelnen, sondern auch der häuslichen Gesellschaft
sowohl wie der staatlichen durch seine Gnade erwiesen
hat, deren Größe selbst von den Feinden bezeugt und
anerkannt wird. In solchen wahnwitzigen und finsteren
Bestrebungen scheint sich gewissermaßen zu offenbaren
des Satans unaustilgbarer Hass und Rachedurst gegen
Jesus Christus.
Sie bereitet
dem Menschengeschlechte den Untergang
Und wenn die Mauerer eifrigst darnach
trachten, die Fundamente zu zerstören, auf denen alle
Gerechtigkeit und Sittlichkeit ruht, und sich auf die
Seite jener zu stellen, die jede tierische Luft für
erlaubt erklären möchten, so ist dies nichts anderes,
als dem Menschengeschlecht den Untergang in Schmach und
Schande bereiten.
Sie ist eine
Gefahr für die Familie
Noch mehr Gefahren bringen ihre Pläne
gegen die häusliche und bürgerliche Gesellschaft. Wie
Wir nämlich früher schon auseinandergesetzt haben, hat
die Ehe nach dem übereinstimmenden Zeugnisse aller
Völker und Zeiten eine heilige und religiöse Weihe, und
es verbietet das göttliche Gesetz, den Ehebund zu
zerreißen. Wenn aber die Ehe ihren heiligen Charakter
verliert, wenn Ehescheidung erlaubt ist, dann tritt eine
Störung ein in der Familie und Verwirrung, dann verliert
das Weib seine Würde, den Kindern ist weder ihr Vermögen
noch die Zukunft überhaupt mehr gesichert.
Sie unterwühlt
den Staat
Ein Staat ohne
Gott ist ein Frevel
Die Religion aber aus dem öffentlichen
Leben gänzlich verbannen, und in der bürgerlichen
Gesetzgebung und Regierung ganz von Gott absehen,
gleichsam als gebe es keinen Gott, das ist ein selbst
den Heiden unerhörter Frevel; denn diese hatten eine so
tiefe und feste Überzeugung nicht bloß von den Göttern,
sondern auch von der Notwendigkeit einer öffentlichen
Religionsausübung, dass sie sich eher eine Stadt ohne
Fundamente als ohne Gott vorstellen konnten. In der Tat,
die menschliche Gesellschaft, für welche wir von Natur
aus bestimmt sind, ist von Gott, dem Urheber der Natur,
ausgegangen; er ist Quelle und Grund all´ der zahllosen
Güter, die wir immerdar durch sie empfangen. Wie darum
dem Drange der Natur gemäß jeder Einzelne Gott eine
religiöse Verehrung erweist, von dem er das Leben und
alles Gute, was er zugleich mit diesem empfing, erhalten
hat, ebenso verhält es sich mit den Völkern und Staaten.
Wer darum die bürgerliche Gesellschaft jeder religiösen
Pflicht entbindet, der handelt nicht bloß ungerecht,
sondern auch töricht und ungereimt.
Der
rechtmäßige Träger der Gewalt ist ein Diener Gottes
25 Da nun
aber der Mensch nach Gottes Willen von Natur aus für das
Zusammenleben in der bürgerlichen Gesellschaft bestimmt
ist, die politische Gewalt aber das Band bildet, ohne
das diese augenblicklich auseinander fällt, so geht die
obrigkeitliche Gewalt notwendig auch von dem aus, der
die Gesellschaft selbst gegründet hat. Weithin ist der
Träger dieser Gewalt, wer immer er auch sein mag, Gottes
Diener. So liegt es im Zweck und Wesen der bürgerlichen
Gewalt, dass sie der rechtmäßigen Gewalt, wenn sie
Gerechtes befiehlt, Gehorsam leisten gerade so wie Gott,
dessen Vorsehung alles leitet, und es ist durchaus
irrig, dass dem Volke es freistehe, den Gehorsam nach
Belieben zu verweigern.
Die behauptete
Gleichheit ist der Ruin des Staates
26 Was die
Behauptung einer allgemeinen Gleichheit unter den
Menschen angeht, so ist diese Behauptung vollständig
wahr, wenn wir unser Geschlecht und unsere gemeinsame
Natur, das letzte Ziel, nach dem alle streben sollen,
sowie die Rechte und Pflichten betrachten, die hieraus
fließen. Da aber die natürlichen Fähigkeiten aller nicht
gleich sein können, einer von dem andern sich
unterscheidet an Geistes- und Leibeskraft, und die
Sitten, Bestrebungen und Naturelle gar verschieden sind,
so widerstreitet nichts so sehr der Vernunft, als alle
ohne Unterschied in einem abstrakten Begriff
zusammenzufassen und nach dieser unbedingten
Gleichheitstheorie ein Staatswesen begründen zu wollen.
Wie der vollkommene Leib aus der organischen Verbindung
der verschiedenen Glieder besteht, welche nach Gestalt
und Tätigkeit von einander abweichen, im ganzen aber und
ein jedes an seiner Stelle die menschliche Gestalt
bilden, schön in ihrer Erscheinung, stark an Kraft,
deren Tätigkeit notwendig ist, so bilden im Gemeinwesen
die einzelnen Teile eine fast unendliche
Verschiedenheit. Würden diese sich alle gleich dünken,
und ein jeder seiner Willkür folgen, dann würde sich uns
ein Staat darstellen, wie er unförmlicher nicht gedacht
werden könnte; wenn aber die verschiedenen Ämter,
Berufsklassen und Bestrebungen harmonisch zum
allgemeinen Besten zusammenwirken, dann tritt das Bild
eines gesunden und der Natur entsprechenden Staatswesens
vor uns hin.
Die Ideen der
Freimaurerei ist den Ideen der Kommunisten günstig
27 Es lassen
Uns übrigens diese soeben erwähnten revolutionären
Irrlehren das Schlimmste für den Staat befürchten. Wo
die Furcht vor Gott geschwunden und die Ehrfurcht vor
seinem heiligen Gesetze, die Autorität der Fürsten
verachtet, der Aufruhr erlaubt und gutgeheißen, den
Begierden der Menge volle Zügellosigkeit gestattet wird
und nur die Furcht vor der Strafe noch zurückhält, da
muss ein allgemeiner Umsturz erfolgen. Das ist es aber
auch, was sehr viele von den Sozialisten und Kommunisten
wollen und offen bekennen. Und es kann die
Freimaurersekte nicht leugnen, mit diesen gemeinsame
Sache zu machen; denn sie ist deren Plänen nur allzu
sehr günstig und unterscheidet sich in ihren wichtigsten
Grundsätzen nicht von ihnen. Wenn sie auch nicht alsbald
und überall das Äußerste wagt, so ist die Ursache
hiervon weder ihre Lehre noch ihr guter Wille, sondern
die Kraft der göttlichen unvertilgbaren Religion, sowie
der bessere Teil der Bevölkerung, welcher sich nicht in
den Dienst der geheimen Gesellschaften gestellt hat,
vielmehr starkmütig ihre Bestrebungen bekämpft.
