Ursprünglicher
Titel:
Die Leiden und Freuden des Fegefeuers.
Imprimatur des Originals vom 14 Jan.
1936
Nach der 2. Auflage 1938 überarbeitet
I Das besondere Gericht
1. Jeder
Mensch wird gleich nach dem Tod von Gott
gerichtet.
Der hl. Paulus
sagt: „Es ist dem Menschen bestimmt, einmal zu
sterben; hierauf folgt das Gericht.“
(Hebr.
9,27) Dieses Gericht heißt das besondere, weil
es über jeden einzelnen Menschen im besonderen
gehalten wird, im Gegensatz zum allgemeinen
oder Weltgericht, das am jüngsten Tag
abgehalten werden wird, wenn alle Menschen vor
dem Richterstuhl Gottes werden erscheinen
müssen.
Der
Urteilsspruch beim besonderen Gericht wird
sogleich vollzogen. Laut kirchlicher
Entscheidung kommen jene Menschen, die nach
der Taufe nicht gesündigt haben, und jene, die
wohl gesündigt, aber ihre Sünden vollkommen
abgebüßt haben, unverzüglich in den Himmel,
jene dagegen, die mit irgendeiner Todsünde
gestorben sind, kommen auf ewig in die Hölle.
(Konzil von
Lyon 1274)
Denn nichts Unreines kann ins Himmelreich
eingehen.
(Off. 21,27)
Doch die Seelen
jener Menschen, die zwar ohne Todsünde
gestorben sind, aber ihre Sünden noch nicht
vollkommen abgebüßt haben, kommen eine Zeit
lang in den Läuterungsort
(Reinigungsort,
Purgatorium), den wir Fegfeuer nennen.
2. Die Seelen
vieler Menschen kommen nach dem besonderen
Gericht ins Fegfeuer.
Das Fegfeuer
hat seinen Namen davon, weil dort die Seelen
„Wie durch das Feuer zur Seligkeit gelangen.“
(Beachte die
diesbezüglichen Worte des hl. Paulus bei 1.
Kor. 3,15.)
Dass im Reinigungsort Feuerstrafen seien,
behauptet der hl. Ambrosius
(Ps. 118),
der hl. Papst Gregor der Große
(dial. IV. 39) und der hl.
Thomas von Aquin
(IV dist. 21,1,1,2). Der hl.
Bonaventura und Suarez sind der Ansicht, dass
im Reinigungsort und in der Hölle das gleiche
Feuer sei. Origines
(+254) sagt, dass manche
durch das Feuer selig werden, damit das
`Blei`, das ihnen beigemischt sei, aufgelöst
und zu reinem Gold werde.
(hom. 6 in Exod,.)
Auch der Tridentinische Katechismus lehrt: „Es
gibt ein Reinigungsfeuer worin die Seelen der
Frommen eine bestimmte Zeit lang gepeinigt und
so geläutert werden, damit ihnen der Eintritt
ins ewige Vaterland offen stehen könne, in das
nichts Beflecktes eingeht.“
(VI.3)
Dass Geister
Feuerstrafen erleiden können, folgt schon aus
folgenden Worten Christi, die er beim
Weltgericht zu den Verworfenen sprechen wird.
„Weichet von mir ins ewige Feuer, das dem
Teufel und seinen Engeln bereitet worden ist.“
(Mt. 25,41)
Wer sich darüber wundert, wieso eine Seele,
also ein geistiges Wesen, Feuerqualen erdulden
könne, beachte folgende Worte des hl.
Kardinals Bellarmin: „Wenn der Geist
(unsere Seele)
mit dem Leibe verbunden werden konnte, so kann
auch der Geist mit dem Feier verbunden werden,
um Strafe zu leiden. Warum sollte Gott in der
vom Leib getrennten Seele nicht dieselben
Gefühle erwecken können, die sie bereits
früher im Leib durch Einwirkung des Feuers
empfunden hat!“
Der hl. Bischof
Gregor von Nazianz
(+389) nennt das Fegfeuer
eine „Feuertaufe“, weil es reinigend wirkt wie
die Taufe. Tertullian, Priester zu Karthago
(+250),
„nennt es eine vorübergehende Hölle“, weil
dort ähnliche Schmerzen sind wie in der Hölle,
aber nicht ewig. Manche nennen es eine „Art
Vorhölle“, weil dort die Seelen auf die
Erlösung warten, wie einst die Gerechten in
der Vorhölle gewartet haben; oder auch einen
Kerker, weil dort die Seelen solange
zurückgehalten werden, bis sie den letzten
Heller bezahlt haben.
(Siehe Christi Worte bei
Mt. 5,26)
Das Fegfeuer
kann aber auch ein Gnadenort genannt werden,
wie dort die von Gott begnadigten Sünder ihre
Schuld durch Leiden abtragen können. Aber mit
Unrecht wird das Fegfeuer „Vorhimmel“ genannt;
denn der Vorhimmel ist das Paradies, aber
nicht der Reinigungsort.
Nun die Frage:
Warum kommen wohl viele Menschen ins Fegfeuer
und noch dazu vielleicht auf lange Zeit? Maria
Lindmayr antwortet: „Die meisten Menschen
leben als Weltkinder dahin und kümmern sich
wenig um die Seligkeit, daher kommen gar so
viele Seelen auf lange Zeit ins Fegfeuer.“
(Übrigens können sie sich noch glücklich
schätzen, dass es zufolge der unendlichen
Barmherzigkeit Gottes so ausgefallen ist!)
Maria Lindmayr sagt noch: „Etwas Großes ist
die Beleidigung Gottes. Alles, was hier auf
Erden nicht getilgt worden ist, muss dort
abgebüßt werden. Die Armen Seelen in Fegfeuer
haben mir gezeigt, wie gar genau in der
anderen Welt alles durchsucht und abgerechnet
wird.“
Das Fegfeuer
aber ist nicht nur ein Ort der Gerechtigkeit,
sondern auch ein Geschenk der Barmherzigkeit
Gottes. Die ehrw. Klara Moes sagt: „Das
Fegfeuer haben wir nur der unbegrenzten
Barmherzigkeit Gottes zu verdanken. Würde die
Barmherzigkeit Gottes nicht seine
Gerechtigkeit übertreffen, so hätten die
Seelen gar nicht das Glück, ins Fegfeuer zu
kommen.“
3. Im
Fegfeuer werden die zeitlichen Strafen für
vergebene Todsünden abgebüßt, dann lässliche
Sünden und der Hang zur Sünde.
Durch die
Lossprechung des reumütigen Sünders,
beziehungsweise durch die vollkommene Reue
werden
(wie der hl.
Bonaventura sagt)
die ewigen Strafen in Zeitliche umgewandelt.
Gott macht es wie ein König, der die
Todesstrafe in eine längere Kerkerstrafe
umändert.
Der hl.
Augustin spricht zu Gott: „Du lässt die Sünden
derer, denen du verziehen hast, nicht
ungestraft.“ Der hl. Bernhard sagt: „Es ist so
wie beim menschlichen Leib: es bleibt nach der
Wunde noch eine Narbe zurück!“ Nicht ohne
Grund werden im Vaterunser die Sünden Schulden
genannt, denn gleichwie man Schulden bezahlen
muss, so muss man auch die Sünden durch
Genugtuung tilgen.
(Hl. Gregor d.
Große)
Die zeitlichen
Sündenstrafen, diese Überbleibsel der Sünden
können schon auf Erden durch gute Werke
getilgt werden, d.h. durch Gebet, Fasten und
Almosengeben; auch dadurch, dass man die
Leiden des Lebens, wie Krankheiten,
Schicksalsschläge u. dgl., namentlich aber den
Tod geduldig annimmt.
(Konzil von
Trient 14,Kap. 9 und Kann. 13)
Auch durch
Gewinnung von Ablässen kann man Sündenstrafen
tilgen. Falls aber auf Erden die Sündenstrafen
nicht vollständig abgebüßt wurden, muss das
Fehlen im Fegfeuer nachgeholt werden. Die im
Jenseits zu leistende Genugtuung kann aber mit
den Bußwerken auf Erden nicht verglichen
werden. Die hl. Katharina von Genua
(+1510)
sagt: „Wer in diesem Leben seine Sünden
abbüßt, bezahlt mit wenigen Pfennigen tausend
Dukaten; wer aber die Abbüßung ins andere
Leben verschiebt, bezahlt mit tausend Dukaten
wenige Pfennige.“
Auch lässliche
Sünden, für die man auf Erden nicht genug
getan hat, müssen im Fegfeuer abgebüßt werden.
Man soll sie daher nicht gering schätzen.
Manche Menschen haben z.B. die üble
Gewohnheit, bei ganz geringen Anlässen den
Namen Gottes oder den heiligsten Namen Jesus
(Herrgott, Jesus-Maria u. dgl.)
ohne Grund, also leichtfertig auszusprechen. Im Fegfeuer
wird ihnen die Ehrfurcht vor diesen heiligen Namen
gründlich beigebracht werden. Andere wieder lieben z.B.
Scherzlügen und Scherzreden. Im Fegfeuer wird ihnen die
Lust dazu vergehen. Marie Lataste
(+1847),
Laienschwester im Sacré Coeur zu Paris, die
viele Offenbarungen hatte, sagt. „Durch die
Flammen des Fegfeuers müssen jene gehen, die
sich bei ihrem Tod im Zustand der lässlichen
Sünde befinden, damit sie diese sühnen, ehe
sie in den Himmel eingehen.“
(III. 1,2,6) Und
Schwester Nativitas erklärt: „Manche befinden
sich im Fegfeuer wegen geringer Fehler, z.B.
wegen müßiger Worte, übler Nachrede, übler
Laune und Ungeduld und einige wegen
Unvollkommenheiten“; auch sagt sie „Gott
brennt die kleinsten sündhaften Fäden aus,
damit nicht eine Spur von Sünde die Heiligkeit
seines Hauses beflecke.“
(S. 844)
Dass Gott auch
kleine Fehler nicht ungestraft lässt, beweist
die Bestrafung des jüdischen Priesters
Zacharias, der sogleich stumm wurde, wie er
dem Engel nicht glauben wollte
(Luk. 1,20).
Auch die Bestrafung des Moses, der wegen einer
unüberlegten Rede nicht ins Gelobte Land
eingehen durfte.
(2. Mos. 20,10)
Auch der Hang
zur Sünde, d.h. die übermäßige Anhänglichkeit
an die Geschöpfe, Güter und Freuden der Erde
wir im Fegfeuer aus der Seele ausgebrannt.
Menschen also, die z.B. im Essen oder Trinken
unmäßig, hoffärtig, geizig, neidisch waren
oder dem Müßiggang huldigten, müssen sich beim
Übergang in die Ewigkeit einer Läuterung
unterziehen. Durch bittere Leiden wird dann
die Seele von der unordentlichen Liebe zu den
irdischen Dingen und Genüssen freigemacht.
II. Die Armen Seelen
Die Seelen
im Reinigungsort heißen mir Recht `Arme
Seelen`, d.h. hilfsbedürftige Seelen.
Die Armen
Seelen befinden sich, obwohl sie ihrer
einstigen Seligkeit sicher sind, in einem
bedauerlichen Zustand.
1.) Sie können
nicht mehr, wie es auf Erden der Fall war,
durch Verrichtung guter Werke der göttlichen
Gerechtigkeit Genugtuung leisten, sondern nur
durch Leiden. Für sie ist die Nacht
hereingebrochen, in der, wie Christus sagt
(Joh
9,4), niemand mehr wirken kann.
Bischof Dr.
Paul Keppler von Rottenburg sagt sinnreich:
„Die Uhr des Fegfeuers hat immer denselben
Pendelschlag Leiden, warten! Leiden, warten!
Eine trostlose Monotonie, die einschläfern
würde, wenn diese Seelen schlafen könnten oder
wenn die Schmerzen schlafen ließen.“
(Armenseelenpredigt s. weiter unten unter Kap.
IX).
2.) Dazu kommt
noch der Umstand, dass die Leiden der Armen
Seelen ohne Verdienst bleiben, d.h. sie
bekommen für die Leiden, die sie im Fegfeuer
erdulden, keinen Lohn im Himmel, während die
Menschen auf Erden für das geduldige Ertragen
von Leiden ewigen Lohn zu erwarten haben. Mit
Rücksicht auf die Stelle bei Ekkl. 9,5: „Die
Toten… können nichts mehr verdienen“, sagt der
hl. Hieronymus, dass es nach dem Tod keine
Gelegenheit mehr gebe, gute Werke zu
verrichten.
3.) Die Leiden
im Fegfeuer sind nach der Ansicht
hervorragender Theologen schlimmer als die
Leiden auf dieser Erde. Der hl. Augustin sagt,
das Feuer des Reinigungsortes sei ärger als
jede andere Strafe auf dieser Welt
(sermo de
igne purg.; ps. 37,3): auch behauptet er, dass
die Strafen im Fegfeuer schwerer seien als die
Qualen der Märtyrer.
(sermo 42 de sanctis)
Der
hl. Bernhard sagt, das Feuer des
Reinigungsortes sei peinvoller und schärfer
als die Leiden dieses Lebens.
Ähnlich sprechen auch der
hl. Gregor der Große, der hl. Anselm und der hl.
Bonaventura. Der hl. Thomas von Aquin sagt, das Feuer
des Reinigungsortes sei dasselbe wie das Feuer der Hölle
(4,21,2);
dasselbe Feuer, das die Verdammten peinigt, reinigt auch
die Seelen im Fegefeuer.
(Append. 2) Auch Suarez und der hl.
Bonaventura sind der Ansicht, dass in der
Hölle und im Reinigungsorte das gleiche Feuer
sei. Die hl. Magdalena von Pazzi berichtet,
dass ihr im Fegfeuer leidender Bruder gesagt
habe, die Peinen der Märtyrer seien ein
lieblicher Lustgarten gegenüber den Leiden im
Fegfeuer. Der hl. Thomas von Aquin behauptet
sogar: „Die geringste Strafe im Fegfeuer
übersteigt alle Leiden dieser Welt.“
(4 dist.
21,1,1)
Die Armen
Seelen sind gewissermaßen schlimmer daran als
Bettler. Denn diese können bei den Mitmenschen
um Hilfe bitten, die Seelen im Reinigungsort
aber nicht mehr; sie können nur mit Geduld und
Ergebung in den Willen Gottes leiden. Nur
äußerst selten ist einer Seele erlaubt, auf
Erden zu erscheinen und um Hilfe zu bitten.
(Ein
solcher Fall wird berichtet aus dem Leben des
Dr. Raffeiner.)
Am schlimmsten
sind die Seelen jener Menschen dran, die
außerhalb der Kirche lebten, weil ihnen die
Fürbitten der katholischen Kirche nicht zugute
kommen. Denn die katholische Kirche betet nur
für die Verstorbenen Christgläubigen, also für
jene, die zu ihr gehört haben. Bei der hl.
Messe betet der Priester im „Memento für die
Verstorbenen“ für jene, die „uns
vorausgegangen sind mit dem Zeichen des
Glaubens“. Schon der hl. Augustin
(+430)
erwähnt, dass der Leib Christi nur für jene
geopfert werde, die Glieder Christi sind.
(de
or. 1,9) Die ehrw. Katharina Emmerich sagt,
dass diejenigen, die sich nicht in der
katholischen Kirche befanden, im Fegefeuer
abgesondert seien und mehr leiden, wie sie
keine Hilfe durch das hl. Messopfer und durch
die Gebete der Kirche für die Verstorbenen
erlangen.
Zu bemitleiden
sind daher die Seelen jener Andersgläubigen,
die an kein Fegfeuer glauben und daher ihrer
verstorbenen Angehörigen im Gebete nicht
gedenken und auch keine guten Werke für sie
verrichten, zumal sie diese meistens für
überflüssig halten. Ein gutes Werk verrichtet
also ein Katholik, der in seinen Gebeten auch
der verstorbenen Andersgläubigen gedenkt, die
im Fegfeuer sind.
Aus den
Aufzeichnungen der Maria Lindmayr, die sich im
Archiv des Erzbischöflichen Ordinariates in
München und im Archiv der Karmeliten der
bayrischen Provinz befinden, entnehmen wir
folgende Stelle: „Gott hat mir auch großes
Licht gegeben über jene Seelen, die im Leben
nicht zur katholischen Kirche gehörten. Gar
viele von ihnen sind nicht ewig verloren,
sondern zur Seligkeit gelangt, wie sie nicht
genügend Verständnis gehabt oder gar
unschuldig gewesen sind, weshalb ihnen Gott am
Ende ihres Lebens Gnade zu einem Reueakt
gegeben hat, der zur Seligkeit genügte, und
sie dann in der Gnade Gottes gestorben sind…
Es ist mir offenbart worden, dass diese Seelen
im Jenseits ganz ohne Hilfe seien. Christus
sagte mir bei der hl. Messe: „Ganz recht tust
du; dass du für diese Seelen betest.“
III. Die Freuden der Armen Seelen
Die Armen Seelen im Fegfeuer sind nicht ganz
ohne Freude.
1. Viele
Arme Seelen werden zuweilen von den hl.
Engeln, ja einzelne sogar von der Mutter
Gottes getröstet. Die hl. Franziska Romana
sagt, dass der Schutzengel die Seele zum
Fegfeuer geleite und sie dann öfter besuche
und durch seine Gegenwart und Zuspruch tröste;
auch gebe er den Hinterbliebenen gute Gedanken
ein, damit sie für die Seele des Verstorbenen
beten und das hl. Messopfer darbringen lassen,
und er trage dann diese Gebete der Gläubigen
Gott vor. Und wenn die Zeit der Erlösung da
ist, führe der Schutzengel die Seele in den
Himmel ein.
Dass die
hl. Engel im Jenseits den Verstorbenen zur
Seite stehen, bringt die Kirche zum Ausdruck
in einem Gebet, das von ihr bei Begräbnissen
gebraucht wird: „Mögen dich die Engel ins
Paradies einführen, bei deiner Ankunft dich
die Märtyrer in Empfang nehmen und dich in die
heilige Stadt Jerusalem geleiten. Der Chor der
Engel möge dich aufnehmen, und mögest du mit
dem einst arm gewesenen Lazarus die ewige Ruhe
besitzen!“
(Laut Prager Manuale rituum vom
Jahre 1916. S. 116)
Schön
bemerkt Prof. Bernhard Bartmann in seiner
Schrift „Im Vorhimmel“
(1935 Kevelaer, Butzon
und Bercker):
Sie (die Armen Seelen)
erhalten von ihren Schutzengeln Mitteilungen aus dem
Himmel selbst, über dessen Schönheit, Herrlichkeit und
Pracht, besonders von dem überwältigenden Glück der
Anschauung Gottes. Und so sagen wir, dass auch im
Fegfeuer der Sonnenschein Gottes leuchtet, wenn nicht so
hell wie im Himmel, dann doch reiner als uns auf Erden.“
(S. 25)
2. Auch die fürbittenden Gebete der Gläubigen auf Erden
erfreuen die Armen Seelen.
Diese
Gebete sind lindernder Balsam in ihren Leiden
und kürzen ihre Strafzeit ab. Suarez und
andere Gottesgelehrte sagen, dass die Engel
den Seelen im Reinigungsorte mitteilen, wer
auf Erden für sie betet. Und sollten auch die
Angehörigen auf Erden ihre Toten vergessen, so
gehen diese doch nicht ganz leer aus, weil die
katholische Kirche täglich beim hl. Messopfer
ihrer verstorbenen Glieder gedenkt und oft
Gebete für die Verstorbenen verrichtet. Diese
Gebete kommen ihnen zugute.
3. Die Armen
Seelen stehen im beständigen Gebetsverkehr mit Gott.
Bischof Keppler sagt: „Gebet und heilige Gesänge sind
die süße Musik, die auch dieses schwermütige Dunkel
erhellt.“
(S. 83)
4. Eine
ganz besondere Freude haben die Armen Seelen,
wenn die eine oder andere Seele aus ihrer
Mitte erlöst wird und in den Himmel eingeht.
Die ehrw. Katharina Emmerich erklärt: „Es ist
nicht zu sagen, welche Freude und welchen
Trost die Zurückbleibenden empfinden, wenn
Seelen erlöst werden!“
5. Die
Armen Seelen sind nicht ohne Hoffnung und
freuen sich auf die Freuden des Himmels, die
ihnen früher oder später zuteil werden sollen.
Sie tragen daher mit Rücksicht auf ihre
bevorstehende Erlösung ihre Leiden ebenso
geduldig und gottergeben, wie die heiligen
Märtyrer ihre Leiden ertragen haben, da diese
wussten, dass sie durch ihr Leiden zur
himmlischen Seligkeit gelangen.
6. Die
Armen Seelen freuen sich auch darüber, dass
sie nicht mehr sündigen können und keiner
Versuchung zur Sünde mehr unterworfen sind.
Ihr Wille ist eben jetzt
mit dem Willen Gottes vollkommen gleichförmig. Deswegen
leiden sie mit großer Geduld. Dadurch unterscheidet sich
dieser Ort von der Hölle, wo nur Verzweiflung herrscht
und Wutausbrüche zu hören sind. Bischof Keppler von
Rottenburg schreibt: „Mag auch dieser Ort
(das Fegfeuer)
hinsichtlich des Schmerzes eine Hölle sein, so ist er
doch ein Paradies hinsichtlich der Lieblichkeit, welche
die Liebe Gottes in die Herzen der Armen Seelen
ergießt!“
(Armenseelenpredigt S.
