Erscheinungen
der Jungfrau Maria
Aus den Buch: Garabandal - Der
Zeigefinger Gottes
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Unsere Liebe Frau vom Berge Karmel in Garabandal
Sonntag, der 2. Juli 1961
Bis weit in die ganze Provinz hatte
sich die Ankündigung der Erscheinung der Jungfrau Maria
verbreitet, und es kam eine große Menschenmenge nach
Garabandal. Unter ihnen auch etwa ein Dutzend Priester und
auch einige Ärzte. Auch Beamte der Guardia Civil mischten
sich unter dem Vorwand, für Ordnung sorgen zu müssen, unter
die Anwesenden. Sie gingen, den Kindern folgend, zu jenem
Ort im Hohlweg, den man das Viereck, el cuadro, nennt, der
den Mädchen am Tag zuvor vom Engel genannt wurde. Dieser Ort
bot den Anwesenden etwas mehr Platz, so daß viele von ihnen
auch von den erhöhten Standorten die Kinder gut sehen
konnten, ohne Angst haben zu müssen, sie dabei zu erdrücken
oder selbst erdrückt zu werden.
Kaum waren die Kinder vor der nacheilenden Menge dort
angekommen, fielen sie auch schon auf die Knie und fühlten
sich umgeben von einem wunderbar lichtvollen Glanz. Sie
sahen vor sich eine über alles schöne Dame, begleitet von
zwei Engeln, je einer zur Rechten und einer zur Linken.
Einen davon erkannten sie als St. Michael, den anderen
kannten sie nicht, doch: „Sie glichen sich wie
Zwillingsbrüder“, schrieb Conchita später in ihrem Tagebuch.
Die vier Mädchen unterhielten sich ausgiebig mit der
allerseligsten Jungfrau Maria, und das in so
vertrauensvoller Offenheit und unverbildeter Natürlichkeit
mit ihren einfachen Worten, als sei sie eine ihnen ganz
nahestehende Person, der sie unbegrenzt vertrauten. Sie
erzählten ihr nacheinander von den kleinen Vorkommnissen aus
ihrem ländlichen Alltag. „ Wir sagten ihr, daß wir auf das
Feld gehen, daß wir ganz braun gebrannt sind und daß wir
Heuhaufen machen mußten, und sie, sie lächelte dazu schrieb
Conchita später in ihr Tagebuch. Es scheint aber auch, daß
die Identität des Erzengels sie dabei sehr beschäftigte,
denn Conchita sagte „Ich habe auch einen Bruder, der Michael
heißt, aber ohne ,Sankt’“. Diese Bemerkung, zu der
Erscheinung gesprochen, löste Lachen bei den anderen drei
Mädchen aus.
Die Umstehenden konnten die Worte der leise
sprechenden Kinder gut hören und schlossen aus ihren Fragen
und Antworten auf das, was jeweils Gegenstand der
wundersamen Unterhaltung war. Was Menschen zur Heiligen
Jungfrau Maria sagen können, die ihnen offensichtlich
zuzuhören scheint, und was sie mit Ihr sprechen, - die
ansonsten nur mit inniger Sehnsucht betend und bittend
angerufen werden kann -, und mit eigenen Ohren die Stimmen
Ihrer Gesprächspartner mithörend zu verfolgen und
dabei zu sein: Das überforderte die Erlebnisfähigkeit vieler
Umstehenden. Begeisterung und Zweifel, Beglückung und
menschliche Ohnmacht wurden zur Marterspirale des zum
Platzen gespannten Bewußtseins vieler Anwesenden. Was für
ein Glück, was für eine Sehnsucht, was für eine Chance, was
für eine Hoffnung, und das in San Sebastian de Garabandal! -
Heilige Maria, bitte für uns arme Sünder, jetzt und in der
Stunde unseres Todes. Amen. - Was aber sind das für Kinder?
Warum gerade sie? Warum hier? Warum, warum? Täusche ich
mich? Ist das vielleicht ..., nein, es ist so. Ich sehe es
ja mit eigenen Augen. Die Kinder. Ihre Haltung. Ihre
Gesichter. Ihre Worte zur ..., ja, sie reden: zu wem? Warum
höre ich die Antwort nicht auch, warum hören sie nur die
vier Mädchen, warum nur sie? Heilige Maria, höre doch auch
mich, höre meine Bitte, sieh meine Not! Heilige Maria. Das
war die Situation der Anwesenden und die erdrückende Enge der Menschenmenge wurde für viele zur
beglückenden Nähe zur alles vermögenden Fürsprecherin am
Throne ihres Göttlichen Sohnes Jesus. Für andere schlug das
Gewissen und löste durch die Gnade Gottes den Vorsatz zur
Umkehr aus, wie später Don Valentin zu berichten wußte.