Sie
umschmeichelt und betört Fürsten und Völker
28 Möchten
doch alle den Baum an seinen Früchten erkennen, und
darauf Acht haben, wo der Ursprung und Ausgang der Übel
ist, unter denen wir leiden, der Gefahren, die uns
bedrohen! Wir haben es mit einem listigen und
verschlagenen Feinde zu tun, der Fürsten und Völkern
schmeichelt, und beide durch süße und einnehmende Reden
fängt. Unter dem Scheine von Freundschaft schmeicheln
sich die Freimaurer ein bei den Fürsten, um in ihnen
mächtige Genossen und Gehilfen in ihrem Kampfe gegen die
katholische Kirche zu gewinnen; um sie noch mehr
aufzustacheln, klagen sie verleumderisch immerfort
dieselbe an, als wolle sie die Kronrechte der Fürsten
antasten. Durch derlei Künste sicher und keck geworden,
haben sie auf die Staatsregierung einen großen Einfluss
gewonnen, wobei sie es jedoch sich nicht nehmen lassen,
die Fundamente der Staaten zu erschüttern und die
Fürsten zu befehden, sie anzuklagen, aus dem Lande zu
jagen, so oft diese in ihrer Regierung nicht nach ihren
Weisungen sich richten. – In ähnlicher Weise haben sie
mit dem Volke ihr Spiel getrieben. Ihr Mund ist voll von
Freiheit und Volksbeglückung; der Kirche und der Fürsten
Schuld sei es gewesen, sagen sie, dass das Volk noch
nicht die ihm gebührende Freiheit und allgemeinen
Wohlstand erlangt habe. So täuschen sie es, machen in
ihm rege das Verlangen nach Neuerungen und regen es auf
zum Kampfe gegen die geistliche und weltliche Obrigkeit.
Doch alle diese gehofften Vorteile werden nur
versprochen, nicht in Wirklichkeit ihm zu Teil; es
leidet vielmehr das Volk unter einem viel härteren
Drucke, und hat dabei zum großen teile nicht jenen
Trost, welcher in der christlichen Gesellschaftsordnung
ihm so leicht und so reichlich zu Gebote steht. Das ist
eben die Strafe des Stolzes, der sich gegen die von
Gottes Vorsehung gewollte Ordnung auflehnt, dass er nur
Elend und Ruin findet gerade dort, wo er unbedachtsam
alles nur erwünschte Glück erhofft hatte.
Heilmittel
gegen die Freimaurerei
Im
allgemeinen: Eintracht zwischen Staat und Kirche
29
Wenn aber die Kirche gebietet, man müsse vor allem und
in ganz besonderer Weise Gott gehorchen, der da über
alles herrscht, so würde man sehr mit Unrecht darum ihr
den Vorwurf machen, als missgönne sie den Fürsten ihre
Gewalt, oder als wolle sie diese in irgend welcher Weise
sich anmaßen. Gerade im Gegenteil gebieten sie, dass
nämlich die Untertanen den schuldigen Gehorsam der
bürgerlichen Gewalt gegenüber aus vollem und
wohlbewusstem Pflichtgefühle leisten. Dadurch aber, dass
sie den Ursprung der Gewalt in Gott erkennt, empfängt
diese eine höhere Würde, und trägt dies nicht wenig dazu
bei, ihr Ehrfurcht und Liebe bei den Bürgern zu
gewinnen. Sie ist es, die den Frieden liebt, die
Eintracht nährt und alle in mütterlicher Liebe umfasst;
nur auf das Wohl aller bedacht, lehrt sie die
Gerechtigkeit mit Milde, die Gewalt mit Billigkeit, die
Gesetze mit Mäßigung zu verbinden, niemanden in seinem
Recht zu verletzen, die staatliche Ordnung und den
öffentlichen Frieden zu fördern, der Armut und Not so
viele als möglich durch öffentliche und
Privatwohltätigkeit zu steuern. „Aber darum“, um mit den
Worten des heiligen Augustinus zu sprechen, „glauben
solche oder wollen glauben machen, die christliche Lehre
bringe dem Gemeinwesen keinen Nutzen, weil sie dieses
nicht auf den festen Grund der Tugenden, sondern auf die
Straflosigkeit der Laster zu bauen suchen“.[11]
Nach alldem würde die
wahre Staatsklugheit sowie die allgemeine Wohlfahrt viel
eher fordern, dass Fürsten und Völker mit der Kirche
zusammengingen, um die Angriffe der Mauerer zu
bekämpfen, statt mit diesen zum Sturze der Kirche
gemeinsame Sache zu machen.
30 Wie es nun
auch kommen mag, Unsere Pflicht ist es, Ehrwürdige
Brüder, gegen dieses so schwere und bereits
weitverbreitete Übel auf Heilmittel zu sinnen. – In der
christlichen Tugend besitzen wir die beste und stärkste
Hoffnung auf Rettung; darum hassen sie die Maurer ebenso
sehr, wie sie dieselbe fürchten. Und darum erachten Wir
es als Unsere erste Aufgabe, diese zur Hilfe zu rufen im
Kampfe gegen den gemeinsamen Feind. Was immer darum die
Römischen Päpste, Unsere Vorfahren, verordnet haben
gegen die Pläne und Anschläge der Freimaurersekte, was
sie immer an Bestimmungen getroffen, um vor dem
Eintritte in dieselbe abzuschrecken oder zum Austritte
aus derselben zu bewegen, alles das bestätigen und
bekräftigen Wir durch Unsere Apostolische Autorität. Wir
vertrauen hierbei auf den guten Willen der
Christgläubigen, bitten und beschwören einen jeden aus
ihnen beim Heile seiner Seele, dass er gewissenhaft
bewahre und auch nicht im geringsten abweiche von dem ,
was der Apostolische Stuhl in dieser Beziehung
festgesetzt hat.
Heilmittel im
besonderen
Belehrung über
das Wesen der Freimaurerei
31 Euch aber,
Ehrwürdige Brüder, bitten Wir dringend, Euere eifrigen
Bestrebungen mit den Unserigen zu vereinigen, um diese
unreine Seuche auszurotten, welche alle Adern der
Gesellschaft durchdringt. Gottes Ehre gilt es und der
Nächsten Seelenheil; wer dies bedenkt, dem wird es nicht
an Mut, nicht an Unerschrockenheit im Kampfe fehlen.
Euere Klugheit wird Euch die Mittel und Wege an die Hand
geben, durch welche Ihr, was Euch entgegensteht und
widerstrebt, zu bekämpfen habt. – Und da es der Würde
Unseres Amtes entspricht, dass Wir Unsererseits Euch
empfehlen, wie in dieser Angelegenheit vorgegangen
werden soll, so gehet aus von der Überzeugung, dass vor
allem den Maurern die Larve heruntergenommen und sie in
ihrer wahren Gestalt gezeigt werden müssen. Die Völker
müssen belehrt werden durch mündlichen Unterricht und in
Hirtenbriefen über die Kunstgriffe derartiger
Gesellschaften, um die Leute zu täuschen und an sich zu
locken; es muss das Verderbliche ihrer Lehren, das
Schändliche in ihrem Treiben aufgedeckt werden. Niemand
darf, wie es Unsere Vorfahren oftmals bestimmt haben,
aus welchem Grund immer es sei, in die Sekte der Maurer
eintreten, wenn ihm sein katholisches Bekenntnis und
sein Seelenheil so, wie es die Pflicht fordert, am
Herzen liegt. Möge niemand von einer zur Schau
getragenen Sittlichkeit sich täuschen lassen, wenn es
ihm auch dünken möchte, als ob diese Sekte nichts
verlange, was der Religion und der christlichen Sitte
widerstreitet. Die Sekte ist eben ihrem ganzen Wesen und
ihrer innersten Natur nach Sünde und Schande; darum ist
es nicht erlaubt, ihr beizutreten und in irgend einer
Weise behilflich zu sein.
