Die erste Botschaft
Erste Haupt-Botschaft 18.
Oktober 1961
„Man muß
viele Opfer bringen, viel Buße tun;
(oft) das allerheiligste Sakrament besuchen.
Aber vor allem müssen wir sehr gut sein.
Wenn wir das nicht tun,
dann wird ein Strafgericht kommen.
Der Kelch füllt sich,
wenn wir uns nicht ändern,
wird ein sehr großes Strafgericht über uns kommen.“

Die erste Botschaft
Die Erscheinung am
4. Juli 1961 war von großer Bedeutung, nachdem die
überaus schöne Dame ihnen am Vortag angekündigt hatte,
daß sie am nächsten Tag wiederkommen werde. Unsere Liebe
Frau vom Berge Karmel brachte den Kindern die Botschaft
mit, von der sie zu ihnen schon bei der ersten
Erscheinung gesprochen hatte. Und das geschah so:
Als die Kinder im
cuadro, im Hohlweg, angekommen waren, fielen sie, wie an
den Vortagen auch schon, unmittelbar auf die Knie.
Dieser Fall mit den Knien auf die harten Steine
bereitete den Zeugen wiederum schmerzhaftes Grausen,
weil man meinte, die zarten Knochen der Kinder seien
dadurch gebrochen. Doch weder äußerliche, noch
innerliche Spuren von diesem „Hinfallen“ auf die Knie
wurden bei den ekstatischen Kniefällen damals und auch
später durch Ärzte festgestellt.
Im selben
Augenblick erschien ihnen auch schon die über alles
schöne Frau und lächelte sie mütterlich an. Begleitet
wurde sie wiederum von einem Engel, in dem die Kinder
den schon bei der ersten Erscheinung anwesenden
„Zwillingsbruder“ des Erzengel Sankt Michael erkannten.
Er hatte eine Tafel mit Schriftzeichen bei sich, die den
Kindern unbekannt und unverständlich waren. Sogleich
aber fragte die Heilige Jungfrau die Kleinen: „Wißt ihr,
was die Schrift bedeutet, die der Engel bei sich hat?“.
Sie riefen wie mit einer Stimme: „Nein, wir wissen es
nicht. “ Darauf sagte sie ihnen: „Es ist eine Botschaft,
die ich euch geben werde und die ihr am 18. Oktober
bekannt geben sollt. “ Dann erklärte sie Ihnen den
Inhalt und die Bedeutung der Botschaft. Sie sprach
darüber sehr lange mit ihnen, wie wir später aus den
Aufzeichnungen von Conchita erfahren. Sie hat ihnen aber
deren Text nicht wortgenau gesagt. Vielmehr hat sie
ihnen zu verstehen gegeben, daß sie das, was sie ihnen
jetzt erklärt hatte, mit ihren eigenen Worten
aufschreiben sollten. Trotz mehrmaligem Fragens der
Mädchen, ob sie ihnen denn nicht die Worte sagen wolle,
mit denen sie das ausdrücken könnten, was sie ihnen
erklärt hatte, versicherte ihnen die Heilige Jungfrau,
daß ihnen die richtigen Worte dazu schon einfallen
würden. Sie sollen darüber in Ruhe etwas nachdenken, es
sei dazu ja genügend Zeit.
Später wird
Conchita in ihrem Tagebuch schreiben, daß Maria zu ihnen
schon am ersten und zweiten Tag von der Botschaft
sprach, doch sie verstanden diese noch nicht. Am vierten
Tag aber erklärte die Heilige Jungfrau ihnen den Inhalt
und den Sinn dieser Worte. Trotzdem taten sich die
Kinder mit der Interpretation schwer; denn sie wußten ja
nicht das Geringste vom weltweiten Zustand der
Menschheit und von dem beginnenden Abfall vom Glauben.
Ihr Bewußtsein wurde auch überhaupt nicht von der
Tatsache belastet, daß bald ein großes Konzil beginnen
werde, welches das Angesicht der Kirche entscheidend
verändern würde. Probleme, die in einem kleinen
abgeschiedenen Bergdorf weder in den Familien, noch in
der Schule behandelt wurden. Solche Geschehnisse
ereignen sich in der großen Welt, sie aber lebten immer
nur in ihrer kleinen Welt, der Welt des verträumten
Bergdorfes San Sebastian de Garabandal. Maria fand sie
dort völlig unberührt und unvorbelastet, geöffnet wie
Blumen, die im Schein der Sonne von ihrem Lichte
trinken.
Ganz entscheidend ist
es, diese Umstände klar zu erkennen, um auf die
übernatürlich göttliche Herkunft der Botschaft schließen zu
können, und das schon deshalb, weil ja unmittelbar bekannt
wurde, daß diese erst am 18. Oktober bekannt gegeben werden
sollte. Man kann sich unschwer die vielen lästigen und
bohrenden Fragen vorstellen, mit denen die vier Mädchen in
der Zwischenzeit überhäuft und belästigt wurden. Zweifellos
Strapazen denen diese einfachen Bergbauernkinder ohne den
Schutz und die unsichtbare mütterliche Führung nicht
gewachsen gewesen wären. Die Neugierde der Menschen,
besonders die der religiös interessierten, kann
erbarmungslos sein, wenn es darum geht, dem lieben Gott in
die Karten schauen zu wollen. Hatten wir nicht weiter vorne
schon bemerkt, daß wir im Evangelium alles erfahren, was zu
unserem Heil notwendig ist? Ja, natürlich, aber Hand aufs
Herz, trachten wir nicht allzugerne danach, über die Strafe
für die Ungläubigen etwas mehr wissen zu wollen, um uns
bewußt oder unbewußt über diese zu erheben, anstatt das
eigene Herz zu verändern und gemäß dem Anruf im Evangelium
zuerst mit der Umkehr bei uns selbst zu beginnen? Das
Pharisäertum läßt sich eben nicht ganz ausschalten, und
irgendwann wird davon jeder versucht und befallen, du und
ich.
