Enzyklika
Satis cognitum
über die Einheit der Kirche
29. Juni 1896
unseres Heiligen Vaters
Leo XIII.
durch göttliche Vorsehung Papst
an alle Ehrwürdigen Brüder, die Patriarchen, Primaten,
Erzbischöfe, Bischöfe
der katholischen Welt, die in Gnade und Gemeinschaft mit dem Apostolischen
Stuhle stehen
(Offizieller lateinischer Text: AAS XXVIII
[1895-96] 708-739)
(Quelle : Heilslehre der Kirche, Dokumente
von Pius IX. bis Pius XII. Deutsche Ausgabe des französischen Originals von
P. Cattin O.P. und H. Th. Conus O.P. besorgt von Anton Rohrbasser, Paulus
Verlag Freiburg Schweiz 1953, S. 355-396; Imprimatur Friburgi Helv., die 22.
maii 1953 L. Weber V. G; Die Nummerierung folgt der [ttp://w2.vatican.va/content/leo-xiii/en/encyclicals/documents/hf_l-xiii_enc_29061896_satis-cognitum.html
englischen Fassung]; siehe: Satis cognitum bei Kathtube als Worddokument)
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Ehrwürdige Brüder,
Gruß und Apostolischen Segen
Einleitung
Ziel:
Vertiefung der Liebe zur Kirche
1
Es ist Euch zur Genüge bekannt, dass
der Wunsch, die Irrenden zu jener Herde zurückzuführen, welche der Gewalt
Jesu Christi, des obersten Seelenhirten, untersteht, einen beträchtlichen
Teil Unserer Gedanken und Sorgen ausmacht. Mit diesem Anliegen beschäftigt,
glaubten Wir, zur Verwirklichung dieses Heilswerkes einen wesentlichen
Beitrag leisten zu können, indem Wir das Bild der Kirche in ihren Hauptzügen
darstellen. Der erste und beachtenswerteste dieser Züge ist jedoch die
Einheit, die der göttliche Gründer der Kirche als Merkmal der Wahrheit und
unüberwindlichen Kraft ihr für alle Zeiten eingeprägt hat. Wer die Kirche
betrachtet, muss von der ihr angeborenen Schönheit und Pracht mächtig
beeindruckt werden; und es ist wohl anzunehmen, dass bei Betrachtung der
Kirche die Unwissenheit schwindet und diesbezügliche falsche Ansichten und
Vorurteile überwunden werden. Ja, es kann sich sogar im Herzen der Menschen
eine Liebe zur Kirche entzünden, ähnlich jener Liebe, mit der Jesus Christus
sie um den Preis seines göttlichen Blutes erkauft und sich zur Braut
auserkoren hat. Denn Christus hat die Kirche geliebt und sich selbst für sie
dahingegeben[1].
Wer die Kirche bisher nicht recht erkannt
oder aus eigener Schuld verlassen hat, muss die Rückkehr zur liebenden
Mutter zwar nicht wie Christus mit dem eigenen Blut, aber doch mit einiger,
wenn auch geringerer Mühe und Beschwerde bezahlen. Dabei wird es jedermann
einleuchten, dass dieses Opfer dem Menschen nicht von Menschen, sondern
durch Gottes Befehl und Anordnung auferlegt wurde. Aus eben diesem Grunde
wird man auch mit Hilfe der göttlichen Gnade leicht an sich selber erfahren
und einsehen, wie wahr Gottes Wort ist: Mein Joch ist sanft und meine Bürde
ist leicht.[2]
Deshalb setzen Wir Unsere feste Hoffnung auf
den Vater des Lichtes, von dem jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk
herabkommt,[3]
und inständig bitten Wir ihn, der allein das
Wachstum gibt,[4]
er möge Uns gnädig die Kraft der
Überzeugung verleihen.
(1) Eph 5,25.
(2) Mt 11,30.
(3) Jak 1,17.
(4) 1 Kor 3,6.
Gottes
weise Vorsehung in der Kirche
Durch die Menschwerdung wurde Gott sichtbar
2 Obgleich Gott alles, was durch Geschöpfe zustande kommt, auch
durch eigene Kraft vollbringen kann, so hat er doch im gnädigen Ratschluss
seiner Vorsehung es vorgezogen, den Menschen seine Hilfe durch Menschen
zukommen zu lassen; wie Gott in der rein natürlichen Ordnung die Menschen
gewöhnlich nur mit Hilfe und unter Mitwirkung von Menschen zu ihrer
naturgemäßen Vollendung gelangen lässt, ebenso verhält es sich in der
übernatürlichen Ordnung mit der Heiligung und Rettung des Menschen. Nun aber
ist es klar, dass der Mensch dem Mitmenschen nichts vermitteln kann, außer
durch äußere und sinnlich wahrnehmbare Zeichen. Darum hat der Sohn Gottes
die menschliche Natur angenommen, er, der sich, da er in Gottes Gestalt war
..., selbst entäußerte, Knechtsgestalt annahm und den Menschen gleich wurde. [5]
Auf diese Weise hat er
während seines irdischen Daseins den Menschen seine Lehre und seine Gebote
mündlich mitgeteilt.
(5) Phil 9,6-7.
Wesen und
Eigenart der Kirche
Zugleich
sichtbar und unsichtbar
3 Da sein göttliches Werk ewig und beständig
sein sollte, hat er sich einige Jünger als Anhänger seiner Lehre zugesellt
und sie mit seiner Gewalt ausgestattet; und nachdem er den Geist der
Wahrheit vom Himmel auf sie herabgefleht hatte, befahl er ihnen, den
Erdkreis zu durchwandern und seine Lehren und Vorschriften allen Völkern
getreu zu verkünden, damit sich die Menschheit durch den Glauben an seine
Lehre und durch den Gehorsam gegen seine Gesetze die Heiligkeit auf Erden
und die ewige
Seligkeit im Himmel
erwerbe.
Als Gottes Heilswerk unter den Menschen
Auf diese Weise und nach diesen Grundsätzen ist die Kirche
entstanden. Wenn wir ihren letzten Zweck sowie ihre zur Heiligkeit führende
Wirksamkeit ins Auge fassen, so ist sie selbstverständlich rein geistiger
Natur; wenn wir aber ihre Mitglieder betrachten, sowie die Mittel, wodurch
uns die geistlichen Gaben zuteil werden, so tritt sie äußerlich und
notwendigerweise sichtbar in Erscheinung: Das Predigtamt empfingen die
Apostel durch sichtbare und hörbare Zeichen, und sie übten dieses Amt auch
nur aus durch Worte und Taten, die gleichfalls sinnenfällig waren. So klang
ihr Wort von außen an das Ohr und erweckte in den Seelen den Glauben: Der
Glaube kommt aus dem Hören, das Hören aber von der Predigt des Wortes Jesu
Christi. [6]
Dieser Glaube nun, der eine zustimmende Anerkennung der ersten und höchsten
Wahrheit ist, vollzieht sich zwar an und für sich im Geiste, er muss jedoch
nach außen hervortreten durch ein offenes Bekenntnis: Mit dem Herzen glaubt
man zur Gerechtigkeit, mit dem Munde aber geschieht das Bekenntnis zum Heil.[7]
Ebenso gibt es nichts, was
tiefer im Innern des Menschen verankert wäre, als die himmlische Gnade,
welche die Heiligung bewirkt; die gewöhnlichen und vorzüglichsten
Gnadenmittel hingegen sind äußerlich. Wir meinen die Sakramente, die von
eigens beauftragten Menschen mittels bestimmter äußerer Handlungen gespendet
werden. Jesus Christus befahl den Aposteln und ihren ständigen Nachfolgern,
die Völker zu lehren und zu leiten; den Völkern aber befahl er, die Lehre
der Apostel anzunehmen und sich ihrer Gewalt in Gehorsam zu unterwerfen.
Jenes gegenseitige Verhältnis von Rechten und Pflichten konnte jedoch in der
Gemeinschaft der Christen nicht Bestand haben, ja nicht einmal eingeführt
werden ohne die Vermittlung der Sinne, die uns Kenntnis und Kunde von den
Dingen geben.
(6) Röm 10,17.
(7) Röm 10, 10.
Als
geheimnisvoller Leib Christi
Aus diesem Grunde wird die Kirche in der Heiligen
Schrift oft als Leib, und auch als Leib Christi bezeichnet: Ihr aber seid
der Leib Christi. [8]
Gerade weil die Kirche ein Leib ist, ist sie mit den Augen wahrnehmbar; weil
sie aber der Leib Christi ist, so ist sie ein lebendiger, selbsttätiger und
wachsender Leib, denn Jesus Christus schützt und erhält ihn durch seine
Kraft; ähnlich wie der Weinstock die mit ihm verbundenen Rebzweige nährt und
fruchtbar macht. Und wie bei den Lebewesen das Lebensprinzip zwar unsichtbar
und durchaus verborgen ist, sich aber deutlich offenbart in der Bewegung und
Tätigkeit ihrer Glieder, so tritt auch in der Kirche das Prinzip des
übernatürlichen Lebens klar in Erscheinung durch die Werke, die sie
vollbringt.
(8) 1 Kor 12, 27.
Zugleich menschlich und göttlich
Daraus ergibt sich, dass jene in einem
großen und gefährlichen Irrtum befangen sind, die sich nach Willkür eine
verborgene und ganz unsichtbare Kirche ausdenken; genau wie jene, die in ihr
irgendeine menschliche Anstalt sehen wollen mit einer Art äußerer Disziplin
und einem äußeren Kultus, aber ohne immerwährende Vermittlung göttlicher
Gnaden, ohne jene Zeichen, die täglich offenkundig dartun, dass die Kirche
ihr Leben aus Gott empfängt.
Die Kirche kann nämlich nicht eins ohne
das andere sein; das wäre ebenso widersinnig wie die Behauptung, der Mensch
sei nur Leib oder nur Seele. Die Vereinigung und Zusammengehörigkeit dieser
zwei Bestandteile ist zum Wesen der wahren Kirche ebenso notwendig, wie etwa
die innige Vereinigung von Seele und Leib für die menschliche Natur. Die
Kirche ist nicht etwas Lebloses, sondern der mit übernatürlichem Leben
ausgestattete Leib Christi. Christus, ihr Haupt und Vorbild, wäre auch nicht
vollständig, wollten wir in ihm nur die sichtbare menschliche Natur
erblicken, wie ein Photius und ein Nestorius, oder nur die unsichtbare
göttliche Natur, wie die Monophysiten. Er ist vielmehr ein Wesen aus beiden
und in beiden Naturen, der sichtbaren wie der unsichtbaren. So ist auch sein
mystischer Leib nur deshalb die wahre Kirche, weil ihre sichtbaren
Bestandteile Kraft und Leben empfangen aus den übernatürlichen Gnaden und
jenen übrigen Gaben, aus denen ihr eigentümliches Wesen und ihre Natur
hervorgeht.
Zugleich zeitlich und überzeitlich
Da aber die Kirche nach Gottes Willen und
Anordnung so beschaffen ist, muss sie auch stets so beschaffen bleiben für
alle Zeiten; andernfalls wäre sie nicht für alle Zeiten gegründet, und der
Zweck, den sie anstrebt, wäre räumlich und zeitlich beschränkt; beides steht
aber mit der Wahrheit in Widerspruch. Jene Verbindung von sichtbaren und
unsichtbaren Bestandteilen muss so lange fortdauern, als die Kirche bestehen
soll, denn sie gehört zum Wesen der Kirche und ist ihr durch Gottes Willen
verliehen. Deshalb sagt der heilige Chrysostomus: „Trenne dich nicht von der
Kirche, denn nichts ist so stark wie die Kirche. Die Kirche ist deine
Hoffnung, die Kirche dein Heil, die Kirche dein Zufluchtsort. Sie steht
höher als der Himmel und ist größer als die Erde. Sie altert nie, stets
bleibt sie jung an Kraft. Um daher ihre Festigkeit und Dauerhaftigkeit zu
schildern, nennt sie die Heilige Schrift einen Berg.[9]
Und Augustinus lehrt: „Sie (die Heiden)
meinen, die christliche Religion werde nur auf bestimmte Zeit in dieser Welt
bestehen, und dann nicht mehr sein. Sie wird aber bestehen, solange die
Sonne auf- und untergeht, d. h. solange die Zeiten dauern, wird auch die
Kirche Gottes, nämlich der mystische Leib Christi, auf Erden bestehen.[10]
An einer anderen Stelle sagt derselbe Lehrer:
„Die Kirche wird wanken, wenn ihr Fundament wanken sollte; aber wie wäre es
möglich, dass Christus wanken sollte? ... Solange Christus nicht wankt, wird
sie in Ewigkeit nicht erschüttert. Wo sind jene, die sagen, die Kirche sei
aus der Welt verschwunden, da die Kirche nicht einmal erschüttert werden
kann?“[11]
(9) JOHANNES CHRYSOSTOMUS, Homil. Je capto Eutropio n. 6. PG
52, 402.
(10) AUGUSTINUS, In Psalm. LXXI, 8. PL 36, 906.
(11) AUGUSTlNUS, Enarratio in Psalm. CIII, sermo II, 5. PL
37, 1353.
Christi Gründerwille bezüglich der Kirche
Christus gründete eine einzige Kirche
Wer die Wahrheit sucht, muss
auf diesen Grundlehren aufbauen: Christus hat die Kirche gegründet und
eingerichtet. Will man also untersuchen, welches ihr Wesen ist, so muss man
vor allem wissen, was Christus gewollt und tatsächlich getan hat. Gemäß
dieser Norm ist insbesondere die Einheit der Kirche zu bestimmen, von der
Wir zum allgemeinen Nutzen in diesem Schreiben einiges sagen wollen.