Die Himmlische Mutter sprach an diesem Tag sehr viel
und lange mit den Kindern, gerade so, als sei sie ihre
leibliche Mutter. Die Unterhaltung war, soweit es die Kinder
betraf, von ehrfürchtiger Offenheit und zugleich
vertrauensvoller Direktheit geprägt. Die Umstehenden konnten
ja die Worte der Mädchen gut hören, auch wenn sie nur leise
sprachen, denn es herrschte gespannte Stille unter den
Anwesenden. An ihren Antworten konnte man ja erkennen, wovon
gesprochen wurde, denn die Stimme der Erscheinung war nur
für die vier Mädchen hörbar. Die Worte der Erscheinung aber
öffneten Quellen unaussprechlichen Glücks in den Herzen der
vier Sehermädchen, aus denen für diese unter den danach
einsetzenden rücksichtslosen Fragen und Zudringlichkeiten
das klare Wasser unbegrenzten Vertrauens auf die Jungfrau
(la virgen), wie sie sie nannten, sprudelte.
Das war der denkwürdigste Tag im Leben dieser vier
Kinder und sie waren erfüllt von einem Glück, das mit
irdischen Freuden nicht vergleichbar ist. Mit Tränen in den
Augen wurden sie tagsdarauf von der Lehrerin umarmt. Hatte
sie doch, wie so viele andere auch, unmittelbar miterlebt,
was ihren kleinen Schützlingen geschehen war. Zugleich aber
war es der Beginn einer neuen Beziehung Gottes zu den
Menschen, der Maria als Königin der Propheten eine neue
Seite im Ablauf seiner Geschichte mit den Menschen
aufschlagen ließ. Eine Vielzahl von Erscheinungen schloß
sich in den folgenden Jahren daran an. Die Anliegen Mariens
waren von so großer Bedeutung, daß nur ein einziger Besuch
von ihr in der Flut der täglich auf die Menschheit
einströmenden Reize und Nachrichten schnell aus dem
Bewußtsein gespült worden wäre. So ist es der Güte Gottes zu
danken, daß ihr so viel Zeit eingeräumt worden ist, um mit
uns zu sprechen durch die Zeugnisse der Seherkinder von
Garabandal.
Die vier Seherinnen beschrieben die sehr schöne Dame
so: „Sie trägt ein weißes Kleid, einen blauen Mantel und
eine Krone von goldenen Sternen, die wie spitze Kristalle
funkelten. In ihren feinen und schmalen Händen hält sie ein
braunes Skapulier, es sei denn, daß sie das Kind in den
Armen hält. Langes kastanienbraunes Haar hat sie mit einem
Scheitel in der Mitte. Ihr Gesicht ist oval mit einer feinen
Nase, einem hübschen Mund und die Lippen sind ausgeprägt.
Ihr Alter beträgt etwa 18 Jahre und sie ist eher groß. “ Sie
sprachen außerdem von dem unnachahmlich wohltuenden Klang
ihrer Stimme. „Niemand hat eine Stimme wie sie, “ pflegten
sie zu sagen. Die Personen der Erscheinung standen immer mit
dem Gesicht zu den Kindern gewandt. Sie wechselten den
Standort ohne die Füße zu bewegen, blieben aber immer den
Kindern zugewandt. Die überaus schöne Dame stellte sich
ihnen als ,Unsere Liebe Frau vom Berge Karmel’ (Nuestra
Senora del Carmen) vor. Bei der ersten Erscheinung kündigte
sie auch schon eine Botschaft an, und die Kinder erkannten
bereits, daß ihr diese ein besonderes Anliegen und ein Grund
ihres Kommens war.

Die Anrufe vor den Erscheinungen
Schon schnell hatte man bemerkt, daß die Kinder wie
von einer unsichtbaren Kraft pünktlich zum Erscheinungsort
gezogen wurden. Zunächst war das rätselhaft, bis sie selbst
ihren Eltern gegenüber von „Anrufen“ sprachen, an denen sie
erkannten, daß ihnen eine Erscheinung bevorstand. Schon am
Montag nach der ersten Erscheinung, so können wir es aus den
Aufzeichnungen von Conchita entnehmen, geschah das. „Wir
haben unseren Eltern gesagt, was die Anrufe waren, und sie
zeigten sich erstaunt: Sie hatten noch nie etwas Ähnliches
gesehen oder gehört!“ Es war zweifellos nicht leicht für die
kleinen Mädchen mit ihrem einfachen Wortschatz, den
Erwachsenen die Art der Anrufe zu erklären. In Conchitas
Tagebuch lesen wir dazu: „Als (am Montag) die Stunde der
ersten Erscheinung vom Sonntag näher rückte und weil unsere
Eltern uns schon mehr glaubten, sagten sie zu uns:, Ihr müßt
gehen und den Rosenkranz im cuadro beten. ’ Darauf
antworteten wir: ,Man hat uns noch nicht gerufen. ’ Und sie
überlegten und sagten dann:, Wie? Euch gerufen?’ Und wir
haben ihnen dann erzählt, daß es wie eine innere Stimme ist:
Wir hören sie nicht mit den Ohren; wir hören keineswegs
unsere Namen rufen. Es ist eine, FREUDE’“.