Ein Augenzeuge
berichtete nach Pater Eusebio, daß
die Mädchen bei dieser Ekstase im cuadro sehr ernst waren
und aufmerksam auf das hörten, was ihnen die Heilige
Jungfrau sagte und anempfohlen hat. Sie weinten dabei auch,
und die Erregung übertrug sich auf die Anwesenden. Als die
Ekstase beendet war, sprach Don Valentin mit den Kindern. Er
sagte darauf zu den Anwesenden: „Die Jungfrau hat den
Mädchen eine Botschaft gegeben, die sie jetzt (zum
gegenwärtigen Zeitpunkt) weder mir noch ihren Eltern noch
dem Bischof enthüllen können.“

...
daß die
Mädchen bei dieser Ekstase sehr ernst waren ...
Von überschäumendem
Glück erfüllt und vom Herzklopfen aufgetragener Pflicht
erregt, so könnte man wohl die Verfassung der jungen
Mädchen beschreiben. Sie sahen sich einer Aufgabe gegenüber,
der sie sich absolut nicht gewachsen fühlten. Marie-Loli hat
dem Autor einmal gesagt, daß sie große Angst davor gehabt
hätten, daß sie wegen der Botschaft und deren Inhalt
verspottet würden und daß man ihnen nicht glauben werde. Daß
sie das Anliegen der Botschaft so auszudrücken vermögen, daß
die Menschen es auch verstehen und daran glauben, sei die
eine Furcht gewesen, durch das eigene Unvermögen die Heilige
Jungfrau Maria zu enttäuschen, sei für sie die noch
schwerere Last auf ihrem Gemüt gewesen. Sie hätten nicht
verstehen können, warum ihnen die Heilige Jungfrau nicht
genau den Text gesagt hat. Sicher wisse Sie aber warum und
sicher deshalb, weil es der Wille Gottes war.
Die chronologische
Entwicklung der Erscheinungen und Ereignisse der nächsten
Zeit ist unmöglich in Einzelheiten zu schildern, da vieles
davon gar nicht mehr mit Tag und Datum zu bestimmen und auch
in den Erinnerungen der erwachsen gewordenen Seherinnen
nicht mehr klar zu ordnen ist. Sie unterliegen der gleichen
Menschlichkeit, wie auch wir anderen alle. Autoren früherer
Veröffentlichungen, wie etwa F. Sanchez-Ventura oder Pere
Laffineur, haben von zahlreichen Einzelheiten zur damaligen
Zeit berichtet. Der Kapuziner, Pater
Eusebio Garcia de Pesquera, der für seine Studien auf
das umfangreiche Archiv von Placido Ruiloba aus Santander
zurückgreifen konnte, hat in dem wohl ausführlichsten Buch
über die Geschehnisse eine große Zahl von für die
Wesenserkennung des Vorgefallenen wichtigen Ereignissen und
Aussagen zusammengetragen und in den Rahmen der dortigen
Verhältnisse vor den Hintergrund der Weltentwicklung
gestellt.
Der Dominikaner, Pater
Frangois Turner, hat eine Summa Theologica geschrieben, und
er hat in leicht verständlicher Form aus dem ganzen
Geschehen die mütterliche Katechese nachgezeichnet, die die
Heilige Jungfrau den Seherkindern als Bestätigung der
grundlegenden Glaubenswerte und Verhaltensweisen
christlich-katholischen Lebens gab. Auch verschiedene andere
Autoren haben sich um die Dokumentation der Ereignisse
verdient gemacht. Allerdings muß man dabei auch wissen, daß
alle Spekulationen über Daten und Zeichen nicht nur bisher
nicht aufgegangen sind, sondern der Glaubwürdigkeit der
ganzen Sache bis heute unermeßlichen Schaden zugefügt haben.
Wenden wir uns also
dem Herannahen des 18. Oktobers zu und betrachten, was für
eine Situation die Entwicklung in Garabandal und die
Erwartung der Menschen bis dahin geschaffen hatten.