Richtiger
Begriff von der Einheit
4 Tatsächlich geht die
Einheit der wahren Kirche Jesu Christi nach jedermanns Urteil so klar aus
den herrlichen und zahlreichen Zeugnissen der Heiligen Schrift hervor, dass
kein Christ sie zu bestreiten wagt. Aber in der näheren Beurteilung und
genaueren Bestimmung des Wesens dieser Einheit hat vielfacher Irrtum manche
vom rechten Wege abgebracht. Nicht nur die Gründung der Kirche, sondern auch
ihre Verfassung gehört zu den Werken, die aus einem freien Willensakt
hervorgehen. Deshalb hat die Beurteilung sich einzig an das zu halten, was
wirklich geschehen ist, und sie hat nicht zu untersuchen, welche Form die
Einheit der Kirche etwa haben könnte, sondern welche Einheit ihr Stifter
beabsichtigt hat.
Fassen wir das ins Auge, was
wirklich geschehen ist, so hat Christus die Kirche nicht in der Weise
gebildet und gestaltet, als sollte sie eine Vereinigung von mehreren
Gemeinschaften sein, die zwar einander in der Art ähnlich wären, sich aber
von einander unterscheiden würden und nicht durch solche Bande geeint wären,
welche die eine und einzige Kirche bilden könnten, in dem Sinne, wie wir im
Glaubensbekenntnis sagen: „Ich glaube an die eine ... Kirche“.
„Zur Einheit ist die Kirche
ihrem Wesen nach bestimmt, da sie auch wirklich einzig und eins ist, aber
die Irrlehrer wollen sie in viele Kirchen zerstückeln. Wir sagen also, die
alte und katholische Kirche ist nur eine einzige ihrem Wesen und ihrer
Überzeugung nach, ihrem Ursprung und ihrer Würde nach. Die erhabene Würde
der Kirche wie der Grundgedanke ihres Aufbaues stammt übrigens aus der
Einheit und übertrifft alles andere und hat nicht ihresgleichen“.[12]
Als Jesus Christus von diesem mystischen Bau
sprach, erwähnte er nur eine Kirche, er nannte sie Seine Kirche: Ich werde
meine Kirche bauen.[13]
Jede andere außer dieser, welche auch immer
man sich denken mag, kann die wahre Kirche Christi nicht sein, da sie nicht
von Christus gestiftet ist.
(12) CLEMENS VON ALEX., Stromat. lib. VII cap. 17. CV 3, 76.
PG 9, 551.
(13) Mt 16, 18.
Begründung
dieser Einheit
Noch klarer leuchtet dies
ein, wenn man den Plan des göttlichen Stifters ins Auge fasst. Was hat
Christus der Herr mit der Kirche oder mit der Stiftung der Kirche bezweckt;
welches war seine Absicht? Nur dieses eine: er wollte dasselbe Amt und
denselben Auftrag, die er vom Vater empfangen, für immer der Kirche
übertragen. Das hat er gewollt, das hat er auch tatsächlich ausgeführt. Wie
mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.[14]
Wie du mich in die Welt gesandt hast, so sende auch ich sie in die Welt .[15]
Nun besteht aber Christi Aufgabe darin, vom
Wege des Unheils auf den Weg des Heiles zurückzuführen, was verloren war,[16]
das heißt nicht bloß einige Völker und
Ortschaften, sondern die ganze Menschheit ohne Unterschied des Ortes und der
Zeit: Der Menschensohn ist gekommen. .., damit die Welt durch ihn gerettet
werde.[17]
Denn es ist kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, in dem
wir selig werden sollen.[18]
Deshalb muss die Kirche das durch Jesus Christus erworbene Heil, sowie alle
Gnaden, die daraus hervorgehen, allen Menschen und allen Zeiten in reichem
Maße vermitteln. Eben darum muss sie gemäß dem Willen ihres Stifters in
allen Weltteilen und für alle Zeiten dieselbe sein. Wenn es noch eine andere
Kirche geben könnte, so müsste man die Grenzen der Erde verlassen und eine
neue, unbekannte Menschheit ersinnen.
(14) Joh 20, 21.
(15) Joh 17, 18.
(16) VgI. Mt. 18, 11.
(17) Joh. 3, 17.
(18) Apg. 4, 12.
Diese Eigenschaft der einen,
alle Menschen aller Zonen und aller Zeiten umfassenden Kirche sah und
prophezeite Isaias, als er in die Zukunft schauend die Gestalt eines Berges
von gewaltigem Ausmaß erblickte, der das Bild des Hauses Gottes, d. h. der
Kirche darstellte: Und in den letzten Zeiten wird der Berg des Hauses des
Herrn auf dem Gipfel der Berge errichtet.[19]
Nun ist es aber nur ein Berg, der auf dem Gipfel der Berge steht; ein Haus
des Herrn, zu dem einst alle Völker zusammenströmen, um zu erfahren, nach
welchem Gesetze sie leben sollen: Und es werden hinströmen zu ihm alle
Völker ... und sie werden sagen: Kommt, lasset uns hinaufsteigen zum Berge
des Herrn und zum Hause Jakobs, und er wird uns seine Wege lehren, und wir
werden wandeln auf seinen Pfaden.[20]
Optatus von Mileve bemerkt zu dieser Stelle: „ Es steht geschrieben beim
Propheten Isaias: Von Sion wird das Gesetz ausgehen und von Jerusalem das
Wort des Herrn. - Nicht also auf jenem Berge Sion sieht Isaias ein Tal, wohl
aber auf dem heiligen Berg, der da ist die Kirche, die, soweit der Himmel
reicht, über das ganze römische Reich hoch hinausragt ... Es ist also das
geistige Sion der Kirche, in der Christus von Gott Vater zum König
eingesetzt ist; sie ist über die ganze Erde verbreitet, auf der es somit nur
eine katholische Kirche gibt“.[21]
Und der heilige Augustinus sagt: „Was fällt
mehr in die Augen als ein Berg? Aber es gibt auch Berge, die unbekannt sind,
weil sie nur an einem Ort der Erde stehen ... Nicht so jener Berg, denn er
hat die ganze Oberfläche der Erde eingenommen; von ihm heißt es, er stehe
auf dem Gipfel der Berge“.[22]
(19) Is 2, 2.
(20) Is 2, 2-3.
(21) OPTATUS VON MILEVE, De Schism. Donatist. lib. III 2. CV
26 (Edit. C. Ziwsa 1893) 70- 71. PL 11, 995-997.
(22) AUGUSTINUS, In epist. Joan. tract. I n. 13. PL 35,
1988.
5 Dazu kommt noch,
dass der Sohn Gottes die Kirche zu seinem mystischen Leibe gemacht hat, mit
dem er als das Haupt sich verband, ähnlich wie mit dem menschlichen Leibe,
den er annahm, kraft des natürlichen Bandes auch ein entsprechendes Haupt
verbunden ist. Wie er nur einen sterblichen Leib annahm, den er im Tod am
Kreuze zum Opfer brachte, um den Lösepreis für die Rettung der Menschheit zu
entrichten, so hat er auch nur einen mystischen Leib, in dem und durch den
er uns Menschen heiligt und uns ewiges Heil verleiht. Ihn (Christus) hat er
(Gott) zum Haupt gesetzt über die ganze Kirche, die sein Leib ist.[23]
(23) Eph 1, 22-23.
Zerstreute und losgerissene
Glieder können aber nicht einen Leib bilden, noch mit einem und demselben
Haupte verbunden sein. Der heilige Paulus sagt allerdings: Alle Glieder des
Leibes, obgleich ihrer viele sind, bilden doch nur einen Leib; so auch in
Christus.[24]
Deshalb, fügt er hinzu, ist der mystische Leib „zusammengefügt“ und
„verbunden“: Christus ist das Haupt; von ihm aus ist der ganze Leib
zusammengefügt und verbunden durch jedes einzelne Gelenk, das seinen Dienst
tut nach der Kraft, die jedem einzelnen Gliede eigen ist.[25]
Darum können Glieder, die von den andern
Gliedern getrennt und abgesondert sind, nicht mit ein und demselben Haupte
verbunden sein: „Es gibt nur einen Gott, nur einen Christus, eine Kirche
Christi, einen Glauben und ein Volk, durch das Band der Einheit zur wahren
Einheit des Leibes verbunden. Diese Einheit kann nicht zerrissen werden,
auch kann nicht der eine Leib durch Auflösung des Bandes zerteilt werden“,
sagt der heilige Cyprian.[26]
Um die Einheit und Einzigkeit
der Kirche noch besser zu veranschaulichen, vergleicht er sie mit einem
lebendigen Leibe, dessen Glieder nur leben, solange sie mit dem Haupte
verbunden sind und somit aus dem Haupte selbst die Lebenskraft beziehen;
trennen sie sich, so müssen sie absterben. „Sie (die Kirche) kann selber
nicht in Stücke zerrissen werden, wenn auch einzelne Glieder sich durch
Verstümmelung abtrennen. Was sich vom Mutterstamme loslöst, kann abseits
weder leben noch atmen“.[27]
Welche Ähnlichkeit besteht denn zwischen einem toten Leibe und einem
lebendigen? Kein Mensch hat je sein eigenes Fleisch gehasst; er nährt und
pflegt es vielmehr, wie auch Christus die Kirche; wir sind ja Glieder seines
Leibes, von seinem Fleisch und seinem Gebein.[28]
(23) Eph 1, 22-23.
(24) 1 Kor 12, 12.
(25) Eph 4, 15-16.
(26) CYPRIANUS, De cath. Eccl. unitate n.23. CV 3, I, 231.
PL 4, 517.
(27) CYPRIANUS, De cath. Eccl. unitate n.23. CV 3, 1,231. PL
4, 517.
(28) Eph 5, 29-30.
Anerkennung der einen Kirche ist
heilsnotwendig
Man muss sich also ein zweites, Christus
ähnliches Haupt denken und einen zweiten Christus, wenn man sich außer der
einen Kirche, welche der Leib Christi ist, noch eine zweite denken will.
„Seht zu, was ihr vermeiden, was ihr tun, was ihr befürchten sollt! Es kommt
vor, dass im menschlichen Leibe, oder vielmehr vom Leibe, ein Glied
abgetrennt wird, eine Hand, ein Finger, ein Fuß. Folgt die Seele auch dem
abgeschnittenen Gliede? Als es noch im Körper war, lebte es; nun verliert es
das Leben. So ist auch der Christ noch katholisch, wenn er im Leibe (der
Kirche) lebt; trennt er sich ab, wird er ein Häretiker. Der Geist folgt
nicht dem abgeschnittenen Gliede“.[29]
Es gibt also nur eine Kirche Christi und
zwar für alle Zeiten. Wer abseits von ihr lebt, erfüllt nicht den Willen und
die Vorschrift Christi; da er den Weg des Heiles verlassen hat, geht er dem
Verderben entgegen. „Wer sich von der Kirche trennt, verbindet sich mit
einer Ehebrecherin und hat kein Anrecht auf die Verheißungen der Kirche; wer
die Kirche Christi im Stiche lässt, gelangt nicht zu den Belohnungen Christi
... Wer nicht zu dieser Einheit steht, hält das Gebot Gottes nicht, hält
nicht den Glauben an den Vater und den Sohn, behält nicht das Leben und
nicht das Heil“.[30]
(29) AUGUSTINUS, Sermo CCLXVII, n.4. PL 38, 1231.
(30) CYPRIANUS, De cath. Eccl. unitate n. 6. CV 3, 1, 214.
PL 4, 503.
Christus
wollte eine einige Kirche
6 Er,
der nur eine einzige Kirche gründete, hat sie auch einig gewollt, und zwar
derart, dass alle, die zu ihr gehören sollten, durch die innigsten Bande
miteinander vereinigt durchaus nur ein Volk, ein Reich, einen Leib
ausmachen. Ein Leib und ein Geist, so wie ihr berufen seid zu einer Hoffnung
eurer Bestimmung.[31]
Den diesbezüglichen Willen hat Christus kurz vor seinem Tode noch bestätigt
und feierlich besiegelt, da er zum Vater betete: Nicht für sie allein bitte
ich, sondern auch für jene, die einst auf ihr Wort hin an mich glauben
werden..., damit auch sie in uns eins seien ..., damit sie vollkommen eins
seien;[32]
Ja, eine so innige und vollkommene Einheit
forderte er unter seinen Jüngern, dass sie in gewisser Beziehung seiner
Einheit mit dem Vater gleichkomme: Ich bitte darum ..., dass sie alle eins
seien wie du, Vater, in mir bist und ich in dir.[33]
(31) Eph 4, 4.
(32) Joh 17, 20, 21, 22.
(33) Joh 17, 21.
Einigkeit im Glauben
Eine derart innige und unbedingte
Eintracht muss jedoch die Übereinstimmung der Geister zur Grundlage haben.
Alsdann wird von selbst die Eintracht im Willen und die Gleichförmigkeit im
Handeln zustande kommen. Deshalb verlangte er gemäß seinem göttlichen
Ratschluss in seiner Kirche die Einheit des Glaubens. Diese Tugend ist
nämlich das erste Band zwischen uns und Gott, weshalb wir auch den Namen
„Gläubige“ tragen. Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe.[34]
Wie wir nur einen Herrn haben und nur eine Taufe, so sollen alle Christen
auf der ganzen Welt nur einen Glauben haben. Deshalb bittet der Apostel
Paulus nicht bloß, sondern beschwört die Christen geradezu, sie möchten doch
alle dieselbe Gesinnung hegen und jegliche Meinungsverschiedenheit
vermeiden: Brüder, ich beschwöre euch im Namen unseres Herrn Jesus Christus,
dass ihr alle dieselbe Sprache führet und keine Spaltungen bei euch duldet,
seid vielmehr vollkommen einer Gesinnung und einer Lehre.[35]
Diese Worte bedürfen keiner Erklärung; sie
sprechen deutlich genug.
(34) Eph 4, 5.
(35) 1 Kor. 1, 10.
Einheitliche Glaubensregel: das Lehramt
Übrigens sind auch alle, die
sich Christen nennen, im allgemeinen darüber einig, dass der Glaube
einheitlich sein muss. Es ist jedoch von höchstem Interesse und unbedingt
notwendig, genau zu wissen, welches Gestalt und Form dieser Einheit ist;
diesbezüglich täuschen sich viele. Aber auch hier, wie oben in einer
ähnlichen Frage, darf man nicht nach persönlicher Meinung oder Mutmaßung
entscheiden, sondern nach der Erkenntnis des tatsächlichen Sachverhaltes,
indem man erforscht und feststellt, welches die Glaubenseinheit ist, die
Jesus Christus angeordnet hat.