59)
Die hl. Katharina von
Genua
(+1510)
sagt: „Der Wille der Seelen im Fegfeuer ist dem Willen
Gottes gleichförmig; sie nennen ihre Leiden niemals
Strafen und halten ihr Leid nie für Strafe. Ruhig und
ergeben sind sie in der Anordnung Gottes, die sie aus
reiner Liebe willig hinnehmen. Sie erachten es sogar als
einen Beweis der großen Barmherzigkeit Gottes, im
Fegfeuer zu sein zwecks Austilgung ihrer Makeln, mit
denen sie niemals vor der göttlichen Gerechtigkeit
erscheinen wollten. Die Armen Seelen könne heilig
genannt werden; denn sie sind voll Liebe gegen Gott und
brennen weit mehr vor Sehnsucht, das Angesicht Gottes zu
schauen und zu genießen, als sie vom Feuer der Pein
brennen.“
Maria
Lindmayr erklärt: „Die Zufriedenheit der Armen
Seelen mit ihren Leiden möchte ich mir und
allen Menschen in unseren Leiden und
Widerwärtigkeiten wünschen, weil dann die
Ungeduld auf Erden niemals zu finden wäre!“
Der Gottesgelehrte Suarez behauptet sogar,
dass die Armen Seelen nicht nur mit der
größten Geduld leiden, sondern sogar noch eine
Zufriedenheit, ja selbst eine unglaubliche
Freude in Erduldung ihrer Leiden zeigen. Der
hl. Kardinal Bellarmin äußert sich ähnlich:
„Die Seelen im Fegfeuer sind nicht in
Verzweiflung, denn sie empfinden eine
unaussprechliche Freude inmitten ihrer
unsäglichen Leiden wegen der sicheren Hoffnung
des Heiles!“ Daher heißt es im Memento für die
Verstorbenen bei der hl. Messe: „Dormiunt in
somno pacis, sie ruhen im Schlummer des
Friedens!“
Die ehrw. Katharina
Emmerich sagt, dass man den Armen Seelen im Gesicht eine
unaussprechliche Freudigkeit anmerke wegen ihrer
Erinnerung an die Barmherzigkeit Gottes und an ihre
bevorstehende Erlösung.
(Spirago, Katharina
Emmerich S. 105)
Die hl. Katharina von Genua gibt noch einen besonderen
Grund dieser Freudigkeit an; sie sagt, dass die
göttlichen Gnaden und Gunstbezeugungen Gottes den Armen
Seelen gegenüber beständig zunehmen und zwar in dem
Maße, als der Rost an ihnen abnimmt; dann kann der
Strahl des göttlichen Lichtes in ihre Seele mehr
eindringen. Deswegen wird die Freude der Armen Seelen
immer größer.
Wenn die
Seelen im Reinigunsort mit unaussprechlicher
Geduld leiden, mag das hauptsächlich auch
daher kommen, weil sie nach Aussage
gottbegnadigter Seherinnen beim besonderen
Gericht die Majestät Gottes einen Augenblick
gesehen hatten.
Die ehrw.
Klara Moes sagt: „Die Seele, die ins Fegfeuer
kommt, sieht beim besonderen Gericht das
Angesicht Gottes; deswegen liebt sie ihn mit
dem Gefühl der reinsten und vollkommensten
Liebe. Diese weckt in ihr die glühendste Sehnsucht,
ihn wieder zu sehen und zu genießen!“
(S. 214)
Die ehrw.
Maria Fidelis Weiß
(1882-1923), Franziskanerin
im Kloster zu Reutberg bei Bad Tölz in Bayern,
äußerte sich ähnlich betreffs der Armen
Seelen: „Kaum ist die Seele vom Leib
geschieden, schaut sie den lieben Gott in
seiner Größe und Herrlichkeit. Das dauert nur
einen Augenblick. Dann wird sie vom lieben
Gott ins Fegfeuer gewiesen, und jetzt beginnt
ihr Martyrium. Es bleibt der Seele die
Erkenntnis von der Größe Gottes… Die Seele ist
nun ganz in den Willen Gottes ergeben und
möchte aus dem Fegefeuer nicht heraus, solange
sie nicht vollkommen rein ist.“
Wenn jemand
von uns in eine vornehme Gesellschaft geladen
ist, so zieht er sich rein und sauber an und
will keineswegs dort unrein erscheinen.
Geradeso verhält es sich mit den Armen Seelen.
Sehr willig unterziehen sie sich der Reinigung
im Fegefeuer; denn sie wollen in der
Gesellschaft der Engel und Heiligen nicht mit
der geringsten Makel befleckt erscheinen.
Die sel.
Maria Taigi zu Rom
(+1837), die 47 Jahre
hindurch Tag und Nacht eine geheimnisvolle
Sonne vor sich hatte, in der ihr durch Bilder
alles Mögliche gezeigt wurde, sah darin die
Armen Seelen als beschmutztes Herz oder als
verdunkelten Diamanten, während die Heiligen
als funkelndes herz oder als hell glänzender
Diamant erschienen.
(Über die Sonne der Taigi
in Spirago, Beispiel-Sammlung, 6.Aufl.S.
151ff.)
Wie aus der
soeben erwähnten Vision ersichtlich ist,
werden die Seherinnen oft durch Bilder über
die armen Seelen belehrt. Was also die
Seherinnen in der Vision schauen, ist nicht
immer buchstäblich, sondern gewöhnlich nur
bildlich aufzufassen. Es verhält sich ähnlich
wie z.B. mit der bildlichen Darstellung Gott
Vaters. Gott Vater wird bekanntlich auf
Bildern dargestellt als ein auf einem Throne
sitzender Greis mit langem Bart und einer
Krone auf dem Haupt, einem Zepter in der Hand
und die Erdkugel unter seinen Füßen. Da Gott
ein Geist ist und keine Leib hat, so sollen
durch eine derartige Abbildung
(wie der Tridentinische Katechismus sagt) nur die
Eigentümlichkeiten, bzw. Eigenschaften Gottes versinnbildet werden. Es wird also im Bild nur
dargestellt, dass Gott ewig und der Herr
Himmels und der Erde ist. Ähnlich verhält es
sich mit den verschiedenen Visionen über die
Armen Seelen, die ebenfalls geistige Wesen
sind und keinen Leib haben.
Zu Aitrang
im Allgäu
(beim Bodensee) lebte eine sehr
schlichte, aber fromme Bauernfrau namens
Veronika Häfele, die dort 1933 im 61.
Lebensjahre als Witwe gestorben ist. Diese
Frau hatte von Jugend an die Gabe der
Visionen, wovon fast niemand in jenem Ort
wusste. Unzählige Seelen aus dem Fegfeuer
erschienen ihr und baten um ihre Hilfe. Eines
Tages kam auch die Seele eines Papstes zu ihr.
Der Papst stand auf der Schulter eines
Bischofs und dieser auf der Schulter eines
Pfarrers, was sich wie eine Leiter ausnahm.
Der Papst sprach zu ihr: „Schau meinen Finger
an!“ Die Frau sah, dass dort, wo der Papst den
Fischerring trägt, statt des Ringes ein
Tierchen wie eine kleine Eidechse den Finger
zernagte. Der Papst riß beständig das Tier
weg, aber es kam sogleich wieder zurück und
nagte am Finger weiter. Der Papst sprach, er
leide diese Strafe, weil er weltlich gesündigt
hatte, und warte auf jene Person die ihn
erlösen werde. Veronika sprach zu ihm: „Weil
du ein Papst bist, will ich nun eigens für
dich beten.“ Ein halbes Jahr hatte sie schon
ihre Gebete für den Papst fortgesetzt; da
erschien er ihr wieder mit der Monstranz in
der Hand und segnete sie damit, woraus die
Frau folgerte, dass er nun erlöst sei. Auch
aus dieser Papst-Vision ist ersichtlich, dass
die Visionen über die Armen Seelen nicht
buchstäblich, sondern nur bildlich aufzufassen
sind; denn niemand wird für möglich halten,
dass der Papst auf der Schulter eines Bischofs
und dieser auf der Schulter eines Pfarrers
stand. Dadurch sollte nur der hohe Rang des
Papstes veranschaulicht werden.
Der hl.
Brigitta gab Christus in einer Vision eine
Aufklärung folgenden Inhaltes: „Das Geistige
erscheint dir nicht so, wie es ist, sondern in
leiblicher Gestalt; es wird in Gleichnisse
gekleidet, damit es dein Geist fassen kann.
Wenn du z.B. die geistige Schönheit der Engel
und der Seelen der Heiligen sehen könntest, so
würde deine Seele vor Freude zerspringen wie
ein zerbrechliches Gefäß. Und wenn du die
Teufel so, wie sie sind, erblicken könntest,
so würdest du infolge des entsetzlichen
Anblickes eines plötzlichen Todes sterben.
Daher werden dir die Engel und die Seelen der
Heiligen unter dem Bild der Menschheit gezeigt
und die Teufel in Gestalt von Tieren und
anderen Geschöpfen.“
Aus all dem
ist ersichtlich, dass die Visionen über die
Armen Seelen nie buchstäblich aufzufassen
sind.
IV. Die Hilfeleistung
1. Wir auf
Erden können den Armen Seelen durch
Verrichtung guter Werke fürbittweise
helfen.
Das Konzil von
Trient hat in seiner 22. Sitzung erklärt, dass
den im Reinigungsort befindlichen Seelen durch
die Fürbitte der Gläubigen, besonders aber
durch das hl. Messopfer geholfen werden kann.
Der
Tridentinische Katechismus sagt: „Wir müssen
die unendliche Güte und Milde Gottes aufs
höchste loben und dankend preisen, die
gestattet, dass einer für den anderen
Genugtuung leisten kann.“
(2,5,76) Die
Christen auf Erden, die Seelen im Fegfeuer und
die Heiligen im Himmel bilden nämlich zusammen
eine einzige große Gottesfamilie, die wir im
apostolischen Glaubensbekenntnis „Gemeinschaft
der Heiligen“ nennen, da sämtliche Glieder
durch die Taufe geheiligt
(1. Kor. 6,11) und
zur Heiligkeit berufen sind
(1. Thess. 4,3)
und viele von ihnen bereits vollkommen heilig
sind. Alle Glieder dieser Gemeinschaft können
sich gegenseitig helfen. Daher können wir auf
Erden den Seelen im Fegfeuer durch Gebet und
gute Werke Hilfe bringen. Die guten Werke
sind, wie der hl. Cyprian sagt, das Lösegeld
für unsere Sünden.
Der hl.
Augustin erklärt: „Das Gebet ist der
Schlüssel, wodurch wir den Armen Seelen die
Himmelspforte öffnen.“ Wie sehr unser Gebet
den Verstorbenen nützt, ersehen wir aus einem
Vorfall aus dem Leben der hl. Perpetua, die im
Jahre 202 zu Karthago
(Nordafrika) als
Märtyrerin starb. Wie sie in einem Brief
mitteilte, hatte sie im Gefängnis folgendes
Traumgesicht. Sie sah ihren verstorbenen
siebenjährigen Bruder Diokrates an einem
finsteren Ort, ganz beschmutzt und vor Durst
lechzend. Als die hl. Perpetua erwachte,
begann sie eifrig für ihren Bruder zu beten.
In einer der folgenden Nächte sah sie ihn
wieder im Traum, aber schon bei einer Quelle,
aus der er trinken konnte; er sah schon heiter
und vergnügt aus, nur hatte er im Gesicht noch
eine Narbe. Dadurch war ihr zu verstehen
gegeben worden, dass ihr Gebet dem Bruder
genützt habe. Obgleich in der Regel auf Träume
nichts zu geben ist, so gibt es Fälle wie z.B.
die Träume des ägyptischen Josef, die zeigen,
dass manche Träume Gott zum Urheber haben.
Daher sprach Gott zu Moses, dass er zu den
Propheten auch im Traum rede.
(4. Mos. 12,6)
Was das Gebet
anbelangt, so schaut Gott nicht so sehr auf
die Länge als vielmehr auf die Inbrunst.
Christus sprach zur hl. Gertrud: „Ein einziges
Wort, vom Grunde des Herzens gesprochen, hat
mehr Kraft und Wirksamkeit zur Erlösung der
Armen Seelen als das Hersagen einer Menge von
Psalmen und Gebeten ohne Andacht, gleichwie
man auch die beschmutzte Hand durch Abreiben
mit wenig Wasser besser reinigt als durch
Übergießen mit vielem Wasser.“
Eine größere
Kraft als das Gebet hat das Almosen. Der hl.
Thomas von Aquin sagt, es habe deswegen eine
größere genugtuende Kraft, weil es ein Akt der
Nächstenliebe ist. Es erfüllt sich da das Wort
der Heiligen Schrift: „Barmherzigkeit
triumphiert über das Gericht.“
(Jak.2,13)
Auch das Fasten, da es beschwerlich ist, ist
wirksamer als das Gebet.
Den Armen
Seelen können wir auch durch Gewinnung von
Ablässen helfen. Bei manchen Ablässen erklärt
die Kirche ausdrücklich, dass sie auch den
Armen Seelen zugewendet werden können. Doch
geschieht diese Zuwendung nicht infolge der
Lösegewalt der Kirche, wie es z.B. bei der
Lossprechung im Beichtstuhl der Fall ist,
sondern nur fürbittweise, d.h. die Kirch
wendet sich bittend an Gott, er möge den
Verstorbenen gnädig sein mit Rücksicht auf die
dargebrachte religiöse Handlung. Über die
Verstorbenen hat die Kirche keine Gewalt mehr,
daher kann sie sich für diese nur bittend an
die Barmherzigkeit Gottes wenden.
Viele Ablässe
können wir den Armen Seelen am Allerseelentag,
dem 2. November, gewinnen. Wenn man da nach
Beicht und Kommunion eine Kirche besucht und
daselbst die vorgeschriebenen Gebete betet,
erlangt man einen den Armen Seelen zuwendbaren
vollkommenen Ablass.
Die Zeit zur
Gewinnung des Ablasses beginnt schon am 1.
November um 12 Uhr mittags und dauert bis zum
2. November um 24 Uhr, also 36 Stunden.
(Hl. Offiz. 26.1.1911) Die hl. Beichte kann man
schon wie beim Portiunkula-Ablass an einem der
acht dem Ablasstag vorhergehenden Tage
verrichten, und die hl. Kommunion kann man am
Tag vor Allerseelen empfangen.
(Kongr. Abl.
6101870)
Ganz besonders
nützt, wie das Konzil von Trient in seiner 25.
Sitzung erklärt hat, den Armen Seelen das hl.
Messopfer. Dieses ist deswegen sehr wirksam,
wie bei der hl. Messe der Opfertod Christi in
unblutiger Weise erneuert wird.
Daher war seit
den ältesten Zeiten bei der hl. Messe das
Memento für die Verstorbenen. Der hl.
Chrysostomus
(+407). Bischof von
Konstantinopel, erwähnt, dass bei der Feier
der gottesdienstlichen Geheimnisse der
Verstorbenen gedacht werde, damit ihnen
„dadurch eine Linderung zuteil werde.“
(hom.
41 in 1. Cor.) Auch sagt er, dass von den
Aposteln die Anordnung getroffen worden ist,
dass bei der Feier der Geheimnisse der
Verstorbenen gedacht werde.
(hom. 3 in Phil.)
Der hl. Cyrill, Bischof von Jerusalem
(+389),
schreibt, dass die Christen bei der hl. Messe
„Gott sowohl für die toten als auch für sich
versöhnen.“
(Cat. Myst. 5)
Wie sehr das
hl. Messopfer den Verstorbenen hilft, ersehen
wir aus einem Vorfall aus dem Leben des hl.
Malachias, Erzbischof zu Armagh in Irland,
der im Kloster des hl. Bernhard zu Clairvaux
am 2. November 1148 gestorben ist. Der hl.
Bernhard erzählt darüber folgendes: Als die
Schwester des hl. Malachias gestorben war,
opferte dieser für sie das hl. Messopfer auf.
Hierauf vergingen 40 Tage, an denen es dem hl.
Erzbischof unmöglich war, für seine Schwester
das hl. Messopfer darzubringen. Da erschien
ihm diese plötzlich, sie stand vor der
Kirchentür in einem elenden Zustand mit
flehentlicher Gebärde. Sie jammerte, dass sie
schon 40 Tage keinen Trost mehr empfangen
habe. Schon am nächsten Morgen opferte der hl.
Malachias die hl. Messe für seine Schwester
auf. Diese erschien ihm abermals in einem
schwarzen Kleid vor der Kirchentür und befand
sich nicht mehr in dem früheren elenden
Zustand. Wiederholt brachte der Erzbischof das
hl. Opfer für seine Schwester dar. Bald darauf
sah er sie wieder; sie trug schon ein lichtes
Kleid und stand in der Kirche. Nachdem der
Heilige noch mehrmals das hl. Messopfer für
sie dargebracht und inbrünstig um ihre
Erlösung gebetet hatte, erschien sie ihm
plötzlich in einem hellstrahlenden Gewand
unmittelbar vor dem Tabernakel, umgeben von
verklärten Gestalten, woraus der Heilige
erkannte, dass nun seine Schwester in den
Himmel eingegangen sei.
Auch die
Aufopferung des kostbaren Blutes Christi ist
ein sehr wirksames Mittel, den Armen Seelen zu
helfen. Die ehrw. Klara Moes, Priorin zu
Luxemburg
(+1895),
sagt: „Je öfter ich dem himmlischen Vater das
kostbare Blut seines eingeborenen Sohnes
aufopferte, desto erträglicher und
erquicklicher wurde die Lage der Armen Seelen.
Es war gewöhnlich der Fall, dass die Seele,
für die ich das kostbare Blut Christi
aufgeopfert hatte, dann gemäß unserer
Zeitrechnung wenigstens eine Viertelstunde von
den Schmerzen des Fegfeuers frei blieb. War
diese leidenslose Zeit vorüber, so wurde sie
wieder von den Schmerzen des Fegfeuers
ergriffen, ohne dass diese sich jedoch
vermehrten, im Gegenteil, bei manchen waren
sie geringer.“
Ganz besonders
nützt es auch den Armen Seelen, wenn man für
sie die hl. Kommunion aufopfert. Die ehrw.
Klara Moes sagt: „So weit ich Erfahrung
machte, sind die hl. Messe, die hl. Kommunion
und die Aufopferung des kostbaren Blutes
Christi die wirksamsten Mittel, den Armen
Seelen zu helfen.“
(S. 196)
Barbara Pfister
(+1909)
behauptet, dass auch das Rosenkranzgebet eines der
besten Mittel sei, um den Verstorbenen zu helfen, denn
diesem gebet könne die Mutter Gottes nicht widerstehen.
(Konners. Jahrb. 1928. S. 21)
Manche
Menschen meinen irrtümlicherweise, dass sie
ihre Verdienste vor Gott verlieren, wenn sie
ihre guten Werke für andere, z.B. für die
Armen Seelen, aufopfern. Dem ist aber nicht
so; sie verlieren durchaus nichts, sondern
haben sogar ein doppeltes Verdienst: zunächst
haben sie ein gutes Werk vollbracht, und
ferner haben sie durch Zuwendung dieses guten
Werkes noch ein Werk der Barmherzigkeit
verrichtet, abgesehen davon, dass sie sich
außerdem die Armen Seelen zu Freunden gemacht
haben, die dann für sie bitten werden,
besonders wenn sie im Himmel sein werden. Man
beachte auch die Worte des hl. Thomas von
Aquin: „Wenn jemand Buße für einen anderen
verrichtet, so ist diese Genugtuung Gott
wohlgefälliger, als wenn er sie für sich
selbst verrichtet hätte.“
Christus sieht
das Almosen für die Armen Seelen so an, als ob
es ihm erwiesen worden wäre, denn er hat
gesagt: „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder
getan habt, das habt ihr mir getan.“
(Mt. 25,40)
Zur hl. Gertrud sprach Christus, dass, wenn
wir Seelen aus dem Fegfeuer befreien, es ihm
ebenso angenehm sei, als wenn wir ihn erlöst
hätten. Der hl. Franz von Sales sagt,
dass derjenige, welcher den Armen Seelen
hilft, nicht nur Betrübte tröste, Kranke
pflegt, Gefangene aus dem Kerker befreit,
sondern auch Gastfreundschaft übt, wenn er
ihnen den Eingang in das Haus des himmlischen
Vaters öffnet, und dass er auch Nackte
bekleidet, wenn er dafür sorgt, dass die Armen
Seelen mit dem Gewand unsterblicher
Herrlichkeit bekleidet werden.
Maria Lindmayr
berichtet: „Ich habe Kenntnis von Gott
erhalten, dass durch die Liebe gegen die Armen
Seelen dem lieben Gott ein sehr großes
Wohlgefallen erwiesen wird, weil ihm diese
Seelen sehr am Herzen liegen und weil sie auch
die ärmsten sind und sich selbst nicht helfen
können.“
Christus ermahnte die
Ordensschwester Marie Lataste,
für die Armen Seelen zu beten, und fügte bei:
„Du kannst nichts tun, was für dich selber
vorteilhafter wäre; denn diese Seelen werden
im Himmel deiner Barmherzigkeit eingedenk sein
und unaufhörlich für dich beten, auf dass du
von Gott jene Gnaden erlangst, die notwendig
sind, um beständig im guten vorwärts zu
schreiten.“
(III. 12,6)
Wenn wir für
die Armen Seelen im allgemeinen beten, können
wir uns der Hoffnung hingeben, dass der liebe
Gott dieses gebet vor allem unseren
Angehörigen und Freunden zuwenden wird.
Oft ist schon
darüber gestritten worden, ob es besser und
notwendiger sei, um die Bekehrung der auf
Erden lebenden Sünder zu beten oder um die
Erlösung der Armen Seelen.
Einige sagen:
Die Sünder werden ewig verloren gehen, falls
sie von Gott nicht die zu ihrer Bekehrung
notwendigen Gnaden erhalten, während die Armen
Seelen im Fegfeuer der Gefahr der ewigen
Verdammnis bereits entgangen sind. Deswegen
brauche die Sünder dringender unsere
Gebetshilfe. Andere wieder sagen: Die Sünder
können sich selbst helfen, indem sie einfach
von ihrem Sündenleben ablassen, während die
Seelen im Reinigungsort sich selbst nicht
helfen können und auf unsere Hilfe angewiesen
sind.
Der hl. Thomas
von Aquin entscheidet diese Streitfrage in
folgender Weise: „Die Fürbitten für die
Verstorbenen sind Gott wohlgefälliger als die
Fürbitten für die Sünder, weil sich erstere in
größerer Not befinden und sich nicht selbst
helfen können.“ Folgender Rat wäre wohl der
beste: Man bete für die Armen Seelen mit dem
Wunsch, dass dann diese sich bei Gott für die
Bekehrung der Sünder einsetzen.