Belehrung über
die Grundwahrheiten des Christentums
32 Sodann
muss durch fortgesetzten Unterricht und Mahnung das
christliche Volk mehr und mehr dahin gebracht werden,
dass es die Geheimnisse der Religion fleißig lernt, Zu
diesem Zweck können Wir nur raten, in Schriften und
Zweckentsprechenden Predigten die wesentlichen Lehren
unserer heiligen Religion dazulegen, welche die Weisheit
des Christentums enthalten. Das hat den Vorteil, dass
bei der gegenwärtigen Zügellosigkeit im Schreiben und
der unersättlichen Lernbegierde der Geister diese durch
den Unterricht geheilt und gegen die mannigfach
gestalteten Irrtümer und die verschiedenen Anreizungen
zum Laster geschirmt werden.
33 In der
Tat, ein großes werk. Doch wird Euer Klerus, wenn er
durch Euere Bemühungen eine tüchtige asketische und
wissenschaftliche Bildung empfangen hat, hilfreich und
mit vereinten Kräften Euch hierbei zur Seite stehen.
Doch eine so große und edle Sache fordert auch die
emsige Mitwirkung von Laien, in denen mit der Liebe zur
Religion und zum Vaterlande sittlicher Charakter und
Wissenschaft sich verbinden. Indem so aus beiden Ständen
die besten Kräfte zusammenwirken, Ehrwürdige Brüder,
möget Ihr dahin streben, dass die Kirche in ihrem wahren
Wesen von den Menschen immer besser erkannt und
hochgehalten wird; denn je mehr sie dieselbe erkennen
und lieben, desto mehr werden sie die geheimen
Gesellschaften verabscheuen und fliehen.
34 Aus diesem
Grunde ergreifen Wir hier die Gelegenheit, um wiederholt
darauf hinzuweisen, wie notwendig es ist, den dritten
Orden des heiligen Franziskus, dessen Regel Wir erst
jüngst mit umsichtiger Lindigkeit gemildert haben,
eifrigst zu verbreiten und zu beschützen. Seht ja doch
dem Willen seines Stifters dessen Bedeutung ganz darin
auf, dass er das Geschlecht aufrufen will zur Nachfolge
Jesu Christi, zur Liebe seiner heiligen Kirche, zur
treuen Erfüllung aller Christenpflichten; darum ist er
eine starke Macht gegenüber der Pest verwerflicher
Gesellschaften. Möge diese heilige Genossenschaft von
Tag zu Tag neue Mitglieder gewinnen; viele Früchte wird
sie bringen, und als das Beste dieses, dass die Gemüter
zur wahren Freiheit, Brüderlichkeit, Gleichheit sich
erheben; freilich nicht zu jener, wie sie die Maurer
töricht träumen, sondern wie sie Jesus Christus uns
gebracht und der heilige Franziskus in seinem Leben
dargestellt hat. Der Freiheit nämlich der Kinder Gottes,
dass wir weder dem Satan dienen, noch in die harte
Knechtschaft der Begierden fallen, der Brüderlichkeit,
die von Gott, dem gemeinsamen Vater und Schöpfer
ausgeht, der Gleichheit, die auf dem festen Grunde der
Gerechtigkeit und Liebe ruhend die Unterschiede in der
Gesellschaft nicht aufhebt, aber bei aller
Verschiedenheit der Lebensweise, Stände und Berufsarten
jene herrliche Übereinstimmung und Harmonie bildet,
welche ihre Natur nach dem Gemeinwesen Wohl und Würde
bringt.
Sammlung der
katholischen Arbeiter und Handwerker
35 An dritter
Stelle weisen Wir auf eine zweckmäßige Einrichtung der
Vorzeit hin, die im Laufe der Jahre zwar verfiel, aber
als Muster für ähnliche Unternehmungen in der Gegenwart
dienen kann. – Wir meinen die Zünfte und Innungen der
Handwerker, gegründet unter religiöser Leitung zum
Schutze der Habe wie der Sitten. Ihren Nutzen hatten
unsere Vorfahren aus langer Erfahrung wohl erprobt;
unsere Zeit wird ihn noch mehr erkennen, weil sie ganz
besonders dazu angetan sind, den Versuchungen der
geheimen Sekten zu begegnen. Denn die Handarbeiter, die
nur kümmerlich mit ihrem Lohne ihr Leben fristen,
verdienen eben darum schon unsere Liebe und tröstliche
Teilnahme; deswegen sind sie aber auch am meisten der
Arglist und Verführung der überall verbreiteten geheimen
Gesellschaften preisgegeben. Mit der größeren Liebe
müssen wir ihnen daher entgegenkommen und sie in
ehrbaren Vereinen sammeln, damit sie nicht in
verderbliche geraten. Darum ist es Unser dringender
Wunsch, es möchten unter der Obhut und Leitung der
Bischöfe dieser Innungen in zeitgemäßer Weise zum Besten
des Volkes wieder hergestellt werden. Und es gereicht
Uns zu nicht geringer Befriedigung, dass an mehreren
Orten schon solche Verbrüderungen sich gebildet haben
und Vereine von Schutzmitgliedern entstanden sind, die
es sich zur Aufgabe gemacht haben, den ehrbaren ärmeren
Volksklassen beizuspringen, ihre Familien und Kinder zu
schirmen und zu schützen und den religiösen Unterricht,
Frömmigkeit und Sittlichkeit unter ihnen zu fördern. –
In dieser Beziehung können Wir jenen so musterhaft
dastehenden, um das ärmere Volk hochverdienten Verein
vom heiligen Vinzentius von Paul nicht mit
Stillschweigen übergehen. Was er wirkt, was er will, ist
männiglich bekannt; seine ganze Aufgabe besteht darin,
die Dürftigen und Bedrängten aus eigenem Antrieb
aufzusuchen, und zwar mit wunderbarer Freudigkeit und
Anspruchslosigkeit. Je weniger er in die Öffentlichkeit
treten will, desto wirksamer ist er in der Übung
christlicher Liebe und desto zweckmäßiger zur Linderung
der Not.
Sorge für die
heranwachsende Jugend
36 Zum
vierten empfehlen Wir, um desto eher zu dem erwünschten
Ziele zu gelangen, in ganz besonderer Weise die
heranwachsende Jugend Euerer treuen Obhut; denn sie ist
die Hoffnung unseres Geschlechtes. – Vor allem richtet
Euer Augenmerk auf deren Unterricht, und seid überzeugt,
dass Ihr nie Sorge genug tragen könnt, damit sie vor
Schulen und Lehrern bewahrt bleibt, die von dem
Pesthauch der Sekten angesteckt sind. Die Eltern,
Lehrer, Seelsorger sollen bei dem Religionsunterricht
nach Eurer Anweisung eifrigst bei gegebener Gelegenheit
ihre Kinder und Schüler über das wahre Wesen dieser
Sekten aufklären, damit sie jetzt schon lernen, sich vor
den mannigfachen Listen und Schlichen zu hüten, wodurch
jene, welche auf ihre Ausbreitung bedacht sind, die
Arglosen in ihre Netze zu ziehen pflegen. Ja, jene,
welche die Kinder zum Empfange der heiligen Sakramente
vorbereiten, werden gut tun, wenn sie ein jedes von
ihnen dazu bewegen, dass es den festen Vorsatz fasst,
ohne Vorwissen seiner Eltern oder ohne den Rat seines
Seelsorgers oder Beichtvaters niemals in eine
Gesellschaft einzutreten.