7 Die himmlische Lehre
Jesu Christi ist zwar zum großen Teil unter göttlicher Eingebung schriftlich
aufgezeichnet; wäre sie jedoch dem Menschengeiste allein überlassen, so
hätte sie die Geister niemals zusammenführen können. Allzu leicht musste der
Fall eintreten, dass diese Lehre verschiedenen und sich widersprechenden
Erklärungen anheim fiel, nicht allein infolge der unergründlichen
Geheimnisse des Lehrinhaltes, sondern ebenso sehr infolge der
unterschiedlichen Fassungskraft des menschlichen Geistes, wie auch wegen der
Verwirrung, welche die Leidenschaften anrichten, die stets nach
verschiedenen Richtungen auseinander streben. Aus der Verschiedenheit der
Erklärungen entsteht unvermeidlich die Verschiedenheit der Auffassungen;
daraus folgen Lehrstreitigkeiten, Zwistigkeiten und Kämpfe, wie sie die
Kirche schon in ihrer Frühzeit hereinbrechen sah. Irenäus schreibt über die
Häretiker: „Sie anerkennen die Heilige Schrift, die Erklärung aber fälschen
sie“.[36]
Desgleichen Augustinus: „Die Irrlehren und andere Fälschungen des Dogmas,
wodurch die Seelen umgarnt und ins Verderben gestürzt werden, sind nur
dadurch entstanden, dass man die Schrift, die an sich gut ist, nicht gut
versteht“.[37]
(36) IRENAEUS, Adversus haereses lib. III cap. 12 n. 12. PG
7, 906.
(37) AUGUSTINUS, In Evang. Joan. tract. XVIII, cap. 5 n. 1.
PL 35, 1536.
Um nun die Geister zu
einen, um Eintracht in der Lehre herbeizuführen und zu sichern, bedurfte es
außer der Heiligen Schrift noch einer anderen Grundlage. Das ist eine
Forderung der göttlichen Weisheit. Denn Gott konnte nicht die Einheit im
Glauben wollen, ohne zugleich ein wirksames Mittel zur Bewahrung dieser
Einheit vorzusehen. Die Heilige Schrift sagt dies übrigens mit klaren
Worten, wie wir gleich sehen werden. Selbstverständlich ist Gottes Allmacht
an nichts gebunden und durch nichts beschränkt, und alles steht ihr wie ein
Werkzeug gefügig zu Diensten. Es gilt also zu untersuchen, welche von den
vielen Grundlagen, die Christus zu Gebote standen, tatsächlich von ihm
gewählt wurde. Zu diesem Zwecke müssen wir zurückgreifen auf die Anfänge des
Christentums.
8 Wir erwähnen nur, was die Heilige Schrift sagt und was allgemein
bekannt ist. Jesus Christus beweist seine Gottheit und seine göttliche
Sendung durch die Kraft seiner Wunder; er unterrichtet mit Hingebung das
Volk in den himmlischen Wahrheiten, er verlangt durchaus, dass man seiner
Lehre Glauben schenke, unter Verheißung von ewigem Lohn und ewiger Strafe.
Wenn ich nicht die Werke meines Vaters tue, so mögt ihr mir den Glauben
verweigern. [38]
Hätte ich nicht die Werke unter ihnen getan, die kein anderer vollbracht, so
hätten sie keine Sünde.[39]
Wenn, ich sie aber vollbringe, und ihr wollt mir nicht glauben, so glaubet
doch den Werken.[40]
Was er immer befiehlt, befiehlt er mit derselben Autorität; wo er die
Zustimmung des Verstandes fordert, nimmt er nichts aus. Wenn sie selig
werden wollten, hatten also jene, die Jesus hörten, die Pflicht, nicht bloß
seine gesamte Lehre im allgemeinen anzunehmen, sondern auch jeder einzelnen
von ihm gelehrten Wahrheit innerlich restlos zuzustimmen. Es ist eben ein
Widerspruch, behaupten zu wollen, man dürfe auch nur in einem einzigen
Punkte Gott den Glauben verweigern.
(38) 1 Joh 10, 37.
(39) Joh 15, 24.
(40) 3 Joh 10, 38.
Als seine Rückkehr in den Himmel bevorstand, sandte er dann die Apostel
aus, versehen mit derselben Gewalt, mit der er vom Vater gesandt worden war,
und er trug ihnen auf, seine Lehre zu verbreiten: Mir ist alle Gewalt
gegeben im Himmel und auf Erden. Geht also hin und lehret alle Völker ...
Lehret sie alles halten, was ich euch befohlen habe. [41]
Wer den Aposteln Gehör schenke, solle selig werden, wer nicht, werde
verloren gehen: Wer glaubt und sich taufen lässt, wird selig werden, wer
nicht glaubt, wird verdammt werden.[42]
Nun aber ist es der Vorsehung Gottes höchst angemessen, niemandem ein Amt,
namentlich ein wichtiges und erhabenes Amt zu übertragen, ohne ihm zugleich
die Kraft zu verleihen, es auch würdig zu verwalten; deshalb hat Jesus
Christus versprochen, er werde seinen Aposteln den Geist der Wahrheit
senden, der beständig bei ihnen bleiben solle: Wenn ich aber gehe, so werde
ich ihn (den Tröster) zu euch senden ... Wenn jener Geist der Wahrheit
kommt, wird er euch alle Wahrheit lehren.[43]
Und ich werde den Vater bitten; er wird euch einen anderen Tröster geben,
den Geist der Wahrheit, damit er bei euch bleibe bis zum Ende der Zeiten.[44]
Er wird Zeugnis über mich ablegen, auch ihr sollt Zeugnis ablegen.[45]
(41) Mt 28, 18-20.
(42) Mk 15, 16.
(43) Joh 16, 7-13.
(44) Joh 14, 16-17
(45) Joh 15, 26-27.
Daher verordnete er, dass die Lehre der Apostel ebenso ehrerbietig
anzunehmen und treu zu halten sei, wie seine eigene: Wer auf euch hört, hört
auf mich, wer euch verachtet, der verachtet mich. [46]
Die Apostel sind also die Gesandten Christi, wie er selbst der Gesandte des
Vaters ist: Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch,[47]
wie daher die Apostel und Jünger dem Worte Christi glauben mussten, so
sollten auch alle jene den Aposteln glauben, denen sie kraft göttlichen
Auftrages predigten. Wie es nicht erlaubt war, einen Punkt der Lehre Christi
abzulehnen, ebenso wenig durfte eine Vorschrift der Apostellehre verworfen
werden.
(46) Lk 10, 16.
(47) Joh 20, 21.
Nachdem der Heilige Geist auf die Apostel herabgekommen war, erscholl
tatsächlich ihre Stimme überall. Wohin sie ihren Fuß setzten, traten sie als
unmittelbare Gesandte Jesu auf. Durch ihn (Jesus Christus) haben wir Gnade
und das Apostelamt empfangen, um alle Völker dem Glauben gehorsam zu machen
in seinem Namen. [48]
Und Gott tat überall durch Wunder die göttliche Sendung der Apostel kund:
Jene aber gingen hin und predigten überall, und der Herr wirkte mit ihnen
und bekräftigte ihr Wort durch die darauffolgenden Wunder.[49]
Welches Wort? Doch jenes, das alles enthielt, was sie von ihrem Meister
gelernt hatten; offen erklären sie ja, sie könnten von dem, was sie gesehen
und gehört hätten, nicht schweigen.
(48) Röm 1, 5.
(49) Mk 16, 20.
Wie wir bereits dargelegt haben, war jedoch das Amt der Apostel nicht
derart, dass es mit den Aposteln untergehen oder mit der Zeit verschwinden
konnte, war es doch für alle bestimmt und zum Heile der Menschheit
gestiftet. Jesus befahl nämlich seinen Aposteln, das Evangelium der ganzen
Schöpfung zu predigen [50]
und seinen Namen vor Könige und Völker zu tragen[51]
und seine Zeugen zu sein bis an die Grenzen der Erde.[52]
Überdies versprach er ihnen, er werde ihnen beistehen in der Verwaltung
dieses hohen Amtes, nicht bloß auf einige Jahre oder Jahrhunderte, sondern
für alle Zeiten bis zum Ende der Welt.[53]
Darum sagt Hieronymus: „Wer verspricht, er werde bis zum Ende der Welt bei
seinen Jüngern bleiben, sagt damit auch, dass sie fortleben und dass er
selber nie von den Gläubigen weichen werde“.[54]
Wie konnte sich dies alles an den Aposteln bewahrheiten, waren sie doch als
Menschen dem Tode unterworfen? Gott hatte folglich dafür gesorgt, dass das
durch Jesus Christus gestiftete Lehramt nicht mit der Lebensdauer der
Apostel sein Ende nehmen, sondern ewig fortdauern sollte.
(50) Vgl. Mk 16, 15.
(51) Vgl. Apg 9, 15.
(52) Vgl. Apg 1, 8.
(53) Mt 28, 20.
(54) HIERONYMUS, In Mt. IV, 28. PL 26, 218.
Wir sehen auch, wie dieses Lehramt weitergegeben wurde und gleichsam von
Hand zu Hand überging. Denn die Apostel weihten Bischöfe und bezeichneten im
einzelnen diejenigen, die ihnen zunächst im Dienste des Wortes[55]
folgen sollten. Das ist jedoch nicht alles. Sie verpflichteten auch ihre
Nachfolger, sich würdige Männer beizugesellen, die sie mit derselben Macht
ausrüsten und mit demselben Predigtamt beauftragen sollten. Mein Sohn, sei
du also stark in der Gnade, die ist in Christus Jesus; und was du von mir
vor vielen Zeugen vernommen hast, das vertraue zuverlässigen Männern an, die
befähigt sind, ihrerseits wieder andere zu belehren.[56]
Wie demnach Christus von Gott und die Apostel von Christus, so sind auch die
Bischöfe und alle Nachfolger der Apostel von den Aposteln gesandt. „Die
Apostel sind uns als Verkünder des Evangeliums durch unsern Herrn Jesus
Christus gegeben. Jesus Christus aber ward von Gott gesandt. Christus also
von Gott und die Apostel von Christus, beides geschah nach der Anordnung und
nach dem Willen Gottes ... Durch die Länder und Städte zogen sie, predigten
das Wort und, nachdem sie im Geiste die Erstlinge geprüft, stellten sie
Bischöfe und Diakone auf zur Leitung jener, die später glauben würden ...
Sie stellten die Genannten auf und gaben den Befehl, dass nach deren Tode
wieder andere erprobte Männer ihr Amt übernehmen sollten“.[57]
(55) Apg 20, 24.
(56) 2 Tim 2, 1-2.
(57) CLEMENS VON ROM, Epist. I ad Cor., cap. 42-44. PG 1,
291-298.
Einerseits muss also das Amt, alles zu lehren, was Christus gelehrt,
ständig und unwandelbar fortdauern; anderseits ist aber auch beständig und
unwandelbar die Pflicht, jene Lehre anzunehmen und zu bekennen. Cyprian [58]
beleuchtet dies klar mit den Worten: „Wo unser Herr Jesus Christus im
Evangelium jene als seine Feinde bezeichnet, die nicht mit ihm sind, hat er
nicht von einer bestimmten Häresie gesprochen; er nennt vielmehr alle jene
seine Feinde, die nicht mit ihm sind, nicht mit ihm sammeln, wohl aber seine
Herde zerstreuen. Denn er sagt: Wer nicht mit mir ist, ist wider mich; und
wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut“.[59]
(58) CYPRIANUS, Epist. LXIX ad Magnum n. 1. CV 3, 2; 749-750, PL 3, 1138.
(59) Lk 9, 23.
Aufgabe der Kirche: Glaubensverkündigung
9 Ausgerüstet mit
diesem Auftrag und eingedenk ihres Amtes, hat die Kirche auf nichts anderes
größeren Eifer und größere Tatkraft verwandt, als auf die allseitige
Verteidigung der Unversehrtheit des Glaubens. Deshalb hat sie alle jene, die
in irgendeinem Punkte der Lehre nicht mit ihr übereinstimmten, alsbald des
Hochverrates schuldig erklärt und aus ihrer Mitte ausgeschlossen. Die
Arianer, Montanisten, Novatianer, Quartodezimaner und Eutychianer haben
gewiss die katholische Lehre nicht ganz, sondern nur teilweise verworfen;
wer wüsste aber nicht, dass sie als Häretiker verurteilt und aus dem Schoße
der Kirche ausgestoßen wurden? In ähnlicher Weise sind alle verurteilt
worden, die zu verschiedenen Zeiten als Urheber von Irrlehren aufgetreten
sind. „Es gibt nichts Gefährlicheres als diese Irrlehrer; über alles reden
sie zwar tadellos, mit einem Wörtchen aber verderben sie, wie mit einem
Tröpflein Gift, den reinen und unverfälschten Glauben an die göttliche und
folglich auch an die apostolische Überlieferung“.[60]
So hat die Kirche stets
gehandelt, gestützt auf das einstimmige Urteil der Väter; diese waren immer
der Überzeugung, es sei aus der katholischen Gemeinschaft ausgeschlossen und
von der Kirche abgefallen, wer auch nur im geringsten von der durch das
beglaubigte Lehramt vorgetragenen Lehre abgewichen sei. Epiphanius,
Augustinus, Theodoret haben eine große Anzahl von Häresien ihrer Zeit
aufgezählt. Augustinus meint, es könnten auch noch andere Irrlehren
entstehen, und jeder, der auch nur einer einzigen zustimme, sei dadurch von
der katholischen Einheit getrennt: „Nicht jeder, der jenen (aufgezählten
Häresien) nicht zustimmt, darf sich infolgedessen schon als katholischen
Christen betrachten und so nennen. Es können auch noch andere Häresien
bestehen oder entstehen, die nicht in diesem Werke aufgezählt sind; wer sich
irgendeiner von ihnen verschreibt, wäre kein katholischer Christ“.[61]
(60) Der Verfasser des Tractatus de
Fide orfhodoxa contra Arianos c.1 PL 17, 552.