Empfehlenswert
sind folgende mit Ablässen verbundene
Stoßgebete für die Verstorbenen:
„Milder Herr Jesus, gib
ihnen
(ihm/ihr)
die ewige Ruhe!“
„Herr, gib
ihnen die ewige Ruhe, und das ewige Licht
leuchte ihnen“ Lass sie ruhen in Frieden.
Amen!“
(Pius XI. 1.12.1933)
Wer den Friedhof besucht
und dort mündlich oder innerlich für die verstorbenen
betet, kann täglich für die Verstorbenen einen Ablass
gewinnen; und wer dies in der Oktav von Allerseelen
(1.-8.Nov.)
tut, kann täglich für die Verstorbenen einen
vollkommenen Ablass unter den gewöhnlichen Bedingungen
gewinne.
(Pius XI. 1934)
Für die
Anrufung der heiligen Namen Jesus, Maria und
Joseph wird auch ein Ablass gewährt.
Den Seelen im
Fegfeuer kann viel geholfen werden durch den
heldenmütigen Liebesakt. Dieser besteht darin,
dass jemand das genugtuende Verdienst aller
vollbrachten guten Werke zugunsten der Seelen
im Fegfeuer aufopfert. Der heroische Liebesakt
kann auch widerrufen werden.
(Ablass-Kongr.
20.2.1907) Wenn man nach Meinung des Hl.
Vaters zu beten hat, genügt es, wenn man ein
Vaterunser, Ave Maria und Ehre sei Gott
verrichtet.
(Hl. Pönit. Ap. 20.9.1933) Leider
ist das Ablasswesen geändert worden.)
Nach dem kirchlichen
Gesetzbuch
(Can. 994)
können alle von den Päpsten bewilligten Ablässe den
Seelen im Fegfeuer zugewendet werden, falls nicht eine
andere Entscheidung vorliegt.
2. Wer auf
Erden den Seelen im Fegfeuer viel geholfen
hat, der wird dereinst im Fegfeuer weniger
oder vielleicht gar nichts zu leiden haben.
Ein solcher
wird bei Gott Barmherzigkeit finden zufolge
der Worte Christi: „Selig sind die
Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit
erlangen.“
(Mt. 5,7)
An ihm werden auch die Worte wahr werden: „Mit
dem Maße ihr messt, mit dem wird euch
zurückgemessen werden“.
(Mt. 7,2)
Dem Wohltäter der Armen Seelen werden nach
seinem Tod die Gebete der Kirche für die
Verstorbenen in ganz besonderer Weise zugute
kommen. Für ihn werden sich nach seinem Tod
auch die Armen Seelen, die bereits in den
Himmel gekommen sind, bei Gott mächtig
verwenden, denn diese Seelen kennen keinen
Undank, wie das oft auf Erden der Fall ist.
Jene aber,
die der Armen Seelen nie gedenken und die
Verstorbenen ganz vergessen, werden gleichsam
zur Strafe nach ihrem Tod auch vergessen
werden, und niemand wird sich ihrer im Gebet
erinnern. Und falls Gebete für sie stattfinden
sollten, werden ihnen diese wenig nützen.
Kardinal Kajetan sagt: „Denen, die in diesem
Leben der Verstorbenen vergessen, werden
dereinst im Fegfeuer die Gebete und guten
Werke, die von anderen für sie dargebracht
werden, nichts fruchten. Auf solche Weise
pflegt Gottes Gerechtigkeit deren frühere
Unbarmherzigkeit und Herzenshärte zu strafen.“
3. Die
Armen Seelen werden sich ihren Wohltätern
dankbar erweisen.
Manche meinen,
die Armen Seelen wissen nicht, was auf Erden
vorgeht, und wissen daher auch nicht, „wer für
sie betet“. Diese Ansicht vertritt sogar der
hl. Thoma von Aquin
(2,2,83,11), der
behauptet, dass die Seelen im Fegfeuer, weil
sie nicht die Anschauung Gottes genießen,
nicht wissen, was wir auf Erden machen. Diese
Ansicht ist jedenfalls irrig. Schon der hl.
Augustin sagt, dass die Armen Seelen infolge
göttlicher Offenbarung wissen können, was auf
Erden geschieht, insofern dieses Wissen für
sie nützlich ist.
(de cura pro mort.) Suarez
und andere Gottesgelehrte meinen, dass die
Engel den Verstorbenen mitteilen, wer auf
Erden für sie betet und was auf Erden in ihren
Familien vorgeht. Pater Paul von Moll
behauptet sogar: „Die Armen Seelen im Fegfeuer
vernehmen die Streitigkeiten ihrer
Familienangehörigen auf Erden, und diese
Kenntnis vermehrt ihre Leiden.“
Bischof
Keppler von Rottenburg sagt, es sei trotz der
gegenteiligen Meinung des hl. Thomas von Aquin
die allgemeine Ansicht der Theologen, dass die
Armen Seelen für die Auf Erden lebenden
Wohltäter und Freund Fürbitten
(Arm.S.Predigt,
S. 83), demnach manches wissen müssen, was auf
Erden vorgeht.
Der hl.
Pfarrer von Ars erklärt: „Wenn man wüsste,
welche Macht diese guten Armen Seelen über das
Herz Gottes haben, und wenn man wüsste, welche
Gnaden man durch ihre Fürbitte erlangen kann,
wären sie nicht so sehr vergessen. Man muss
viel für sie beten, damit sie viel für uns
beten.“ Der hl. Kardinal Bellarmin und Suarez
behaupten, dass die Armen Seelen mit Großem
Erfolg für die auf Erden Lebenden fürbitten
können; denn sie sind Freund Gottes, weshalb
ihr fürbittendes Gebet bei Gott
Berücksichtigung findet.
(Für sich
selbst aber, also für die Abkürzung oder
Verminderung ihrer Leiden würden sie vergebens
bitten, weil sie ihre Schuld vollkommen
abtragen müssen.)
Die ehrw.
Priorin Klara Moes behauptet: „Die Armen
Seelen vermögen als Gerechte und Freunde
Gottes schon während ihres Verweilens im
Fegfeuer und noch mehr nach ihrer Aufnahme in
den Himmel viel durch ihre Fürbitte für ihre
edlen Wohltäter.“
(S. 217)
Dass die Armen
Seelen für ihre Wohltäter beten, behauptet die
ehrw. Katharina Emmerich; sie sagt: „Was
jemand für die Armen Seelen tut, betet oder
leidet, kommt ihnen sogleich zugute, und sie
sind dann so froh, so selig und dankbar. Wenn
ich meine Schmerzen für sie aufopfere, so
beten sie für mich.“
(Schmöger 1, 77)
Pater Paul von
Moll erwähnte, dass sich die Seelen, die durch
sein Gebet aus dem Fegfeuer erlöst worden
sind, bei ihm bedankten.
4. Durch
Anrufung der Armen Seelen können wir von
Gott Hilfe in unseren Anliegen erlangen.
Die hl.
Katharina von Bologna
(+1463),
deren Leib in der Kirche der Klarissinnen zu
Bologna in Italien unversehrt ist, hat
erklärt. „Oft habe ich das, was ich durch
Anrufung der Heiligen im Himmel lange nicht
habe erhalten können sogleich erlangt, wenn
ich meine Zuflucht zu den leidenden Seelen im
Fegfeuer genommen habe.“ Sie sagt auch: „Wenn
ich eine Gnade sicher erlangen will, wende ich
mich an die Armen Seelen, damit sie meine
Bitte unserem himmlischen Vater vortragen.
Gewöhnlich fühle ich es, dass ich ihrer
Fürsprache die Erhörung verdanke.“
Maria Lindmayr
gibt den Grund an, warum das Gebet zu den
Armen Seelen so erfolgreich ist; sie sagt:
„Wenn man die Armen Seelen um Hilfe bittet,
wird man bald erhört. Dies kommt nicht etwa
davon, als ob uns die Armen Seelen erhört
hätten, sondern weil uns Gott erhört wegen
seiner Liebe zu den Armen Seelen; denn Gott
liebt diese so sehr.“
Nachfolgender
Fall soll als Beweis dienen, welch großen
Nutzen die Barmherzigkeit gegen die Armen
Seelen bringen kann. Der Jesuit Jakob Montfort
hatte im Jahre 1649 bei dem Buchdrucker
Wilhelm Frießen in Köln ein Büchlein drucken
lassen, das über die Armen Seelen handelte und
die Menschen zur Barmherzigkeit gegen sie
anregen sollte.
Der
Buchdrucker las an den Sonntagen häufig darin.
In dem Büchlein war die Behauptung
aufgestellt, dass die Anrufung der Armen
Seelen und die Barmherzigkeit gegen sie eines
der besten Mittel sei, um von Gott die
Erhörung des Gebetes zu erlangen. Nach einiger
Zeit erkrankte das vierjährige Söhnchen des
Buchdruckers so schwer, dass die Ärzte alle
Hoffnung aufgaben und den Vater bereits auf
den bevorstehenden Tod des Kindes
vorbereiteten. Der Buchdrucker begab sich nun
in die Kirche und rief dort die Armen Seelen
an, für die er viele Gebete verrichtete; auch
legte er dort das Gelübde ab, dass er hundert
der genannten Büchlein an Geistliche und
Klöster unentgeltlich verteilen werde, falls
sein Kind wieder gesund wird. Uns siehe! Als
der Vater aus der Kirche nach Hause kam, hatte
sich das Befinden des Knaben bedeutend
gebessert; das Kind, das 14 Tage lang Ekel an
allen Speisen hatte, verlangte zu essen und
schon am folgenden Tage war es so gesund, als
hätte ihm nie etwas gefehlt.
Drei Wochen
darauf erkrankte plötzlich auch die Frau des
Buchdruckers, und ihr Zustand verschlimmerte
sich so sehr, dass gar keine Aussicht auf
Besserung mehr vorhanden war. In seiner
Bedrängnis nahm der Mann wieder zu den Armen
Seelen seine Zuflucht, eilte in die Kirche und
legte dort das Gelübde ab, er werde 200 der
genannten Büchlein austeilen, wenn seine Frau
wieder gesund würde. Auch diesmal half die
Anrufung der Armen Seelen wunderbar. Das
Befinden der Frau besserte sich zusehends, und
schon nach acht Tagen war sie ganz munter. Der
Buchdrucker machte hierauf den Verfasser des
Buches von diesen zwei auffallenden
Gebetserhörungen Mitteilung, wodurch dieser
Fall bekannt wurde.
(Spirago,
Beispiel-Sammlung, Nr. 580)
Der belgische
Wundertäter Pater Paul von Moll
(+1896)
gab einer Dame folgenden Rat: „Will man
blühende Geschäfte machen, so braucht man nur
einen Teil, wir wollen sagen zwei Prozent der
Einnahmen oder des Gewinnes, zur Befreiung der
Armen Seelen im Fegfeuer aufopfern. Mit dem
Geld lasse man hl. Messen lesen oder verrichte
andere gute Werke für die Armen Seelen. Diese
können alles für ihre Wohltäter erlangen.“
Diese Dame befolgte den Rat und war dann mit
ihren Geschäftserfolgen höchst zufrieden.
Es ist sehr zu
loben, wenn fromme Eltern ihre Kinder schon
frühzeitig anleiten, der Seelen im Fegfeuer zu
gedenken. Der Redemptorist P. Johann Ullwer,
der 1914 zu Budweis auf der Kanzel bei Nennung
des Namen Jesus starb, hatte eine fromme
Mutter, die es verstand, ihre Kinder schon in
frühester Jugend zur Selbstüberwindung und
gleichzeitig auch zur Liebe zu den Armen
Seelen im Fegfeuer anzuleiten.
Wenn die
Kinder in den Wald gingen, um Beeren zu
pflücken, so wurde ihnen von der Mutter
aufgetragen, die erste reife und schönste
Beere auf die Erde niederzulegen; denn „sie
gehört den Armen Seelen“. Die Kinder sollten
diese Opfer der Selbstüberwindung in der
frommen Absicht darbringen, dadurch den Armen
Seelen zu helfen. Auch die erste reife
Kirsche, Zwetschge, Birne, Apfel sollten sie
aus demselben Grund nicht essen. Die Mutter
lehrte die Kinder, dass die Verstorbenen, die
stets auf unsere Hilfe warten, dieses Opfer
reichlich belohnen werden; sie werden ihnen
behilflich sein, dass sie sich auf dem Weg
über Feld und Wald nicht verirren, dass sie
nichts vergessen, keine Sache verlegen und die
verlorene bald finden, auch dass sie uns, wenn
man sie bittet, sanft und leise aus dem
Schlafe wecken zu einer Stunde, die man ihnen
angibt. Johann Ullwer befolgte gewissenhaft
die frommen Lehren seiner Mutter und erhielt
von Gott den Beruf zum Priester- und
Ordensstand; er war ein Muster der
Selbstbeherrschung und brachte es zu hohen
Tugenden.
(Seine Lebensgeschichte erschien in
der bischöfl. Buchdruckerei in Budweis. Seite
55.)
Die ehrw.
Katharina Emmerich sagt: „Es ist nicht
auszusprechen, welch großen Trost die Armen
Seelen durch unsere Überwindungen und kleinen
Opfer erhalten.“ Der hl. Augustin sagt:
„Willst du, dass sich Gott deiner erbarme,
dann erbarm dich deines Nächsten im Fegfeuer!“
Auch vertritt er die Ansicht, dass derjenige,
welcher oft für die Verstorbenen gebetet hat,
keines bösen Todes sterben werde. Der hl.
Hieronymus behauptet: „Wir sind der ewigen
Seligkeit um so viel näher, je mitleidiger und
gütiger wir gegen die Armen Seelen sind.“
V. Wo ist das Fegfeuer?
1.
Nach
Ansicht der Gottesgelehrten befindet sich
das Fegfeuer unter der Erde.
Der hl. Thomas
von Aquin sagt, das Fegfeuer sei ein tiefer,
unterirdischer Ort. Und der hl. Kardinal
Bellarmin behauptet, das Fegfeuer befinde sich
im Innern der Erde.
Man beachte
auch die verschiedenen Gebete der Kirche, z.B.
„Herr Jesus, König der Herrlichkeit, erlöse
die Seelen der verstorbenen Gläubigen von den
Strafen der Hölle und vom tiefen Abgrund!“ Man
betrachte das bei Begräbnissen übliche Gebet:
„A porta inferi…, Aus dem Reich der Unterwelt
befreie ich, o Herr“ und „De profundis… Aus
der Tiefe rufe ich zu dir, o Herr!“
Auffallenderweise nannten schon die Juden das
Totenreich „Unterwelt“
(Scheol, Grube),
wohin „die Toten hinabsteigen“.
(Ps. 113,25)
Katharina Emmerich sagt: „Ich sah den
Reinigungsort. Ich wurde in einen tiefen
Abgrund geführt in einen großen Rau.“
Die Heiligen
sehen die Armen Seelen bei ihrer Erlösung aus
der Tiefe der Erde hervorgehen. Die hl.
Theresia erzählt in ihrer Selbstbiographie
(38) folgenden Vorfall. Eines Tages erfuhr sie
vom Tode eines Mönches, der Provinzial gewesen
war und der hl. Theresia zu Lebzeiten große
Dienste geleistet hatte. Obgleich die Heilige
wusste, dass er ein Mann von großer Tugend
war, ängstigte sie sich doch für das Heil
seiner Seele, weil er 20 Jahre hindurch
Ordensoberer war; sie fürchtete nämlich immer
für jene, denen die Leitung der Seelen
übertragen ist. Die hl. Theresia begab sich
darauf ins Oratorium und beschwor den Heiland,
das wenige Gute, das sie in ihrem Leben getan
habe, der Seele dieses Mönches zuzuwenden und
das Übrige aus seinen unendlichen Verdiensten
zu ersetzen, damit die Seele bald aus dem
Fegfeuer befreit werde. In diesem Augenblick
sah sie die Gestalt jenes Mönches aus der
Tiefe der Erde hervorkommen und sich mit
unaussprechlicher Freude zum Himmel
emporschwingen. Obwohl der Mönch sehr alt war,
erschien er wie ein junger Mann von kaum
dreißig Jahren im Antlitz, das von blendendem
Licht erstrahlte. Einige Zeit darauf erhielt
sie genau briefliche Nachricht über den
erbaulichen Tod jenes Mönches.
(Siehe Spirago,
Über die sog. Anzeichen, S. 115.)
Bemerkenswert
sind auch die Worte der ehrw. Katharina
Emmerich über die Hölle; sie sagt: „Tief unter
dem Fegfeuer gegen den Mittelpunkt der Erde
hin befindet sich die Hölle.“ Auch behauptet
sie, dass sich auf dem Mond und auf den
Gestirnen keine Seelen der Menschen befinden.
(II.
474)
2. Manchen
Seelen wird ein anderer Ort angewiesen,
z.B. ein Ort auf der Erde.
Die Seher,
beziehungsweise Seherinnen, behaupten, dass
manche Seelen an gewisse Orte der Erde gebannt
sind, gewöhnlich an Orte, die mit ihren Sünden
in Zusammenhang stehen. Die ehrwürdige
Dienerin Gottes Klara Moes, Priorin zu
Luxemburg, sagt, dass die Seelen jener lauen
Christen, die an Sonntagen der hl. Messe
fernblieben, oft nach dem Tode jahrzehntelang
vor der Tür der Pfarrkirche verweilen und dort
ihr Fegfeuer abbüßen müssen. Manche Seelen
seien verurteilt, 50,60,70, sogar über hundert
Jahre ihr Fegfeuer vor der Pfarrkirche zu
erdulden.
(Spirago, Beispiel-Sammlung, 6.
Aufl. S. 220)
Therese
Neumann sah einen Pfarrer, der an Schlagfluss
gestorben war und schon 30 Jahre im Fegfeuer
litt und an sein Pfarrhaus gebannt war.
(Lama, Konnersr. Jahrbuch 1930, S. 62) Auch behauptet
sie, dass manche Seelen an jenem Orte leiden,
wo sie gestorben sind oder wo sie gesündigt
haben. (Konners. Jahrbuch 1928, 2. 21)
Die ehrw.
Franziska vom hl. Sakrament erfuhr von der
Seele eines Edelmannes, der in seinem Grab
büßen musste; auch erfuhr sie von einem
Richter, der im Gefängnis zu Pamplona büßen
musste, wie durch dessen Schuld Unschuldige
dort eingeschlossen waren. Auch erschien ihr
eine Mitschwester und teilte ihr mit, sie
müsse in ihrer Zelle oder in jene Häuser, wo
sie früher in der Welt gelebt und gesündigt
hatte, oder auch im Chor büßen.
Der ehrw.
Bernhard Colnago S.J. erblickte zu Rom eine
Seele, die schon 43 Jahre lang auf einer
Straße Roms Strafe litt. Katharina Emmerich
sah auch einzelne Seelen, die in einer Höhle
oder in einer Grube lagen, oft auch mehrere
zusammen in einem abgeschlossenen Raum. Eines
Tages sah sie die Seele eines englischen
Heerführers, der einst in einem Krieg gegen
Frankreich arg gewütet hatte und viele
Grausamkeiten sich hatte zuschulden kommen
lassen; er war auf einem Berg an einer Kette
angeschmiedet und erklärte, ihm könnte durch
das hl. Maßopfer geholfen werden, so dass ihm
viel früher die Erlösung zuteil würde.
Marina von
Escobar behauptet, dass manche Seelen, die der
Erlösung nahe sind, im Gotteshaus verweilen
dürfen. In der Lebensgeschichte der ehrw.
Klara Moes lesen wir, dass sie im Gotteshaus zwei Reihen
von Geistern gesehen hat, die auf ihre Erlösung harrten.
Pater Paul von Moll sagt, dass einer großen Anzahl von
Seelen erlaubt werde, die Zeit vor ihrer Erlösung vor
dem allerheiligsten Altarssakrament in der Kirche
zuzubringen.
(S. 151)
Über die
Beschaffenheit des Fegfeuers berichtet die hl.
Franziska Romana
(+1440) folgendes: Es gibt
drei Regionen des Reinigungsortes. Die
unterste ist der Hölle am nächsten wo auch die
Teufel Zutritt haben. Dasselbe behaupten auch
die hl. Brigitta, Mechthild von Magdeburg,
Katharina Emmerich und andere. Auch die
stigmatisierte Barbara Pfister behauptet, dass
böse Geister in jenen der Hölle nächst
gelegenen Teil des Fegfeuers eindringen
(Molz,
s.163), um die Seelen zu schrecken und zu
verhöhnen.
Jene Seelen,
welche geringere Strafe verdient haben,
befinden sich in der mittleren Region. Hier
haben die Teufel keinen Zutritt mehr. Hierher
kommen später auch die Seelen aus der unteren
Region. Auch Katharina Emmerich sagt, dass die
Seelen mit der Zeit zu gelinderer Strafart
übergehen, z.B. von der Einkerkerung zur
Gemeinschaft, aus der Finsternis in trüben
Nebel und später zu immer größerem Licht,
wohin schon die heiligen Engel kommen und die
Armen Seelen erfreuen. Das wäre also die
dritte, die oberste Region. Die hl.
Brigitta sagt, es gebe drei Stufen,
beziehungsweise drei Orte im Fegfeuer. Der
unterste Ort befindet sich in der Nähe des
höllischen Abgrundes; dort herrscht die größte
Pein. Die Seelen daselbst gleichen einem
Menschen auf Erden, der eine schwere Krankheit
überstanden hat und nun seiner vollkommenen
Genesung entgegengeht. Man kann diesen Zustand
einen Zustand der Schwäche oder Erschöpfung
nennen. Darüber liegt die dritte Region, wo
keine fühlbare Pein mehr besteht, sondern nur
eine Art Sehnsuchtsfeuer, die Sehnsucht nach
Gott, vorhanden ist. In diesen dritten Ort
kommen die meisten Menschen nach ihrem Tod.
VI. Dauer des Fegfeuers
1.
Die Dauer
der Leiden im Fegfeuer richtet sich nach
der Art und Große der Sünden.