Einmütigkeit
im Gebet
37 Doch Wir
wissen nur zu gut, auch unsere gemeinsamen Bemühungen
sind unzureichend, um den Giftsamen auf dem Acker des
Herrn zu vertilgen, wenn nicht der himmlische Herr des
Weinberges unserem Unternehmen mit seiner Gnade
beisteht. – Darum müssen wir um so eifriger und
inständiger um seine Hilfe und Beistand flehen, je
drohender die Gefahr und je größer die Not ist. Durch
ihren Erfolg übermütig geworden, erhebt die Sekte der
Freimaurer keck ihr Haupt und scheint in ihren frechen
Forderungen kein Maß mehr zu kennen. Alle durch den
gottlosen Bund und gemeinsame Geheimpläne verschworenen
Brüder der Sekte leisten sich gegenseitig Beistand und
reizen einander auf zu verwegenen Freveltaten. Ein so
heftiger Angriff fordert eine gleich starke
Verteidigung; alle rechtschaffenen Männer müssen in eine
große Gebets- und Arbeitsgemeinschaft zusammentreten.
Einmütigen Herzens, das fordern Wir von ihnen, sollen
sie sich zusammenscharen und Feinde gegenüber
unerschüttert feststehen, viel zu Gott rufen und flehend
die Hände zu ihm zu erheben, um von ihm zu erlangen,
dass die christliche Religion blühe und gedeihe, die
Kirche ihre notwendige Freiheit erhalte, die Abtrünnigen
wieder zur rechten Lehre zurückkehren, der Irrtum der
Wahrheit, das Laster der Tugend das Feld räume. – Nehmen
wir unsere Zuflucht zu der Jungfrau und Gottesmutter
Maria, dass sie uns helfe und für uns fürspreche; sie,
die durch ihre unbefleckte Empfängnis den Satan selbst
überwunden, möge besiegen die verwerflichen Sekten, in
denen, wie wir sehen, jene bösen Geister, die gegen Gott
sich empört haben, in ihrer ganzen Treulosigkeit und
Heuchelei wieder aufleben. – Bitten wir inständig den
heiligen Michael, den Fürsten der himmlischen Scharen,
der den höllischen Feind gestürzt hat, den heiligen
Joseph, den Bräutigam der Allerseligsten Jungfrau und
mächtiger Beschützer der Kirche im Himmel, die großen
Apostel Petrus und Paulus, die Begründer und
unbesiegbaren Beschirmer des christlichen Glaubens. Im
Vertrauen auf solchen Schutz und in gemeinschaftlichem
und beharrlichem Gebete trösten wir uns, dass Gott
unserem so sehr bedrohten Geschlechte zur rechten Zeit
in seiner Barmherzigkeit Hilfe bringen wird.
38 Als
Unterpfand himmlischer Gnaden und zum Zeugnis Unseres
Wohlwollens erteilen Wir Euch, Ehrwürdige Brüder, dem
Klerus und dem gesamten Euerer Obsorge anvertrauten
Volke von ganzem Herzen den Apostolischen Segen im
Herrn.
Gegeben zu Rom beim Heiligen Petrus, den
20. April des Jahres 1884,
des siebenten Jahres Unseres
Pontifikates.
Papst Leo
XIII.
Anmerkungen
-
Von der
Stadt Gottes XIV, 17.
-
Ps
83,3-5
EU.
-
Konst.
„In eminenti“ 21. April 1788.
-
Konst.
„Providas“ 18. Mai 1751.
-
Konst.
„Ecclesiam a Jesu Christo“ 23. Sept. 1821.
-
Konst.
v. 13. März 1825.
-
Enzyklika „Traditi“ 21. Mai 1829.
-
Enzyklika “Mirari vos” 15. Aug. 1832.
-
Enzyklika “Qui pluribus” 8. Nov. 1846 ; Allokut.
„Multiplices inter“ 25. Sept.
1865 u.s.f.
-
Kirchenverf. Von Trient, VI. Sitz.: Von der
Rechtfertigung, 1. Kap.
-
Ep.
CXXXVII, al. III, ad Volusianum c. V, 20.
Verurteilung der Freimaurerei
Päpstliche Enzykliken - Päpstliche
Bullen
In einem alten Katechismus war zu lesen:
"Zu Beginn des 18. Jahrhunderts fanden sich alle
antikatholischen Kräfte
(Deisten, Materialisten, Freidenker)
in einer mächtigen Vereinigung zusammen, welche den
Namen Freimaurerei annahm. Diese war anfänglich eine
philanthropische und politische Gesellschaft
gewesen, wurde aber nach der Gründung der Großloge
von London im Jahre 1717 zum Zentrum der Freidenker
und gewissermaßen zur Armee des Unglaubens. Von
England aus griff sie nach Frankreich über, wo 1721
in Dünkirchen ihre erste Loge erstand. Der
Grand-Orient von Frankreich, der seinen Sitz in
Paris hat, wurde 1772 gegründet. Unter ihrem
philanthropischen Tarnmäntelchen war die
Freimaurerei das, was sie bis zum heutigen Tage ist:
Der Engel der Finsternis, verkleidet als Engel
des Lichts. So verführte sie viele edle Seelen,
auch Priester... Diese Menschen hatten das
verborgene Ziel der Freimaurerei nicht durchschaut.
Da waren die Päpste klarsichtiger. Sie legten sich
Rechenschaft darüber ab, dass sie es mit den
unversöhnlichsten Widersachern der Kirche zu tun
hatten.
Die Freimaurerei wurde schon sehr bald
verurteilt, nämlich von Klemens XII. im Jahre 1738,
von Benedikt XIV. im Jahre 1751, dann von Pius VII.
anno 1821, von Pius IX. anno 1865 sowie schließlich
von Leo XIII. anno 1884 in seiner Enzyklika 'Humanum
genus'."
Siehe Wortlaut der Enzyklika
oben |
1738, als die zweite Auflage der Konstitutionen von
Anderson herauskam, warnte Papst Klemens XII.
(I730-1740) erstmals vor der neuen
Geheimgesellschaft der Freimaurer. In seiner Bulle
"In Eminenti" vom 28. April jenes Jahres schrieb er:
"Wir
haben durch öffentlich kursierende Berichte
erfahren, dass sich mit täglich neuen Erfolgen
gewisse Gesellschaften, Vereinigungen,
Versammlungen, Verbindungen oder Konvente weithin
verbreiten, die - je nach Sprache - Freimaurer
genannt werden oder andere Bezeichnungen tragen und
in denen sich Menschen jeder Religion und jeder
Sekte unter dem Anschein natürlicher Ehrbarkeit
miteinander durch einen ebenso engen wie
undurchdringlichen Pakt verbünden, nach Gesetzen und
Statuten, die sie sich selbst gegeben haben, und
sich durch einen auf die Bibel geleisteten Eid unter
Androhung der schwersten Strafen dazu verpflichten,
alles, was sie im Dunkel der Verschwiegenheit
treiben, durch unverletzliches Schweigen zu decken
... Wenn sie nichts Böses täten, würden sie das
Licht nicht so sehr hassen, und dieser Verdacht hat
sich derart verschärft, dass in mehreren Staaten
besagte Gesellschaften schon seit langem verboten
und geächtet sind, weil sie die Sicherheit der
Königreiche gefährden ... Nach reiflicher Überlegung
und gestützt auf unsere apostolische Vollmacht haben
wir beschlossen und angeordnet, die erwähnten
Gesellschaften ... durch diese unsere immerwährend
gültige Konstitution zu verurteilen und zu
verbieten. Deshalb untersagen wir allen und jedem
einzelnen Getreuen Jesu Christi formell und kraft
des heiligen Gehorsams ... , den erwähnten
freimaurerischen oder anders bezeichneten
Gesellschaften beizutreten, für sie zu werben,
Beziehungen mit ihnen zu unterhalten, ihre
Mitglieder bei sich zu empfangen oder ihnen anderswo
Obdach zu gewähren und sie zu verstecken, bei jenen
Gesellschaften eingeschrieben oder ihnen
angeschlossen zu sein, an ihren Versammlungen
teilzunehmen oder ihnen die Gelegenheit und die
Mittel zu Versammlungen zur Verfügung zu stellen ...
und dies unter Androhung der Exkommunikation
für alle, die obigem Verbot zuwiderhandeln, durch
die Tat selbst und ohne weitere Erklärung ... Es sei
keinem Menschen gestattet, diese Bulle mit unserer
Erklärung, Anweisung, Verurteilung, Achtung und
Untersagung dreist zu verletzen oder ihr
zuwiderzuhandeln. Wer es wagt, dies doch zu
versuchen, der wisse, dass er den Zorn Gottes des
Allmächtigen sowie der seligen Apostel Petrus und
Paulus auf sich ziehen wird'
(zitiert
nach der Anthologie von Georges Virebeau "Les papes
et la Franc-Maconnerie" ["Die Päpste und die
Freimaurerei"], Paris 1977, S. 15-17).