(61) AUGUSTINUS, De haeresibus n. 88. PL 42, 50.
Diese von Gott vorgesehene
Sicherung der Einheit, die hier zur Rede steht, betont der heilige Paulus im
Brief an die Epheser. Darin ermahnt er sie vorerst nachdrücklich, die
Eintracht der Herzen zu pflegen: Seid eifrig darauf bedacht, die Einheit des
Geistes Zu erhalten durch das Band des Friedens;[62]
da aber eine vollkommene Einheit der Herzen
in der Liebe unmöglich ist, wenn die Geister nicht im Glauben
übereinstimmen, so will er, dass ein und derselbe Glaube alle beseele: Ein
Herr, ein Glaube.[63]
Und zwar verlangt er eine so vollkommene
Einheit im Glauben, dass jegliche Irrtumsgefahr gebannt sei: Dann sind wir
nicht mehr unmündige Kinder, die sich schaukeln und tragen lassen von jedem
Windhauch irgendeiner Lehre, durch der Menschen Trugspiel und durch die
Arglist in der Kunst der Verführung.[64]
Und nach der Lehre des Apostels ist dies nicht nur auf kurze Zeit zu
beobachten, sondern bis wir alle insgesamt zur Einheit des Glaubens gelangen
... zum Maße der Reife der Christusfülle.[65]
Wie aber hat Christus die Grundlage gelegt
zum Aufbau und zur Sicherung dieser Einheit? Eben dadurch: Er bestimmte die
einen zu Aposteln ..., andere zu Hirten und Lehrern; sie sollen die Heiligen
zur Ausübung des Amtes bilden, zum Aufbau des Leibes Christi.[66]
(62) Eph 4, 3.
(63) Eph 4, 5.
(64) Eph 4, 14.
(65) Eph 4, 13.
(66) Eph 4, 11-12.
Daher haben auch seit den
ältesten Zeiten die Lehrer und Väter diese Regel stets befolgt und
einstimmig verteidigt. Origenes schreibt: „Sooft die Häretiker die
kanonischen Schriften vorweisen, denen jeder Christ zustimmt und an die er
glaubt, wollen sie damit sagen: Siehe bei uns daheim ist das Wort der
Wahrheit ! - Aber wir dürfen ihnen keinen Glauben schenken, noch die erste
und kirchliche Überlieferung preisgeben. Wir dürfen nichts anderes glauben,
als was man uns auf Grund der Nachfolge in der Kirche Gottes überliefert
hat“.[67]
Hört den heiligen Irenäus: „Die wahre Erkenntnis ist die Lehre der Apostel
..., die der ununterbrochenen Nachfolge der Bischöfe gemäß ... als die volle
Auslegung der Heiligen Schrift auf uns gekommen ist, ohne Entstellung und
ohne Fälschung“.[68]
(67) ORIGINES, Serius veteris interpret. commentar. in Mt. n. 46. PG 13,l
1667.
(68) lRENAEUS, Adversus haeresis, lib. IV cap. 33 n. 8. PG 7, 1077.
Tertullian seinerseits
bekundet: „Es steht mithin fest, dass jede Lehre fürwahr zu halten ist, die
mit jener der apostolischen Mutter- und Urkirche des Glaubens übereinstimmt.
Denn eine solche Lehre enthält ohne Zweifel das, was die einzelnen Kirchen
von den Aposteln, die Apostel von Christus, und Christus von Gott empfangen
haben ... Wir stehen in Verbindung mit den apostolischen Kirchen, weil
niemand von uns eine andere Lehre vertritt; und das ist das Kennzeichen der
Wahrheit.[69]
(69) TERTULLIANUS, De praescript. cap. XXI. PL 2, 33.
Ebenso lehrt Hilarius:
Christus, der vom Schifflein aus predigt „deutet an, dass jene, die sich
außerhalb der Kirche befinden, das Verständnis der göttlichen Lehre nicht
haben können, denn das Schifflein ist das Bild der Kirche; wer draußen steht
und wie unfruchtbarer und nutzloser Ufersand abseits liegt, kann also das
Wort des Lebens, das nur in der Kirche niedergelegt ist und da gepredigt
wird, nicht vernehmen“.[70]
Rufinus lobt Gregor von
Nazianz und Basilius, „dass sie sich mit den Büchern der Heiligen Schrift
allein beschäftigten, zum Verständnis derselben jedoch nicht dem eigenen
Gutdünken, sondern den Schriften und der Autorität der Alten folgten, von
denen auch erwiesen ist, dass sie die Regel zur Auslegung der Heiligen
Schrift von den Nachfolgern der Apostel empfangen hatten“.[71]
(70) HILARIUS, Comment. in Mt XIII 1. PL 9, 993.
(71) RUFINUS, Hist. Eccl. lib. II cap.9. CV Eusebius, 2, 1014 (lib. XI c.9).
PL 21, 518.
Pflicht der Menschen: die Kirche hören
Aus dem Gesagten geht eindeutig hervor,
dass Jesus Christus ein lebendiges, beglaubigtes und ewig fortdauerndes
Lehramt in der Kirche eingesetzt hat, das er mit seiner Vollmacht
ausstattete, mit dem Geist der Wahrheit ausrüstete und durch Wunder
bestätigte; und er hat gewollt und aufs nachdrücklichste eingeschärft, man
solle die Vorschriften dieses Lehramtes aufnehmen, wie wenn es seine eigenen
wären. Sooft folglich dieses Lehramt erklärt, diese oder jene Wahrheit
gehöre zum Inhalt der von Gott geoffenbarten Lehre, dann hat jedermann fest
zu glauben, dass dies wahr ist; könnte das jemals falsch sein, so würde
daraus folgen, was ein offensichtlicher Widerspruch ist, dass nämlich Gott
selber der Urheber des Irrtums im Menschen wäre. „Herr, wenn das ein Irrtum
ist, so sind wir durch dich betrogen“.[72]
Ist demnach jeder Grund zum Zweifel ausgeschlossen, wie kann dann jemand
auch nur eine einzige jener Wahrheiten verwerfen, ohne sich damit in offene
Häresie hineinzustürzen, ohne sich von der Kirche zu trennen und mit dem
einen Satz die ganze christliche Lehre zu verwerfen?
(72) RICHARD VON ST. VIKTOR, De Trinit. lib. I cap. 2. PL 196, 891.
Wesen des Glaubens: Unteilbarkeit
Aus der Natur des Glaubens folgt, dass
nichts ihm so sehr widerspricht, als wenn man das eine glaubt und das andere
verwirft. Die Kirche lehrt nämlich, „dass der Glaube ... eine übernatürliche
Tugend ist, durch die wir unter Anregung und mit Hilfe der Gnade Gottes
seine Offenbarung für wahr halten, nicht wegen der natürlichen
Vernunfteinsicht in den inneren Wahrheitsgehalt des Gegenstandes, sondern
wegen der Autorität des offenbarenden Gottes selbst, der weder sich täuschen
noch andere irreführen kann“.[73]
Wenn also von irgendeinem Gegenstande
feststeht, dass er von Gott geoffenbart ist, und man nicht daran glaubt, so
glaubt man überhaupt nichts mit göttlichem Glauben. Was nämlich der Apostel
Jakobus bezüglich einer Sünde auf dem Gebiete der Sittlichkeit behauptet,
das gilt auch von einem Irrtum auf dem Gebiete des Glaubens: Wer ... auch
nur ein einziges Gebot ... übertritt, der versündigt sich gegen alle.[74]
Das gilt sogar in noch höherem Maße vom Glaubensirrtum. Von einem Menschen,
der nur ein Gebot übertreten hat, kann man nämlich mit geringerem Recht
behaupten, er habe das ganze Gesetz übertreten, weil er doch offenbar die
Majestät des göttlichen Gesetzgebers nur dann verachtet haben kann, wenn er
den ausgesprochenen Willen dazu hatte. Wer hingegen die geoffenbarten
Wahrheiten auch nur in einem Punkte leugnet, streift in Wirklichkeit den
Glauben ganz ab, da er sich weigert, Gott als die höchste Wahrheit und als
den eigentlichen Beweggrund des Glaubens zu achten. „In vielem sind sie mit
mir, in wenigem sind sie nicht mit mir; aber wegen dieses Wenigen, in dem
sie nicht mit mir einig gehen, nützt ihnen das Viele nichts, worin sie mit
mir sind“.[75]
Und mit Recht; denn jene, die von der
christlichen Lehre nur das annehmen, was ihnen zusagt, stützen sich auf ihr
eigenes Urteil, nicht auf den Glauben; sie weigern sich nämlich, ihre
Gedanken in Zucht zu nehmen und sie Christus dienstbar zu machen,[76]
sie gehorchen mehr sich selbst als Gott. „Wenn ihr vom Evangelium nur
glaubt, was ihr wollt, und ,was ihr nicht wollt,' nicht glaubt, so glaubt
ihr weit mehr euch als dem Evangelium.[77]
Daher haben die Väter auf dem Vatikanischen
Konzil nichts Neues bestimmt, sondern nur die göttliche Anordnung, die alte
und beständige Lehre der Kirche sowie die Natur des Glaubens selbst befolgt,
als sie erklärten: „Mit göttlichem und katholischem Glauben ist alles zu
glauben, was im Wort Gottes, sei es geschrieben oder mündlich überliefert,
enthalten ist und von der Kirche, sei es durch einen feierlichen
Glaubensentscheid, sei es durch das ordentliche und allgemeine Lehramt, als
von Gott geoffenbart zu glauben vorgelegt wird“.[78]
(73) Vatikanisches Konzil, Sess. III cap. 3. Denzinger Nr. 1789.
(74) Jak 2, 10.
(75) AUGUSTlNUS, In Psalm. LIV n.19. PL 36, 641.
(76) VgI. 2 Kor 10, 5.
(77) AUGUSTlNUS, Contra Faustum Manichaeum lib. XVII cap. 3. CV 25, 1,486.
PL 42, 342.
(78) Vatikanisches Konzil, Sess. III cap.3. Denzinger Nr.1792.
Aufruf an alle Wahrheitssucher
Gott will also, das ist klar, in seiner
Kirche die Einheit im Glauben; ferner ist nun klar, wie sie beschaffen sein
soll und mittels welcher grundsätzlichen Maßnahme er sie sicherstellen will.
Daher sei es Uns gestattet, allen, die ihr Ohr nicht absichtlich der
Wahrheit verschließen, die Worte des heiligen Augustinus zuzurufen: „Da wir
sehen, wie groß die Hilfe Gottes, wie herrlich der Fortgang und die Erfolge
sind, wollen wir da noch zaudern, uns im Schoß seiner Kirche zu bergen, die
sogar nach dem Zeugnis der ganzen Menschheit vorerst in ihrem apostolischen
Stuhle und sodann durch die Aufeinanderfolge der Bischöfe einfachhin das
höchste Ansehen erlangt hat trotz des Wutgeschreis der Irrlehrer, die teils
durch die Stimme des Volkes, teils durch die Autorität der Konzilien, teils
durch überzeugungsmächtige Wunder verurteilt wurden? Ihr den Vorrang
streitig zu machen, ist höchste Gottlosigkeit oder gefährliche Anmaßung ...
Und wenn man zur Aneignung irgendeiner Wissenschaft, mag sie noch so gering
und leichtfasslich sein, einen Lehrmeister sucht, welcher Stolz wäre dann
vermessener, als die Bücher der heiligen Geheimnisse entweder ohne
Lehrmeister kennen lernen oder sie verwerfen zu wollen, ohne sie je kennen
gelernt zu haben?[79]
(79) AUGUSTINUS, De utilitate credendi cap. XVII n. 35. CV 25, 1, 45-46 PL
42, 91.
Einigkeit in der apostolischen Hierarchie
Zweifellos ist es also die
Aufgabe der Kirche, die christliche Wahrheit zu schützen und sie ganz und
unverfälscht zu verbreiten. Aber das ist durchaus noch nicht alles; nicht
einmal der eigentliche Zweck, zu dem die Kirche gestiftet wurde, ist damit
erschöpfend umschrieben. Jesus Christus hat sich nämlich für das Heil der
Menschheit selber zum Opfer gebracht; auf dieses Heil bezog sich alles, was
er lehrte und befahl; so hat er auch der Kirche den Auftrag gegeben, durch
die Wahrheit der Lehre die Menschen zu heiligen und zur Seligkeit zu führen.
Durch den Glauben allein kann jedoch dieser hohe und erhabene Zweck nicht
erreicht werden; dazu muss noch kommen: einerseits die richtige und würdige
Gottesverehrung, die vornehmlich im göttlichen Opfer und in der Spendung der
Sakramente besteht; anderseits eine heilige Gesetzgebung und Zucht. Das
alles muss die Kirche besitzen, da sie ja das Amt des Erlösers durch alle
Zeiten fortführen soll; sie allein bietet der Menschheit eine in jeder
Hinsicht restlos vollkommene Religion, wie sie Christus in der Kirche
sozusagen verkörpert haben wollte; sie allein stellt jene Mittel zur
Verfügung, die nach dem ordentlichen Plane der göttlichen Vorsehung
heilsnotwendig sind.
10 Wie schon die
himmlische Wahrheit keineswegs der Willkür und dem Gutdünken jedes einzelnen
Menschen aus geliefert, sondern nach der anfänglichen Verkündigung durch
Jesus Christus dem von uns erwähnten Lehrkörper eigens anvertraut wurde, so
wurden auch nicht die einzelnen Christen aus dem Volk, sondern die dazu
auserwählten Männer mit der göttlichen Vollmacht betraut, die Geheimnisse
Gottes zu vollziehen und zu verwalten; und zudem erhielten sie die Hirten-
und Regierungsgewalt. So gilt nur für die Apostel und ihre rechtmäßigen
Nachfolger, was Jesus Christus mit den Worten verheißen hat: Gehet hinaus in
alle Welt, predigt das Evangelium[80]
... taufet sie[81]
... tut dies Zum Andenken an mich[82]
... Denen ihr die Sünden nachlasset, denen sind sie nachgelassen.[83]
Ebenfalls nur den Aposteln und ihren rechtmäßigen Nachfolgern hat er
aufgetragen, die Herde zu weiden, d. h. kraft ihrer Amtsgewalt die
Gesamtheit aller Christen zu leiten, die ihrerseits, wie es sich von selbst
versteht, jenen untertänig und gehorsam sein müssen. Alle diese Pflichten
des apostolischen Amtes sind im Wort des heiligen Paulus zusammengefasst: So
betrachte uns denn jedermann als Diener Christi und als Ausspender der
Geheimnisse Gottes.[84]
(80) Mk 16, 15.