Aus
Privat-Offenbarungen erfahren wir darüber
folgendes:
Am längsten
und am schwersten leiden hartherzige Menschen,
wogegen weichherzige Menschen bald aus dem
Fegfeuer befreit werden. Die hl. Margareta
Maria Alacoque zu Paray-le-Monial
(+1690),
durch die bekanntlich der Heiland die
Herz-Jesu-Andacht in der Welt verbreiten ließ,
sah zwei Personen im Fegfeuer, die in der Welt
in hohem Ansehen gestanden waren, die aber
einige Familien ungerecht behandelt und ins
Elend gestürzt hatten. Diese hohen Personen
wurden zu sehr langen Fegfeuerqualen
verurteilt. Alle Gebete und Messopfer, die von
den Verwandten nach dem Tod für ihr Seelenheil
dargebracht wurden, wandte Gott jenen
unglücklichen Familien zu, deren Verwandte
infolge ihrer Armut kein hl. Messopfer hatten
darbringen lassen könne.
Der
Seelenführer der stigmatisierten Barbara
Pfister
(+1909)
zu Speyer erzählt, er habe ihr einmal
aufgetragen, sie solle jene Arme Seelen, die
ihr am nächsten Morgen zuerst erscheinen
werde, nach ihrem Namen fragen und ihr
mitteilen, dass er am 21. Dezember für sie das
hl. Messopfer darbringen werde. Barbara
Pfister gehorchte und erhielt folgende
Antwort: „Ich bin die Schwester Luzia, einst
Oberin in diesem Haus. Wegen zu großer Strenge
am unrechten Platz muss ich noch immer im
Fegfeuer bleiben. Alles, was bis jetzt für
mich an Genugtuung geleistet wurde, hat der
gerechte Gott anderen zugewendet.“ Der
Beichtvater der Barbara Pfister staunte, als
er das Vorgefallene erfuhr, weil die Oberin
Luzia vor zwölf Jahren
(am 15. Februar
1885) im
Rufe der Heiligkeit verstorben war.
Auch jenen,
die ihre Lebensbesserung bis zu ihrem
Lebensende verschieben, ergeht es schlecht
nach ihrem Tod. Dem sel. Dominikaner Heinrich
Suso (+1365), der viele Offenbarungen hatte,
teilte der liebe Gott unter anderem folgendes
mit: „Es gibt Menschen, die Gott so erzürnt
haben, dass sie bis zum jüngsten Tag im
Fegfeuer leiden müssen, so dass sie nicht
unterscheiden können, ob sie in der Hölle oder
im Fegfeuer seien. Das sind die frevelhaften
Sünder, die ihre Besserung bis an ihr
Lebensende verschieben und denen dann vor dem
Sterben eine kleine Reue zuteil wird. Über
diese ist Gott so erzürnt, dass er von ihnen
nichts wissen und ihrer nicht gedenken will
und auch nicht will, dass seine Freunde für
sie bitten.“ Also verschiebt Gott ihre
Begnadigung ebenfalls bis ans Ende. Es erfüllt
sich hier der Spruch: „Wie du sündigst, so
wirst du gestraft.“
Schon der hl.
Cyprian (+258),
Bischof von Karthago behauptete, dass einige
Seelen bis ans Ende der Welt im Fegfeuer
bleiben müssen. Auch Pater Paul von Moll
(+1896)
sagt: „Es gibt Seelen die verurteilt sind, bis
ans Ende der Welt im Fegfeuer zu bleiben.“
Dass es im
Fegfeuer Abteilungen gibt, wo die Seelen der
Fürbitte beraubt sind, bestätigt die ehrw.
Dienerin Gottes Canori Mora zu Rom
(+1825).
Auch die stigmatisierte Barbara Pfister zu
Speyer behauptet dasselbe. Ihr erschien ein
protestantischer Fabrikant aus Speyer, der
sich beklagte, er sei in einer Abteilung, wo
nur Leiden seien und keine Hilfe zuteil werde.
(Molz, 5.31)
Der hl. Beda
(+735) erzählt folgende Begebenheit, die sich
zu seiner Zeit zugetragen hat. Ein braver
Engländer namens Drithelm starb eines Abends
nach langwieriger Krankheit. Doch am anderen
Morgen kehrte er plötzlich ins Leben zurück
und richtete sich zum Schrecken der Anwesenden
auf. Die liefen davon, nur seine Frau hatte
den Mut zu bleiben. Ihr erzählte nun Drithelm,
er sei wirklich gestorben und nun von Gott ins
Leben wieder zurückgerufen worden. Er sprach:
„Als meine Seele den Leib verlassen hatte,
wurde ich von einem weißgekleideten Führer mit
glänzendem Angesichte in ein tiefes Tal
geleitet, das eine ungeheure Ausdehnung hatte
und in dichte Finsternis gehüllt war, die
Schrecken einflößte. Ich sah dort zwei
Abteilungen: auf der einen Seite Glut und
Flammen, auf der anderen Eis und Kälte. Der
Engel sagte zu mir, das sei der Ort für jene
Seelen, die ihre Besserung bis zum Tode
verschieben und noch im letzten Augenblick
Reue zeigen. Diese Seelen, die beständig aus
der Hitze in die Kälte kommen und umgekehrt,
werden erst nach dem Jüngsten Gericht in den
Himmel gelangen, wenn ihnen nicht von den
Lebenden durch gute Werke geholfen wird.“
Drithelm zog sich hierauf in ein Kloster
zurück und führte ein strenges Büßerleben.
Wenn sich seine Ordensbrüder über seine
Kasteiungen wunderten, antwortete er: „Meine
lieben Brüder, ich habe ganz andere Strenge
gesehen als diese. Das sind Rosen und
Süßigkeiten im Vergleich zu dem, was mir im
Fegfeuer gezeigt wurde.“
Manche müssen
die gleiche Anzahl von Jahren im Fegfeuer
leiden wie die Anzahl der Jahre ihres
Sündenlebens betrug. Die selige Anna Maria
Taigi zu Rom sah das Los eines berühmten
Grafen im Fegfeuer. Dieser Graf hatte zuvor
ein üppiges und durch viele Reisen zerstreutes
Leben geführt, sich aber später gebessert. Er
musste ebensoviel Jahre im Fegfeuer leiden,
die er auf Erden unnütz verlebt hatte. Die
Schwester Maria Lindmayr sah einen ihr
bekannten Musikanten, der viel zu trinken
pflegte, im Fegfeuer; er erschien ihr als
Kröte und sprach, er müsse deswegen in dieser
Gestalt erscheinen, weil er sich gerne in
feuchten und morastigen Orten aufgehalten hat;
er müsse solange leiden, als er sich durch
vieles Trinken das Leben abgekürzt hat.
(S.
160)
Aus den
Mitteilungen vieler von Gott begnadeter
Personen geht hervor, dass die Fegfeuerstrafen
mancher Seelen viele Jahrhunderte, ja sogar
Jahrtausende dauern können. Maria Lindmayr
sagt: „Etliche hundert Jahre dauert oft der
Aufenthalt der Armen Seelen im Fegfeuer.“
Klara Moes sagt: „Manche Arme Seele muss
Hunderte und Hunderte von Jahren schreckliche
Leiden erdulden.“ Auch der hl. Kardinal
Bellarmin erklärt: „Es steht außer Zweifel,
dass die Peinen des Reinigungsortes manchmal
viele Jahrhunderte dauern.“
(De gemitu 1,11,9)
Die ehrw.
Katharine Emmerich sagt, dass der Heiland
jedes Mal am Jahrestag seines Todes, also am
Karfreitag, ins Fegfeuer hinabsteige und dort
die eine oder andere Seele seiner Feinde
befreie, die Zeuge seines blutigen Todes auf
Golgatha gewesen sind und bisher noch immer
nicht zur Anschauung Gottes zugelassen wurden.
Also wären manche Zeitgenossen Christi, die
dessen Feinde gewesen waren, fast 2000 Jahre
im Fegfeuer!
Die gottselige
Johanna vom Kreuz, Klarissen-Äbtissin zu
Roveredo im damaligen Südtirol
(+1674), hat,
wie in den Prozessakten ihrer Seligsprechung
mitgeteilt wird, von Gott die Offenbarung
erhalten, dass sie durch ihre Gebete und Buße
Offenbarung erhalten, dass sie durch ihre
Gebete und Bußübungen den jüdischen König
Salomon, der bekanntlich vor seinem Tod
Götzendienst getrieben hat, aus dem Fegfeuer
erlöst habe. Salomon ist vor etwa 3000 Jahren
gestorben. Dass Salomon seiner schweren
Verfehlungen im alter wegen nicht in die Hölle
gekommen ist, lässt sich aus der Verheißung 2. Kön. 7,14-15 schließen. Er muss also noch im
Augenblick des Todes die Gnade der Reue
erlangt haben. (Viele Kirchenväter, wie die hll. Hieronymus und Cyrill v. J., sind der
Ansicht, dass Salomon sich noch bekehrt hat.
Sonst wären wohl kaum seine Bücher in den
Kanon der hl. Schriften aufgenommen worden.
Der hl. Augustin ist jedoch anderer Meinung.)
Die Behauptung
des Dominikaners Soto, dass keine Arme Seele
länger als zehn Jahre leide, ist falsch, zumal
auch Papst Alexander VII. diesen Satz als
ketzerisch verworfen hat.(18.3.1666
prop. 43)
Ein kurzes
Fegfeuer haben laut P. Paul von Monn jene
Personen, die gottergeben sterben. Er
berichtet von einer Dame, die bei einem
Eisenbahnunglück unweit Gent den Tod gefunden
hat und sogleich in den Himmel gekommen ist,
weil sie im letzten Augenblick gerufen hat:
„Herr, dein Wille geschehe!“
(S. 151)
Auch berichtet er von einer verstorbenen Dame,
die nur eine Stunde im Fegfeuer war und der
erlaubt wurde, diese Stunde in demselben
Lehnstuhl zuzubringen, in welchem sie
gestorben war. Diese Gnade wurde ihr deswegen
zuteil, wie sie ihre Kinder vortrefflich
erzogen hatte.
(5.150)
Maria Lindmayr
sagt: „Am kürzesten werden im Fegfeuer
zurückgehalten die Gutmütigen, Weichherzigen
und Barmherzigen und jene, die gerne sterben.“
(S.165) Die ehrw. Klara Moes behauptet, dass
demütige Personen selten länger als zwei
Monate der Anschauung Gottes beraubt sind.
Niemals über zwei Jahre, die meisten aber nur
einige Stunden auch kommen die gewöhnlich
nicht ins Fegfeuer, sondern bleiben an
demselben Ort, wo sie gestorben sind.
(S.206)
Daher sagt sie: „Seid nur recht demütig, und
ihr kommt ohne Fegfeuer in den Himmel!“
(S.519)
Ferner: „Hat bei einem Menschen in diesem
Leben die Sehnsucht nach Gott einen
hohen Grad erreicht, so kommt bei seinem Tod
dessen Seele geradewegs in den Himmel, ohne
das Fegfeuer zu berühren.“
(S.215)
Der hl. Bonaventura bestätigt das, indem er
behauptet, dass derjenige, welcher in den
Flammen glühender Gottesliebe oder in den
Fluten tiefen Reueschmerzes stirbt, den Brand
des Fegfeuers nicht zu fürchten habe.
(Comp.
Theol. Verit. 4,24)
Was die Dauer
des Fegfeuer anbelangt, sagt Maria Lindmayr:
„Eine Stunde im Fegfeuer erscheint den Armen
Seelen länger als 20 Jahre in großem Leid auf
dieser Erde.“
(S. 145) Maria Dionysia
aus dem Orden der Heimsuchung
(+1653)
sagt: „Die Zeit hat im andern Leben nicht mehr
das gleiche Maß wie in diesem Leben.
Jahrelange Betrübnis, Armut, Krankheit in
dieser Welt sind nicht zu vergleichen mit
einer einzigen Stunde Leiden im Fegfeuer.“
Katharine Emmerich erzählte am 31. Dezember
1820, dass sie im Fegfeuer die Seele eines
frommen und wohltätigen Priesters gesehen
habe, der tags zuvor um 9 Uhr abends gestorben
sei. Er ist auf drei Stunden ins Fegfeuer
gekommen, was ich, sein Schutzengel mitteilte.
Katharina Emmerich sah sein Leiden und hörte
ihn, als er aus dem Fegfeuer entlassen wurde,
zu seinem Schutzengel sagen: „Nun sehe ich,
dass uns auch Engel zum besten halten können.“
Der gute Priester dachte wahrscheinlich, er
sei mehrere Jahre lang im Fegfeuer
zurückgehalten worden, und die Mitteilung des
Engels, er werde nur drei Stunden im Fegfeuer
bleiben, sei erdichtet gewesen. Es ist eine
bestimmte Zeit, in der die Seelen im Fegfeuer
bleiben. Diese Zeit kann man nur nach unserem
Zeitmaß angeben.
2. Nach dem
Weltgericht wird das Fegfeuer nicht mehr
bestehen.
Aus diesem
Grund werden die Selen im Fegfeuer vor dem
Weltgericht härtere Strafen erdulden; diese
werden die Schwere der Leiden durch deren
Dauer ersetzen. Die Schwester Nativitas sagt:
„Mehrere Jahre vor dem Weltgericht wird die
Pein des Reinigungsorte für jede Seele je nach
der Größe ihrer Schuld zunehmen. Gott kann
eine Seele in einem einzigen Jahre mehr leiden
lassen als sonst in einem Zeitraum von hundert
Jahren. Die Engel werden den Seelen verkünden,
dass sie nur deswegen soviel leiden, weil das
Weltgericht herannaht, und dass Gott die
Strenge der Leiden deswegen vermehre, um deren
Dauer abkürzen zu können
(S. 84).
VII. Wie leiden die Seelen im Fegfeuer?
1. Die
Schmerzen des Reinigungsortes sind ähnlich
den Schmerzen, die auf Erden das Feuer
verursacht.
Der
Tridentinische oder Römische Katechismus und
die hll. Kirchenlehrer sprechen von einem
Reinigunsfeuer. Der hl. Thomas von Aquin sagt:
„Das Feuer des Reinigungsortes ist dasselbe
wie das der Hölle.“
(4,21,2) Die hl. Katharina
von Genua erklärt: „Die Pein im Fegfeuer ist
so groß wie die Pein in der Hölle.“ Die
Schwester Nativitas sagt sie sehe Seelen in
flammen getaucht, deren Schmerz, den
Gegenstand ihrer Liebe
(Gott)
zu sehen und zu besitzen, sich fortwährend
steigerte. Einige leiden ungemein viel, so
dass sich ihre Pein denen der Verdammten
nähert. Nur die Gewissheit, dass sie von Gott
nicht verworfen sind, gibt ihnen einigen
Trost; sie sind daher vollkommen in den Willen
Gottes ergeben. Ihre Sehnsucht nach Gott nimmt
immer mehr zu.
(S.844)
Bemerkenswert
ist folgender Vorfall aus dem Leben der
stigmatisierten Nonne, der hl. Katharina von
Ricci (+1584), die schon mit 14 Jahren ins
Dominikanerinnenkloster zu Prato in der
Toscana eintrat und in ihrem 67. Lebensjahr
starb. Sie hat viele Gebete und Bußwerke für
die Armen Seelen verrichtet. Diese sah sie
manchmal von Flammen umgeben und mit Ketten
beladen. Zuweilen trug sie sich Gott als Opfer
für irgendeine Arme Seele an und bat Gott, ihr
die Strafe zukommen zu lassen, die für jene
Seele bestimmt is. In einem solchen Fall
befand sich die Heilige während der Zeit von
40 Tagen in einem wahren Feuer, das sich auf
ihrem Leib bemerkbar machte. Wer zufällig zu
ihr kam, meinte, es befinde sich in ihrem
Zimmer ein glühender Ofen. Ordensschwestern,
die sie berührten, verbrannten sich die
Finger. Umschläge mit kaltem Wasser halfen
nichts. Trotz der Schmerzen, die unsere
Heilige hierbei ausstand, war sie heiter.
(Siehe deren Lebensgeschichte von Bayonne.)
Etwas Ähnliches wird erzählt in der
Lebensgeschichte der hl. Katharina von Genua.
Auch diese hatte, wenn sie die Leiden der
Armen Seelen auf sich nahm, das Gefühl, als ob
sie sich in Flammen befinden würde.
Die ehrwürdige
Dienerin Gottes Bertina Bouquillion
(1800-1850), welche die Wundmale Christi
hatte, lebte im Spital des Ordenshauses St.
Louis in ihrer Vaterstadt St. Omar in
Frankreich. Dort legte sie am 23. April 1822
die Ordensgelübde ab. Am 10. Sept. desselben
Jahres um 7 Uhr abends sah sie im
Krankenzimmer plötzlich eine am 23. Juli des
gleichen Jahres an Hirnschlag verstorbene
Mitschwester desselben Hauses namens Josefa Permecke im Ordenshabit auf sich zugehen. Die
Verstorbene sprach zu ihr: „Habe Mitleid mit
der leidenden Seele einer deiner
Mitschwestern“ und verschwand. Als Bertina den
Vorfall ihrer Oberin mitteilte, sprach diese,
sie soll der Verstorbenen, falls sie
wiederkommen, zurufen: „Gelobt sei Jesus
Christus“.
Tags darauf zur
gleichen Stunde erschien die Verstorbene
wieder; deren Antwort auf den Gruß lautete:
„Amen“. Auf die Frage, warum sie gerade ihr
erscheine, sprach jene: „Weil ich Vertrauen zu
dir habe, und ich weiß, dass du alles, um was
ich dich bitten werde, tun wirst.“ Bei
neuerlichen Erscheinungen sah Bertina die
Verstorbene in Flammen eingehüllt. Aus Mitleid
versprach sie ihr, sie wolle ihre Leiden
teilen. Darauf entgegnete Josefa: „Der Herr
nimmt dein Anerbieten an.“ Bei der nächsten
Erscheinung hatte Bertina schon die
Empfindung, als ob sie sich in Flammen
befinden würde. Die Flammen reichten anfangs
bis zu den Knien, stiegen aber bei jeder
neuerlichen Erscheinung stufenweise, so dass
sie schließlich über ihr Haupt reichten.
Nachher sanken die Flammen wieder in derselben
Weise, wie sie emporgestiegen waren. Bertina
erklärte, sie habe solche Schmerzen empfunden,
als ob sie sich in einem glühenden Ofen
befunden hätte. Am 1. November, am Fest
Allerheiligen, geriet Bertina in Ekstase und
erblickte die Schwester Josefa, wie sie in
Begleitung von Engeln aus dem Fegfeuer in den
Himmel emporstieg.
(Auffallend
war, dass Bertina, während sie litt, die
gleichen Schmerzen empfand wie die
Verstorbene.)
Die
stigmatisierte sel. Anna Schäffer aus
Mindelstetten in Bayern
(+1925) sah in der
Ekstase ein Mädchen, das einen hellen Schein
um den Kopf hatte und ihr mitteilte, es habe
auf Erden einem hochadeligen Stand angehört
und müsse jetzt für seine Hoffart büßen, deren
Ursache ihre schönen Zähne waren. Das Mädchen
ergriff deren rechte Hand und hielt sie vor
den eigenen Mund, damit sie verspüre, welch
große Hitze es leiden müsse. Anna Schäffer
erklärte hernach: „Von ihren Zähnen ging eine
so große Hitze aus, dass ich glaubte, es seien
mir die Knochen in meiner Hand verbrannt.“
(Lama, Anna Schäffer, S. 168, Innsbruck 1930)
In der
Lebensgeschichte des hl. Vinzenz Ferrer
(+1419), eines spanischen Dominikaners, wird
folgende Begebenheit erzählt. Seine Schwester
erschien ihm einige Tage nach ihrem Tod. Sie
war in Flammen eingehüllt und teilte ihm mit,
dass sie zu einer bis zum jüngsten Tag
dauernden Fegfeuerstrafe verurteilt sei; sie
könnte aber bald erlöst werden, wenn 30
Gregorianische Messen für sie dargebracht
würden. Der Heilige beeilte sich nun, deren
Wunsch zu erfüllen. Am dreißigsten Tag
erschien ihm seine Schwester wieder und zwar
leuchtend und von Engelgestalten umgeben zum
Zeichen, dass sie bereits in den Himmel
gekommen sei.
(Die Sitte, für einen
Verstorbenen an 30 aufeinander folgenden Tagen
die hl. Messe aufzuopfern, wurde von der
Kirche für „fromm und vernünftig“ erklärt. Abl. Kongr. 15,3.1884) Diese 30 Messen heißen
gregorianische aus folgendem Grund: Papst
Gregor der Große erfuhr, dass man bei einem
Mönch namens Justus nach dessen Tod einige
Goldstücke vorgefunden habe, wodurch der Mönch
die klösterliche Vorschrift verletzt hatte.
Der Papst ließ nun für ihn 30 hl. Messen
hintereinander darbringen. Nach der 30. Messe
erschien jener Mönch seinem leiblichen Bruder Kapiosus und meldete ihm seine Erlösung.
Seit jener
Zeit kam es häufig vor, dass man für einen
Verstorbenen an 30 Tagen lang das hl.
Messopfer darbringen ließ. Im
Verhinderungsfalle darf der Priester die eine
oder andere Messe auch durch einen anderen
Priester darbringen lassen. Selbstverständlich
gilt der Ausfall der drei Messen in den drei
letzten Tagen der Karwoche nicht als
Unterbrechung. Es glaube aber niemand, dass
diese 30 Messen ein unfehlbares Mittel seien,
eine Seele zu erlösen. Für mehrere Verstorbene
gleichzeitig können diese 30 Messen nicht
dargebracht werden, sondern nur für eine
Seele.