Die
Bewohner des Dorfes waren mit ihren einfachen Behausungen
durch den ungeheuren Zustrom von Pilgern völlig überfordert
und nicht wenige wurden davon derart überrollt, daß sie am
liebsten gehabt hätten, die Jungfrau Maria hätte sich für
ihre Erscheinungen einen anderen Platz auf der weiten Erde
ausgesucht. Zudem wurde bei einigen, trotz der Möglichkeit
der Beobachtung außergewöhnlicher Verhaltensweisen und
Zustände bei den vier Seherkindern, der Zweifel über die
Ursachen nicht ganz ausgeräumt. Der Gründe, um daran zu
glauben sind viele, aber um daran nicht glauben zu müssen
auch, wenn man die täglichen Bedürfnisse des dortigen harten
Bergbauernlebens zugrunde legt. Kurzum, der Ort fühlte sich
in seinem ursprünglichen Frieden bei der Mehrheit der
Bewohner gestört. Es blieb daher nicht aus, daß auch unter
der Bevölkerung immer wieder das Für und Wider zu heftigen
Gesprächen führte, obwohl die Angst vor dem Ungewissen, das
sich dahinter verbarg, dem Temperament die Zügel anlegte.
Wußte man doch genau, wie sehr man von der Gnade des
Schöpfers beim Wetter auf der Weide und im Stall abhängig
war. Eine schier ausweglose Situation für die einen und eine
ganz außergewöhnliche für die anderen, die fest daran
glaubten und sich in solcher Nähe der Himmlischen Mutter
unter festem Schutz fühlten.
Seit Monaten erwartete
man also sehnsüchtig und neugierig den Tag des 18. Oktobers
1961. Die Kunde von dem Geschehen und von der angekündigten
Botschaft hatte sich nicht nur über ganz Spanien, sondern
auch bis in das benachbarte Ausland verbreitet. In den
Erwartungen der Menschen wollte man mit der Bekanntgabe der
Botschaft außergewöhnliche Ereignisse verbunden wissen, und
so kam es, daß eine für dortige Verhältnisse unübersehbare
Menschenmenge das Dorf überflutete.
Noch
etwas anderes überflutete das Dorf, allen Anwesenden zum
Verdruß: Der Regen. Es waren so viele Menschen, daß die
Mehrzahl von ihnen, Rosenkranz betend, durchnäßt und
frierend die Nacht vor dem 18. Oktober unter freiem Himmel
verbrachten. Mit völlig aufgelöstem Schuhwerk wateten sie
durch den Sumpf der kleinen Gassen und lenkten sich
gegenseitig von der Unbill der Zustände ab, indem
Bekanntschaften geschlossen wurden und Interessen sich
fanden. Wie sehr erhoffte man sich doch Hilfe im
persönlichen Bereich und im weltgeschichtlichen Geschehen
von der gebenedeiten Jungfrau,
die voll der Gnade ist. Man sehnte sich gar danach, ihr an
diesem Tage besonders nahe sein zu können. Die Spannung
wuchs bis zum Zerreißen, hatte doch Conchita mehrmals von
einem Geheimnis gesprochen, das sie bis zu diesem Tag
bewahren müßten.
Wo wird sie
erscheinen? Was wird sich ereignen? Was für eine Botschaft
wird es sein? Diese Fragen und viele andere erregten die
Gemüter in sehnsüchtiger Erwartung. Wohl manche hatten an
den 13. Oktober 1917 in Fatima
denken müssen, an dem auch eine Menschenmenge in ähnlicher
Weise durchnäßt und frierend in die Cova da Iria gekommen
war. Dort ereignete sich dann das Sonnenwunder. Warum könnte
sich so etwas nicht vielleicht auch hier ereignen? Die
Vermutungen, Erwartungen und Wünsche wucherten im Für und
Wider in alle Richtungen.
Die vom Bischof von
Santander entsandte Kommission wollte angesichts der
katastrophalen Wetterverhältnisse erreichen, daß die
Botschaft schon am Morgen bekannt gegeben werde, denn es
war völlig unmöglich geworden, der riesigen Menschenmenge
Schutz zu bieten. Die Bewohner von Garabandal verhielten
sich außerordentlich freundlich und halfen mit ihren wenigen
Möglichkeiten, wo sie konnten. Doch allmählich wurde der
Zustand unerträglich. Einige begaben sich daraufhin an die
verschiedenen Plätze, an denen es sich nach ihrer
Vorstellung hätte ereignen können. Andere versuchten die
Seherkinder zu finden, um zu erfahren, wann es soweit sei,
doch vor jedem Haus der Seherkinder waren zwei Polizisten
der Guardia Civil zu Pferd postiert und verwehrten jedem den
Zugang. Don Valentin wurde von allen Seiten bedrängt und
konnte, selbst hilflos der Regie des Himmels ausgeliefert,
den Bedürfnissen nicht mehr gerecht werden. Im Tagebuch von
Conchita heißt es unter dem 4. Juli dazu weiter: „... das
ist eine Botschaft, die ihr am 18. Oktober bekanntgeben
sollt. “ Weiter sagte Maria, nachdem sie ihnen die Botschaft
erklärt hatte, was sie zu bedeuten hat, und daß sie wünsche,
daß sie diese unter dem Kirchenportal verlesen sollten. Don
Valentin sollten sie sagen, daß er sie am Abend um 22.30 Uhr
noch einmal bei den Kiefern (los pinos) verlesen solle.
Don Valentin machte
sich am Abend gegen 20 Uhr auf zu den Mädchen und versuchte
einen Kompromiß zu finden zwischen den Anweisungen der
Jungfrau Maria und denen der Mitglieder der Kommission, die
der ganzen Angelegenheit nicht nur des miserabel schlechten
Wetters wegen möglichst rasch ein Ende bereiten wollten.