(81) Mt 18, 19.
(82) Lk 22, 19. 1 Kor 11, 24.
(83) Joh 20, 23.
(84) 1 Kor 4, 1.
Die Kirche als vollkommene Gesellschaft
Darum hat auch Jesus Christus die Menschen
aller Zeiten ausnahmslos berufen, ihm als ihrem Führer und Erlöser zu
folgen; und zwar richtet sich diese Einladung nicht nur an jeden einzelnen
für sich allein, sondern an alle gemeinsam, äußerlich und innerlich in der
Gesinnung verbunden. Aus der großen Zahl von Menschen soll ein einziges Volk
werden auf Grund eines gemeinsamen Rechtes: vereint im gleichen Glauben, im
gleichen Ziel, durch dieselben Mittel zur Erlangung dieses Zieles, durch den
Gehorsam gegenüber derselben Autorität. Somit hat er vollends in der Kirche
jene Grundlage gelegt, auf der sich ganz von selbst ein gemeinschaftliches
Leben zwischen den Menschen entwickelt, wodurch sie schon im natürlichen
Bereich zur angemessenen Vollendung geführt werden. Christus traf diese
Anordnung, damit alle, die Adoptivkinder Gottes werden wollen, die ihrer
Würde entsprechende Heiligkeit erlangen und zu ihrem Heile sicherstellen
können. Die Kirche ist daher, wie Wir bereits anderswo ausgeführt haben, der
Menschen Führerin zum Himmel; und ihr ist von Gott das Amt übertragen,
alles, was die Religion betrifft, selbst zu verwalten und anzuordnen sowie
die christlichen Belange frei und ungehindert nach eigenem Ermessen zu
wahren.
Man verkennt also die Kirche oder
verleumdet sie, wenn man ihr nachsagt, sie wolle sich in die Angelegenheiten
des Staates einmischen oder die Rechte der staatlichen Obrigkeit an sich
reißen. Gott wollte, dass die Kirche hoch über jeder anderen menschlichen
Gesellschaft stehe, denn ihr Zweck steht so hoch über der Bestimmung jeder
anderen Gesellschaft, wie die göttliche Gnade über die Natur, wie die ewigen
und unvergänglichen Güter über die irdischen hinausragen. Die Kirche ist
mithin ihrem Ursprunge nach eine göttliche Gesellschaft; ihrem Zweck und den
dazu führenden Mitteln nach übernatürlich; nur weil sie aus Menschen
besteht, ist sie auch eine menschliche Gesellschaft.
Die Kirche untersteht einer Autorität
Deshalb stellen wir fest,
dass sie in der Heiligen Schrift vielfach mit Ausdrücken bezeichnet wird,
die einer vollkommenen Gesellschaft zukommen. Sie wird nicht nur das „Haus
Gottes“, „ die Stadt auf dem Berge“, wohin alle Völker zusammenströmen
sollen, genannt, sondern auch der „Schafstall", der nur einen Hirten hat,
und in dem sich alle Schäflein Christi versammeln sollen; ja sogar „das
Reich, das Gott gegründet", und das „Bestand haben wird in Ewigkeit";
endlich „der Leib Christi", der zwar geheimnisvoll, aber doch lebendig,
schön geordnet und aus vielen Gliedern gebildet ist. Diese Glieder haben
zwar nicht alle dieselbe Tätigkeit, sind jedoch untereinander durch das
alles beherrschende und lenkende Haupt zusammengehalten.
Nun aber ist keine
menschliche Gesellschaft denkbar ohne eine oberste Regierungsgewalt. Gewiss
hat also Jesus Christus seiner Kirche eine höchste Obrigkeit verliehen, der
sich alle Christen im Gehorsam unterwerfen müssen. Wie daher zur Einheit der
Kirche, insofern sie der Zusammenschluss der Gläubigen ist, unbedingt die
Einheit im Glauben gehört, so muss auch zur Einheit der Kirche, insofern sie
eine von Gott gestiftete Gesellschaft ist, nach göttlichem Recht eine
Einheit in der Regierung gehören, welche die Einheit des Ganzen herstellt
und gewährleistet. „Die Einheit der Kirche ist unter zwei Gesichtspunkten zu
betrachten: in der Verbindung und in den Beziehungen der Glieder der Kirche
untereinander, und sodann in der Unterordnung aller Glieder der Kirche unter
ein gemeinsames Haupt“.[85]
Daraus ergibt sich eindeutig,
dass man sich nicht nur durch Häresie, sondern auch durch Schisma von der
Kirche trennt. „Zwischen Häresie und Schisma besteht folgender Unterschied:
Die Häresie vertritt eine falsche Lehre, das Schisma ist die Abspaltung von
der Kirche wegen einer Meinungsverschiedenheit unter den Bischöfen“.[86]
Damit stimmt die Aussage des heiligen
Chrysostomus überein: „Ich sage und erkläre, es sei kein geringeres Übel,
die Kirche zu spalten, als einer Irrlehre zu verfallen“.[87]
Wenn folglich keine Häresie je erlaubt ist, so auch kein Schisma, mag es
auch den Anschein des Rechtes für sich haben: „Es gibt nichts Schlimmeres
als das Sakrileg des Schismas ..., es gibt keine berechtigte Notwendigkeit
zur Aufteilung der Einheit“.[88]
(85) THOMAS VON AQUIN, Sum. theol. II-II q.39 a. 1.
(86) HIERONYMUS, Comment. in Epist. ad Titum III 10-11. PL 26, 598.
(87) JOHANNES CHRYSOSTOMUS, Homil. Xl in Epist. ad Ephes. n. 5. PG 62,87.
(88) AUGUSTINUS, Contra epist. Parmeniani lib. II cap. II n.25. C 51, 76. PL
43, 69.
Das göttliche Oberhaupt: Christus
11
Welches nun Wesen und Eigenart jener höchsten Gewalt ist, das kann man nur
bestimmen, wenn man den Willen Jesu Christi erforscht und erkannt hat.
Christus ist zweifellos König in Ewigkeit, und er fährt fort, vom Himmel aus
auch unsichtbar sein Reich zu leiten und zu schützen. Da er aber ein
sichtbares Reich wollte, musste er jemanden bezeichnen, um auf Erden seine
Stelle zu vertreten, nachdem er selbst in den Himmel zurückgekehrt war.
„Wenn nun jemand sagt, Christus sei das eine Haupt und der eine Hirt, wie er
auch der eine Bräutigam der einen Kirche ist, so genügt diese Antwort nicht.
Es ist zwar klar, dass Christus die Sakramente der Kirche spendet; er ist
es, der tauft; er ist es, der die Sünden nachlässt; er ist der wahre
Priester, der sich auf dem Altare des Kreuzes opferte und kraft dessen
täglich sein Leib auf dem Altare konsekriert wird. Weil er aber nicht
körperlich allen Gläubigen gegenwärtig sein kann, so hat er sich dennoch
Diener erwählt, um durch deren Vermittlung die genannten Sakramente zu
spenden, wie oben (Kap. 74) gesagt wurde. Aus demselben Grunde musste er,
weil er seine leibliche Gegenwart der Kirche entziehen wollte, jemanden
beauftragen, der an seiner Stelle die Sorge für die ganze Kirche übernehmen
sollte. Darum hat er vor der Himmelfahrt zu Petrus gesagt: Weide meine
Schafe“.[89]
(89) THOMAS VON AQUIN, Contra Gentiles lib. IV cap. 76.
Die menschlichen Stellvertreter:
Der heilige Petrus
Jesus Christus hat demnach den heiligen
Petrus zum obersten Lenker der Kirche bestimmt; und er ordnete an, dass
dieses obrigkeitliche Amt, zum Heile aller für alle Zeiten eingesetzt, auf
dessen Nachfolger übergehe, in denen somit Petrus durch seine Gewalt für
immer fortleben sollte. Tatsächlich machte er jene große Verheißung nur dem
heiligen Petrus, keinem andern: Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen
Felsen werde ich meine Kirche bauen.[90]
„Zu Petrus sprach der Herr, zu ihm allein, um auf den einen die Einheit zu
gründen“.[91]
- Ohne ein Wort vorauszuschicken, nennt er des Apostels Vater und ihn selbst
mit Namen (Selig bist du, Simon, Sohn des Jonas;[92]
aber er will nicht, dass er weiterhin Simon genannt werde; er nimmt ihn
schon kraft seiner Gewalt als den Seinigen für sich in Anspruch und gefällt
sich darin, ihn mit dem passenden Vergleich auch Felsenmann (Petrus) zu
nennen, da er auf ihn die Kirche bauen will“.[93]
(90) Mt 16, 18.
(91) PACIAN VON BARCELONA, Epist.III, ad Sempronium n. 11. PL 13,1071.
(92) Mt 16, 17.
(93) CYRILLUS VON ALEXANDRIEN, In Evang. Joan. lib. II, in cap. 1 v. 42. PG
73, 219.
12 Aus
diesen Worten folgt, dass die Kirche nach Gottes Willen und Befehl auf dem
heiligen Petrus, wie das Gebäude auf seinem Fundamente, ruht. Nun aber
gehört es zur Natur und Wirkung eines Fundamentes, dass es das Gebäude durch
feste Verbindung der einzelnen Teile zusammenhalte und für das Ganze das
notwendige Band der Unversehrtheit und Sicherheit bilde; wird das Fundament
beseitigt, so stürzt das ganze Gebäude zusammen. Petrus hat also die Kirche
zu stützen, zu schützen und durch ein unlösbares Band zu einigen und zu
festigen. Wie könnte aber jemand dieser wichtigen Aufgabe genügen, ohne die
Gewalt, zu befehlen, zu verbieten und zu richten, die wir wahrheitsgemäß und
zutreffend als richterliche Vollmacht oder „Jurisdiktion“ bezeichnen? Kein
Staat und kein öffentliches Gemeinwesen kann ohne diese Jurisdiktionsgewalt
bestehen. Der Vorrang der Ehre und die schwache Vollmacht zu raten und zu
mahnen, die man als Oberleitung oder „Direktion“ bezeichnet, nützt einer
menschlichen Gesellschaft gar wenig und ist nicht imstande, ihr wahre
Einheit und Festigkeit zu verleihen.
Jene volle Gewalt hingegen,
von der Wir reden, ist ausgedrückt und bekräftigt durch die Worte: Und die
Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen.[94]
– „Was werden sie nicht überwältigen? Die heilige Grundlage, worauf Christus
die Kirche baut, oder die Kirche selber? Das Wort ist doppelsinnig. Oder
gilt dies von bei den zugleich wie von einer und derselben Sache, vom
Felsenfundament und von der Kirche? Ich halte dafür: die Pforten der Hölle
werden weder den Felsen, auf den Christus die Kirche gründet, noch die
Kirche überwältigen“.[95]
Dieses göttliche Wort hat folgenden Sinn: Was immer für Gewaltmittel, was
immer für Kunstgriffe die sichtbaren und unsichtbaren Feinde anwenden mögen,
es wird ihnen nicht gelingen, die auf Petrus gestützte Kirche zu Fall zu
bringen oder zugrunde zu richten. „Die Kirche, das Gebäude Christi, der mit
Weisheit sein Haus auf Fels gebaut hat,[96]
ist für die Mächte der Hölle unerreichbar; sie überwinden zwar jeden, der
abseits vom Felsen und von der Kirche steht, gegen die Kirche aber vermögen
sie nichts“.[97]
Gott hat mithin seine Kirche dem Petrus anvertraut, damit er sie stets
unversehrt erhalte als unbesiegbarer Schutzpatron. Darum hat er ihn mit der
nötigen Gewalt ausgestattet, denn wer eine Gesellschaft von Menschen
tatsächlich und wirksam schützen soll, muss auch das Recht haben zu
befehlen.
Ferner fügte Jesus hinzu: Und
ich werde dir die Schlüssel des Himmelreiches geben.[98]
Ohne Zweifel spricht er hier weiterhin von der Kirche, die er kurz zuvor die
Seine nennt, und die er auf Petrus als ihrem Fundamente errichten wollte.
Die Kirche hat auffallende Ähnlichkeit sowohl mit einem Gebäude als auch mit
einem Reiche, und jedermann weiß, dass die Schlüssel ein gebräuchliches
Sinnbild für die oberste Gewalt sind. Wenn also Jesus dem Petrus die
Schlüssel des Himmelreiches verspricht, so verheißt er ihm damit auch die
Gewalt und die Rechtsvollmacht über die Kirche. „Der Sohn aber gab ihm (dem
Petrus) den Auftrag, die Erkenntnis des Vaters und des Sohnes zu verbreiten;
einem sterblichen Menschen übertrug er, indem er ihm die Schlüssel gab, alle
Gewalt im Himmel; und dieser hat die Kirche über die weite Erde hin
verbreitet und gezeigt, dass sie unerschütterlicher ist als der Himmel“.[99]
(94) Mt 16, 18.
(95) ORIGENES, Comment. in Mt t. XII n.11. PG 13, 1003.
(96) Mt 7, 24.
(97) ORIGENES, Comment. in Mt t. XII n.11. PG 13, 1003-1006.
(98) Mt 16, 19.
(99) JOHANNES CHRYSOSTOMUS, Homil. LIV in Mt n. 2. PG 5.8, 534-535.