Da
sich Klemens XII. der Gefährlichkeit der
Sekte bewusst war, verbot er sie in den päpstlichen
Staaten, während die päpstliche Bulle in Frankreich
von König Ludwig XV. dem Parlament niemals zur
Registrierung vorgelegt wurde. Solchermaßen war der
Gallikanismus einer der zuverlässigsten Verbündeten
der Freimaurerei.
Die Bulle enthielt
eine realistische Einschätzung der Sekte. Der Papst
hatte hinzugefügt, er verurteile die Freimaurer auch
"aus anderen uns bekannten gerechten und
vernünftigen Gründen". Nun hat Roger Peyrefitte in
der Vatikanischen Bibliothek von einem
achtzehnseitigen geheimen Schreiben Klemens' XII.
Kenntnis erhalten, das der Bulle "In Eminenti"
beigefügt ist und von dem Peyrefitte längere Auszüge
veröffentlichte. Die Kirche hat nicht einen
einzigen Satz angefochten.
Dieser Brief hält zu
Beginn den Grundsatz fest, dass es die Pflicht eines
Katholiken ist, in Fragen des Gewissens und des
Glaubens das Risiko zu meiden, in Versuchung zu
geraten und Ideen zu übernehmen, deren Natur man
nicht genau kennt.
"Ein Katholik muss
vor allem den Glauben besitzen und an die
geoffenbarten Wahrheiten glauben. Jede Theorie oder
Lehre, die im Widerspruch zum katholischen Glauben
steht, ist für uns notwendigerweise falsch und
lügenhaft. Ein Katholik, der sich zu ihr bekennt und
sich an sie durch einen Eid bindet, um sie zu
bekennen und zu verbreiten, ist ein schlechter
Katholik, ja noch mehr: ein Nichtkatholik, ein
Abtrünniger und ein Parteigänger des Antichristen.
Welches Bedürfnis kann ein Katholik denn empfinden,
sich zu anderen Lehren zu bekennen und sie zu
verkünden, wenn er doch die seine besitzt, die von
Gott, da von Christus kommt? ( ... ) Wir kennen die
wahre Lehre und den wahren Sinn der Lehre dieser
Sekte sehr wohl, der verderblichsten und
gefährlichsten von allen, gerade weil sie mit der
vollendeten Kunst der Kinder der Finsternis ihre
wahre Natur verbirgt und ihre wahre Lehre
verdunkelt. Wir gehen davon aus, dass es nicht
erforderlich ist, öffentlich über dermaßen
offenkundige Dinge zu disputieren, denn was man
öffentlich darüber weiß, reicht völlig aus, um die
Unvereinbarkeit dieser Sekte mit dem Charakter des
Christentums festzustellen. ( ... )
Der Existenz Gottes,
so heißt es, widerspräche die menschliche Vernunft,
und die menschliche Vernunft - ein Selbstzweck, da
sie mit dem physischen Tod verschwinde - sei der
wahre und einzige Gott eines Universums, das
ausschließlich zum Ruhme des Menschen und seiner
Vernunft geschaffen worden sei. Das ist die
wirkliche Lehre der Freimaurer, einer geheimen
Sekte, welche die Existenz Gottes leugnet, wobei sie
so tut, als akzeptiere sie sie als Symbol. Was ist
dieser Gott, der von jener Vernunft geleugnet wird,
die sie ins Zentrum des Universums stellen?
Er ist der Oberste
Architekt des Universums. Wo es etwas Oberes gibt,
muss es notwendigerweise auch etwas Unteres geben
... doch sie betrachten sich als Maurer und somit
als ständige, direkte und unerlässliche Mitarbeiter
des Architekten, die an seiner Tätigkeit teilhaben,
und nicht als seine Söhne und Diener. Sie sind
zugleich die Bausteine, aus denen Tag für Tag jenes
Universum errichtet wird, in dessen Zentrum es
keinen Gott mehr gibt, sondern nur die menschliche
Vernunft, ihrer Lehre zufolge die wahre
Baumeisterin. Sie sind die Maurerei, das heißt die
Werkstatt, welche die Maurer vereint und zugleich
die Bausteine dieser menschlichen Konstruktion
liefert.
Die Zeit wird
kommen, da viele von ihnen sich offen zu ihrem
Atheismus bekennen werden. Doch wird auch die Zeit
kommen, da viele Geister sich von diesen besonders
tückischen Verbindungen befreien werden, da sich
viele Herzen gegen solchen Stolz und solchen Hochmut
empören werden, die uns zu dem Urteil veranlassen,
dass diese Sekte satanisch ist, weil sie Lehren
verficht, welche die Sünde Luzifers enthalten, und
viele werden nach harter Anstrengung in der wahren
Kirche dieses Licht finden, diese von Gott
erleuchtete menschliche Vernunft, die sie heute
vergeblich im Irrtum und im Stolz suchen ... Warten
wir ab, dass der Irrtum, wie stets, den Irrtum
zerstöre"
("Les fils de la lumiere" ["Die Söhne des Lichtes"],
Flammarion, Paris 1961, S. 395-405).
Zu keinem Zeitpunkt
spricht Klemens XII. von Maurerzünften oder
Kathedralenerbauern, wie die freimaurerischen
Behauptungen uns weismachen wollen; er definiert die
Freimaurerei ausdrücklich als neue Sekte, und dies
bereits 1738, ein halbes Jahrhundert vor der
Französischen Revolution.
1789 wird sich die
Sekte zur Zerstörung, nicht zur Errichtung der
Kathedralen und der christlichen Ordnung anschicken.
Seit ihren offiziellen Anfängen wird die
Freimaurerei also als internationales, permanentes
Komplott gegen Thron und Altar betrachtet, ein
geheimes und schwer erkennbares Komplott. Das
Ziel der Freimaurerei besteht also darin, die
zeitliche Macht mittels der Republik zu übernehmen
und die geistliche Gewalt mittels einer neuen
Religion (welche jene der "Konzilskirche" sein
wird).
Benedikt XIV.
(1740-1758), der Klemens XII. auf dem Stuhl Petri
nachfolgte, wiederholte die von seinem Vorgänger
ausgesprochene Verurteilung. Um jede Zweideutigkeit
auszuschließen, bestätigte er die Exkommunikation
der Zuwiderhandelnden in seiner apostolischen
Konstitution in Form einer Bulle "Providas romanorum
pontificum" vom 18. Mai 1751.
In der Bulle bezeichnet er die Logen
als geheime Gesellschaften, deren Versammlungen nur
dazu bestimmt seien sich nach allen Richtungen
auszubreiten und gegen die bestehenden Gesetze
verstoßen würden. Unter Androhung von
Exkommunikation unterstreicht er nochmals die
Androhungen seines Vorgängers
(Klemens
XII.),
er fordert alle katholischen Christen auf jeglichen
Kontakt mit diesen Sekten zu unterlassen. Die
Exkommunikation erfolge ohne weitere Erklärung und
hätte bis zum Tode ihre Gültigkeit.