Plötzlich
verbreitete sich der Ruf zwischen den wartenden Leuten:
Zu den Kiefern! Zu den Kiefern! Die Menge versuchte
durch das aufgeweichte Erdreich auf dem schnellsten Wege
dorthin zu gelangen. Einige warteten dort schon und
fanden sich in der Richtigkeit ihres Wartens durch die
Ankunft der übrigen Leute bestätigt. Nach einer Weile
erschienen von der berittenen Guardia Civil umringt die
verschüchterten Gestalten der kleinen Sehermädchen mit
Don Valentin. Von Conchita weiß man, daß sie sich gegen
die durch Don Valentin geänderte Regie heftig zur Wehr
setzte. Im Gehorsam gegenüber ihm, als ihr Pfarrer,
willigte sie dann offenbar doch ein, zu den Kiefern
mitzukommen, und auf das Verlesen der Botschaft unter
dem Kirchenportal zu verzichten.
Als die durch die
überwältigende Menschenmenge eingeschüchterten Kinder
und ihre Begleitung ankamen, hörte es plötzlich auf zu
regnen; in den Regen hatte sich am Abend noch nasser
Schnee gemischt. Die Wolken wurden wie ein Schleier
weggezogen, und es wurde der matte Schein eines wäßrigen
Mondes sichtbar, der die Kiefern, die Menschen, die
Guardia Civil und die Sehermädchen in einen
geheimnisvoll glänzenden Schein hüllte.
Die Mädchen gaben
Don Valentin ein armseliges Papierstück, auf dem sie die
Botschaft aufgeschrieben hatten; denn nach den
Anweisungen der Heiligen Jungfrau sollte ja Don Valentin
bei den Kiefern die Botschaft bekannt geben. Er aber las
sie nur still für sich, dann gab er den Zettel den
Kindern mit einem Gefühl zurück, das ihn am liebsten in
einem unterirdischen Schacht hätte versinken lassen. Er
war bedrückt von der Kindlichkeit der Botschaft und
hatte nicht den Mut, sie selbst vorzulesen. Und das
noch, während das Auge der kirchlichen Obrigkeit ihm in
Form der Mitglieder der ihm nicht wohl gesinnten
Kommission direkt gegenüber stand.
Schließlich
verlasen die Kinder die Worte der Botschaft mit ihren
kleinen Stimmen in dem Ton, den sie im Unterricht
pflegten:
„Man muß
viele Opfer bringen, viel Buße tun;
(oft) das allerheiligste Sakrament besuchen.
Aber vor allem müssen wir sehr gut sein.
Wenn wir das nicht tun,
dann wird ein Strafgericht kommen.
Der Kelch füllt sich,
wenn wir uns nicht ändern,
wird ein sehr großes Strafgericht über uns kommen.“
Man verstand sie
schlecht, das war auch der Grund dafür, daß zwei Männer
dann die Botschaft noch einmal laut und deutlich
vorlasen, die im spanischen Originaltext so lautet:
„Hay que
hacermuchos sacrificios, mucha
penitencia;
y hay que visitar al Santfsimo;
pero
antes,
tenemos que sermuy buenos.
Y
si no
lo
hacemos, nos vendrä un castigo.
Ya se
esta llenando la copa, y
si no
cambiamos, nos vendrä un castigo
grande.
“
Die Stimmung der Menge
reichte von Ergriffenheit über Enttäuschung bis zur
Empörung. Hatte man doch etwas erwartet, das zumindest
ungewöhnlich, wenn nicht gar spektakulär sein würde. Man
raunte: „Das ist das Ende von Garabandal.“ Nur wenige
verstanden den Ernst dieser mahnenden Worte kindlich
einfacher Natur, den Ruf zur Mitte umzukehren, zur Mitte
unseres Glaubens, der Gegenwart Christi im Allerheiligsten
Sakrament des Altares. Aber nicht nur das. Es bedarf hier
einer Erläuterung, was der Begriff »tener que ser muy buenos«
im spanischen beinhaltet: Vor allem aber müssen wir im Sinne
der Gebote Gottes ein sehr gutes Leben führen in Ehrfurcht
vor IHM und uns bemühen die Sünde zu meiden. Mit einem Wort:
Umkehr! Sofort! Sonst trifft uns, die ganze Menschheit, der
Zorn Gottes in einem großen Strafgericht. Was aber ist mit
der Schale oder dem Kelch (la copa) gemeint, der sich
füllt? Ist uns nicht die Zornesschale Gottes vom Alten
Testament her ein wohlbekannter Begriff?
Angesichts der
heutigen Entwicklung in der Welt erübrigen sich hier weitere
Überlegungen und Feststellungen über den durch die Menschen
verursachten Zorn Gottes. Die Gründe sind allen bekannt und
sie vermehren sich von Tag zu Tag. Wie aber steht es mit dem
Glauben, dem Glauben an das Allerheiligste Altarsakrament,
das, - einmal ganz abgesehen davon, daß es liturgisch heute
viel weniger verehrt und vor allem viel weniger angebetet
wird - zum manipulierbaren Objekt erniedrigt und Menschen
in ungeweihte Hände gelegt wird, die zum Teil nicht wissen,
oder oftmals nicht mehr glauben, was die konsekrierte Hostie
ist.