Katharina
Emmerich, die sehr oft das Fegfeuer sah
(Schöger 1870,II,41,418),
und Pater Paul von Moll behaupten, dass manche
Arme Seelen auch große Kälte empfinden. Paul
von Moll sagt: „Die Kälte, die einige Seelen
im Fegfeuer empfinden, ist ebenso groß wie die
Hitze.“
(S. 152)
Katharina
Emmerich sagt auch, dass in jenem in
Finsternis getauchten düsteren Ort einige
Seelen Hunger und Durst leiden. Kolumba
Schonatz
(+1787) erfuhr durch Offenbarung,
dass die Schwester A.N. im Fegfeuer großen
Durst leide, wie sie im Leben mit Gier und
Hast zu essen gewohnt war. Laut Katharina
Emmerich gibt es neben diesen Strafen der
Empfindung auch geistige Strafen,
Seelenleiden; diese bestehen je nach der Art
der Sünde in Gewissens- und Herzensqualen oder
innerster Verlassenheit.
(Ausführlich in
„Spirago, Kath. Emmerich“ S.104)
Katharina
Emmerich sah im Fegfeuer eine jüdische Frau
aus ihrer Gegend, die bei Lebzeiten ihre
fromme Tochter heftig beschimpft und
geschlagen hatte. Diese Jüdin erhielt im
Jenseits entsetzlich viele Schläge und wurde
arg misshandelt. Kath. Emmerich hörte ihr
Geschrei.
(Spirago, K. Emm. S. 105) Ein
andermal sah die Dienerin Gottes die Seele
einer vornehmen Dame aus Paris in Gestalt
eines großen abscheulichen Schweines, das sich
in einem Morast wälzte. Diese Dame hatte ein
ausschweifendes leben geführt, und durch deren
Schuld waren zur Zeit der französischen
Revolution viele Priester ums Leben gekommen.
Weil sie aber eine Verehrerin der hl.
Margareta war, wurde sie auf die Fürbitte
dieser Heiligen von Gott begnadigt, doch darf
sie bis ans Ende der Welt aus jener Kloake
nicht heraus.
(Em. 11,456)
Maria Lindmayr
(+1726)
erschien eine verstorbene Klosterfrau mit
entstelltem Angesicht, als ob ihr ein
Raubvogel das Gesicht zerfressen hätte. Die
Klosterfrau war im Leben eitel auf ihr schönes
Gesicht.
(S. 163)
Am 14. Dezember 1712 erschien ihr eine
Laienschwester mit hochgeschwollener Hand, die
ganz verbrannt war. Die Schwester sagte, sie
habe gern schöne Hände gehabt und sich
deswegen den Arbeiten entzogen und sie anderen
Schwestern zugeschoben. Jetzt würde sie wegen
ihrer Arbeitsscheu und ihres Müßigganges hart
gestraft.
(S. 164)
Am 16.
September 1704 erschien ihr eine Gräfin
Sternberg, die deswegen viel litt, weil sie
ihren Leib leichtfertigerweise zu entblößen
pflegte, da sie in weit ausgeschnittenen
Kleidern herumging. Sie sah sehr gealtert aus,
war sehr traurig und sprach: „Ich gehe noch
lange nicht heim“, wodurch sie auf die lange
Dauer ihres Fegfeuers anspielte.
Eines Tages
sah sie einen verstorbenen Maurer, der oft im
Haus ihrer Eltern gearbeitet hatte und die
üble Gewohnheit besaß, zu fluchen und viel zu
trinken. Er befand sich hinter einem starken
Gitter und war ähnlich verwahrt wie ein wildes
Tier. Er jammerte, dass er wegen seines
Scheltens sehr an der Zunge leiden müsse.
Flehend erhob er die Hände und sprach: „Du
kannst mir helfen und du musst mir helfen.“
Ein andermal erschien der Dienerin Gottes in
der Liebfrauenkapelle der Michaelskirche zu
München ein Verstorbener mit einem Weinglas in
der Hand, um anzudeuten, wodurch er im Leben
gesündigt hatte. Er klagte, er sei in jungen
Jahren gestorben und habe durch unmäßiges
Weintrinken sein Leben um 40 Jahre abgekürzt.
Deswegen müsse er jetzt 40 Jahre im Fegfeuer
leiden. Maria Lindmayr hat hierauf durch
40tägige Bußübungen ihm zu helfen gesucht und
ihn, wie ihr hernach offenbart wurde,
tatsächlich nach Verlauf dieser 40 Tage aus
dem Fegfeuer erlöst.
Einmal erschien ihr eine
Äbtissin, aber nicht im Ordensgewand, sondern als
Hausmagd gekleidet, später wieder als kleines Kind in
den Armen des Schutzengels. Diese Äbtissin hatte sich
nämlich während ihres Lebens mehr um die Vermehrung des
Klosterbesitzes als um die Vervollkommnung ihrer
Untergebenen, also um kleinliche Sachen, bemüht. Sie
sollte solange im Fegfeuer bleiben, bis ihre
Nachfolgerinnen das wieder gutgemacht, was sie versäumt
hatte.
(S. 170)
Bischöfe und weltliche Fürsten, die im Leben mehr auf
weltliche Dinge als auf die ewige Seligkeit bedacht
waren, erschienen in schlechter weltlicher Kleidung zum
Zeichen, dass sie vor Gott arm sind.
(S. 167, 168)
2. Priester
werden im Fegfeuer strenger bestraft.
Die ehrw.
Priorin Klara Moes sagt, dass Priester
gewöhnlich ein längeres und strengeres
Fegfeuer zu bestehen haben als Laien, weil sie
mehr Gnaden und größere Erleuchtung hatten als
gewöhnliche Christen, auch leiden sie oft
wegen fremder Schuld. Der oberste Hirt der
Christenheit wird schon wegen des kleinsten
Fehlers hart gestraft. Auch sah sie einen
hohen kirchlichen Würdenträger, der im
Fegfeuer fürchterlich litt, wie er nicht mit
der gehörigen Ehrfurcht vor dem
Allerheiligsten die Kniebeugung gemacht hatte.
(S. 206)
Schwester
Franziska von Pamplona sagt, dass ein Priester
40 Jahre im Fegfeuer bleiben musste, weil
durch seine Nachlässigkeit eine Person ohne
die hl. Sterbesakramente verschied. Die
ehrwürdige Franziska vom heiligen Sakrament
sah Bischöfe, die im Fegfeuer litten, mit
feuriger Mitra auf dem Haupte, feurigem
Hirtenstag in der Hand und einem feurigen
Brustkreuz auf der Brust, wodurch zu verstehen
gegeben wurde, dass sie Sünden abbüßen, die
sie sich in ihrem Hirtenamt haben zuschulden
kommen lassen. Priester erschienen ihr angetan
mit feurigen Messgewändern, die Hände mit
abscheulichen Geschwüren bedeckt, wodurch
angezeigt wurde, dass sie ihr Priesteramt
nicht mit der schuldigen Sorgfalt verwaltet
hatten.
(Derartige Visionen sind selbstverständlich
bildlich aufzufassen.)
In der
Lebensgeschichte der Priorin Klara Moes
erfahren wir folgende Begebenheit. Ihr Bruder,
Michael Moes, Vikar in Siebenbrunnen, starb
schon im zweiten Priesterjahr am 11. Juli
1858. Einige Stunden nach seinem Tod erschien
er ihr in derselben gestalt, wie er auf Erden
im Priesterkleid wandelte, gleichzeitig mit
seinem Schutzengel. Er sah sehr blass und
abgezehrt aus; auf seinem Gesicht spiegelte
sich sein leidender Zustand wider, doch auch
Seelenruhe und Gottergebenheit, wie man sich
etwas ähnliches auf Erden nicht denken kann.
Er sprach keine Silbe zu ihr, nur der Engel
teilte ihr mit, dass der Bruder zu einem
strengen Fegfeuer verurteilt sei, aus dem er
befreit werden könnte, wenn sie ein Leid, das
ihr Gott anbiete, für ihren Bruder übernehmen
würde. Ohne sich lange zu besinnen, bot sie
sich zu diesem Opfer an. Da sprach der Engel:
„Hiermit überträgt sich also das schreckliche
Leid deines hier stehenden Bruders auf deinen
Leib und deine Seele. Du sollst es solange
erdulden, bis die ganze Schuld deines Bruders
abgetragen ist. Er aber wird in kurzer Zeit
der himmlischen Freuden teilhaftig werden, er
wird in dieser kurzen Zeit keine fühlbare Pein
mehr leiden, wohl aber noch der Anschauung
Gottes beraubt sein.“ Bald darauf wurde der
Leib der Priorin von einem sehr heftigen
innerlichen Brand derartig erfasst, dass sie
alle Kräfte verlor. Während zweier Monate
musste sie das Bett hüten. Dieses plötzlich
hereingebrochene Schwere Leiden vermochte sich
niemand zu erklären. Alle Arzneien und Bäder
konnten ihr Leiden nicht lindern, sondern
verschlimmerten es nur, so dass sie
sterbenskrank wurde. Da man ihr Ende
befürchtete, spendete man ihr die hl.
Sterbesakramente; doch sie starb nicht und
litt noch zwei volle Jahre. Größer noch als
die körperlichen Leiden waren ihre
Seelenqualen.
(S. 156, 157)
Katharina
Emmerich hatte einst zur Osterzeit einen
Priester aus dem Fegfeuer erlöst, der wegen
seiner Neigung zu Scherzreden im Fegfeuer zu
leiden hatte.
(Schmöger, 1, 288)
3. Manche
Seelen leiden im Fegfeuer keine Schmerzen
nur dürfen sie noch nicht zur Anschauung
Gottes.
Diese Ansicht
vertritt der hl. Kardinal Bellarmin. Die hl.
Brigitta erwähnt in ihrer Offenbarung drei
Zustände im Fegfeuer: einige Seelen haben
schwere Leiden, andere empfinden keinen
Schmerz, haben aber nur heftige Trauer, und
wieder andere haben auch keinen Schmerz, aber
nur das Verlangen, Gott bald zu sehen.
(IV,7)
Die
Ordensschwester Nitivitas
(+1798),
Franziskanerin zu Fougères, sagt: „Manche Seelen
im Fegfeuer leiden mehr ein Feuer der Liebe als der
Sinne.“
(Hartmann,S.845)
Weil also nicht alle Armen Seelen eine Strafe der
Empfindung leiden, passt der Ausdruck „Reinigungsort“
(purgatorium) viel besser als
die Bezeichnung „Fegfeuer“.
Der seligen
Kreszentia Höß von Kaufbeuren
(+1744)
widerfuhr folgendes. Am 19. Oktober 1716 war
zu Regensburg P.Ignaz Wagener, der zuvor lange
Jahre hindurch das Jesuitenkloster zu
Kaufbeuren geleitet hatte und der Seligen gut
bekannt war, gestorben. Am 21. Oktober
erschien er ihr und bat um Hilfe. Er sagte,
dass er keine fühlbare Pein zu leiden habe,
nur zur Anschauung Gottes noch nicht
zugelassen werde, wie leer sich im Leben
danach wenig gesehnt hatte. Kreszentia betete
für ihn sehr inständig zu Gott, und schon am
23. Oktober erschien er ihr, von himmlischem
Glanz umgeben, und sprach ihr den Dank aus.
(Jeiler, Kr. Höß 1874,S.298) Die Dominikanerin Kolumba Schonath
(+1787) zu Bamberg wurde am
Allerseelentag 1764 in den Reinigungsort
versetzt. Dort sah sie u.a. einen neu
zubereiteten Ort. Es wurde ihr gesagt, dies
sei der Ort für ihren schwerkranken
Beichtvater Kasimir Mayr. In der Nacht des 8.
Januar 1765 starb dieser. Nach einiger Zeit
erschien er ihr und sprach: „Meine Schwester!
Weißt du noch den Ort, der dir am
Allerseelentag des vorigen Jahres gezeigt
wurde, der für einen noch Lebenden bereit
stand? An diesen Ort kam ich, weil ich dich
gehindert habe, um die Erlösung einer Hilfe
suchenden Seele zu beten, und dir befahl,
dergleichen nicht mehr zu erwähnen. Jetzt bin
ich wohl von der Pein erlöst, aber ich darf
noch nicht zur Anschauung Gottes. Ich leide
zwar keine Pein und habe keinen Schmerz, doch
ist es eine große Seelenqual, wenn die Seele
nicht zu ihrem Ziel gelangen kann“.
(S. 134)
4. Auch in
folgenden Fällen kommt es vor, dass die
Armen Seelen keine Schmerzen leiden:
a) Wenn die
Mutter Gottes ins Fegfeuer hinabsteigt und die
eine oder andere Seele tröstet. Der hl.
Bonaventura bezieht die Worte der Hl. Schrift:
„Ich drang in die Tiefe des Abgrundes“
(Sir.
24,8) auf Maria, welche die leidenden Seelen
im Fegfeuer besucht. Diese Besuche gelten
ihren frommen Verehrern, ihren geliebten
Kindern. Daher sagt der hl. Alfons von Ligouri: „Diese liebevolle Mutter unterlässt
nicht, dann und wann in dieses Gefängnis
hinabzusteigen, um ihre geliebten Kinder durch
ihre Gegenwart zu trösten.“
Klara Moes
sagt: „Die Mutter Gottes besucht jene Seelen
im Fegfeuer, die sie im Leben verehrt hatten.
Während der Gegenwart der Mutter Gottes sind
die Armen Seelen frei von Schmerzen.“
(S. 222)
„Viele Seelen im Fegfeuer haben ihre Rettung
einzig der Mutter Gottes zu verdanken, da sie
Maria im Leben verehrt haben.“
(S. 223) Paul
von Moll sagt: „Die Mutter Gottes hat mir
mitgeteilt, dass sie sich jeden Samstag ins
Fegfeuer begibt.“
(S. 153) Der hl. Alfons
sagt, die Mutter Gottes begebe sich an jedem
ihrer Feste ins Fegfeuer und führe viele
Seelen heraus. Der hl. Petrus Damiani
berichtet, dass einer Frau ihr jüngst
verstorbene Freundin erschienen sei und ihr
mitgeteilt habe, dass Maria am Fest Maria
Himmelfahrt weit mehr Seelen aus dem Fegfeuer
befreit habe als Bewohner in Rom seien.
(Supr.
Magd. 2,3) Zur hl. Brigitta sprach die Mutter
Gottes: „Ich bin die Mutter aller jener, die
im Fegfeuer sind, deren Leiden werden durch
meine Fürbitte gemildert.“
(4,1) Der hl.
Bernhardin sagt: „Im Reich des Fegfeuers hat
Maria die Herrschaft.“ Maria heißt mit Recht
„die barmherzige Mutter“ oder „die Mutter der
Barmherzigkeit“. Schön ist die Aufschrift auf
einem Marienbild: „O Maria, coeli gaudium,
terrae auxilium, purgatorii solatium; „O
Maria, du Freude des Himmels, Hilfe der
Erdenpilger und Trost der Seelen im Fegfeuer!“
b) Der hl.
Hieronymus meint, dass auch jene Seelen, für
die das hl. Messopfer auf Erden dargebracht
wird, während dieses hl. Messopfers keine Pein
zu leiden haben.
c) Klara Moes
sagt: „Soweit ich Erfahrung machte, sind die
hl. Messe, die hl. Kommunion und die
Aufopferung des kostbaren Blutes Christi die
wirksamsten Mittel, den Armen Seelen zu
helfen. Je öfter ich dem himmlischen Vater das
kostbare Blut seines eingeborenen Sohnes
aufopferte, desto erträglicher und
erquicklicher wurde ihre Lage. Es war
gewöhnlich der Fall, dass die Seele, für die
ich das kostbare Blut Christi aufgeopfert
hatte, dann gemäß unserer Zeitrechnung
wenigstens eine Viertelstunde von den
Schmerzen des Fegfeuers frei blieb. War diese
leidenslose Zeit vorüber, so wurde sie wieder
von den Schmerzen des Fegfeuers ergriffen,
ohne dass diese sich jedoch vermehrten, im
Gegenteil bei manchen waren sie geringer.“
(S. 198)
Ein großer
Schmerz für die Seelen im Reinigungsort ist
die Entbehrung der Anschauung Gottes. Durch
die Sünde hatte sich der Mensch auf Erden von
Gott getrennt, weshalb seine Seele nun eine
Zeit lang der Anschauung Gottes entbehrt. Die
Menschenseele ist für Gott erschaffen; deshalb
zieht sie ein großer Drang und eine große
Sehnsucht nach Gott hin. An ihr werden die
Worte des hl. Augustin wahr: „Unruhig ist
unser Herz, solange es nicht in Dir ruht, o
Gott!“ Diese Sehnsucht nach der Anschauung und
dem Besitz Gottes, diesem höchsten Glück und
Ziel aller Seelen, gleicht dem Hunger und
Durst des Menschen auf Erden. Gleichwie die
Soldaten, die im Krieg vom Feind gefangen
genommen werden und sich dann jahrelang fern
von der Heimat an fremden Orten in
Kriegsgefangenschaft befinden, nach der Heimat
sich sehnen, so werden auch die Seelen im
Fegfeuer von Heimweh geplagt indem sie sich
nach dem Himmel und der Anschauung Gottes
sehnen.
Auf Erden war
es der Menschenseele unmöglich, sich durch
Betrachtung und Genuss der irdischen Dinge zu
zerstreuen und dadurch irgendwelche
Befriedigung zu finden. Das ist aber nach dem
Tod nicht mehr möglich; die Seele ist von
allen irdischen Dingen getrennt und auf sich
selbst angewiesen. Da sehnt sie sich sehr nach
ihrem Ziel, zu dem sie erschaffen worden ist,
nach der Vereinigung mit Gott.
Zur Ordensschwester Marie Lataste sprach Christus: „Das
Leiden, das die Beraubung der Anschauung Gottes in den
Seelen des Reinigungsortes verursacht, übersteigt alles,
was du dir nur vorzustellen vermagst; denn an diesem Ort
erkennen die Seelen vollkommen den Wert des Besitzes
Gottes.“
(III. 12,6)
Die jenseitige
Welt ist und bleibt für uns auf Erden ein
Geheimnis, dessen Schleier Gott nur ganz wenig
gelüftet hat. Es kann daher auch nie behauptet
werden, dass im Jenseits ein Feuer sei wie auf
Erden. Nur soviel steht fest, dass die
Schmerzen dort ähnlich und zumeist größer sind
als die Schmerzen, die auf Erden das Feuer
verursacht.
Dass diese
Schmerzen rein geistig sind, könnte man aus
folgenden Worten der Mater Salesia Schulten
vermuten: „Was die Armen Seelen im Fegfeuer
betrifft, so wurde mir folgendes mitgeteilt:
Die Seele, der Geist, mit Makeln behaftet,
kann in diesem Zustand nicht in die Reinheit
des Geistes Gottes eingehen. Es ist eine
Unmöglichkeit, dass sich die Reinheit des
Geistes Gottes mit dem Geist der Seele, der
getrübt, ist, vereinigt. Die Qualen der Seele,
die mir gezeigt wurden und ich gleichsam
mitempfinde, sind furchtbar. Der Seelenschmerz
ist mit den größten Schmerzen des Leibes
unvergleichbar. Des Leibes ledig, also von
leiblichen Sinnen nicht beeinflusst, leiden
die Kräfte der Seele und mit ihnen der Geist,
die Seele, die furchtbarsten Seelenqualen. Der
Geist ist jetzt voll Verlangen nach der
Anschauung Gottes, und zu seiner Qual sieht
er, dass die Seelenkräfte gar nichts vermögen,
dem Geist, der Seele, die Reinheit zu
vermitteln, sie der Anschauung Gottes würdig
zu machen. Im Verlangen nach Gott und in der
selbstverschuldeten Trennung von Gott liegt
ein Schmerz, der die Seelen, den Geist
furchtbar peinigt. Der Schmerz, Gott beleidigt
zu haben und ihn nicht schauen zu dürfen, isst
ein so furchtbarer Seelenschmerz, dass er mit
den größten Leiden des Körpers nicht
verglichen werden kann. Die Leiden sind, weil
sie geistiger Natur sind und im Bewusstsein
der eigenen Schuld, von ganz unbeschreiblich
großer Pein. Es ist ein Feuer geistiger Art,
das die Seele, den Geist, verzehrt im
Verlangen nach Gott und im Reueschmerz über
die Verirrung der Seelenkräfte. Die Seelen
müssen dulden und leiden, bis sie ihre Schuld
abgetragen haben, bis das geistige Feuer den
Geist, die Seele, vollkommen gereinigt hat und
sie in die Reinheit des Geistes Gottes
eingehen können. Die Seele kann nicht das
Geringste zu ihrer Erlösung beitragen, sie ist
ganz abhängig vom Gebet der Kirche und der
Gläubigen. Das hl. Messopfer ist für sie das
mächtigste und wirksamste aller Opfer.“
Manche sind
der Ansicht, dass die Seelen im Reinigungsort
infolge ihres Heimwehs nach dem Himmel in
einen fieberhaften Zustand gelangen, der die
Seele erhitzt und ihr größere Schmerzen
verursacht, als das Feuer auf Erden dem Leib
zuzufügen imstande ist. Dies wäre das
Gegenstück zum Feuer der Gottesliebe in den
Seelen der Himmelsbewohner.
Auch die hl.
Brigitta spricht von einem Sehnsuchtsfeuer.
Theresia Neumann sagt ebenfalls: „Der
eigentliche Schmerz der Armen Seelen ist ein
Sehnsuchtsleiden.“
(Lama, Konnersr. Jahrb.
1928. S.21)
VIII. Irrige Meinungen
Da
hinsichtlich der Verstorbenen zuweilen irrige
Meinungen vorkommen, möge folgendes beachtet
werden:
1. Niemand
unterlasse das Gebet für einen
Verstorbenen deswegen, weil dieser nach
seiner Meinung brav und fromm gelebt hat.
Nur für einen
Märtyrer braucht man nicht zu beten, weil
dieser sein Leben für Christus hingegeben hat
und deswegen von ihm die Worte Christi gelten:
„Wer sein Leben um meinetwillen verliert, der
wird es finden.“
(Mt. 10,39)
Papst Innozenz III. sagt daher: „Man würde
einem Märtyrer Unrecht tun, wenn man für ihn
beten würde.“
Auch für
Kinder, die in der Taufunschuld gestorben
sind, braucht man nicht zu beten; denn da
diese keine Sünde haben, kommen sie sogleich
in den Himmel. Daher verwendet unsere Kirche
beim Begräbnis dieser Kinder nicht die
schwarzen Gewänder, welche Trauer bedeuten,
sondern die liturgische Farbe weiß, die der
Ausdruck der Freude ist.