Am 6. Juli 1758
folgte ihm Kardinal Rezzonico, der sich den Namen
Klemens XIII. gab (1758-1769). Sein Pontifikat
fiel in eine Epoche, in der philosophische Ideen in
Mode waren und sich der Unglaube auf dem Vormarsch
befand. Dieser Papst focht vor allem gegen jene
verderblichen Schriften, welche die Sekte überall
verbreitete.
Zitieren wir den
machtvollen Aufruf des Pontifex in der Enzyklika "Christianae
reipublicae salus" vom 25. November 1766, die leider
ohne Auswirkungen blieb.
"Man muss
mutig kämpfen ... und mit allen seinen Kräften die
Geißel der unheilvollen Bücher vernichten; niemals
wird man den Stoff, aus dem der Irrtum gemacht ist,
zum Verschwinden bringen, wenn die verbrecherischen
Elemente der Verderbnis nicht von den Flammen
verzehrt werden"
(zitiert von Gregor
XVI. in seiner Enzyklika "Mirari vos").
Am 25. Dezember 1775
verurteilte Pius VI. (1775-1799) die
"Sekten des
Verderbens".
Ihm tat es Pius VII. (1800-1823) gleich, der
es für notwendig hielt, die Geheimgesellschaften
anzuprangern, "seufzend darüber, dass der Eifer des
Heiligen Stuhles nicht die erwarteten Wirkungen
gezeitigt hat, und dass diese verdorbenen Menschen
nicht von ihrem Unterfangen abgelassen haben"
("Ecclesiam a Jesu
Christo" vom 13. September 1821).
In eben dieser
Enzyklika enthüllte der Papst die Existenz einer
neuen Sekte, die noch gefährlicher sei als die
vorhergehenden und mit dem Namen "Carboneria"
(Köhlerei) bezeichnet werde.
Für Leo XII.
(1823-1829) war "absolut sicher", dass es ungeachtet
der Verschiedenartigkeit ihrer Namen eine Einheit
"all dieser Sekten zur Verwirklichung eines
verruchten Plans" gebe. Ihm zufolge waren diese
Menschen "dieselben, welche unsere Väter ohne
Zaudern die Erstgeborenen des Teufels nannten".
Der Karbonarismus und
die anderen Geheimgesellschaften nahmen ein solches
Ausmaß an, dass Leo XII. in seiner apostolischen
Konstitution "Quo graviora" vom 13. März 1825
nochmals eine Attacke gegen sie reiten musste.
Die Mahnungen Leos
XII. trugen nicht die erhofften Früchte. Deshalb
warnte
Pius VIII.
(1829-1830) in seiner Enzyklika "Traditi humiliati"
vom 24. Mai 1829 ein weiteres Mal vor der
Korrumpierung der Jugend. Beim Konsistorium vom 9.
Dez. 1854 kennzeichnete Pius IX. (1846- 1878)
die Angehörigen der Geheimgesellschaften mit
folgenden Worten Christi:
"Ihr habt den
Teufel zum Vater und wollt nach den Gelüsten eures
Vaters tun. [. . .}, abscheuliche Sekten des
Verderbens / Pest / Kinder des Teufels / Synagoge
Satans." Der Kampf gegen die Freimaurerei und den
Liberalismus, die eng miteinander verbunden sind-",
*
*"Einer
der Führer der belgischen Freimaurerei und der
liberalen Partei jenes Landes, Bruder Goblet
d'Aviella (ein Senator), verfolgte am 5. August 1877
in der Loge 'Les Amis philanthropes' ['Die
philanthropischen Freunde') zu Brüssel diesen
Gedanken auf eine Art weiter, welche die von der
Freimaurerei angestrebte Rolle klar und deutlich zum
Ausdruck bringt: ' ... Sagt ihnen, in einem Wort,
dass wir die Philosophie des Liberalismus sind. Sagt
ihnen all dies mit jenen Einschränkungen, welche das
freimaurerische Geheimnis mit sich bringt.' (Zitiert
im 'Courrier de Bruxelles' vom 3. März 1879.)"
(Pater Deschamps, "Les societes secretes" ["Die
geheimen Gesellschaften"), Band 2, 1881, S. LXIX).
Es war das
Hauptanliegen seines Pontifikats. Hiervon zeugen
folgende Dokumente: Die Enzyklika "Qui pluribus" vom
9. November 1846, die Ansprache "Quibus quantisque"
vom 20. April 1849, die Enzyklika "Noscitis et
nobiscum" vom 8. Dezember 1854, die Enzyklika "Quanto
conficiamur moerore" vom 10. August 1863, der "Syllabus"
(d.h. "Sammlung", nämlich der modernen Irrtümer) vom
8. Dezember 1864, die Ansprache vor dem Konsistorium
"ln ista" vom 29. April 1876, das Breve "Ex
epistolae" vom 26. Oktober 1865, das Breve "Quamquam"
vom 29. Mai 1873, die Enzyklika "Etsi multa luctuosa"
vom 21. November 1873.
In letztgenannter
Enzyklika mahnte Pius IX.:
"Wenn manche denken,
die apostolischen Konstitutionen, die unter
Androhung der Exkommunikation gegen die geheimen
Sekten und ihre Anhänger sowie ihre Anführer
veröffentlicht werden, seien in jenen Ländern, wo
diese Sekten von der zivilen Autorität geduldet
werden, nicht gültig, so sind sie fürwahr in einem
schweren Irrtum befangen."
Kurz vor seinem Tod
unterstrich Pius IX. für künftige Prälaten:
Jene, "die sich
bemühen, ein Bündnis zwischen dem Licht und der
Finsternis zu schaffen, sind gefährlicher als die
erklärten Feinde".
All diese Aussprüche
dürften den Konzilsprälaten und jenen, die sich beim
Zweiten Vatikanischen Konzil bemühten, eine
unmögliche Vereinigung von Licht und Finsternis oder
von Tradition und Progressismus zustande zu bringen,
ganz und gar nicht ins Konzept passen.
Leo XIII.
(1878-1903) kennzeichnete die Ziele der
Freimaurersekte näher in seiner Enzyklika "Humanum
genus". Darin schärfte er den Katholiken ein,
"der Freimaurerei
die Maske vom Gesicht zu reißen, mit der sie sich
tarnt".
Er betonte, dass
"Christentum und Freimaurerei ihrem Wesen nach
unvereinbar sind, so dass, wer sich mit einem davon
verbindet, sich vom anderen trennt". Während
seines ganzen Pontifikats warnte Leo XIII., wie vor
ihm Pius IX., vor der Freimaurerei, wovon folgende
Dokumente beredtes Zeugnis ablegen: die Enzyklika "Etsi
nos" vom 15. Februar 1882, die Enzyklika "Humanum
genus" vom 20. April 1884, die Ansprache "Dall'alto"
vom 15. Oktober 1890, die Ansprache "Spesse volte"
vom 5. August 1898, die Enzyklika "Inimica vis" vom
8. Dezember 1892, der Brief "Custodi" vom 8.
Dezember 1892, die Enzyklika "Praeclara" vom 20.