Im katholischen
Katechismus von PIUS X. ist das im Kapitel IV klar
ausgesagt. Wir lesen dort als Antwort auf die Frage: „Was
ist das Altarsakrament? ,Das Altarsakrament ist das
Sakrament, das unter den Gestalten von Brot und Wein
wahrhaft den Leib und das Blut, die Seele und die Gottheit
unseres Herrn Jesus Christus zur Nahrung der Seelen
enthält.’“
Im neuen Katechismus finden
wir diese Aussagen in den Kurztexten der Artikel 1410, 1413
und 1418 noch besser und ausführlicher beschrieben. Es ist
überdies festzustellen, daß dem Allerheiligsten
Altarsakrament als Glaubenssatz im Zweiten Teil in Artikel 3
insgesamt eine viel ausführlichere und bessere Erklärung
mit klaren Festlegungen zuteil wird als in früheren
Katechismen.
Der Engel von Fatima
hat bei seiner dritten Erscheinung diesen
Glaubenssatz eindrucksvoll bestätigt, obwohl namhafte
Theologen den Zusammenhang zwischen dem Gebet des Engels
und diesem Glaubenssatz bis in unsere Tage hinein nicht zu
erkennen vermochten.
Daß der Dreifaltigkeit in diesem Gebet
die Gottheit Jesu Christi aufgeopfert wird, brachte ein
unüberwindliches theologisches Problem mit sich, denn Gott
kann sich ja nicht selbst aufgeopfert werden. Dies stimmt
aber nur, wenn man es auf die Person Jesu Christi bezieht,
nicht aber wenn das auf die konsekrierte Hostie bezogen
wird, wie es in dieser Situation der Fall war. Erinnern wir
uns anhand der Memoiren von Schwester Lucia, was damals
geschah.
Wir
gingen zum Loca
do Cabeco. Dort
beteten wir zuerst den Rosenkranz und das Gebet, das uns der
Engel bei seiner ersten Erscheinung gelehrt hatte. Während
wir dort weilten erschien der Engel zum dritten Mal. Er
hielt einen Kelch in der Hand, darüber eine Hostie, aus der
Blutstropfen in den Kelch fielen. Er ließ den Kelch und die
Hostie in der Luft schweben, kniete sich auf die Erde nieder
und wiederholte dreimal das Gebet:
,
Heiligste Dreifaltigkeit,
Vater, Sohn und Heiliger Geist, in tiefer Ehrfurcht bete ich
Dich an, und opfere Dir auf den kostbaren Leib und das Blut,
die Seele und die Gottheit Jesu Christi, gegenwärtig in
allen Tabernakeln der Erde zur Wiedergutmachung für alle
Schmähungen, Sakrilege und Gleichgültigkeiten, durch die Er
selbst beleidigt wird. Durch die unendlichen Verdienste
Seines Heiligsten Herzens und des Unbefleckten Herzens
Mariens bitte ich Dich um die Bekehrung der armen Sünder’“.
Der Engel kniete sich
also hin und sprach dieses Gebet vor der in der Luft
schwebenden Hostie, aus der Blutstropfen in den Kelch
darunter fielen. Es ist unschwer zu erkennen, daß er damit
nicht die Gottheit in der Person Jesu Christi der
Dreifaltigkeit aufopferte, sondern die konsekrierte Hostie
und was darin verborgen ist. - Er tat das, was der Priester
in der hl. Messe auch tut, wenn er die Hostie nach den
Wandlungsworten anbetend erhebt. - Bestätigt wird das durch
die unmittelbar folgenden Worte: ..., gegenwärtig in allen
Tabernakeln der Erde Damit folgte er dem, was die Lehre der
Kirche in dem damals für die ganze Kirche verbindlichen
Katechismus aussagt. Nicht nur das, er bestätigte sogar das,
was darüber in dem von der Kirche für die Gläubigen
ausgegebenen Katechismus steht. Er bestätigte gewissermaßen
im Auftrag des Allmächtigen Vaters, - denn ohne dessen
Willen konnte sein Erscheinen bei den Hirtenkindern ja
nicht erfolgt sein, - die Lehre der Kirche über die
Realpräsenz.
Vor dem Hintergrund
dieses Glaubenssatzes und der Bestätigung dessen durch den
Engel in Fatima, überkommt einem
ein schmerzhaftes Grausen angesichts der heutigen Praxis
des Kommunionempfanges, der nicht nur ehrfurchtslos vor
diesem Geheimnis erscheinen muß, sondern in sich eine
hochmütige Ehrfurchtslosigkeit im Vollzug der Handlung
darstellt. Der Engel kniete sich zuerst hin und betete die
Hostie an und opferte auf, was darin verborgen ist, bevor er
den knienden Kindern die Hostie, bzw. den Kelch reichte.
(Lucia hatte bereits die Erstkommunion empfangen und bekam
demzufolge eine Hostie gereicht, während Jacinta und
Francesco aus dem Kelch zu trinken bekamen, denn sie hatten
noch keine Erstkommunion.)