(Sobald aber Kinder
zu Verstand gekommen sind und daher sündigen
konnten, was bei manchen Kindern schon
frühzeitig der Fall ist, entgehen sie nicht
dem Fegfeuer, falls sie in frühester Jugend
mit Sünden belastet sterben. Maria Lindmayr
erschien ihr verstorbener vier Jahre alter
Neffe Ignaz mit einem schlechten grauen
Röckchen und war sehr betrübt. Er sagte ihr,
dass sich viele Kinder vom vierten Lebensjahr
angefangen im Fegfeuer befinden.)
Bei anderen
Sterblichen aber weiß man nicht, welches
Urteil Gott über sie nach ihrem Tod gefällt
hat.
Der hl. Ludwig
Bertrand
(+1580),
ein Dominikaner, der in Südamerika viele
Indios bekehrte und von Gott die Gabe der
Sprachen und der Weissagung hatte, behauptete,
dass sein Vater, ein Notar zu Valencia in
Spanien, acht Jahre lang im Fegfeuer gewesen
sei, obgleich dieser ein sehr frommer Mann
gewesen war und er viele Gebete und Bußwerke
für dessen Seelenheil aufgeopfert hatte.
Auch ist es,
wie bereits zuvor ein derartiger Fall
(die
Oberin Luzia) mitgeteilt wurde, öfter
vorgekommen, dass Verstorbenen, die nach
allgemeiner Meinung ihrer Zeitgenossen ein heiligmäßiges Leben geführt hatten, nach
Jahren erschienen sind und die Lebenden um
ihre Fürbitte angefleht haben.
Einer der
tüchtigsten Päpste, der mit großem Eifer für
das Wohl der Kirche arbeitete, war Innozenz
III.
(1198-1216).
Und doch sagt der hl. Kardinal Bellarmin
(+1621),
der hl. Luitgard
(+1246)
sei von Gott offenbart worden, dass dieser
Papst nach seinem Tod verurteilt wurde, bis
ans Ende der Welt im Fegfeuer zu bleiben.
Wenn auch
jemand beim besonderen Gericht verurteilt
wurde, bis ans Ende der Welt im Fegfeuer zu
bleiben, kann er doch durch Gebete und gute
Werke der gläubigen auf Erden bald aus dem
Fegfeuer befreit werden. Die hl. Brigitta
berichtet in ihren Offenbarungen, dass ein
Soldat auch bis zum jüngsten Tag im
Reinigungsort bleiben sollte, er jedoch
infolge des eifrigen Gebetes und der Almosen
seiner Frau schon nach vier Jahren aus dem
Fegfeuer befreit wurde. Man beachte auch den
Bericht aus dem Leben des hl. Vinzenz Ferrer.
Die ehrwürdige
Katharina Emmerich sagt sogar: „Ich sehe Orte,
wo einige, die später heiliggesprochen wurden,
aber beim Scheiden aus dieser Welt ihre
Heiligkeit noch nicht vollendet hatten,
gereinigt wurden.“ Diesen Worten zufolge wären
also sogar manche Heilige dem Fegfeuer nicht
entronnen.
Wer nun meint,
dass irgend ein gewöhnlicher Sterblicher
deswegen, weil er brav und fromm gelebt hat,
des Gebetes nicht bedürfe, befindet sich in
großem Irrtum.
2. Niemand
glaube, dass das Gebet für einen
Verstorbenen, weil er vielleicht ein
schlechtes Leben geführt hat, überflüssig
sei.
Ein solcher
kann trotzdem infolge irgendwelcher guter
Werke, die er im Leben verrichtet hat, oder
infolge der Fürbitte anderer im Augenblick des
Sterbens noch die Gnade der Reue erlangt haben
und dadurch vor der Hölle gerettet sein. Der
reumütige Schächer, einst ein Mörder
(Mt.
27,38), zur rechten Seite des Kreuzes Christi
ist nicht der einzige, der beim Sterben einer
außerordentlichen Gnade teilhaftig wurde.
Beten wir zum hl. Dismas um eine gute
Sterbestunde.
Dass sich
mancher noch am Ende des Lebens den Himmel
verdiene, deutet Christus im Gleichnis von den
Arbeitern im Weinberg an. Dort hören wir, dass
jene, die erst in der letzten Stunde ihr
Tagwerk begonnen haben, denselben Lohn
erhielten wie jene, die schon am Morgen zu
arbeiten begonnen hatten.
(Mt. 20,9)
Inn der Natur
sehen wir nirgends plötzliche Übergänge, so
z.B. dass ein Pflänzchen schon morgen ein Baum
sei, dass ein Baum heute Blüten und morgen
schon Früchte trüge u. dgl. In der Natur
vollzieht sich alles langsam. Daher stirbt
auch der Mensch nicht plötzlich. Mag auch ein
Sterbender schon zu atmen aufgehört haben, so
folgt daraus noch nicht, dass seine Seele
sofort den Leib verlassen hat.
Es ist möglich
dass der Sterbende noch im letzten Augenblick
eines besonderen Lichtes gewürdigt wird und
plötzlich sein ganzes Leben von Jugend an
überblickt, wie es nach der Aussage mancher
Menschen, die der Lebensgefahr des Ertrinkens,
Erstarrens u. dgl. Entronnen sind, tatsächlich
vorgekommen ist. Vielleicht kann der Sterbende
in diesem Fall auch einen Blick ins Jenseits
werfen. Welch große Reue würde da wohl noch
manche Menschenseele im letzten Augenblick
erfassen, so dass sie zufolge dieser Reue
gerettet wäre. Wir dürfen daher über keinen
verstorbenen Menschen urteilen, denn wir
können nicht wissen, was im Sterben mit ihm
vorgegangen ist und ob er nicht zufolge
irgendwelcher guter Werke, die er im Leben
verrichtet hat, im letzten Augenblick noch bei
Gott außerordentliche Gnade gefunden hat.
Sogar bei
einem Selbstmörder oder bei einem Menschen,
der infolge gerichtlichen Urteils hingerichtet
worden ist, kann man kein Verdammungsurteil
fällen, weil man nicht allwissend ist und
nicht weiß, was in seiner Seele beim Sterben
vorgegangen ist. Wenn die Kirche dem
Selbstmörder früher das kirchliche Begräbnis
verweigerte, so war das kein
Verdammungsspruch, sondern nur der Ausdruck
des Abscheus über den Selbstmord. Doch wissen
wir, dass, wenn der Arzt bestätigt, dass der
betreffende Mensch in geistiger Verwirrung
Hand an sich gelegt hatte, die Kirche ihm das
christliche Begräbnis nicht verweigerte.
Und mag
vielleicht jemand auf Erden ein unsittliches
Leben geführt haben, wie einst die Sünderin
Maria Magdalena, die sich allerdings
aufrichtig gebessert, Buße getan hat und jetzt
als Heilige verehrt wird, so kann man nach
dessen Tod auch kein Verdammungsurteil
aussprechen, wie folgender Fall beweist, den
der hl. Bischof und Kirchenlehrer Alfons von
Liguori in seinen „Herrlichkeiten Mariens“
erzählt. In der Stadt, wo die selige Schwester
Katharina vom hl. Augustin wohnte, lebte eine
Frau namens Maria, die von Jugend auf ein
sittenloses Leben geführt hatte und
schließlich von der Obrigkeit aus der Stadt
ausgewiesen worden war. Nach einiger Zeit fand
man diese Frau außerhalb der Stadt in einer
Höhle tot liegen. Am Leichnam war zu erkennen,
dass die Frau an einer ekelhaften Krankheit
gestorben war. Jedermann hätte gedacht, dass
diese Person nach ihrem Tod verdammt worden
sei. Doch nach vier Jahren hatte man alle
Ursache zu vermuten, dass dem nicht so sei.
Jene Klosterfrau Katharina, der öfter
Erscheinungen zuteil wurden, hatte eines Tages
während des Gebetes folgende Erscheinung. Es
näherte sich ihr eine dunkle Gestalt – es war
eine Arme Seele – und sprach: „Schwester
Katharina! Wie unglücklich bin ich doch! Du
betest soviel für die Verstorbenen, nur meiner
gedenkst du nicht!“ Die Dienerin Gottes
stellte die Frage: „Wer bist du?“ Die Seele
antwortete: „Ich bin jene arme Maria, die in
der Höhle starb. Durch die Barmherzigkeit
Gottes bin ich aber gerettet. Denn als ich von
der ganzen Welt verlassen war, rief ich aus
dem Grunde meines Herzens zur Mutter Gottes:
„O Maria, Zuflucht der Sünder, erbarme dich
meiner! Komme mir zu Hilfe!“ Ich bekam sodann
eine große Reue über meine Sünden, und dadurch
bin ich der Hölle entgangen.
Doch muss ich
jetzt umso heftiger leiden. Wenn du einige
heilige Messen für mich aufopfern würdest,
könnte ich bald erlöst sein. Ich würde dann im
Himmel beständig für dich bitten.“ Hier sehen
wir die großartige Wirkung der Reue in der
Todesstunde, gleichzeitig aber auch, wie
vorteilhaft die Aufrufung der Mutter Gottes
ist.
Dass die
allerseligste Jungfrau, die „Ausspenderin der
Gnaden“, auch kleine Dienste, die man zu ihrer
Ehre vollbringt mit besonderen Gnaden in der
Todesstunde vergilt, beweist folgender Fall
aus dem Leben des hl. Pfarrers von Ars
(1859).
Zu ihm kam eine Frau, die ganz untröstlich
darüber war, dass ihr Mann, der es mit seinen
religiösen Pflichten nicht sehr genau genommen
hatte, ohne die hl. Sterbesakramente gestorben
war. Pfarrer Vianney, der oft die Geheimnisse
der Menschen wusste, machte die betrübte Frau
darauf aufmerksam, dass ihr der verstorbene
Mann im Monat Mai oft Blumensträuße zum
Schmücken des Muttergottesbildes gebracht
habe, und fügte bei: „Christus hat Erbarmen
mit dem, der seiner Mutter Ehre erwiesen hat.
Ihr Mann hat im Augenblick des Todes noch die
Gnade erhalten, Reue zu erwecken. Seine Seele
ist im Fegfeuer, und wir können ihn mit
unseren Gebeten und guten Werken daraus
befreien.“
Die Frau
staunte, dass Pfarrer Vianney Geheimnisse aus
ihrem häuslichen Leben wusste, von denen sie
niemandem etwas erzählt hatte. Deswegen war
sie überzeugt, dass auch das andere wahr sei,
was der hl. Pfarrer von Ars vom Schicksal
ihres Mannes gesagt hatte. Es ist also
möglich, dass ein Sünder noch während des
Sterbens besonderer Gnaden teilhaftig werden
und Verzeihung seiner Sünden erlangen kann.
Wir können also über einen Verstorbenen nicht
urteilen, selbst wenn er im Leben in
religiöser Beziehung gleichgültig gewesen ist.
Die Barmherzigkeit Gottes ist unergründlich.
Auch wegen der
Fürbitte anderer erweist zuweilen Gott dem
Sünder in dessen Sterbestunde Gnade, wie
folgender Fall darlegt. Maria Denise von
Martignat
(+1653), eine Klosterfrau aus dem
Orden der Heimsuchung zu Annecy in Frankreich,
hatte ihre Jugend an fürstlichen Höfen
zugebracht, weswegen sie besonderes Mitgefühl
am Schicksal der Fürsten hegte.
Wie ihre
Oberin Franziska Magdalena Changy in ihren
Lebenserinnerungen berichtet, geriet jene
Klosterfrau, die viel für die Armen Seelen
betete, eines Tages, als sie nach der hl.
Kommunion wieder der Armen Seelen gedachte, in
Verzückung und sah das Fegfeuer. Dort bemerkte
sie unter anderem in Flammen die Seele des ihr
bekannten Herzogs von Nemours, der am 30. Juli
1652 im Zweikampf durch die Hand seines
Schwagers Beaufort gefallen war. Dieser Herzog
hatte auf Erden ein rein weltliches Leben
geführt. Und doch ist er von Gott nicht zur
Hölle verurteilt worden, weil seine
Angehörigen viel für sein Seelenheil gebetet
hatten. Wegen dieser Fürbitte frommer Seelen
hat sich Gott seiner erbarmt und ihm im
letzten Augenblick noch die Gnade einer
vollkommenen Reue verliehen. Da er den
christlichen Glauben nicht verloren hatte,
glich er einer Kerze, die durch einen Funken
der göttlichen Gnade leicht angezündet werden
konnte. Die genannte Ordensschwester trug sich
dann Gott als Sühneopfer für jenen
unglücklichen Herzog an. Sie schwoll bald am
ganzen Leib an und konnte nur auf einem Stock
gestützt umhergehen und litt unsägliche
Seelenqualen.
Christus, der
uns um teuren Preis erkauft hat und so
schrecklich viel für unsere Erlösung gelitten
hat, entschließt sich nicht so leicht, eine
Seele zu verdammen, gleichwie auch wir Sachen,
die sehr wertvoll waren, nicht leicht
wegzuwerfen pflegen. Wenn unser Heiland nur
irgendwelchen guten Willen vom Menschen
bemerkt, lässt er ihn nicht auf ewig zugrunde
gehen, sondern geht wie der gute Hirt dem
verlorenen Schäflein nach, um es zu retten.
Die Heilige Schrift sagt daher mit Rücksicht
auf diese Wahrheit, dass Gott das geknickte
Rohr nicht zerbricht und den glimmenden Docht
nicht auslöscht.
(Is. 42,3)
Die ehrwürdige
Katharina Emmerich sagt: „Groß ist die
Gerechtigkeit Gottes, aber noch
unbegreiflicher seine Barmherzigkeit. Gott
verdammt nur jene, die sich durchaus nicht
bekehren wollen; die aber, welche noch einen
funken guten Willens haben, werden gerettet“.
Ferner sagt sie: „Christus hat nicht umsonst
drei Stunden qualvoll am Kreuz gehangen und
seine Arme so weit ausgebreitet. Es sind viel
mehr Seelen gerettet, als wir meinen.“ Diese
Worte sprach die Dienerin Gottes, als die
Dichterin Luise Hensel, eine Konvertitin,
wegen des Schicksals ihrer protestantischen
Verwandten, namentlich ihres Vaters, Bedenken
äußerte.
Sehr trostvoll
sind auch folgende Worte der Dienerin Gottes:
„Wenn ein reicher Herr seiner Köchin die ihm
Suppe kochen soll, nichts anderes als Wasser
und Brot gäbe, so könnte ihm die Köchin nur
Wassersuppe vorsetzen.“ Damit wollte sie
sagen: Leute, die von Gott weniger Licht
bekommen haben und daher in religiöser
Beziehung geringe Kenntnisse besitzen, werden
von Gott leichter Verzeihung erhalten. Gott
kann eben von solchen Personen nicht viel
verlangen.
Zur hl.
Gertrud sprach Christus: „Wenn ich Menschen
sterben sehe, die gern an mich gedacht haben
und irgend ein Werk, das Belohnung verdient,
verrichtet haben, so erscheine ich ihnen beim
Verscheiden mit einem Antlitz von solcher
Milde und Barmherzigkeit, dass sie vom
tiefsten Herzen bereuen, mich in ihrem Leben
beleidigt zu haben, durch welche Reue sie
gerettet werden.“ Demnach befinden sich viele
Seelen im Reinigungsort, von denen ihre noch
auf Erden lebenden Mitmenschen glauben, dass
sie verloren seien. Die Menschen begehen
deswegen einen Fehler, wenn sie das Gebet für
einen Verstorbenen unterlassen, wie sie
meinen, es könne ihm nichts nützen. Besonders
im Advent, da wir die Ankunft des Herrn
erwarten, sollen wir häufig unserer
verstorbenen Angehörigen im Gebet gedenken,
weil auch sie sich nach der Ankunft des Herrn
sehnen.
3. Es ist ein
Irrtum zu meinen, dass es im Fegfeuer
keine empfindlichen Leiden gibt.
In einigen
Schriften wird, um den Gläubigen nicht „das
Herz schwer zu machen“, versucht das Fegfeuer
seiner Schrecken zu entkleiden und es soviel
als möglich rosig auszumalen. Es wird z.B.
behauptet, dass die Leiden im Reinigungsort
süß seien. Letzteres lässt sich jedoch stark
anzweifeln, weil nämlich kein einziges Leiden
süß, sondern jedes Leiden bitter ist, auch
wenn es mit Geduld ertragen wird. Die Kirche
legt nicht ohne Grund den Armen Seelen die
Worte in den Mund „Miseremini mei…
Erbarmet euch meiner, erbarmet euch meiner,
wenigstens ihr, meine Freunde, den die Hand
des Herrn hat mich getroffen!“
(Job 19,20)
Ferner werden
in jenen Schriften die Offenbarungen, die
viele Heilige über die Leiden des
Reinigungsortes hatten, zurückgewiesen, weil
dadurch die Menschen in angst und Schrecken
versetzt werden könnten; als ob es ein Unglück
wäre, wenn die Sünder einmal mit heilsamer
Furcht erfüllt und aus ihrem Sündenschlaf
aufgeweckt würden. Um den Wert der
Privatoffenbarungen abzuschwächen, wird in
jenen modernen Schriften sogar zu
Verdächtigungen Zuflucht genommen; es wird
behauptet, die Heiligen, die Visionen über das
Fegfeuer hatten, seien hysterisch gewesen und
ihre Visionen seien Halluzinationen und
krankhaften hysterischen Zuständen
zuzuschreiben, wie es z.B. G. in seiner
Dogmatik bezüglich der hl. Theresia tut.
Solche
Kritiker hält wohl nur das Ansehen der
Heiligen Schrift zurück, auch den Moses vor
dem brennenden Dornbusch, die drei Apostel auf
Tabor, den sterbenden Stephanus und Saulus vor
den Toren der Stadt Damaskus ebenfalls wegen
ihrer Visionen hysterisch zu nennen?
Der Verfasser
einer Fegfeuerschrift redet auf S. 102 von
einem „schwankenden und durchlöcherten Kahn
der Privat-Offenbarungen“ und sagt: „Das sind
Dinge, mit denen man Kinder und gedankenlosen,
leichtgläubigen Menschen bange macht, aber
nicht Menschen, die denken können!“ Derartige
Ausdrücke über die Offenbarungen, mit denen
viele Heilige von Gott begnadigt wurden, sind
zum wenigsten ungeziemend. Wer
Privatoffenbarungen blindlings ohne Prüfung
bekämpft und verwirft, der handelt gegen den
gesunden Menschenverstand, der verlangt, dass
man nicht ohne vorausgegangene Prüfung
verwerfe. Der Umstand, dass diese
Offenbarungen mit heilsamer Furcht erfüllen,
ist kein überzeugender Grund, sie zu
verwerfen.
Über die
Privatoffenbarungen darf man schon deswegen
nicht wegwerfend urteilen, weil viele von
ihnen von zahlreichen Bischöfen empfohlen, ja
sogar einige von Päpsten und Konzilien
gutgeheißen wurden; so z.B. wurden
gutgeheißen: die Offenbarungen der hl.
Brigitta
(+1373)
von vier Päpsten und vom Konzil in Basel
(1435),
die Offenbarungen der hl. Äbtissin Hildegard
(1178) von Papst Eugen
III. Die Offenbarungen der hl. Gertrud der
Großen (+1334), der hl. Katharina von Siena
(+1380), der hl. Theresia
(+1582) und der hl.
Magdalena von Pazzi
(+1607) sind kirchlich
approbiert.
Von einer
großen Anzahl von Bischöfen wurden empfohlen
die Visionen der ehrw. Anna Katharina Emmerich
(+1824) und die Visionen der spanischen
Äbtissin Maria von Jesus von Agreda
(+1665),
die unter dem Titel „Die Mystische Stadt
Gottes“ niedergeschrieben sind und in 57
Sprachen übersetzt wurden. Die Visionen und
Offenbarungen der französischen Schwester Nativitas
(Schwester von der Geburt),
Franziskanerin zu Fougères in der Bretagne
(+1798),
wurden von 26 französischen und englischen
Bischöfen zur Förderung des Seelenheiles sehr
empfohlen. Wer sich also abwertend über die
Privatoffenbarungen äußert und ihnen
Verachtung entgegenbringt, ist zu bedauern.
Die Gegner der
über das Fegfeuer bestehenden
Privatoffenbarungen lassen sich sogar zu
persönlichen Beleidigungen hinreißen. Ein
solcher lobt
(auf S. 103)
einen Schriftsteller, der angeblich gesagt
haben soll: „Was für saure, ungesellige und
unverträgliche Menschen müssen das sein, die
solches schreiben!“
(Die nämlich
über die Fegfeuervisionen der Heiligen
schreiben und dadurch „das Herz schwer
machen“).
Durch dieses lieblose Urteil werden sämtliche
Schriftsteller, welche die Lebensgeschichten
jener heiligen Visionäre mit bischöflicher
Approbation veröffentlicht haben, schwer
beleidigt.
Übertrieben
wäre es, wenn jemand das Fegfeuer als eine
Folterkammer oder als einen von Teufeln
bedienten Feuerofen schildern oder vielleicht
sogar, wie es zum Schaden der religiösen
Erbauung vorkam, dies auf gemalten Bildern
darstellen würde. Wenn die von Gott
begnadigten Seherinnen die Fegfeuerstrafen in
Bildern sehen und sie derart schildern, so
sind ihre berichte eben bildlich zu verstehen
und nicht wörtlich aufzufassen. Daher ist auch
deren Bericht über die Feuerstrafen im
Jenseits nicht so zu deuten, dass es im
Jenseits ein solches Feuer gebe wie auf Erden.
In den Seelen der Abgeschiedenen werden eben
schmerzliche Gefühle erweckt, die eine
Ähnlichkeit haben mit den Feuerstrafen auf
Erden.
Wer aber das
Fegfeuer leichtsinnigerweise seiner Schmerzen
zu entkleiden und als einen harmlosen oder
sogar mit vielen Freuden bereicherten Ort zu
schildern sucht, der muss es verantworten,
wenn die Angehörigen für ihre Verstorbenen
nicht beten.