Pater Eusebio Garcia de Pesquera OFM führt in seinem
Buch dazu aus: »Da Conchita uns nicht zu sagen vermag, was
diese Anrufe sind, deutet sie uns einige ihrer Wirkungen an.
Wir befinden uns vor einem Fall von direkter Verbindung von
Gott zur Seele ohne Vermittlung von Zeichen und Sprache.
Unter der Einwirkung des göttlichen Wehens, das sie
überfällt, ist die Seele von Licht, von Gewißheit, von
freudiger Empfangsbereitschaft im Hinblick auf Gott oder die
Heilige Jungfrau erfüllt, die sie ruft.«
Conchita aber fährt in ihrer
Beschreibung fort: „Es gibt drei Anrufe: Der erste ist eine
sehr schwache Freude, der zweite ist schon ein wenig
stärker, aber beim dritten sind wir sehr erregt, und wir
werden von Freude ganz durchströmt, und dann ist die
Erscheinung da! Wir brechen beim zweiten Anruf auf: denn
wenn wir beim ersten
Anruf
aufbrechen, müssen wir manchmal sehr lange warten, weil sehr
viel Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Anruf vergeht.
“
„Nach dieser Unterhaltung (mit
den Eltern) hatten wir einen Anruf,
und wir haben ihn ihnen (den Eltern
und Umstehenden) mitgeteilt.
Wir vier waren beisammen, und es gab viele Leute;
solche, die nicht daran glaubten, ... sagten zu Don
Valentin, dem Pfarrherrn:, Warum nicht zwei von ihnen ins
Haus von Loli und die beiden anderen ins Haus von Conchita
setzen?’ Und Don Valentin sagte: .Das ist eine gute Idee’“
Die Eltern erlaubten es und so wurde es also gemacht. Loli
und Jacinta bei Loli zu Hause und Marie-Cruz und Conchita
bei Conchita zu Hause. „Eine halbe Stunde später hatten wir
den zweiten Anruf... dann fanden wir uns alle vier zu
gleicher Zeit im cuadro ein, und die Leute waren erstaunt. “
Dabei muß ergänzend bemerkt werden, daß die Kinder weder
eine Uhr noch den Zugang zu einer Uhr gehabt hatten und von
den Erwachsenen auch absichtlich nicht über die Zeit
informiert wurden.
„Im Augenblick, als wir im cuadro ankamen,
erschien uns die Heilige Jungfrau mit dem Jesuskind, aber
die Engel waren nicht da.
Die Heilige Jungfrau lächelte sehr, ebenso das
Jesuskind;

Die Art und Dauer der Erscheinungen
Später sprach man davon, daß die
Allerseligste Jungfrau Maria in Garabandal über lange Zeit
hin bei den Kindern und mit ihnen in Garabandal gelebt habe.
So oft kam sie in den ersten beiden Jahren, manchmal
mehrmals am Tage und auch bei Nacht. Schon bald erschien sie
ihnen nicht nur im cuadro, sondern auch in den Häusern, auf
den Gassen, sie ging mit ihnen durch das Dorf, besuchte mit
Ihnen zusammen Kranke in den Häusern, oder sie ging mit
ihnen zum Friedhof, um sie dort aufzufordern, für die
Verstorbenen zu beten. Oft aber ging sie mit ihnen in die
Kirche vor das Allerheiligste, um Jesus zu besuchen im
Allerheiligsten Sakrament, bis es den Kindern auf Geheiß des
Bischofs verboten wurde, die Kirche zu betreten. Pfarrer Don
Valentin mußte die Kirche verschlossen halten. So kam es zu
eindrücklichen Ekstasen an der verschlossenen Kirchentür.
Besonders oft aber erschien sie ihnen bei einer Baumgruppe
von Kiefern auf einer Anhöhe über dem Dorf, „los pinos“
genannt, wohin der steinige Hohlweg, la calleja,
hinaufführt. Maria liebte diesen Ort besonders und sie sagte
einmal zu den Kindern: „Dieser Ort ist heilig, denn Gott
liebt diesen Ort“.
Dazu sei kurz bemerkt, daß diese Bäume einmal am
Weißen Sonntag von den Kommunionkindern des Dorfes anläßlich
ihrer Erstkommunion gepflanzt worden sind. Jedes
Erstkommunionkind pflanzte dort einen Baum, symbolisch für
sein Leben. Das berichtete Aniceta Gonzalez und sagte, daß
es eine Idee des längst verstorbenen Großvaters von Conchita
gewesen sei.