Damit stimmt das Folgende
überein: Was immer du binden wirst auf Erden, wird auch im Himmel gebunden
sein, und was immer du lösen wirst auf Erden, wird auch im Himmel gelöst
sein.[100]
Die bildliche Redensart „binden und lösen“
bezeichnet das Recht, Gesetze zu erlassen, sowie die Gewalt zu richten und
zu strafen. Diese Gewalt, heißt es ebendort, werde eine solche Ausdehnung
und Wirkung haben, dass alle ihre Entscheide von Gott gutgeheißen werden. Es
ist also diese Gewalt die höchste und eine vollkommen selbständige, weil
keine auf Erden über ihr steht und sie die ganze Kirche umfasst sowie alles,
was der Kirche anvertraut ist.
Diese Verheißung ging in
Erfüllung, als Christus der Herr nach seiner Auferstehung Petrus dreimal
fragte, ob er ihn mehr liebe als die anderen, und ihm den Befehl erteilte:
Weide meine Lämmer ... weide meine Schafe.[101]
Alle ohne Ausnahme, die zu seiner Herde gehören sollten, übergab er dem
Petrus als ihrem Hirten. „Der Herr weiß alles. Er fragt nicht, um zu lernen,
sondern um zu lehren, wen er uns bei seiner Rückkehr in den Himmel als ,den
Stellvertreter seiner Liebe hinterlassen wollte ... Und weil er (Petrus) von
allen allein seine Liebe bekennt, wird er allen vorgesetzt ..., damit er die
Vollkommenen als der noch Vollkommenere regiere“.[102]
Nun aber bestehen Amt und Aufgabe des Hirten darin, der Herde ein Führer zu
sein, ihr durch bekömmliche Weide Nahrung zu verschaffen, von ihr Gefahren
fernzuhalten, sie vor Nachstellungen zu beschützen, sie gegen Gewalt zu
verteidigen, mit einem Wort, sie zu regieren und zu leiten. Da Petrus der
Herde Christi als Hirt vorgesetzt ist, so hat er die Gewalt erhalten, alle
Menschen zu regieren, für deren Heil Christus sein Blut vergossen hat.
„Warum hat er sein Blut vergossen? Um jene Schäflein zu erkaufen, die er dem
Petrus und dessen Nachfolgern übergeben hat“.[103]
(100) Mt 16, 19.
(101) Joh 21, 16-17.
(102) AMBROSIUS, Exposit. in Evang. sec. Lucam, lib. X n. 175-176. CV 32, 4;
523-524. PL 15, 1848.
(103) JOHANNES CHRYSOSTOMUS, De sacerdotio lib. II. PG 48, 632.
Da nun alle Christen in der
Gemeinschaft des unveränderlichen Glaubens vereint sein müssen, hat Christus
der Herr durch die Kraft seines Gebetes dem Petrus die Gnade erfleht, in der
Verwaltung seines Amtes niemals im Glauben zu wanken: Ich habe für dich
gebetet, dass dein Glaube nicht wanke[104]
Außerdem hat er ihm den Auftrag gegeben, sooft die Zeitverhältnisse es
forderten, seinen Brüdern Belehrung und Stärkung zuteil werden zu lassen:
Stärke deine Brüder.[105]
Denselben, den Christus zum Fundament seiner Kirche gemacht, wollte er zur
Säule des Glaubens machen. „Wie hätte er den Glauben desjenigen nicht
stärken können, dem er aus eigener Machtvollkommenheit das Reich übergab,
und den er, da er ihn Fels nannte, als Fundament der Kirche bezeichnete?“[106]
(104) Lk 22, 32.
(105) Ebd.
(106) AMBROSIUS, De fide lib. IV n. 56. PL 16, 628.
Deshalb wollte Jesus auch
einige bedeutungsvolle Titel, „die ihm wegen seiner Machtvollkommenheit
eignen, mit Petrus teilen und gemeinsam haben“,[107]
damit nämlich in der Gemeinschaftlichkeit der Namen auch die Gemeinschaft
der Gewalt zum Ausdruck komme. So hat er, welcher der Eckstein ist, worauf
das ganze Gebäude beruht und emporwächst zu einem heiligen Tempel im Herrn,[108]
den Petrus zum Felsen bestimmt, auf dem die
Kirche ruhen sollte. „Durch das Wort: Du bist der Fels, ist er hoch geehrt
worden. Obgleich er aber ein Fels ist, so ist er trotzdem nicht ein Fels wie
Christus, sondern Fels als Petrus. Christus ist seinem Wesen nach ein
unerschütterlicher Fels: Petrus aber erst durch den Felsen (Christus). Denn
Jesus teilt seine Würden mit, erschöpft sich aber nicht ... Er ist Priester
und macht Priester ..., er ist ein Fels und macht zum Felsen“.[109]
(107) LEO MAGNUS, Sermo IV cap. 2. PL 54, 150.
(108) Eph 2, 20-21.
(109) Homil. de poenitentia n. 4, in appendice opp. S. Basilii. PG 31, 1483.
Christus ist ferner der König
der Kirche, der den Schlüssel Davids hat, er schließt und niemand öffnet, er
öffnet und niemand schließt";[110]
dadurch, dass er dem Petrus die Schlüssel überreicht, erklärt er ihn auch
zum Fürsten der Christenheit. Ebenso hat der oberste Hirt, der sich selbst
den guten Hirten[111]
nennt, den Petrus zum Hirten seiner Lämmer
und Schafe bestellt: Weide meine Lämmer, weide meine Schafe.[112]
Deshalb sagt Chrysostomus : „Er ragt unter
den Aposteln hervor, er ist der Mund der Jünger und das Haupt ihrer
Gemeinschaft ... Er spricht ihm zu, fürderhin Vertrauen zu haben, und
nachdem die Erinnerung an die Verleumdung gleichsam ausgelöscht war,
überträgt er ihm die Oberleitung der Brüder ... Er sagt ja: Wenn du mich
liebst, dann stehe den Brüdern vor“.[113]
Endlich hat er, der stärkt zu jedem guten
Wort und Werk,[114]
den Petrus beauftragt, seine Brüder zu stärken. Mit Recht bemerkt daher Leo
der Große: „Aus der ganzen Welt wird nur der eine Petrus bestimmt zum
Oberhaupt aller auserwählten Völker, aller Apostel und aller Väter der
Kirche; wenn auch im Volke Gottes viele Priester sind und viele Hirten, so
herrscht doch im eigentlichen Sinne Petrus über alle jene, über die an
erster Stelle auch Christus herrscht“.[115]
Deshalb schreibt Gregor der Große an den Kaiser Mauritius Augustus: „Allen,
die das Evangelium kennen, ist es klar, dass durch das Wort des Herrn dem
Apostelfürsten Petrus die Sorge für die ganze Kirche übertragen wurde ...
Siehe, er empfing die Schlüssel des Himmelreiches, ihm wird die Macht
übertragen, zu binden und zu lösen, und er wird mit der Sorge und
Oberleitung der ganzen Kirche betraut“.[116]
(110) Offb 3, 7.
(111) Joh 10, 11.
(112) Joh 21, 16-17.
(113) JOHANNES CHRYSOSTOMUS, Homil. LXXXVIlI in Joan. n. 1. PG 59,478-479.
(114) 2 Thess 2, 16.
(115) LEO MAGNUS, Sermo IV cap. 2. PL 54, 149-150.
(116) GREGORIUS MAGNUS, Epistolarum lib. v, epist. xx. PL 77, 745-746.
Die Päpste als Nachfolger im Primat
13 Weil
diese oberste Autorität als Hauptbestandteil zur Verfassung und Organisation
der Kirche gehört, und zwar als die Grundlage der Einheit und als Fundament
ihrer dauernden Unversehrtheit, so durfte sie nicht mit dem heiligen Petrus
untergehen, sondern musste sich auf seine Nachfolger von einem zum andern
fortpflanzen: „Es bleibt also die Anordnung der Wahrheit bestehen, und der
heilige Petrus lebt fort in der ihm als Fels verliehenen Kraft, und das
einmal erfasste Steuerruder lässt er nicht mehr los“.[117]
Deshalb besitzen die Päpste, die dem
Petrus auf dem römischen Bischofsstuhle folgen, kraft göttlichen Rechtes die
höchste Gewalt in der Kirche. „Wir erklären, dass der römische Stuhl und der
römische Papst den Primat innehat über die ganze Welt, dass der römische
Papst der Nachfolger des heiligen Apostelfürsten Petrus und der wahre
Stellvertreter sowie das Haupt der ganzen Kirche ist, der Vater und Lehrer
aller Christen; dass ihm in der Person des heiligen Petrus durch unseren
Herrn Jesus Christus die Vollmacht verliehen wurde, die ganze Kirche zu
regieren und zu leiten, wie dies auch in den Verhandlungen der allgemeinen
Kirchenversammlungen und in den heiligen Kirchensatzungen enthalten ist“.[118]
Ähnlich äußert sich das IV. Laterankonzil: „Die römische Kirche besitzt
gemäß der Anordnung Christi den Vorrang der ordentlichen Gewalt über alle
anderen Kirchen, denn sie ist ja die Mutter und Lehrmeisterin aller
Christen“.[119]
(117) LEO MAGNUS, Sermo III cap. 3. PL 54, 146.
(118) Konzil von Florenz, Decretum pro Graecis. Denzinger Nr. 694.
(119) IV. Konzil vom Lateran, cap. 2. Denzinger Nr. 433.
Vorausgegangen war schon die einhellige
Auffassung des Altertums, das die römischen Päpste ohne jeden Zweifel als
die rechtmäßigen Nachfolger des heiligen Petrus betrachtete und ehrte. Wer
kennt nicht die zahlreichen und herrlichen Zeugnisse der Väter? Unter allen
ragt jenes des heiligen Irenäus hervor, der sich folgendermaßen über die
römische Kirche äußert: „Mit dieser Kirche müssen wegen ihres höheren
Vorranges alle Kirchen in Einklang stehen“.[120]
Und Cyprian sagt gleichfalls von der
römischen Kirche, sie sei „Wurzel und Mutterstamm der katholischen Kirche“,[121]
sie sei „der Stuhl Petri und die Hauptkirche, von wo die Einheit des
Priestertums ausgegangen ist“.[122]
Er nennt sie „Stuhl Petri“, weil der Nachfolger Petri auf ihm sitzt; er
nennt sie „Hauptkirche“ wegen des Vorranges, der dem Petrus und seinen
rechtmäßigen Nachfolgern verliehen wurde; er sagt, von dort sei die Einheit
ausgegangen, weil die römische Kirche die bewirkende Ursache der Einheit im
Christentum ist.
(120) IRENAEUS, Adversus haereses lib. III cap. 3 n. 2. PG 7, 849.
(121) CYPRIANUS, Epist. XLVIII ad Cornelium n. 3. CV 3, 2, 607. PL 3, 710.
(122) CYPRIANUS, Epist. LIX ad Cornelium n. 14. PL 3, 732.
Deshalb redet der heilige Hieronymus den
Papst Damasus mit folgenden Worten an: „Ich rede mit dem Nachfolger des
Fischers und mit dem Jünger des Kreuzes ... In enger Gemeinschaft schließe
ich mich Eurer Heiligkeit an, d. h. dem Stuhle Petri. Ich weiß, auf diesem
Felsen ist die Kirche aufgebaut“.[123]
Den Katholiken pflegt er an der Gemeinschaft mit dem römischen Stuhle zu
erkennen: „Wer mit dem Stuhle Petri verbunden ist, das ist mein Mann“.[124]
Der heilige Augustinus legt ebenfalls Zeugnis ab dafür, „dass in der
römischen Kirche der Vorrang des apostolischen Stuhles stets bestanden
habe“.[125]
Das sei kein Katholik, der vom römischen Glauben abweiche: „Man glaubt dir
nicht, dass du den katholischen Glauben besitzest, da du nicht lehrst, man
müsse den römischen Glauben befolgen“.[126]
Ebenso der heilige Cyprian: „Mit Papst
Cornelius in Gemeinschaft stehen, heißt mit der katholischen Kirche in
Gemeinschaft stehen“.[127]
(123) HIERONYMUS, Epist. xv ad Damasum n. 2 CV 54, 63. PL 22, 355.
(124) HIERONYMUS, Epist. XVI ad Damasum n. 2. CV 54, 69. PL 22, 359.
(125) AUGUSTlNUS, Epist. XLIII n. 7. CV 34, 90. PL 33, 163.
(126) AUGUSTINUS, (Der Verweis der Acta auf Sermo CXX n. 13 stimmt nicht;
wir konnten die Quelle nicht ausfindig machen.)
(127) CYPRIANUS, Epist. LV n. 1. CV 3, 2, 624. PL 3, 765.
In ähnlicher Weise lehrt der Abt Maximus,
es sei das Merkmal des wahren Glaubens und der wahren Gemeinschaft, dem
römischen Papste untertan zu sein: „Wer daher kein Häretiker sein noch
heißen will, braucht sich nicht erst vor diesem oder jenem zu rechtfertigen.
Vor allem soll er sich schnell vor dem römischen Stuhle rechtfertigen. Ist
dieser mit ihm zufrieden, so werden ihn alle überall als fromm und
rechtgläubig betrachten. Ganz umsonst redet jener, der meinesgleichen
überzeugen will und sich nicht vor dem Heiligen Vater der heiligen römischen
Kirche, nämlich, vor dem apostolischen Stuhle, rechtfertigt und ihn anruft.“[128]
Der Grund hierfür liegt seines Erachtens darin, „dass dieser vom
menschgewordenen Worte selber, nach der Lehre aller heiligen
Kirchenversammlungen, gemäß der kirchlichen Satzungen und Bestimmungen, über
alle heiligen Kirchen Gottes in der ganzen Welt in allem und durchwegs die
Regierungsgewalt: erhalten hat und innehält, sowie die Vollmacht zu binden
und zu lösen. Zugleich mit dem Papst bindet und löst auch im Himmel das
Wort, das über alle himmlischen Heerscharen regiert“.[129]
(128) Abt MAXIMUS, Defloratio ex epist. ad Petrum illustr. PL 129, 576.
(129) Ders., 1. c.