Es wird viel zu wenig
darüber nachgedacht, welcher Widerspruch darin besteht, daß
man das „zeichenhafte“ Brot, das durch die Wandlung Leib und
Blut, Seele und Gottheit Jesu Christi enthaltend umschließt,
zum einen aus der Distanz auf den Knien anbetet und zum
anderen in die Hand gelegt bekommen kann, um es, mit den
eigenen Fingern betastend, zum Munde zu führen. Es vollzieht
sich über die Sinne beim Anfassen der Hostie unbewußt, und
in der Mehrzahl unbeabsichtigt, eine Überprüfung des
Gegenstandes auf seine Beschaffenheit, die dann als
Erfahrungswert im Unterbewußtsein abgelegt und für die
Begründung von Zweifeln automatisch herangezogen wird. Die
Anbetung der Hostie wird somit unbewußt absurd. Die Gefahr
der Entweihung entwickelt sich und es entsteht durch diese
Praxis eine individuelle Situation, die der Bildung von
Zweifeln an die verborgene Gegenwart des Herrn in diesem
kleinen Stück Brot Tür und Tor öffnet und damit den Glauben
an die Realpräsenz erschüttert, oder zunichte macht.
Der Unterschied
besteht nicht darin, ob die Hand oder der Mund mehr oder
weniger geheiligt sind, weil es auf die Haltung im
Herzen ankommt. Der Unterschied besteht darin, daß die
eine Form ein passiver Empfang der Heiligen Gestalten
ist und in der menschlichen Psyche eine Haltung größerer
Ehrfurcht hervorruft, während die andere Art ein aktiver
Empfang ist und durch das Anfassen dieses Brotes im
Bewußtsein quasi automatisch eine Überprüfung des
Glaubens stattfindet. Sei es gewollt oder ungewollt:
Das anbetungswürdige Allerheiligste wird anfaßbar, es
wird unbewußt zum anfaßbaren Gegenstand und damit
weitgehend seines transzendenten Geheimnisses beraubt.
Daraus entwickelt sich ihm gegenüber eine andere Haltung
des Herzens. Eine gleichgültigere Haltung dem gegenüber,
was das Allerheiligste ist. Zweifellos nicht
absichtlich, aber für den persönlichen Glauben
maßgeblich und vielfach entscheidend.
Beim Priester ist
das etwas ganz anderes als beim Laien, denn kraft seiner
Weihe hat sich ja in seinen Händen die „Verwandlung“
vollzogen. Diese vorausgehende Erfahrung läßt ihn, um
das Geschehene wissend, naturgemäß eine andere Haltung
dazu einnehmen. Er hat von seinem Wissen her ganz andere
Maßstäbe als Beurteilungsgründe zur Verfügung wie der
Laie, womit nicht auszuschließen ist, daß sich auch bei
ihm am Glauben nagende Zweifel bilden können.
Daher trifft man
bei Laien, die sich die Handkommunion zur Praxis gemacht
haben, oder dazu verführt worden sind, heutzutage auch
kaum noch auf die Gewissensprüfung vor dem Empfang der
hl. Kommunion, die sich gemäß dem Pauluswort unbedingt
einzustellen hätte: „Wer daher unwürdig dieses Brot ißt
oder den Kelch des Herrn trinkt, der wird schuldig an
Leib und Blut des Herrn. Es prüfe ein jeder sich selbst,
und so esse er von dem Brot und trinke aus dem Kelch.
Denn wer (unwürdig) ißt und trinkt, der ißt und trinkt
sich das Gericht, wenn er den Leib (des Herrn) nicht
würdig unterscheidet“ (1 Kor 11,27-29).
Die
Hemmschwelle zum Empfang der Heiligen Gestalten ist
dadurch und durch die einseitige Bezeichnung der Hostien
als „Brot des Lebens“ oder als „heiliges Brot“ und sogar
mancherorts nur als „geweihtes Brot“ auf die Ebene der
reinen Nahrungsaufnahme heruntergezogen worden. Um Brot
solcher Art zu essen, ist keine Gewissenserforschung
zwingend einsichtig. Es auf den Knien anzubeten wird
unbewußt zur sinnlosen Handlung. Es gibt aber noch einen
anderen Grund für die Form des Empfanges der heiligen
Kommunion in der althergebrachten Weise: Der Engel in
Fatima und der Engel in
Garabandal haben die Seherkinder den würdigen Empfang
der hl. Kommunion kniend gelehrt.
Unwissenheit und
Unbekümmertheit über diese Zusammenhänge hat wohl zu der
heutigen Praxis geführt, ohne daß man den Vorwurf
erheben darf, daß die Folgen von den Konzilsvätern
beabsichtigt waren. Hergeholte vordergründige
Begründungen, wie zum Beispiel der Gesichtspunkt der
besseren Hygiene, haben die Minderung der Ehrfurcht ganz
von selbst bewirkt. Diese Minderung der Ehrfurcht vor
dem Allerheiligsten Sakrament hat zu einer Abstumpfung
der Gewissen geführt und das Sündenbewußtsein mit dem
dazu noch allzudeutlich verkündeten Heilsoptimismus seit
dem II. Vatikanischen Konzil eingeschläfert. Ein
Verhängnis, durch dessen Auswirkungen sowohl die
Bischöfe, wie auch der Papst mit erschreckenden
Entwicklungen in der Kirche konfrontiert werden. Diesen
Grund jedoch will man nicht sehen, da er das eigene
Handeln in Frage stellen würde, und ein „Zurück“, eine
Umkehr von der „fortschrittlichen“ Praxis zur Folge
hätte. Das hat Maria in Garabandal vorausgesagt,
besonders in der zweiten Botschaft, von der wir später
hören. Sie ist für die Kirche zum erhobenen Zeigefinger
Gottes geworden.