Man vergesse
übrigens nicht, dass auch hervorragende
Theologen, wie ein hl. Augustin, hl. Gregor
der Große, hl. Thomas von Aquin, hl. Anselm,
hl. Bonaventura u.a. das Fegfeuer keineswegs
mit rosigen Farben geschildert haben, sondern
dass ihre Äußerungen und Ansichten über den
Reinigungsort desgleichen mit heilsamer Furcht
erfüllen.
Schließlich
wäre noch hervorzuheben, dass der Bericht der
mit der Sehergabe ausgestatteten heiligen
Personen in ihren Berichten über die Schwere
der Leiden im Fegfeuer der Hauptsache nach
übereinstimmen. Nachdem aber so viele Heilige
übereinstimmend über die Schwere der
Fegfeuerstrafen berichten, fällt dieser
Umstand sicherlich sehr ins Gewicht.
Allerdings braucht niemand deren Berichte mit
einem Akt des Glaubens anzunehmen, da das, was
die Visionäre sagen, kein Glaubenssatz ist.
Aber ihnen
Verachtung entgegenbringen, ist man nicht
berechtigt, weil die Heiligen und
heiligmäßigen Personen, von denen die
Mitteilungen stammen, keine Betrüger sind und
man keinen Beweis in der Hand hat, dass ihre
Aussagen falsch seien. Schon die Heiligkeit,
beziehungsweise deren heiliges Leben verlangt,
dass man ihren Worten wenigstens keine
Verachtung und keinen Hohn entgegenbringt.
4. Im Irrtum
sind jene, welche meinen, dass Menschen,
die ohne schwere Sünde sterben, sogleich
in den Himmel kommen, weil es angeblich
kein Fegfeuer gebe.
Schon der
gesunde Menschenverstand sagt uns, dass nicht
jeder gleich nach dem Tod in den Himmel kommen
kann. Ein Bauer hatte ein sehr zanksüchtiges
Weib. Als diese starb, kamen Freunde und
Nachbarn, um den Bauern zu trösten, auch der
Pfarrer des Ortes kam und sprach zu ihm Worte
des Trostes. Unter anderem sprach er: „Geben
Sie sich zufrieden, guter Mann! Ihre selige
Frau ist gut aufgehoben; sie ist jetzt beim
lieben Gott!“ Bei diesen Worten rief der Bauer
mit großer Verwunderung: „Was? Beim lieben
Gott? Nun mit der wird der liebe Gott ein
schönes Kreuz haben!“ Der Bauer hielt es also
nicht für möglich, dass sein zanksüchtiges
Weib gleich nach dem Tod zum lieben Gott in
den Himmel gekommen sei.
(Spirago,
Beispiel-Sammlung, 6. Aufl. Nr. 561.)
Schon der
gesunde Menschenverstand sagt uns eben, dass
im Jenseits ein Reinigungsort sein muss. Denn
mancher Mensch ist kein so großer Sünder, dass
er von Gott auf ewig verdammt werden könnte.
Andererseits ist er aber auch beim Tod nicht
so rein, dass er sogleich in die Gesellschaft
der Engel und Heiligen kommen könnte, denn
nach den Worten der Heiligen Schrift kann
nichts Unreines ins Himmelreich eingehen.
(Off.
21,27)
Somit muss es im Jenseits außer Himmel und
Hölle noch einen dritten Ort geben, wo der
Mensch vollkommen gereinigt wird. Gleichwie
die Ähren auf dem Felde in der Sonnenhitze
reif werden, so werden dort manche Seelen in
der Hitze des Fegfeuers reif für den Himmel.
Dass
tatsächlich ein Fegfeuer existiert, ist
kirchlicher Glaubenssatz. Das Konzil von
Trient hat in seiner 25. Sitzung ausdrücklich
erklärt, dass es ein Fegfeuer gibt und dass
die Seelen, die dort zurückgehalten werden,
durch die Gebete der Gläubigen und
hauptsächlich durch das hl. Messopfer
Linderung ihrer Leiden erhalten.
Christus
spielt auf das Fegfeuer an, indem er sagt:
„Wer aber wider den Heiligen Geist sündigt,
dem wird weder in dieser noch in der
zukünftigen Welt vergeben werden.“
(Mt 12,32)
Ferner droht Christus dem Sünder mit einem
Kerker und spricht: „Wahrlich sage ich dir, du
wirst von dort nicht herauskommen, bis du den
letzten Heller bezahlt hast.“
(Mt 5,26)
auch der hl. Paulus sagt, dass manche wie
durchs Feuer zur Seligkeit gelangen.
(1. Kor. 3,15)
Zu bedauern
sind die verstorbenen Angehörigen jener
Menschen, die nicht ans Fegfeuer glauben. Denn
solche Leute verrichten für ihre Toten keine
Gebete und keine guten Werke, so dass die
Hingeschiedenen im Jenseits ohne Hilfe
bleiben. Sie schicken ihren verstorbenen
Angehörigen wohl Tränen in die Ewigkeit nach,
gedenken ihrer durch das Tragen von
Trauerkleidern und glauben, ihre Schuldigkeit
getan zu haben, wenn sie viele Kränze auf den
Sarg legen und ein prunkvolles Begräbnis
veranstalten. Das alles ist wohl ein Zeichen
von Pietät gegen den Verstorbenen, aber das
hilft der Seele des Verstorbenen in der
Ewigkeit nicht. Der hl. Augustin sagt: „Der
Pomp bei der Beerdigung ist mehr ein Trost für
die Lebenden als eine Hilfe für die
Verstorbenen.“
(de civ. D. 1,12)
Der hl.
Chrysostomus sagt: „Den Verstorbenen wird
nicht durch Tränen geholfen, sondern durch
Gebet und Almosen.“
(horn
41,I.ep.ad Cor.)
Es sind, wie schon früher einige Fälle erzählt
wurden, zuweilen Erscheinungen der Armen
Seelen vorgekommen, die um Hilfe baten, ein
Umstand, der zugleich für das Dasein des
Fegfeuers spricht.
Es könnte
jemand fragen: Warum erscheinen die Armen
Seelen nur einzelnen bevorzugten Menschen?
Maria Lindmayr sagt: „Wie die Armen zu den
Reichten bitten gehen, so suchen die Armen
Seelen solche Personen auf, die bei Gott viel
vermögen, da diese Freunde Gottes sind.“
(S. 176)
Pater Paul von Moll behauptete, dass eine
große Zahl von Armen Seelen beständig zu ihm
kamen und Gebet für ihre Befeiung verlangten;
selbst bei Nacht auf seinem Ruhelager sei er
stets von leidenden Seelen umgeben gewesen.
(S. 152)
Katharina Emmerich sagt, es sei eine große
Gnade, wenn eine Arme Seele erscheinen darf,
um Hilfe und Fürbitte zu erflehen.
Der hl.
Kirchenlehrer und Dominikaner Thomas von Aquin
(+1274), an dessen Wahrheitsliebe nicht zu
zweifeln ist, berichtet folgendes Ereignis.
Als er an der Universität zu Paris studierte,
erschien ihm eines Tages seine im Kloster zu Capua in Italien verstorbene Schwester und bat
ihn inständig, für sie zu beten, damit sie
blad aus dem Fegfeuer erlöst werde. Thomas
flehte nun eifrig zu Gott um ihre Befreiung
aus dem Reinigungsort. Als sich der Heilige
einige Zeit später in Rom aufhielt, erschien
sie ihm noch einmal von Licht umflossen und
teilte ihm dankend mit, dass sie infolge
seiner Fürbitte in den Himmel aufgenommen
worden sei. Der Heilige frage sie, wie es
seinen zwei Brüdern in der Ewigkeit ergehe.
Die Schwester antwortete: „Der Arnold ist
schon im Himmel, Ludolf aber noch im Fegfeuer,
wo er sehr leidet, zumal niemand seiner im
Gebet gedenkt!“
Als der hl.
Thomas ein andermal in der Dominikanerkirche
zu Neapel betete, nährte sich ihm plötzlich
sein Nachfolger auf dem Lehrstuhl in Paris
namens Romanus. Thomas fragte ich, aus welcher
Ursache er von Paris nach Neapel gekommen sei.
Der Gefragte entgegnete: „Ich bin bereits
gestorben, war dann 14 Tage im Fegfeuer und
bin nun im Besitz der himmlischen Seligkeit.
Auf Befehl Gottes bin ich gekommen, um dir
mitzuteilen, dass deine Werke Gott sehr
wohlgefällig sind; auch soll ich dich zu
weiteren Arbeiten ermutigen.“
Sehr
bemerkenswert ist aber folgendes Ereignis: Dr.
Josef Raffeiner, ein bekannter Missionar, war
Generalvikar zu Williamsburg in Nordamerika
und starb zu Meran im damaligen Südtirol am
31. Juli 1872, wo er auf dem alten Friedhof
unter den Arkaden sein Grab hat. Er erzählte
oft folgenden Vorfall aus seiner Jugend.
Gebürtig zu Mais
(Vintschgau) im Jahre 1815,
machte er seine ersten Studien in dem zwölf
Stunden entfernten Meran. Dort besuchte ihn ab
und zu eine Magd namens Marie, die ihn in
seiner Kindheit gepflegt hatte; sie machte
eine Wallfahrt zu dem bei Meran gelegenen
Gnadenorte der „Schmerzhaften Mutter „ zu
Riffian, und bei dieser Gelegenheit hielt sie
sich bei dem Studenten Raffeiner in Meran auf,
dem sie nebst Grüßen von der Mutter auch so
manche Geschenke überbrachte.
Als Raffeiner
später an der Universität zu Innsbruck
studierte, fand sich die alte Dienstmagd auch
dort bei ihm ein, sie reiste gewöhnlich nach
dem Wallfahrtsort Absam bei Hall in Tirol, und
dann begab sie sich zu ihrem Pflegekind. Als
Raiffeiner hierauf in Rom weiterstudierte,
klopfte es eines Tages an seine Zimmertüre,
und ins Zimmer trat die alte Marie ein.
„Schau, schau, bis nach Rom kommt mich die
Marie besuchen!“ rief Raffeiner verwundert
aus. Die Angeredete erwiderte: „Erschrecken
Sie nicht! Ich gehöre nicht mehr zu den
Lebendigen. Morgen wird mein Leichnam
beerdigt. Ich komme Sie bitten, für meine
Seele auf einem privilegierten Altar in einer
Kirche Roms eine hl. Messe darbringen zu
lassen; dann werde ich aus dem Fegfeuer
befreit.“
(Die Bischöfe konnten früher in
ihren bischöflichen und in allen Pfarrkirchen
einen beliebigen Altar für immer als
privilegiert erklären. Spirago,
Volkskatechismus, S. 644)
Raffeiner
versprach es ihr, worauf sie verschwand. Ein
bekannter Priester brachte am andern Tag die
hl. Messe für die Verstorbene an einem
privilegierten Altar dar. Raffeiner wohnte
dieser hl. Messe bei. Als er dann in sein
Zimmer zurückgekehrt war, klopfte es wieder an
die Tür, und die Magd trat herein, verneigte
sich dankend und verschwand. Sogleich schrieb
Raffeiner in seine Heimat nach Mais und
erkundigte sich nach dem Befinden der alten
Dienstmagd Marie. Er bekam dann die Nachricht,
dass sie an jenem Tag begraben worden sei, den
sie bei ihrer Erscheinung als den Tag ihres
Begräbnisses bezeichnet hatte.
(Spirago,
Beispiel-Sammlung 6. Aufl. Nr. 589)
Der im Jahre
1923 verstorbene Abt und Prälat Alexander
Gaibl zu Pressburg an der Donau hatte ein Buch
herausgegeben unter dem Titel „Narratio rei
admirabilis – Die Erzählung einer wunderbaren
Begebenheit“, worin er die Erscheinung eines
im Fegfeuer leidenden Verstorbenen berichtet,
welche Erscheinung sich über hundertmal
zugetragen und nirgends in der Welt
ihresgleichen hat. Das Buch ist leider nicht
mehr zu haben, doch ist die ganze Geschichte
sehr ausführlich erzählt in „Spirago, Über die
sogenannten Anzeichen“ auf s. 109 bis 112.
Es sei hier
auch ein wunderbares Ereignis erwähnt, auf das
sich das im Jahre 1431 zu Basel abgehaltene
Konzil berief. Der hl. Stanislaus, Bischof von
Krakau (+1079), hatte von einem Edelmann
namens Petrus ein Grundstück für den Bau einer
Kirche gekauft. Als dieser Petrus schon drei
Jahre tot war, beschuldigten dessen Erben den
Bischof, dass er das Grundstück nicht bezahlt
habe, und forderten es zurück. Der polnische
König Boleslaus II., der Grausame, der dem
Bischof feindlich gesinnt war, wie er dessen
schlechten Lebenswandel getadelt hatte,
verlangte nun vom Bischof die Bezahlung oder
die Rückgabe des Grundstückes. Da der Bischof
keinen Kaufvertrag in Händen hatte, befand er
sich in schlimmer Lage. Er bat nun Gott um
Hilfe. Drei Tage lang fastete er streng unter
stetem Gebet und bat auch seine Priester, ihn
auf gleiche Weise zu unterstützen. Als die
drei Tage vorüber waren, ging der Bischof in
Begleitung einer großen Volksmenge auf den
Friedhof und ließ dort das Grab des Edelmannes
öffnen. Im Sarg fand man nur noch dessen
Gebeine. Der Bischof kniete nieder,
verrichtete ein Gebet und berührte dann mit
seinem Hirtenstab die Gebeine, wobei er dem
Verstorbenen im Namen der heiligsten
Dreifaltigkeit befahl, aus dem Grab
hervorzukommen und mit ihm zu Gericht zu
gehen, um der Wahrheit Zeugnis zu geben. Und
siehe, es geschah ein großes Wunder. Die
Gebeine nahmen plötzlich Fleisch an, und der
Tote wurde lebendig. Er ging dann mit dem
Bischof zum König und rechtfertigte den
Bischof. Dieser fragte dann den
Auferstandenen, ob er ihm von Gott noch einige
Lebensjahre erbitten soll. Doch der Mann
entgegnete, er habe noch im Fegfeuer zu
leiden, und er befürchte, dass er auf Erden
wieder sündigen könnte. Deshalb begebe er sich
in sein Grab zurück. Auch bat er den Bischof
um seine Fürbitte bei Gott, damit seine Leiden
im Fegfeuer gemildert würden. Als sich der
Auferstandene in das Grab gelegt hatte,
zerfiel er wieder und war wie zuvor.
Mögen uns auch
derartige Vorfälle fast unglaublich vorkommen,
weil wir in solchen äußerst seltenen und
außergewöhnlichen Dingen keine Erfahrung
haben, so lassen sich diese nicht gut
anzweifeln, weil die Wahrheit dieser Berichte
durch die Ehrlichkeit der betreffenden
Personen und oft auch durch zahlreiche Zeugen
genügend verbürgt ist. Trotzdem aber sind sie
doch kein Gegenstand des Glaubens. Niemand ist
verpflichtet, die Privatoffenbarungen mit
einem Akt des Glaubens anzunehmen, zumal sich
hie und da auch ein rein menschlicher Gedanke
einschleichen kann. Jeder kann sich hierüber
sein eigenes Urteil bilden, vorausgesetzt,
dass es mit der Lehre der katholischen Kirche
übereinstimmt.
Selbst Luther
hat anfangs das Dasein des Fegfeuers nicht
bestritten; denn er erklärte: „Ich bin fest
überzeugt und wage zu behaupten, dass ein
Reinigungsort existiert, weil ich mich
überzeugt habe, dass dessen in der Heiligen
Schrift Erwähnung geschieht.“
(Disiput. Lipsiae)
Jene, die
nicht ans Fegfeuer glauben, stellen gern die
Behauptung auf, dass sich angeblich alle
Schuld schon auf Erden räche; deshalb sei das
Fegfeuer überflüssig. Doch ist diese
Behauptung ebenso falsch wie der Satz: „Die
Weltgeschichte ist das Weltgericht.“ Es ist
wahr, dass oft schon auf Erden die schlechten
Taten ihre Vergeltung finden, doch viele
schlechte Handlungen und Verbrechen bleiben,
wie die Tatsachen beweisen, auf Erden
unbestraft, sind daher einer jenseitigen
Vergeltung vorbehalten.
Auch die
Behauptung, dass nach dem Tod des Menschen
dessen Seele schlafe, ist desgleichen irrig.
Allerdings nennt der hl. Paulus die Toten
„Entschlafene“
(Thess. 4,13 ff; 1. Kor. 7,39;
11,30; 15,18), dies nur deshalb, wie sie
dereinst leiblich werden auferweckt werden.
(Hl. Aug.) Doch gibt es im Jenseits keinen
Seelenschlaf, wie schon aus dem Gleichnis
Christi vom reichen Prasser und dem armen
Lazarus hervorgeht. Was die Toten geistig
fortleben, rufen wir die Heiligen um ihre
Fürbitte an. Man beachte auch die Worte
Christi: „Wer an mich glaubt, der wird leben,
wenn er auch gestorben ist.“
(Joh 11,25)
IX. Wodurch können wir uns das Fegfeuer
abkürzen?
Es gibt
verschiedene Mittel, um sich das Fegfeuer
abzukürzen oder vielleicht ihm sogar entgehen:
1. Wenn man
beim Tod ganz in den Willen Gottes ergeben
ist.
Ein solcher
Mensch verrichtet eine Heldentat, die dem
Märtyrertod gleicht. Blosius sagt: „Die
vollkommene Ergebung in den Willen Gottes in
der Todesstunde befreit den Sterbenden nicht
nur von der Hölle, sondern auch vom Fegfeuer,
mag er auch noch so viel Sünden begangen
haben.“ Der hl. Alfons erklärt: „Wer
gottergeben stirbt, hinterlässt anderen die
Gewissheit, dass er selig geworden ist.“
Deshalb hat Papst Pius X. am 9.3.1904 den Gläubigen
einen vollkommenen Ablass für die Todesstunde
gewährt, wenn sie einmal im Leben an einem
beliebigen Tag nach würdiger
Beichte und Kommunion folgendes Gebet
verrichten:
„Herr, mein
Gott, schon jetzt nehme ich jede Art des
Todes, wie es dir gefallen wird, mit allen
ihren Ängsten, Leiden und Schmerzen, von
deiner Hand mit voller Ergebung und
Bereitwilligkeit an.“
Siehe auch,
was Pater Paul von Moll von jener Dame sagt,
die bei einem Eisenbahnunglück ums Leben kam.
Ebenso behauptet Paul von Moll: „Ein gutes
Mittel, nicht lange im Fegfeuer bleiben zu
müssen, besteht darin, dass man gänzlich
ergeben in den heiligen Willen Gottes stirbt.“
(S. 151)
2. Wenn der
Schwerkranke die hl. Krankensalbung würdig
empfängt, kann er leicht dem Fegfeuer
entgehen.
Die hl.
Krankensalbung hat eine besondere göttliche
Kraft für Leib und Seele. Gleichwie das Öl
geschmeidig macht, so bewirkt die hl.
Krankensalbung, dass wir leichter in den
Himmel eingehen. Wie sich ein Nagel, der eingeölt
ist. Leichter ins Brett einschlagen lässt, so
rutscht der Schwerkranke infolge der heiligen
Salbung leichter in den Himmel.
Die hl. Ölung
entfernt die Hindernisse, welche die Seele vom
Eingang in den Himmel zurückhalten. Solche
Hindernisse sind vor allem die Sündenstrafen,
die infolge der hl. Krankenölung nachgelassen
werden und zwar mehr oder weniger, je nach der
Grösse
der Reue und Andacht beim Empfang dieses hl.
Sakramentes. Die Heiligen behaupten, dass die
hl. Krankenölung der Seele des Kranken
dieselbe Reinheit wie die Taufe verleihe. Der
hl. Egbert, Erzbischof von York, der im achten
Jahrhundert gelebt hat, sagt: „Die Seele
desjenigen, der die hl. Salbung empfangen hat,
wird nach dem Tod ebenso rein sein wie die
eines Kindes, das nach der Taufe stirbt.“
Das Konzil von Trient erklärt
(in der 14. Sitzung,
Kap.2), dass durch die
Krankenölung „die Überreste der Sünden
ausgetilgt werden“, dass also die zeitlichen
Sündenstrafen nachgelassen werden. Deswegen
werden dadurch auch die lässlichen Sünden
verziehen, wie der Tridentinische Katechismus
(11,14) ausdrücklich erwähnt. Auch jenen Sünden
werden verziehen, an die sich der Kranke nicht
mehr erinnern konnte oder die der Kranke
infolge geistiger oder leiblicher Schwäche bei
der Beichte nicht mehr anzugeben imstande war.
Dass durch die
hl. Ölung tatsächlich
Sünden vergeben werden, folgt aus den Worten
der Gebete, die der Priester spricht, wenn er
die fünf Sinne salbt, er spricht nämlich:
„Durch diese heilige Salbung und seine
mildreichste Barmherzigkeit verzeihe dir der
Herr, was du gesündigt hast durch das Sehen,
bzw. Gehr, Geruch, Geschmack, Berührung.“
Heute lauten
die Gebete bei der Salbung der Stirn: „Durch
diese hl. Salbung helfe dir der Herr in seinem
reichen Erbarmen, er stehe dir bei mit der
Kraft des Hl. Geistes.“
Und bei der
Salbung der Hände: „Der Herr, der dich von
Sünden befreit, rette dich, in seiner Gnade
richte er dich auf.“
Der hl. Thomas
von Aquin sagt: „Infolge der Krankensalbung
bleibt im Menschen nichts zurück,
was die Seele beim Scheiden aus dem Leib an
der Erlangung der Seligkeit hindern konnte.“
(C. gent. 4,73)
Die hl. Krankensalbung hat aber
noch eine andere segensreiche Wirkung. Sie hat
eine ganz besondere Kraft zur
Wiederherstellung der Gesundheit. Daher sagt
der hl. Apostel Jakobus
(5,14): „Der Herr wird
ihn wieder aufrichten“, nämlich den Kranken,
der die hl. Ölung empfängt. Die hl.