An diesen christlichen Glauben, den nicht
ein Volk oder eine Zeit, sondern alle Zeiten und das Morgenland so gut wie
das Abendland stets anerkannt und hochgehalten haben, erinnert, ohne
Widerspruch zu erfahren, der vom Papste delegierte Priester Philippus die
Kirchenversammlung von Ephesus: „Es wird von niemandem angezweifelt, ja es
ist allen Jahrhunderten bekannt, dass der heilige Petrus, der Fürst und das
Haupt der Apostel die Säule des Glaubens und das Fundament der katholischen
Kirche, von unserem Herrn Jesus Christus, dem Erlöser und Heiland der Welt,
die Schlüssel des Reiches bekommen hat; zugleich ist ihm auch die Gewalt
verliehen, Sünden zu lösen und zu behalten, ihm, der bis heute und für alle
Zeiten in seinen Nachfolgern fortlebt und die richterliche Gewalt ausübt.“[130]
Allgemein bekannt ist ferner das Urteil der Kirchenversammlung von Chalzedon
über den gleichen Gegenstand: „Petrus hat durch Leo ... gesprochen“.[131]
Dieselbe Lehre hallt wider wie ein Echo auf der dritten Kirchenversammlung
von Konstantinopel: „Der oberste Fürst der Apostel kämpfte mit uns: für uns
trat ein sein Nacheiferer und Nachfolger auf dem Stuhle ... Es schien sein
Schreiben nur Papier und Tinte zu sein, und doch sprach Petrus durch den
Papst Agatho“.[132]
In der katholischen Glaubensformel, die zu Anfang des 6. Jahrhunderts von
Papst Hormisdas verfasst und von Kaiser Justinian sowie von den Patriarchen
Epiphanius, Johannes und Mennas unterzeichnet wurde, findet sich in
kräftiger Sprache die Erklärung: „Der Ausspruch unseres Herrn Jesus
Christus: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen,
kann nicht unbeachtet bleiben... Was hier gesagt ist, hat sich tatsächlich
erwiesen, da sich auf dem apostolischen Stuhle die katholische Religion
stets makellos erhalten hat“.[133]
(130) Konzil von Ephesus, Actio III. Mansi 4, 1295.
(131) Konzil von Chalzedon, Actio II. Mansi 6, 971.
(132) Konzil von Konstantinopel, Actio XVIII. Mansi 11, 666.
(133) Post Epist. XXVI ad omnes Episc. Hispan. n.4. Mansi 8, 467. PL 63,
460. Denzinger Nr.171.
Wir wollen nicht alle Zeugnisse einzeln
anführen; nur an das Glaubensbekenntnis sei erinnert, das Michael Paleologus
auf dem zweiten Konzil von Lyon ablegte: „Die heilige römische Kirche
besitzt den obersten, vollen Primat und die Regierungsgewalt über die ganze
katholische Kirche. Sie hat ihn mit der ganzen Machtfülle vom Herrn selbst
empfangen in der Person des heiligen Petrus, des Fürsten und Hauptes der
Apostel, dessen Nachfolger der römische Papst ist; das anerkennt die
römische Kirche in Wahrheit und in Demut. Und wie sie vor allen anderen die
Wahrheit des Glaubens verteidigen muss, so müssen auch alle Fragen, die sich
etwa bezüglich des Glaubens stellen, durch ihr Urteil entschieden werden“.[134]
(134) Konzil von Lyon, Actio IV. Denzinger Nr. 466.
Die Bischöfe als Nachfolger der Apostel
14 Wenn
auch die Gewalt des heiligen Petrus und seiner Nachfolger die vollste und
höchste ist, so darf man doch nicht meinen, sie sei die einzige. Derselbe
nämlich, der den heiligen Petrus zum Fundament der Kirche bestimmte, wählte
sich auch zwölf, ... die er Apostel nannte.[135]
Wie die Gewalt des heiligen Petrus im römischen Papste fortleben muss, genau
so erben auch die Bischöfe als Nachfolger der Apostel die ordentliche
Gewalt, so dass der Episkopat notwendigerweise zur inneren Verfassung der
Kirche gehört. Wenn sie auch keine volle, allgemeine und höchste Gewalt
besitzen, so sind sie doch nicht bloße Stellvertreter der römischen Päpste,
denn eine eigene Gewalt und heißen im vollen Sinne des Wortes ordentliche
Oberhirten der ihnen unterstellten Völker.
Da aber Petrus nur einen Nachfolger hat,
die Apostel hingegen deren viele, so geziemt es sich zu untersuchen, welches
nach göttlicher Anordnung die Beziehungen der Bischöfe zum Papste sind. Die
erste dieser Beziehungen besteht in der klaren und unzweifelhaften Pflicht
der Bischöfe, in Gemeinschaft zu stehen mit dem Nachfolger Petri. Ist dieses
Band zerrissen, so löst sich das christliche Volk selbst auf und zerstreut
sich, so dass es in keiner Weise einen Leib und eine Herde bilden kann. „Das
Heil der Kirche ist mit der Würde des Hohenpriesters verknüpft. Besitzt
dieser nicht eine außerordentliche und alle überragende Gewalt, so werden in
der Kirche ebenso viele Spaltungen entstehen, als Priester da sind“.[136]
(135) Lk 6, 13.
(136) HIERONYMUS, Dial. contra Luciferianos n. 9. PL 23, 165.
Daher gilt es, hier besonders folgendes zu
bemerken: Nichts wurde den Aposteln unabhängig von Petrus verliehen, vieles
jedoch dem Petrus eigens und unabhängig von den Aposteln. Der heilige
Johannes Chrysostomus stellt bei der Erklärung des Ausspruches Christi (Joh.
XXI 15) die Frage: „Warum wendet sich Christus diesbezüglich unter
Übergehung der anderen Apostel nur an Petrus ?“ - Und er antwortet
unumwunden: „Er war der vornehmste unter den Aposteln, er war der Mund der
Jünger und das Haupt in ihrem Kreise“.[137]
Er allein ist von Christus zum Fundament der Kirche bestimmt worden, ihm ist
die Macht verliehen zu lösen und zu binden, ihm allein die Gewalt gegeben,
die Herde zu weiden. Was dagegen die Apostel an Ansehen und Amtvollmachten
erhielten, haben sie im Verein mit Petrus bekommen: „Wenn auch die göttliche
Huld wollte, dass die anderen Apostel etwas mit Petrus gemeinsam besitzen
sollten, so hat sie nie anders als durch ihn verliehen, was sie den anderen
nicht verweigerte... Vieles hat er gewiss allein bekommen, nichts ist aber
auf einen anderen übergegangen, ohne dass er seinen Anteil daran hatte“.[138]
(137) JOHANNES CHRYSOSTOMUS, Homil. LXXXVIII in Joan. n. 1. PG 59, 478.
(138) LEO MAGNUS, Sermo IV cap. 2. PL 54, 150.
Daraus geht klar hervor, dass die Bischöfe
ihrer Rechte und ihrer Regierungsgewalt verlustig gehen, wenn sie sich
absichtlich von Petrus und seinen Nachfolgern trennen. Denn durch diese
Trennung werden sie vom Fundament, auf dem das ganze Gebäude ruhen muss,
losgelöst; somit sind sie auch von dem Gebäude selbst ausgeschlossen, und
ebenso von dem Schafstall abgesondert, dessen Herr der oberste Hirte ist;
sie sind aus dem Reiche ausgeschlossen, dessen Schlüssel dem Petrus allein
von Gott übergeben wurden.
Hieraus erkennen wir aufs neue den Plan
und die Absicht Gottes bei der Gründung des Christentums. Da nämlich der
göttliche Stifter wollte, dass die Kirche eins sei im Glauben, in der
Verwaltung und in der Gemeinschaft, so wählte er sich den Petrus und seine
Nachfolger zur Grundlage und zum Mittelpunkt dieser Einheit. Deshalb sagt
der heilige Cyprian: „Der Beweis für den Glauben ist leicht, wenn man die
Wahrheit kurz zusammenfasst. Der Herr sagt zu Petrus: Ich sage dir, du bist
Petrus ... Auf einen einzigen baut er die Kirche. Und wenn er auch allen
Aposteln nach seiner Auferstehung gleiche Gewalt verleiht, indem er spricht:
Wie mich der Vater gesandt hat ..., ordnet er doch, um die Einheit zu
offenbaren, kraft seiner Vollmacht einen Ursprung für diese Einheit an, die
nur aus einem ihren Anfang nehmen sollte.[139]
Ebenso Optatus von Mileve: „Du kannst nicht leugnen, dass du weißt: In der
Stadt Rom ist zuerst dem Petrus der bischöfliche Stuhl verliehen worden, auf
dem er als das Haupt aller Apostel saß; deshalb wurde er auch Kephas
genannt. In diesem einen bischöflichen Stuhle sollte von allen die Einheit
gewahrt werden, damit die übrigen Apostel nicht einzeln einen eigenen
Lehrstuhl für sich beanspruchten; und jeder, der gegen den einzig
dastehenden Lehrstuhl einen anderen aufstellen würde, sollte als
Schismatiker und Sünder gelten“.[140]
Danach ist auch jener Ausspruch des heiligen Cyprian zu erklären, die
Häresie wie das Schisma entstehe daraus, dass man der obersten Gewalt den
Gehorsam verweigere: „Aus keiner anderen Ursache sind die Häresien und
Schismen entstanden, als daraus, dass man dem Priester Gottes nicht
gehorchte und vergaß, dass zur selben Zeit in der Kirche nur ein Priester
und nur ein Richter die Stelle Christi vertritt.[141]
(139) CYPRIANUS, De unitate Eccl. n. 4. CV 3, 1, 212. PL 4, 498.
(140) OPTATUS VON MILEVE, De schism. Donatist. lib. II, 2. CV 26, 36. PL 11;
947.
(141) CYPRIANUS, Epist. XII ad Cornelium n. 5. PL 3, 802.
Niemand kann Anteil haben an der
Autorität, wenn er nicht mit Petrus vereint ist; es ist nämlich unsinnig zu
glauben, es könne jemand in der Kirche Vorsteher sein, wenn er selber
außerhalb der Kirche steht. Aus diesem Grunde tadelte Optatus von Mileve die
Donatisten: „Gegen diese Pforten (der Hölle) hat Petrus, unser Haupt, wie
wir lesen, die Schlüssel des Heiles erhalten, denn zu ihm hat Christus
gesagt: Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben und die Pforten
der Hölle werden sie nicht überwältigen. Was unterfangt ihr euch also, die
Schlüssel des Himmelreiches an euch zu reißen, die ihr gegen den Stuhl Petri
... ankämpft?“[142]
(142) OPTATUS VON MILEVE, De schism. Donatist. lib. II n. 4-5. CV 26,39. PL
11, 955-956.
15
Der Stand der Bischöfe ist aber erst dann gemäß der Anordnung Christi als
mit Petrus vereinigt anzusehen, wenn er dem Petrus untersteht und ihm
gehorcht; sonst zerfällt er unvermeidlich in eine lose Menge, wo Verwirrung
und Unordnung herrscht. Soll die Einheit des Glaubens und der Gemeinschaft
wirklich gewahrt sein, so genügt es nicht, dass einer den Ehrenvorrang habe
oder eine gewisse Sorge trage für die anderen; es ist vielmehr unbedingt
eine wahre und zugleich höchste Autorität notwendig, der die ganze
Gemeinschaft gehorcht. Welches war denn die Absicht des Gottessohnes, als er
die Schlüssel des Himmelreiches allein dem Petrus versprach? Dass mit der
Bezeichnung „Schlüssel“ an dieser Stelle der höchste Gipfel der Macht
gemeint ist, daran lassen weder der biblische Sprachgebrauch noch auch die
übereinstimmende Lehre der Väter keinen Zweifel zu. Man wüsste sonst nicht
zu erklären, was dem Petrus im besonderen, und was den Aposteln im Verein
mit Petrus verliehen worden ist. Verleiht die Vollmacht zu binden und zu
weiden den Bischöfen, den Nachfolgern der Apostel, das Recht, ihr Volk mit
wahrer Amtsgewalt zu regieren, so muss doch dieselbe Gewalt auch jenem
dasselbe verleihen, dem von Gott das Amt übertragen wurde, die Lämmer und
die Schafe zu weiden. „Christus hat Petrus nicht nur zum Hirten, sondern zum
Hirten der Hirten auserkoren; Petrus weidet daher die Lämmer, er weidet auch
die Schafe; er weidet die Kinder, er weidet auch die Mütter; er regiert die
Untertanen, er regiert auch die Vorgesetzten, denn außer den Lämmern und den
Schafen gibt es in der Kirche nichts“.[143]
(143) BRUNO VON SEGNI, Comment. in Joan. III cap. 21 n. 55.
Daher stammen jene besonderen Titel, die
von den Alten dem heiligen Petrus beigelegt wurden und den auf die höchste
Stufe der Würde und Gewalt Erhobenen nachdrücklich preisen. Durchwegs nennen
sie ihn den „Fürsten der Jüngerschar“, den „ Fürsten der Apostel“, „Führer
dieses Chores“, „Mund aller Apostel“, „Haupt dieser Familie“, „Vorsteher der
ganzen Welt“, den „Ersten unter den Aposteln“, „die Säule der Kirche“.
Das alles sagt offenbar der heilige
Bernhard mit seinen Worten an Papst Eugen: „Wer bist du? Der große Priester,
der Hohepriester. Du bist der Fürst der Bischöfe, der Erbe der Apostel...
Dir sind die Schlüssel gegeben, dir die Schafe anvertraut. Es gibt zwar noch
andere Torhüter und Hirten; aber du bist dies umso glorreicher, als du beide
Titel in einem weit höheren Sinne als die anderen ererbt hast. Jene haben
die ihnen zugewiesenen Herden, jeder die seine; dir sind alle Herden
anvertraut, dem einen als eine einzige. Du bist nicht nur der Hirt der
Schafe, sondern auch der Hirten, du allein der eine Hirt aller Hirten. Du
fragst, wie ich das beweise? Aus dem Worte des Herrn. Wem denn, ich sage
nicht von den Bischöfen, sondern selbst von den Aposteln, sind alle Schafe
so ganz ausnahmslos anvertraut? Petrus, wenn du mich liebst, so weide meine
Schafe. Welche? Die Völker dieser oder jener Stadt, dieser oder jener
Gegend, oder eines bestimmten Reiches? - Meine Schafe, sagte er. Wer sieht
nicht, dass er damit nicht einige bezeichnete, sondern alle gemeint hat? Wo
nichts unterschieden wird, wird auch nichts ausgenommen“.[144]
(144) BERNHARD, De consideratione lib. II cap.8. PL 182, 751.