Weit schlimmer
aber ist, daß die Vorbereitung durch den Empfang des
Bußsakramentes auf die Vereinigung mit dem Herrn in der
heiligen Kommunion fast völlig zum Erliegen gekommen ist
und angesichts des oben Dargelegten für die Mehrzahl der
Kommunizierenden auch überflüssig zu sein scheint. Wie
sehr müssen viele Priesterherzen bluten, wenn sie
allsonntäglich der ganzen Gemeinde die Kommunion
austeilen und dabei wissen, daß der Beichtstuhl zum
antiquierten, unbenutzten Möbelstück geworden ist.
Ein hochmütiger
Heilsoptimismus in der nachkonziliaren Verkündigung hat die
Folgen der Sünde hinter dem als Alibi vorgehaltenen Schleier
falsch interpretierter göttlicher Barmherzigkeit verborgen,
wodurch von den einzelnen Menschen nicht mehr erkannt wird,
daß die Sünde die Schmierseife auf der abschüssigen Bahn zum
Verderben ist. Das Verschwinden des Sündenbewußtseins und
die Zerstörung des Gewissens sind die unausweichlichen
Folgen. Der Ungeist, der neben dem Heiligen Geist offenbar
den Anspruch auf Anteil während des Konzils und besonders
danach geltend machen konnte, bewirkte es, daß ein zentrales
Sakrament fast völlig aus dem Leben der Kirche verschwunden
und damit zerstört worden ist, übrigens unreparierbar in der
pastoralen Praxis. Wenn der Ungeist sogar bei der leiblichen
Gegenwart Jesu im Abendmahlsaal einen seiner Jünger befallen
konnte und ihn umzustimmen vermochte, um wieviel
wahrscheinlicher ist es, daß das bei einer Versammlung der
viel größer gewordenen Schar seiner Jünger in dieser Zeit
der Fall sein konnte. Die Folge daraus: Die schwindende
Ehrfurcht vor den anderen Sakramenten ist nicht
ausgeblieben, wenn man an das Sakrament der Ehe und an das
Sakrament des Priestertums denkt; und der Verfall schreitet
fort.
Auf diese Weise
deutete sich in der mit kindlichen Worten abgefaßten
Botschaft der zentrale Grund für die Erscheinungen der
Mutter des Herrn in Garabandal an, der darin besteht, auf
die rechte Anwendung der Gnadenmittel im Liebesbündnis
ihres göttlichen Sohnes hinzuweisen, bzw. an deren rechten
Gebrauch zu erinnern. Oder wie ist das, haben wir nicht alle
einen nach und nach ermüdenden Eifer, auch die Nachfolger
der Apostel angesichts der sich verändernden Welt? Solch
eine Feststellung soll kein Urteil bedeuten, sondern eine
liebevoll gemeinte und freundschaftlich gesprochene
Erinnerung an die einstmals allen Katholiken gemeinsamen
Ideale als Grundlage katholischen Lebens und Glaubens.
Damals, am 18. Oktober
1961, war das alles noch weitgehend intakt, aber wenige Tage
zuvor, am 11. Oktober 1961, hatte in Rom das große II.
Vatikanische Konzil begonnen. Maria, die sicher nicht ohne
den Auftrag des Allerhöchsten nach Garabandal gekommen war,
deutete hier bereits eine Entwicklung an, die sich in der
folgenden Zeit anbahnen sollte. Wer aber hat sie gehört? Wer
hat diese Mahnung mit allen Mitteln zum verstummen bringen
wollen? Eines steht fest, wenn die Kirche eines Tages das
Geschehen von Garabandal als übernatürlichen göttlichen
Ursprungs anerkennen wird, wie es von der Erscheinung
angekündigt wurde, aber erst nach einem von ihr
versprochenen Wunder, dann wird zugleich feststehen, daß die
Nachfolger der Apostel die Stimme Gottes in dieser Zeit zur
rechten Zeit nicht erkannt haben. In diesem Zusammenhang sei
die Frage erlaubt und gestellt: Wurde Jesus von Nazareth
damals zu seiner Zeit von den Trägern der religiösen
Verantwortung erkannt? Und wie leuchtet einem da der
Messiasruf des Herrn im Geiste
auf:
»Ich preise dich,
Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß du dies vor Weisen
und Klugen verborgen, Kleinen aber geoffenbart hast. Ja,
Vater, so entsprach es deinem Willen.« (Lk 10,21)“. „Und den
Jüngern allein sich zuwendend, sprach er: »Selig die Augen,
die sehen, was ihr seht! Denn ich sage euch: Viele Propheten
und Könige verlangten zu sehen, was ihr seht, und haben es
nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es
nicht gehört.« (Lk 10,23-24)“.