Krankenölung ist also ein göttliches
Heilmittel für
Leib und Seele.
Sehr wichtig
ist hierbei aber folgendes: Der Schwerkranke
muss dieses heilige Sakrament möglichst bald
empfangen und darf nicht, wie es leider sehr
oft aus Unverstand geschieht, den Empfang
leichtsinnigerweise hinausschieben, bis ihn
vielleicht schon die Kräfte ganz verlassen.
Denn es kommt viel darauf an, dass man die hl.
Krankensalbung recht gottergeben empfängt.
Der Tridentinische Katechismus sagt: „Die
Gnade dieses heiligen Sakramentes wird
reichlich gespendet, wenn der Kranke die hl.
Ölung empfängt, solange er noch bei vollem
Bewusstsein ist und daher Glaube, Ehrfurcht
und Frömmigkeit äussern kann.“
Traurig ist
jedoch, wenn der Priester erst zum Kranken
gerufen wird, wenn dieser schon bewusstlos
ist. Wer die Feuerwehr erst dann ruft, wenn
das Haus schon fast niedergebrannt ist, der
ist ein Tor. Ein ebensolcher Tor ist
derjenige, der den Empfang der hl.
Krankensalbung verschiebt, bis er schon fast
bewusstlos ist, und Gott auch ein Wunder
wirken müsste, um ihm die Gesundheit wieder zu
geben. Den Leichtsinn belohnt Gott durch kein
Wunder.
Eine grosse
Verantwortung laden die Angehörigen des
Kranken auf sich, die schuld daran sind, wenn
der Kranke ohne die hl. Ölung stirbt oder dass
er sie erst im Zustand der Bewusstlosigkeit
empfängt.
Töricht ist jener Kranke, der meint, dass die
hl. Krankensalbung seinen Tod beschleunige und
dass er dann bald sterben werde. Dieses hl.
Sakrament ist doch von Christus deswegen
eingesetzt worden, um dem Kranken geistig und
leiblich zu helfen.
Die
stigmatisierte Jungfrau Barbara Pfister, die
1909 zu Speyer gestorben ist, sagt, dass uns
durch die hl. Ölung jene Früchte
mitgeteilt werden, die uns Christus durch
seine unbeschreibliche Verlassenheit am Kreuz
erworben hat. In seiner Verlassenheit rief
damals der Heiland aus: „Mein Gott, mein Gott,
warum hast du mich verlassen!“ Diese
Verlassenheit hat Christus für uns Sünder
aufgeopfert, damit wir im Falle einer schweren
Krankheit eines besonderen Trostes und einer
besonderen Hilfe teilhaftig würden.
In der Regel empfindet auch jeder Schwerkranke
nach der hl. Krankenölung eine grosse
Erleichterung, und oft tritt eine auffallende
körperliche
Besserung ein.
Wahrscheinlich
trägt der Ausdruck „Letzte Ölung“ viel dazu
bei, dass die Schwerkranken abgeschreckt
werde, dieses hl. Sakrament zu empfangen. Der
Kranke, der das Wort „Letzte ֖ Ölung“ hört,
wird ängstlich und meint, sein letztes Stündlein
sei gekommen. Das Wort „Letzte Ölung“ ist erst
im 12. Jahrhundert aufgekommen, zuvor war nur
das Wort „die hl. Krankenöֶlung“
(unctio
infirmorum) im Gebrauch. Diese Angst kommt
auch daher, weil im Volke eine grosse
Unkenntnis über die vortrefflichen Wirkungen
der hl. Ölung besteht. Würden die Gläubigen
die göttliche Kraft der hl. Krankenölung für
Leib und Seele kennen, würden sie im Fall
einer schweren Krankheit nach nichts
sehnlicher verlangen als nach diesem hl.
Sakrament.
3. Das Tragen
des Skapuliers U.L. Frau vom Berge Karmel
trägt auch zur Abkürzung des Fegfeuers
bei.
Dieses
Privileg hat seinen Grund in folgender
Tatsache: Der hl. Simon Stock, General des
Karmelitenordens, der im Jahre 1265 zu
Bordeaux in seinem 100. Lebensjahr gestorben
ist, flehte unablässig den Schutz der Mutter
Gottes für seinen damals sehr verfolgten Orden
an. Darauf hatte er am 16. Juli 1254 zu
Cambridge in England eine Offenbarung der
Mutter Gottes. Diese zeigte ihm ein Skapulier
und versprach, dass derjenige, welcher dieses
tragen werde, Schutz in Gefahren und nach
seinem Tod baldige Befreiung aus dem Fegfeuer
erlangen werde.
Das Skapulier
besteht aus zwei Stückchen
wollenen Tuches, die durch eine Schnur
miteinander verbunden sind und über die
Schultern (scapulae) gehängt werden, so dass
das eine Stück
auf der Brust, das andere auf dem Rücken
liegt. Dieses Skapulier, das von brauner Farbe
ist, hat dann in der Christenheit
außerordentliche große
Verbreitung gefunden, besonders im Jahre 1322
auch dem Papst Johannes XXII. Die Mutter
Gottes erschienen ist und ihm versicherte,
dass den Trägern dieses Skapuliers im Fegfeuer
Erleichterung zuteil werde und dass sie nach
ihrem Tod bald, womöglich schon am Samstag
nach ihrem Tod, aus dem Fegfeuer befreit
würden.
Dieses
Privileg ver6ffentlichte der Papst am 3. Mrz
1322.
Wer dieses
Skapulier tragen will, muss Mitglied der
Bruderschaft Unserer lieben Frau vom Berge
Karmel werden. Priester sind berechtigt,
Mitglieder aufzunehmen, ihnen das Skapulier zu
segnen und umzuhängen.
(Siehe die dazu
vorgeschriebenen Gebete im Rituale romanum.)
Das Skapulier bzw. die Skapuliermedaille
müssen die Mitglieder dann andauernd tragen,
auch bei Nacht. Nur wenn es nicht möglich ist,
z.B. beim Waschen, darf es weggelegt werden.
4. Durch den
Eintritt in einen Messbund kann man auch
zur Abkürzung
des Fegfeuers beitragen.
Zum Schluss seien die Worte Christi an
die Ordensschwester Marie Lataste angeführt. Christus ermahnte
sie, für die Armen Seelen zu beten, und
sprach: „Bete für sie, um sie von ihren Qualen
zu befreien, um ihre Erlösung
zu beschleunigen und sie in den Besitz der
ewigen Seligkeit zu bringen. Bete für sie,
denn damit betest du für dich selber, tust
etwas Gott Wohlgefälliges,
und Gott wird es dir vergelten; du erlöst die
Seelen und hast dann an ihnen ebenso viele
Fürsprecher im Himmel, die für
dich bitten, auf dass du, solange du noch auf
Erden weilst, immer heiliger und nach deinem
Tod bald aus dem Fegfeuer erlöst werdest.“
(III. 10,S. 149)
Anhang –
Ergänzungen
Das wichtigste
ist ein gläubiges Leben in treuer Erfüllung
aller Gebote Gottes, der Kirche und der
Standespflichten sowie der häufige Empfang der
Sakramente.
Vergessen wir
auch nicht die
Übung
der leiblichen und geistigen Werke der Barmherzigkeit
(Almosengeben etc.).
Weiterhin ist
heilsam, alle Widerwärtigkeiten des Lebens aus
Liebe zu Gott zu tragen und die Einsprechungen
der Gnade nicht zu vernachlässigen.
Besondere
Gnadenmitteln, die uns gegeben sind:
Das Tragen der "Wundertätigen Medaille". Der
hl. Maximilian Kolbe hat damit große
Bekehrungen erlebt.
Das Tragen der verschiedenen Skapuliere, vor
allem des braunen
—
Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel.
Die anderen Arten der besonderen
Muttergottesverehrung, z.B. die vollkommene
Hingabe nach dem hl. Ludwig 'A Maria Grignion
von Montfort oder Pater Neubert - Mein Ideal
(EOS-Verlag):
Das tägliche und betrachtende Gebet des
heiligen Rosenkranzes, worauf ebenso große
Verheißungen dem hl. Dominikus und seinen
Nachfolgern in der Verbreitung dieser Andacht
von der Muttergottes gegeben wurden, ähnlich
wie dem hl. Simon Stock für das braune
Skapulier.
Eine einfache Übung gab die Gottesmutter der
hl. Mechthild: Täglich drei Ave Maria um eine
gute Sterbestunde zu beten. Der hl. Antonius
von Padua betete täglich drei Gegrüßt seist Du
Maria um die hl. Reinheit zu bewahren. Diese
kleine Übung kann jedermann, auch der größte
Geschäftsmann oder die vielbeschäftigte
Hausfrau, täglich verrichten. Viele Heilige
haben diese Übung eifrig empfohlen
(siehe Anhang)
(Pasquali "Die Drei Ave Maria", Hacker-Verlag)
Ferner gibt es eine Erzbruderschaft zu Ehren
des hl. Josefs, des Patrons der Sterbenden,
mit Sitz im Kloster St. Trudpert in 7816
Münstertal bei Freiburg/Br. Es ist lediglich
täglich ein kleines Gebet um eine gute
Sterbestunde vorgeschrieben.
Die Erzbruderschaft vom Kostbaren Blute ist
errichtet zur Sühne der eigenen Sünden für die
Anliegen der Kirche, zur Bekehrung der Sünder
und zum Troste der Armen Seelen im Fegfeuer.
Sie hat das besondere Privileg, für alle
eingeschriebenen Mitglieder Anteil an allen
guten Werken und Bußübungen aller Orden zu
haben. Aufnahmemöglichkeit bei den Missionaren
vom Kostbaren Blut.
Das größte Gnadenmittel ist vor allem das hl.
Meßopfer, welches für Lebende und Verstorbene
dargebracht wird "zur Vergebung der Sünden",
wie es ausdrücklich in den hochheiligen
Wandlungsworten heißt. Gehen Sie oft und
eifrig zur hl. Messe. Opfern Sie diese und die
hl. Kommunion in ihren Anliegen bzw. für ihre
Verstorbenen auf. Lassen Sie hl. Messen lesen.
Lesen Sie im Anhang über die 30
Gregorianischen Messen und die sechs Messen
zum Leiden Christi, wodurch einer Armen Seele
ganz besonders geholfen werden kann.
Die Meßstipendien für die Gregorianischen
Messen sind etwas höher, weil diese
ununterbrochen gelesen werden müssen, d.h.
nach einer Unterbrechung muß der Priester
wieder von neuem beginnen!
Seien Sie auch
sonst großzügig, denn mit den Meßstipendien
können Sie keine Messe bezahlen, sondern
sollen dem Priester den Lebensunterhalt für
den Tag, an dem er die hl. Messe liest,
gewähren. Manche arme Priester im Ausland und
in den Missionen müssen davon leben.
Außerordentlich wertvoll ist und bleibt die
Requiemmesse, in welcher alle Gnaden den Armen
Seelen zukommen. Deshalb erhalten die
Gläubigen hierbei auch keinen Schlußsegen.
Bitten Sie ruhig um ein richtiges Requiem für
Ihre Verstorbenen.
Gnadenreich ist es, wie bereits erwähnt, auch
außerhalb des hl. Meßopfers das kostbare Blut,
die hl. Wunden, das hl. Antlitz und das Leiden
unseres Heilandes zu verehren und für sich wie
auch für die Armen Seelen aufzuopfern.
Besonders wertvoll ist die Kreuzwegandacht
(vollkommener Ablaß)
und die sog. Brigittengebete, 15 Vaterunser
ein Jahr lang
(Link) bzw. 7 Vaterunser 12 Jahre lang
(Link) gemäß den Offenbarungen der hl.
Brigitta.
Opfern Sie täglich wenigstens ein Gesetz vom
Schmerzhaften Rosenkranz für die Armen Seelen
auf. Dies ist ihnen ein großer Trost. Wer gar
täglich den Psalter betet, kann z.B. die
schmerzhaften Geheimnisse für die Armen
Seelen, besonders die verlassensten
Priesterseelen, aufopfern. Gerade die
verstorbenen Priester, Bischöfe, Päpste und
Ordensleute haben ein schweres Fegfeuer, wie
die hl. Franziska Romana uns berichtet
(siehe Anhang).
Sie haben meist keine Angehörigen, die für sie
beten und bräuchten unsere Hilfe am
dringensten.
Das Aufopfern der Ablässe wurde bereits
ausführlich erwähnt.
Eine bekannte Übung ist das Weihwassergeben.
Aber bitte nicht nur auf dem Friedhof und an
Allerseelen. In manchen Gegenden ist man zu
sparsam, doch bedenken wir immer wieder die
Worte des Heilandes im Evangelium: "Was ihr
dem geringsten meiner Brüder getan habt, habt
ihr mir getan."
(Mt. 25)
Das Almosengeben wird bereits im Alten
Testament vom hl. Erzengel Raphael empfohlen:
"Almosen rettet von Tod und reinigt von jeder
Sünde; wer Barmherzigkeit übt und Gutes tut,
wird mit Leben erfüllt werden."
(Tobias 12)
Schon der alte Tobias sagte zu seinem Sohn:
"Das Almosen rettet nämlich vom Tod und
verhindert, daß man in die Finsternis
eingeht."
(Tob. 4,10)
Durch Almosengeben können wir also große
Gnaden erhalten, u.U. die Gnade der Bekehrung.
Dieses Werk der Barmherzigkeit können wir auch
aus Liebe zu den Armen Seelen vollbringen
wodurch diesen die dadurch erworbenen Gnaden
zuteil werden.
Mit dem sog. "päpstlichen Segen für die
Todesstunde" ist ein vollkommener Ablaß
verbunden. Dieser Segen kann in Todesgefahr
von jedem Priester gespendet werden.
Auch gibt es Sterbekreuze, d.h. Kreuze, welche
mit einem vollkommenen Ablaß für die
Sterbestunde versehen sind. Dieses Kreuz muß
man dann einfach reumütig küssen und dabei den
Namen Jesus anrufen.
Wichtig ist die Letzte Ölung, welche die
Salbung für den letzten Kampf ist. In der
Todesstunde können nochmals schwere
Anfechtungen auftreten, wogegen dieses hl.
Sakrament die Seele stärkt.
Zusätzliche Dokumente
Skapulier
(scapulare = Schulterkleid)
einen
breiten, über Brust u. Rücken bis zu den Füßen herabfallenden Tuchstreifen, den manche Orden,
so der OSB
(vgl. RBen 33 (1921) 58-61)
u. der
OP, als Teil des Ordenskleides tragen.
Von den Skapulieren ist das bekannteste das
braune (schwarze)
ULF v. Berge Karmel.
Die Einführung des S. ULF. v. Berge Karmel
hängt mit der im Karmeliten-Orden v. Anfang an
bes. gepflegten Marienverehrung zusammen. Nach
der Ordenstradition, die auch in der Lectio V
des Breviers am sog. S.fest
(Marienfeste III; seit
1960 als Fest für die ganze Kirche
abgeschafft)
am 16. Juli angeführt wird, erschien die
Mutter Gottes Simon Stock am 16.7.1251 zu
Cambridge u. übergab ihm das bereits als Teil
des Ordensgewandes gebräuchliche S. z.
Unterpfand des Heils für alle, die mit ihm
bekleidet sterben. Damit wurde später das
Sabbatinprivilegium verbunden. Zahlreiche
Päpste seit dem 16. Jh. haben jene Vision u.
Verheißung als frommen Glauben zu verkündigen
gestattet.
Das S.kleid ist ein geeignetes Zeichen, die
Weihe an die Mutter Gottes u. den Schutz
ihrerseits zu symbolisieren.
Sabbatina, angebl. Bulle Sacratissimo
uti culmine Johannes' XXII vom 3.3.1322, in
welcher der Papst gemäß dem ihm in einer
Marienvision erteilten Auftrag reiche Ablässe
bestätigte, die Christus auf Fürbitte Mariens
den Karmeliten u. den ihnen angeschlossenen
Bruderschaften gewährte, u.a. die Zusicherung
des Heiles u. die am nächsten Samstag
(Lesarten: subito od.
sabbato)
nach dem Tod erfolgende Befreiung aus dem
Fegfeuer. Seit Clemens VII
(1528)
wurden das "Privilegium Sabbatinum" von
mehreren Päpsten in allg. Form, die Ablässe
des OCarm, bes. die "indulgentiae maximae
Sabbatinae", noch v. Pius XII
(1950)
bestätigt.
(Aus dem neuen
LThK (Herder 1964/86 Bd. 9 S. 191)
Grunsätzlich gilt: Wer das braune Skapulier
ordnungsgemäß von einem Priester aufgelegt
bekam und dieses bzw. die Skapuliermedaille
immer trägt, die Muttergottes täglich verehrt
und die standesgemäße Keuschheit bewahrt, wird
von der Muttergottes vor dem Feuer der Hölle
bewahrt. Deshalb muß man besonders bei
Schwerkranken und Sterbenden achten, daß ihnen
das Skapulier nicht abgenommen wird
(im Krankenhaus,
Pflegeheim, vor schweren Operationen etc.).
Das zusätzliche Samstagsprivileg verheißt
jenen, die das Skapulier tragen und täglich
das Muttergottesoffizium beten oder Mittwoch,
Freitag und Samstag
(außer am
Weihnachtsfest)
Abstinenz halten
(kein Fleisch essen),
daß sie bald, womöglich am Samstag nach dem
Tode aus dem Fegfeuer erlöst werden.
(Dieses Zusatzopfer kann
in Einzelfällen von einem Priester geändert
werden (z.B. tägl. Rosenkranz))
Die
Drei Ave Maria zu Ehren der Macht, der
Weisheit und der Barmherzigkeit der
Allerheiligsten Jungfrau.
Diese Übung wurde der hl. Mechtildis mit dem
Versprechen eines guten Todes geoffenbart,
wenn sie derselben alle Tage treu wäre.
(13. Jh.)
Man liest auch in den Offenbarungen der
heiligen Gertrud, einer Zeitgneossin und
Freundin der hl. Mechtildis: "Während diese
Heilige das Ave Maria bei der Mette vor Mariä
Verkündigung sang, sah sie plötzlich drei
Lichtstrahlen aus dem Herzen des Vaters, des
Sohnes und des Heiligen Geistes
hervorleuchten, welche ins Herz der seligen
Jungfrau eindrangen. Dann hörte sie folgende
Worte: "Nach der Macht des Vaters, der
Weisheit des Sohnes, der barmherzigen Liebe
des Heiligen Geistes ist nichts der Macht, der
Weisheit, der barmherzigigen Liebe der
Jungfrau Maria ähnlicher."
Seine Heiligkeit Benedikt XV. hat die
Bruderschaft der drei Ave Maria zur
Erzbruderschaft erhoben und ihr wertvolle
Ablässe verliehen mit der Vollmacht, sich
weitere Bruderschaften gleichen Namens und
gleicher Natur anzugliedern und ihnen die
eigenen Ablässe mitzuteilen.
Ü b u n g. - Man muß morgens und abends die
drei Ave Maria zu Ehren dieser drei großen
Vorzüge mit folgender Anrufung am Ende beten:
Am Morgen: "O, meine Mutter, bewahre mich an
diesem Tag vor der Todsünde." Am Abend: "O,
meine Mutter, bewahre mich in dieser Nacht vor
der Todsünde."
(200Tage Ablaß
durch Leo XIII. und apostolischer Segen von
Seiner Heiligkeit Pius X. und von S.H.
Benedikt XV.)
Imprimatur Regensburg, 29.10.1932, Dr. Höchst,
G.V., Sekretariat der Erzbruderschaft: "U.L.F.
von der Allerheiligsten Dreifaltigkeit"
Gregorianische Messen
(nicht zu verwechseln
mit Gregoriusmesse),
30 für einen Verstorbenen an 30
aufeinanderfolgenden Tagen gelesene Messen
(Gregorian.
Messtricenar),
genannt nach Gregor d.Gr., der als Abt von St.
Andreas für einen verstorbenen Mönch Justus 30
Tage hintereinander
(worin die alte 30tägige
Trauerperiode erscheint)
das hl. Opfer darbringen ließ. Nach Ablauf der
30 Tage meldete der Verstorbene in einer
Erscheinung seine Befreiung aus dem Fegfeuer
(Dial. IV 55).
Daneben bestand der Gregorian.Meßseptenar mit
7 Messen für einen Verstorbenen an 7
aufeinanderfolg. Tagen
(im Anschluß an die
7täg. alte Trauerperiode),
der ebenfalls durch eine Erzählung Gregors
(Dial. IV 55)
im Mittelalter sehr populär war. Für ihn
wurden 6 Meßformularien vom Leiden Christi u.
eine Requiemsmesse gebraucht; letztere fiel
seit dem 15. Jahrh. weg, es blieben nur mehr
die sog. Passionsmessen, die auch jetzt noch
zuweilen von den Gläubigen begehrt werden.
Bestimmte Meßformularien sind für den
Gregorian. Meßseptenar u. -Tricenar nicht mehr
vorgeschrieben.
(Aus dem alten Lexikon für Theologie und
Kirche-Herder 1932 Bd. IV. S. 688)
Die Gregorianischen Messen können nur von
wenigen Priestern angenommen werden, da sie
nicht unterbrochen werden dürfen z.B. durch
Jahrtagsmessen. Am ehesten können sie in den
Klöstern gelesen werden.
Die sechs Messen vom Leiden Christi werden
heute auch noch gelesen. Je eine hl. Messe zu
Ehren
- der unschuldigen Gefangennahme,
- des unschuldigen Gerichtes,
- der unschuldigen Verspottung,
- der heiligen Wunden, Schmerzen, des Elendes
und Todes,
- des Begräbnisses und
- der Auferstehung und Himmelfahrt unseres
lieben Herrn Jesus Christus.
Diese sechs hl. Messen kann man leichter und
in jedem Fall für eine verstorbene Seele lesen
lassen. Man kann sie auch zu Lebzeiten für
sich selbst bereits lesen lassen, was
ebenfalls großen geistlichen Nutzen bringt.
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