Es ist falsch und widerspricht
offensichtlich der Anordnung Gottes, wenn man meint, die einzelnen Bischöfe
unterständen zwar der Gerichtsbarkeit der römischen Päpste, nicht aber alle
in ihrer Gesamtheit. Das Wesen eines Fundamentes besteht nämlich darin, dem
ganzen Gebäude Einheit und Festigkeit zu verleihen, mehr noch als den
einzelnen Teilen. Bei unserem Gegenstand trifft das noch weit mehr zu, weil
Christus der Herr durch die Tragkraft des Fundamentes erreichen wollte, dass
die Mächte der Hölle die Kirche nicht überwältigen. Diese göttliche
Verheißung ist nach der allgemeinen Ansicht von der Gesamtkirche zu
verstehen, nicht von ihren einzelnen Teilen, die ja durch den Ansturm der
Hölle überwunden werden können; es ist ja auch bei einigen Einzelfällen
vorgekommen, dass sie tatsächlich überwunden wurden.
Wer ferner der ganzen Herde vorangestellt
ist, muss notwendig Gewalt haben nicht nur über die einzelnen zerstreuten
Schafe, sondern über die vereinte Gesamtheit aller. Oder soll die Gesamtheit
der Schafe den Hirten regieren und führen? Sind vielleicht die vereinten
Nachfolger der Apostel das Fundament, auf das sich der Nachfolger Petri
stützen muss, um standhaft zu sein? Wer die Schlüssel des Reiches in seiner
Hand hält, der besitzt Rechts- und Amtsgewalt nicht bloß über die einzelnen
Provinzen, sondern über die Gesamtheit aller; und ebenso wie die Bischöfe,
jeder in seinem Sprengel, mit wahrer Amtsgewalt nicht nur über den einzelnen
Privatmenschen herrschen, sondern über ihre ganze Herde, so haben auch die
römischen Päpste, deren Amtsgewalt sich über die ganze Christenheit
erstreckt, alle Teile des Ganzen, auch zusammen genommen, unter ihrer Gewalt
und Oberherrschaft. Wie zur Genüge betont wurde, hat Christus der Herr dem
Petrus und seinen Nachfolgern die Vollmacht verliehen, seine Stellvertreter
zu sein und dieselbe Gewalt stets in der Kirche auszuüben, die er selbst
während seines irdischen Daseins ausgeübt hat. Darf man dann sagen, das
Apostelkollegium habe seinen Meister noch an Macht übertroffen?
Diese Amtsgewalt über das Gesamtkollegium
der Bischöfe, von der die Heilige Schrift in klaren Worten spricht, hat die
Kirche zu jeder Zeit ohne Unterlass anerkannt und gelehrt. Dahin gehören die
Äußerungen der Kirchenversammlungen: „Wir lesen, dass der römische Papst das
Richteramt über die Bischöfe aller Kirchen ausgeübt hat; wir lesen aber
nicht, dass er von irgend einem gerichtet wurde“.[145]
Als Grund dafür wird angeführt, dass es
„keine höhere Autorität gibt als die des apostolischen Stuhles“.[146]
(145) IV. Konzil von Konstantinopel, Actio VII. (HADRIAN ll., in allocutione
III ad Synodum Romanum an. 869). Mansi 16, 126.
(146) NIKOLAUS I., Epist. LXXXVl ad Michael. Imperat.: „Patet profecto Sedis
Apostolicae, cuius auctoritate major non est, iudicium a nemine fore
retractandum, neque cuiquam de eius liceat iudicare iudicio". PL 119, 954.
Deshalb gibt Papst Gelasius über die
Beschlüsse der Kirchenversammlungen folgendes Urteil ab: „Wie das, was der
oberste Lehrstuhl nicht bestätigt hat, überhaupt nicht zu Recht bestehen
konnte, so hat die ganze Kirche angenommen, was er zu bestimmen sich
entschloß“.[147]
Tatsächlich war es stets das Amt der römischen Päpste, die Urteile und
Beschlüsse der Kirchenversammlungen zu bestätigen. Die Entscheide des
Afterkonzils von Ephesus hat Leo der Große für nichtig erklärt; Damasus jene
des Konzils von Rimini; Hadrian I. jene des Konzils von Konstantinopel; der
28. Satz des Konzils von Chalzedon aber ist bekanntlich als ungültig
unbeachtet geblieben, weil ihm die autoritative Billigung des apostolischen
Stuhles verweigert wurde. Mit Recht behauptete demnach Leo X. auf dem V.
Laterankonzil: „Nur der jeweils regierende römische Papst besitzt, kraft
seiner Autorität über alle Konzilien, allein das volle Recht und die Macht,
ein Konzil einzuberufen, zu verlegen und aufzulösen; das wird nicht nur
durch das Zeugnis der Heiligen Schrift, die Aussagen der heiligen Väter und
der römischen Päpste sowie durch die Erlasse der heiligen Kirchensatzungen
mit aller Klarheit bestätigt, sondern auch durch das eigene Bekenntnis der
Konzilien selbst“.[148]
Es unterliegt also keinem Zweifel: die Schlüssel des Himmelreiches sind nur
dem heiligen Petrus, die Macht zu binden und zu lösen auch den Aposteln im
Verein mit Petrus verliehen; dafür zeugt die Heilige Schrift. Nirgends aber
ist gesagt, woher die Apostel die höchste Gewalt ohne Petrus oder gegen
Petrus empfangen haben sollten. Auf keinen Fall haben sie diese von Christus
bekommen. Deshalb ist durch den Entscheid des Vatikanischen Konzils, Natur
und Umfang des Primates der römischen Päpste betreffend, keine neu erfundene
Ansicht, sondern ein alter und durch alle Jahrhunderte stets bezeugter
Glaubenssatz ausgesprochen worden.[149]
(147) GELASIUS, Epist. XXVI ad Episcopos Dardoniae n. 5. PL 59, 67.
(148) V. Konzil vom Lateran, Sess. XI. Mansi 32, 967. Denzinger Nr. 740.
(149) VgI. Vatikan. Konzil, Sess. IV cap. 3. Denzinger Nr.1826.
Wenn auch dieselben Menschen in der
Kirche einer doppelten Gewalt unterstehen, so richtet dieser Umstand in der
Verwaltung doch keine Verwirrung an. So etwas zu denken, verbietet uns
zunächst Gottes Weisheit, durch dessen Ratschluss diese Regierungsform
eingeführt wurde. Außerdem ist zu bemerken, dass die Ordnung der Dinge und
die gegenseitigen Beziehungen nur dann gestört werden, wenn bei einem Volk
zwei Obrigkeiten nebeneinander gleich hoch stehen und keine der anderen
unterstellt ist. Nun ist aber die Macht des römischen Papstes die höchste,
sie erstreckt sich über die ganze Erde und ist vollkommen unabhängig. „Es
ist ein Missstand, wenn zwei in gleicher Weise an die Spitze derselben Herde
gestellt werden. Dass aber zwei, von denen der eine über dem andern steht,
über dasselbe Volk herrschen, ist keineswegs unschicklich. In dieser Weise
nun stehen unmittelbar über demselben Volke der Pfarrer, der Bischof und der
Papst“.[150]
Eingedenk ihrer Aufgabe bestreben sich
übrigens die römischen Bischöfe, insbesondere all das zu erhalten, was in
der Kirche nach Gottes Anordnung vorgesehen ist; wie sie daher ihre eigene
Vollmacht mit der erforderlichen Sorgfalt in Schutz nehmen, so haben sie
sich auch stets bemüht und werden sich noch weiterhin bemühen, die Autorität
der Bischöfe zu wahren. Ja, was immer den Bischöfen an Ehre und Gehorsam
erwiesen wird, das betrachten sie als sich selbst erwiesen. „Die Ehre der
ganzen Kirche ist auch meine Ehre. Ich fühle mich stets wahrhaft geehrt,
wenn allen und jedem die schuldige Ehre erwiesen wird“.[151]
(150) THOMAS VON AQUIN, In IV. Sent. dist. XVII a.4, ad q.4 ad 3.
(151) GREGORIUS MAGNUS, Epistolarum lib. VIII, epist. XXX ad Eulogium. PL
77, 933.
Schluss: Mahnruf an die Gläubigen und Abseitsstehenden
16
Hiermit haben Wir ein treues Bild und das wahre Antlitz der Kirche
gezeichnet, so wie sie Gott selber eingerichtet hat. Über die Einheit haben
Wir manches gesagt und zur Genüge erklärt, wie sie nach dem Willen des
göttlichen Stifters beschaffen sein und kraft welcher Prinzipien sie
erhalten werden soll.
Wir zweifeln nicht daran, dass alle, die
durch Gottes Gnade und Güte im Mutterschoße der Kirche als ihre Kinder
leben, Unsere apostolische Stimme vernehmen werden. Meine Schafe hören auf
meine Stimme.[152]
Diese Darlegungen mögen sie veranlassen, sich noch besser zu unterrichten
und noch bereitwilliger mit ihren zuständigen Hirten und durch sie mit dem
obersten Hirten vereinigt zu bleiben, damit sie desto sicherer in dem einen
Schafstalle ausharren und noch reichere Früchte des Heiles gewinnen.
Wenn Wir jedoch hinschauen auf Jesus, den
Urheber und Vollender des Glaubens,[153]
dessen Stelle Wir vertreten, dem würdevollen
Amte freilich nicht gewachsen, so wird Unser Herz von seiner Liebe
entflammt; und nicht ohne Grund machen Wir das Wort Christi auch zu dem
Unsrigen: Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Schafstalle
sind, auch sie muss ich herbeiführen, und sie werden meine Stimme hören.[154]
Sie alle mögen doch auf Uns hören und sich Unserer väterlichen Liebe nicht
entziehen; sie alle, die bedauern, dass die Gottlosigkeit mit Macht um sich
greift; sie alle, die den Sohn Gottes und Erlöser der Menschheit Jesus
Christus zwar kennen und bekennen, aber noch fern von seiner Braut im Irrtum
befangen sind. Wer Christus annimmt, muss den ganzen Christus annehmen.
„Haupt und Leib, das ist der ganze Christus. Der eingeborene Sohn Gottes ist
das Haupt, die Kirche sein Leib; Bräutigam und Braut, zwei in einem
Fleische. Alle, die bezüglich dieses Hauptes von der Heiligen Schrift
abweichen, sind nicht in der Kirche, auch wenn sie überall sind, wo die
Kirche ist. Und auch jene, die bezüglich dieses Hauptes mit der Heiligen
Schrift einig gehen, aber keine Gemeinschaft haben mit der Einheit der
Kirche, gehören nicht zur Kirche“.[155]
(152) Joh 10, 27.
(153) Hebr 12, 2.
(154) Joh 10, 16.
(155) AUGUSTINUS, De unitate Eccl. contra Donatist. cap. IV n. 7. CV 52, 238
(epist. ad catholicos). PL 43, 395.
Mit gleicher Liebe schlägt Unser Herz für
jene, die vom Pesthauch der Gottlosigkeit nicht ganz verdorben, doch noch
den wahren Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde, zum Vater haben
wollen. Diese mögen bedenken und vollends erkennen, dass sie nicht zu den
Kindern Gottes gezählt werden können, wofern sie sich nicht Christus zum
Bruder und die Kirche zur Mutter gewählt haben.
Allen rufen Wir in wahrer Liebe die Worte
des heiligen Augustinus zu: „Lasset uns lieben den Herrn unseren Gott,
lasset uns lieben seine Kirche; jenen als unseren Vater, diese als unsere
Mutter. Es sage doch keiner: ich gehe zwar zu den Götzenbildern, ich befrage
die Besessenen und Wahrsager, aber die Kirche Gottes will ich nicht
verlassen: ich bin Katholik. Du hältst zur Mutter, den Vater aber beleidigst
du. Ein anderer wiederum sagt: Nein, ich befrage nicht den Wahrsager, ich
gehe nicht zu einem Besessenen, ich forsche nicht in gotteslästerlichen
Wahrsagungen, ich bete nicht die Dämonen an, ich diene nicht den Bildern von
Stein; aber ich gehöre zu Donatus. Was nützt es dir, wenn du den Vater nicht
beleidigst, da er doch die Kränkung der Mutter rächt? Was nützt es dir, wenn
du den Herrn bekennst, Gott die Ehre gibst, ihn verkündest, seinen Sohn
anerkennst, den bekennst, der zur Rechten des Vaters sitzt, seine Kirche
aber lästerst? ... Wenn du einen Gönner hättest, dem du alle Tage zu
Diensten wärest, beleidigtest aber seine Gattin durch eine schändliche
Anklage, würdest du noch einmal sein Haus betreten dürfen? Haltet also,
Geliebte, haltet alle einmütig treu zu Gott als eurem Vater und zur Kirche
als eurer Mutter“.[156]
(156) AUGUSTINUS, Enarratio in Psalm. LXXXVIII, sermo II n. 14. PL37, 1140.
Im vollen Vertrauen auf
Gottes Barmherzigkeit, der die Herzen der Menschen am leichtesten rühren und
bewegen kann, wann und wohin er will, empfehlen Wir angelegentlichst seiner
Güte alle, die Wir in Unserer Darlegung im Auge hatten. Als Unterpfand der
himmlischen Güter aber und als Zeichen Unseres Wohlwollens erteilen Wir
Euch, geliebte Brüder, Eurem Klerus und Eurem Volke in großer Liebe den
apostolischen Segen im Herrn.
Gegeben zu Rom bei St.
Peter, am 29. Juni 1896,
im neunzehnten Jahre
Unseres Pontifikates.
Leo XIII. PP.
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