Ein schwacher Trost
bleibt der kleinen Schar, die Maria in Garabandal als die
Himmlische Mutter und Mutter des Erlösers erkannt hat: Es
lebt heute dieselbe Sorte Menschen, wie zu Lebzeiten Jesu
auch, und die Menschheit kann dem durch den Sündenfall
ausgelösten Schicksal nicht entrinnen. Seine Macht über die
Menschen hat der Verführer durch den Ungehorsam der
Stammeltern erlangt und Gott abgetrotzt, und der Nebel
seiner Verführungskünste wird uns, solange das Reich Gottes
noch nicht Wirklichkeit geworden ist, den Blick auf die
Weisungen und Verheißungen Gottes zu verschleiern suchen.
Indem er uns stolz und hochmütig macht durch die
Erkenntnisse unseres Wissens und unserer Möglichkeiten,
macht er uns blind für die Wahrheit göttlicher Offenbarung.
Wäre uns vom Herrn nicht der Geist der Wahrheit als Beistand
verheißen worden, „... der Euch in alles einführen wird“ und
der die Nachfolger der Apostel durch alle Jahrhunderte
begleitet hat, - auch durch die dunklen Zeiten der
Kirchengeschichte Wir wären, genauso wie die Israeliten, zu
allen Zeiten vom Glauben an den Allmächtigen zum
Götzendienst an von uns ernannten Göttern abgefallen.
Die Hohenpriester
wußten aus den Schriften der Propheten den Namen und die
Geburtsstadt des Erlösers und noch mehr, doch die äußeren
Umstände seiner Geburt wurden von ihnen als nicht
standesgemäß dafür empfunden, daß dieses Kind der Sohn
Gottes sein sollte. Er stand sogar vor ihnen, bestätigt
durch sein Wirken im Tempel und sie erkannten ihn nicht. Da
halfen auch seine Wunder nicht und auch nicht deren Zeugen,
und es wurde zum ersten Mal offenbar, daß durch Wunder nicht
zwangsläufig alle Menschen zum
Glauben kommen; denn
der Glaube bleibt das einzigartigste und größte Geschenk,
das Gott außer dem des irdischen Lebens den Menschen seiner
Gnade einzeln und persönlich zukommen läßt. Zugleich aber
wird dieser Glaube an seine Gegenwart und an sein Wort zum
immerwährenden Prüfstein für die Menschen aller Zeiten. Das
war schon zur Zeit seines Lebens so, als er in der Synagoge
von Kafarnaum lehrte und davon sprach: „Ich bin das
lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wenn einer
von diesem Brot ißt, wird er leben in Ewigkeit, und das
Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben
der Welt.“ Da stritten die Juden untereinander und sagten:
„Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben?“ Jesus
aber sagte zu ihnen: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch:
Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht eßt und sein
Blut nicht trinkt, habt ihr nicht (das) Leben in euch. Wer
mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und
ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag“ (Joh 6,51-54).
Schon damals wurde die
Realpräsenz zum Prüfstein des Glaubens und zum Grund der
Ablehnung seiner Lehre und seiner Person, denn das mosaische
Gesetz hat den Juden streng irgendwelchen Genuß von Blut
untersagt. „Gegen jeden im Hause Israel und von den Fremden
in seiner Mitte, der irgendwie Blut genießt, richte ich mein
Antlitz und vertilge ihn aus seinem Volk. Denn das Leben des
Leibes ist im Blut; ... Niemand von euch darf Blut genießen,
auch nicht der Fremde in eurer Mitte“ (Lev 17,10-12). So,
wie das Leben des Leibes im Blut ist, so gab uns Jesus das
ewige Leben in seinem Blute. Für die Juden wurde er damit
zum Gesetzesschänder und sie verurteilten ihn, weil er
gegen das Gesetz zu lehren schien, weil sie ihn weder
kannten noch erkannten. Er wurde für viele Juden zur
unerträglichen Provokation, die den gebildeten Verstand
herausforderte und die den Sohn Gottes mit den Maßstäben des
Üblichen maß.
Die Botschaft Mariens
vom 4. Juli 1961, verkündet am 18. Oktober des gleichen
Jahres durch die vier einfachen Bergbauernmädchen, ist in
ihrer Schlichtheit eine unaussprechliche Gnade Gottes an die
Menschheit, mit einer besonderen Bedeutung für die
Katholiken, und sie wurde in ihrer einfachen Sprache zu
einer provokativen Herausforderung des gebildeten
Verstandes. Sie war ebensowenig standesgemäß, wie es das
Kind in der Krippe für Herodes und die Hohenpriester war.
Und doch war diese Botschaft ein entscheidender Ruf zur
Umkehr, ein Glockenton vor der Überschreitung jener
Grenze der
Gottlosigkeit, die das Verderben des ganzen Geschlechtes der
Menschheit in dem darin angesprochenen großen Strafgericht
heraufbeschwören wird. Wir brauchen übrigens nicht so zu
tun, als sei das etwas Neues. Ist uns das nicht schon im
Evangelium angekündigt worden? Niemals hat Gott die
Menschen je bestraft, ohne daß ER es zuvor angekündigt hat.
Ein Lernprozeß, der aus dieser Erfahrung resultieren
könnte, setzte aber kraft des Einflusses des Verderbers und
seinen intellektuellen Verführungen zu hochmütigem Denken
und Wissen nur selten ein. |