Juni 1894, die Ansprache "Parvenu a la 25eme annee"
vom 19. März 1902, die Ansprache "Nobis quidem" vom
22. Juni 1903.
Der heilige Pius
X. (1903-1914) bekämpfte den freimaurerischen
Geist, der sich in die Kirche einschlich. Dieser
Papst verfasste die berühmte Enzyklika "Pascendi"
vom 8. September 1907,
welche den
Modernismus verurteilt, indem sie ihn als
"Sammelbecken aller Häresien" definiert,
und verpflichtete den Klerus im September 1907 auf
den Antimodernisten-Eid. In seiner Enzyklika
"Maximum illud" vom 30. November 1919 blieb Benedikt
XV. (1914-1922) der Lehre seiner Vorgänger treu.
Pius XI.
(1922-1939) verurteilte am 19. März 1937 mit der
Enzyklika "Divini Redemptoris" den
Kommunismus, das
Kind der Freimaurerei.
Pius XII.
(1939-1958) schließlich sagte beispielsweise am 24.
Juli 1958:
"Die Wurzeln der modernen Apostasie sind:
wissenschaftlicher Atheismus, dialektischer
Materialismus, Rationalismus, Laizismus und ihre
gemeinsame Mutter: die Freimaurerei"
(Doc. Cath., 1958, S.
918).
------------------
Für alle diese
Päpste
haben also das
"Jahrhundert der Aufklärung" sowie die verheerenden
Ideen, welche das Gift der Apostasie enthalten,
durchweg ein und denselben Ursprung: die
Freimaurerei.
Richter Agnoli zieht
folgende Bilanz:
"Die Freimaurerei
ist diejenige Institution, welche von der Kirche in
deren zweitausendjähriger Geschichte am häufigsten
mit dem Bannstrahl belegt und geächtet worden ist
(Pater
Esposito hat rund 590 auf zahlreiche Dokumente
verteilte Verurteilungen gezählt). "
"Die Grundidee des
Christentums besteht darin, dass die Moral und die
ganze soziale Ordnung auf der geoffenbarten Wahrheit
beruhen, auf Gott und seinem Christus: Omnia
instaurare in Christo. Nun wird jedoch diese
Grundlage durch jenen Artikel der
(freimaurerischen)
Statuten
aufgehoben, der Moral und Tugend für unabhängig von
jeglicher Religion erklärt. Die Kirche hat also
richtig gehandelt, als sie die Freimaurer bei ihrem
Eintritt in den Orden mit der Exkommunikation
belegte. Will sie das Vermächtnis ihres göttlichen
Herrn nicht verraten, so darf sie nicht darauf
verzichten, die einzige und unfehlbare Leiterin der
Menschen auf jenem Wege zu sein, der sie ins
künftige Leben führen soll"
(Pater Deschamps,
a.a.O., S. LXIV).
Die Freimaurer selbst
erkennen im Papsttum ihren ärgsten Widersacher.
Gustave Bord schreibt in "La Franc-Marconnerie en
France" ("Die
Freimaurerei in Frankreich")
folgendes:
"Das Papsttum war die einzige Macht, die sich
vollkommen klar über jene Gefahr war, welche die
Freimaurerei darstellte, und dies beinahe von Anfang
an. Das Papsttum hatte die Gefahr deutlich erkannt
und schon rechtzeitig darauf hingewiesen. Man
glaubte ihm nicht; in Frankreich schenkte man ihm
nicht einmal Gehör. Die Parlamente weigerten sich,
die päpstlichen Bullen zu registrieren, die, da sie
keine Verbreitung fanden, praktisch wertlos blieben.
Eine ganze Welt
(die katholische!) war zum Verschwinden
verurteilt."
An
dieser Stelle auch erwähnenswert ist der
Anti-Modernisteneid, der
von Papst Pius X. 1910 eingeführt wurde, mit dem jeder
Kleriker dem Modernismus abschwören musste.
Der Antimodernisteneid wurde bis 1967 verlangt;
1967 schaffte Papst Paul VI. den Antimodernisteneid ab.
Der Anti-Modernisteneid wurde demnach unter den
folgenden Päpsten verlangt:
Papst Pius X.
Papst Benedikt XV.
Papst Pius XI.
Papst Pius XII.
Papst Johannes XXIII.
Der Text des
Antimodernisteneids lautete:
Ich, N.N., umfasse fest und nehme samt und
sonders an, was vom irrtumslosen Lehramt der Kirche
definiert, behauptet und erklärt wurde, vor allem
diejenigen Lehrkapitel, die den Irrtümern dieser Zeit
unmittelbar widerstreiten.
Erstens: Ich bekenne, dass Gott, der Ursprung und das
Ziel aller Dinge, mit dem natürlichen Licht der Vernunft
"durch das, was gemacht ist" (Röm 1,20), das heißt,
durch die sichtbaren Werke der Schöpfung, als Ursache
vermittels der Wirkungen sicher erkannt und sogar auch
bewiesen werden kann.
Zweitens: Die äußeren Beweise der Offenbarung, das
heißt, die göttlichen Taten, und zwar in erster Linie
die Wunder und Weissagungen lasse ich gelten und
anerkenne ich als ganz sichere Zeichen für den
göttlichen Ursprung der christlichen Religion, und ich
halte fest, dass ebendiese dem Verständnis aller
Generationen und Menschen, auch dieser Zeit, bestens
angemessen sind.
Drittens: Ebenso glaube ich mit festem Glauben, dass die
Kirche, die Hüterin und Lehrerin des geoffenbarten
Wortes, durch den wahren und geschichtlichen Christus
selbst, als er bei uns lebte, unmittelbar und direkt
eingesetzt und dass sie auf Petrus, den Fürsten der
apostolischen Hierarchie, und seine Nachfolger in
Ewigkeit erbaut wurde.
Viertens: Ich nehme aufrichtig an, dass die
Glaubenslehre von den Aposteln durch die rechtgläubigen
Väter in demselben Sinn und in immer derselben Bedeutung
bis auf uns überliefert wurde und deshalb verwerfe ich
völlig die häretische Erdichtung von einer Entwicklung
der Glaubenslehren, die von einem Sinn in einen anderen
übergehen, der von dem verschieden ist, den die Kirche
früher festhielt; und ebenso verurteile ich jeglichen
Irrtum, durch den an die Stelle der göttlichen
Hinterlassenschaft, die der Braut Christi überantwortet
ist und von ihr treu gehütet werden soll, eine
philosophische Erfindung oder eine Schöpfung des
menschlichen Bewusstseins setzt, das durch das Bemühen
der Menschen allmählich ausgeformt wurde und künftighin
in unbegrenztem Fortschritt zu vervollkommnen ist.
Fünftens: Ich halte ganz sicher fest und bekenne
aufrichtig, dass der Glaube kein blindes Gefühl der
Religion ist, das unter dem Drang des Herzens und der
Neigung eines sittlich geformten Willens aus den Winkeln
des Unterbewusstseins hervorbricht, sondern die wahre
Zustimmung des Verstandes zu der von außen aufgrund des
Hörens empfangenen Wahrheit, durch die wir nämlich wegen
der Autorität des höchst wahrhaftigen Gottes glauben,
dass wahr ist, was vom persönlichen Gott, unserem
Schöpfer und Herrn, gesagt, bezeugt und geoffenbart
wurde.
Ich unterwerfe mich auch mit der gehörigen Ehrfurcht und
schließe mich aus ganzem Herzen allen Verurteilungen,
Erklärungen und Vorschriften an, die in der Enzyklika "Pascendi"
und im Dekret "Lamentabili" enthalten sind, vor allem in
bezug auf die sogenannte Dogmengeschichte. Ebenso
verwerfe ich den Irrtum derer, die behaupten, der von
der Kirche vorgelegte Glaube könne der Geschichte
widerstreiten, und die katholischen Glaubenslehren
könnten in dem Sinne, in dem sie jetzt verstanden
werden, nicht mit den wahren Ursprüngen der christlichen
Religion vereinbart werden.
Ich verurteile und verwerfe auch die Auffassung derer,
die sagen, der gebildetere christliche Mensch spiele
eine doppelte Rolle, zum einen die des Gläubigen, zum
anderen die des Historikers, so als ob es dem Historiker
erlaubt wäre, das festzuhalten, was dem Glauben des
Gläubigen widerspricht, oder Prämissen aufzustellen, aus
denen folgt, dass die Glaubenslehren entweder falsch
oder zweifelhaft sind, sofern diese nur nicht direkt
geleugnet werden.
Ich verwerfe ebenso diejenige Methode, die heilige
Schrift zu beurteilen und auszulegen, die sich unter
Hintanstellung der Überlieferung der Kirche, der
Analogie des Glaubens und der Normen des Apostolischen
Stuhles den Erdichtungen der Rationalisten anschließt
und - nicht weniger frech als leichtfertig - die
Textkritik als einzige und höchste Regel anerkennt.
Außerdem verwerfe ich die Auffassung jener, die
behaupten, ein Lehrer, der eine theologische historische
Disziplin lehrt oder über diese Dinge schreibt, müsse
zunächst die vorgefasste Meinung vom übernatürlichen
Ursprung der katholischen Überlieferung oder von der von
Gott verheißenen Hilfe zur fortdauernden Bewahrung einer
jeden geoffenbarten Wahrheit ablegen; danach müsse er
die Schriften der einzelnen Väter unter Ausschluss
jedweder heiligen Autorität allein nach Prinzipien der
Wissenschaft und mit derselben Freiheit des Urteils
auslegen, mit der alle weltlichen Urkunden erforscht zu
werden pflegen.
Ganz allgemein schließlich erkläre ich mich als dem
Irrtum völlig fernstehend, in dem die Modernisten
behaupten, der heiligen Überlieferung wohne nichts
Göttliches inne, oder, was weit schlimmer ist, dies in
pantheistischem Sinne gelten lassen, so dass nichts mehr
übrig bleibt als die bloße und einfache Tatsache, die
mit den allgemeinen Tatsachen der Geschichte
gleichzustellen ist, dass nämlich Menschen durch ihren
Fleiß, ihre Geschicklichkeit und ihren Geist die von
Christus und seinen Aposteln angefangene Lehre durch die
nachfolgenden Generationen hindurch fortgesetzt haben.
Daher halte ich unerschütterlich fest und werde bis zum
letzten Lebenshauch den Glauben der Väter von der
sicheren Gnadengabe der Wahrheit festhalten, die in "der
Nachfolge des Bischofsamtes seit den Aposteln" ist, war
und immer sein wird; nicht damit das festgehalten werde,
was gemäß der jeweiligen Kultur einer jeden Zeit besser
und geeigneter scheinen könnte, sondern damit die von
Anfang an durch die Apostel verkündete unbedingte und
unveränderliche Wahrheit „niemals anders geglaubt,
niemals anders“ verstanden werde.
Ich gelobe, dass ich dies alles treu, unversehrt und
aufrichtig beachten und unverletzlich bewahren werde,
indem ich bei keiner Gelegenheit, weder in der Lehre
noch in irgendeiner mündlichen oder schriftlichen Form,
davon abweiche. So gelobe ich, so schwöre ich, so wahr
mir Gott helfe und diese heiligen Evangelien Gottes.
Quelle:
Neuner-Roos: Der Glaube der Kirche in den Urkunden
der Lehrverkündigung, München 1938.
Die folgende
Tabelle enthält die
päpstlichen Rechtsakte und Verlautbarungen
der katholischen Kirche
gegen die
Freimaurerei und
Geheimbünde
Nr. |
Form/Name |
Papst |
Datum |
Untertitel |
1 |
Päpstliche
Bulle In eminenti apostolatus
specula |
Clemens XII. |
28. April 1738 |
Verdammung der
Freimaurerei |
2 |
Päpstliche
Bulle Providas romanorum |
Benedikt XIV. |
18. Mai 1751 |
Gegen die
Freimaurerei |
3 |
Päpstliche
Bulle Ecclesiam a Jesu Christo |
Pius VII. |
13. Sept.
1821 |
Exkommunikation von Anhängern der
Freimaurerei |
4 |
Päpstliche
Bulle Quo graviora |
Leo XII. |
13. März 1826 |
Gegen die
Geheimbünde |
5 |
Enzyklika
Traditi humilitati nostrae |
Pius VIII. |
21. Mai 1829 |
Das Programm
seines Pontifikates und gegen
verräterischen Gesellschaften |
6 |
Enzyklika
Mirari vos |
Gregor XVI. |
15. Aug.
1832 |
Über den
Liberalismus und religiösen
Indifferentismus |
7 |
Enzyklika Qui
pluribus |
Pius IX. |
9. Nov.
1846 |
Antrittsenzyklika mit Programm
seines Pontifikates |
8 |
Apostolisches
Schreiben Quibus
quantisque malis |
Pius IX. |
20. April 1849 |
Über die
Entwicklung in Italien und den
Machenschaften der Geheimbünde |
9 |
Enzyklika
Quanta
cura |
Pius IX. |
8. Dez.
1864 |
Gegen die
Religionsfreiheit |
10 |
Apostolisches
Schreiben Multiplices
inter |
Pius IX. |
25. Sept.
1865 |
Gegen die
Geheimbünde und Freimaurerei |
11 |
Päpstliche
Bulle
Apostolicae sedis moderationi |
Pius IX. |
12. Okt.
1869 |
Neuordnung des
Kirchenrechts und Problematik der
Freimaurerei |
12 |
Enzyklika
Etsi
multa luctuosa |
Pius IX. |
21. Nov.
1873 |
Die Kirche in
Italien, Deutschland und der Schweiz |
13 |
Enzyklika
Etsi
nos |
Leo XIII. |
15. Feb.
1882 |
Über die
Verhältnisse in Italien und gegen
die Freimaurerei |
14 |
Enzyklika
Humanum
genus |
Leo XIII. |
20. April 1884 |
Verurteilung
der Freimaurerei |
15 |
Enzyklika
Dall’alto dell’Apostolico Seggio |
Leo XIII. |
15. Okt.
1890 |
Die Freimaurer
in Italien |
16 |
Enzyklika
Custodi
di quella fede |
Leo XIII. |
8. Dez.
1892 |
Über die
Freimaurerei |
17 |
Enzyklika
Inimica
vis |
Leo XIII. |
8.Dez. 1892 |
Über die
Freimaurerei |
18 |
Apostolisches
Schreiben Praeclara gratulationis
publicae |
Leo XIII. |
20. Juni 1894 |
Die Einheit im
Glauben |
19 |
Apostolisches
Schreiben Annum ingressi sumus |
Leo XIII. |
19. März 1902 |
Zum 25.
Jahrestages seines Pontifikats
(Testament) |
20 |
Kongregation
für die Glaubenslehre „Urteil der
Kirche unverändert“ |
Johannes Paul
II. |
26. Nov. 1983 |
Urteil der
Kirche über die Freimaurerei |
Bereits der erste
freimaurerische Zusammenschluss, der das Licht der Welt
am 24. Juni 1717 erblickte, wurde im Jahr 1738
von Papst Clemens XII. verurteilt. Seit
der Zeit von Papst Clemens XII. (I730-1740) bis zur
Erklärung der Kongregation für die Glaubenslehre über
die Freimaurerei unter dem damaligen Präfekten Joseph
Kardinal Ratzinger, die von Papst Johannes Paul II. im
November 1983 approbiert wurde, hat die Kirche ihr
Urteil nie geändert.
|