Die Visionen fanden häufig für alle vier gemeinsam
statt, aber es kam auch vor, daß nur dem einen oder dem
anderen Mädchen allein eine solche zuteil wurde. Die
Ekstasen konnten mehrere Stunden, aber auch nur wenige
Minuten dauern. Zu beobachten war jedoch, daß die kleinen
Visionäre dabei jegliches Zeitempfinden vermissen ließen,
denn sie bettelten auch nach langen Erscheinungen von zwei
Stunden und mehr: „Oh, Ihr wollt schon gehen? Ihr seid ja
nur eine kleine Minute hier gewesen ... Wartet doch noch ein
klein wenig!“ Gewissermaßen als Trost ließ sie dann die
Heilige Jungfrau in einer „großen Freude“ zurück, die den
lebhaften Drang, ihre Fehler zu bekämpfen und den Entschluß,
ihren Eltern besser zu gehorchen, beinhaltete. Eine im
Hinblick auf den Ursprung der Geschehnisse bemerkenswert
positive Auswirkung auf das Wesen und das Verhalten der
Visionäre in dem durch sie danach ausgeübten Gehorsam.
Als es für die Umstehenden feststand, daß die Kinder
während der Ekstasen jeglicher Beeinflussung entzogen waren,
versuchte man sie zu irgendeiner Reaktion zu bringen. Man
stach sie mit Nadeln bis zu einigen Zentimetern tief oder
hielt eine brennende Kerze unter die kleinen Arme; man
blendete sie mit starken Lampen von 1000 Watt nur wenige
Zentimeter vor ihren Augen. Dabei zuckten sie nicht einmal
mit den Wimpern. Einige Male versuchten starke Männer die
kleinen Körper vom Boden aufzuheben. Trotz großer
Kraftanstrengung gelang es ihnen nur um wenige Zentimeter,
denn sie schienen wie angewurzelt zu sein. Wenn sie das
betreffende Kind losließen, krachte es' gut hörbar mit den
Knien auf die Steine, so daß die Umstehenden von
schmerzhaftem Grausen und von der Furcht ergriffen wurden,
dem Kind könnte ein Schaden zugefügt worden sein. Aber alle
diese Manipulationen hinterließen jeweils keinerlei Folgen.
Wenn man die Seherkinder danach befragte, so wußten sie
nichts davon und konnten sich nicht daran erinnern, daß
ihnen solches widerfahren wäre. Die Einstiche sah man zwar
auch hinterher noch, aber sie waren für die Kinder völlig
schmerzfrei und blieben es auch. Conchita erzählte dem Autor
einmal davon und sagte: „Ich sah an meinem Oberarm mehrmals
kleine Stichwunden und wußte lange nicht woher sie kamen,
bis mir meine Mutter sagte ,Der gewisse N.N. hat dich dort
während der Erscheinung (aparicón) mit einer Nadel
gestochen, er hat es mir gesagt, damit ich mich nicht
beunruhigen soll wegen dieser kleinen Wunden.’ Ich habe
davon jedenfalls nichts bemerkt“.
Die Eltern von Marie-Loli waren in einer Winternacht
einmal sehr besorgt um ihr Kind, daß es sich erkälten würde,
als es nur mit dünner Bettbekleidung in Ekstase aus dem Haus
lief und einer langen Erscheinung der Gottesmutter gewürdigt
wurde. Der Vater lief ihr nach und stand selbst frierend die
ganze Zeit neben ihr. Er faßte das Kind immer wieder an. Es
war bettwarm. Als sie ins Haus zurück kehrten war sie immer
noch bettwarm, keine Spur von Kälte war an ihr zu bemerken.
Das berichtete der Vater von ihr, Ceferino Mazön, dem Autor
persönlich und versicherte, daß er das ja selbst an ihr
überprüft habe. Während der Ekstasen waren die Sinne der
kleinen Sehermädchen für das natürliche Leben wie
ausgeschaltet, sie waren aber wie geöffnet gegenüber der
Erscheinung. Ihre Erinnerung bezog sich für die Zeit der
Ekstasen ausschließlich auf das Geschehen der Vision und
nicht auf das, was um sie herum geschah. Sie waren jeweils
wie losgelöst, physisch und psychisch, von der um sie herum
existierenden Wirklichkeit und wie eingetaucht in die
transzendente Wirklichkeit der ihnen widerfahrenen
Erscheinung. Ihr Zustand war für die Umstehenden und oft
prüfend kritischen Anwesenden dafür ein nicht zu leugnender
Beweis.
Des Öfteren betete die Erscheinung auch mit ihnen und
sie lehrte die Kinder mit Andacht und Innerlichkeit zu
beten. Davon zeugen beeindruckende Tondokumente. Ganz
langsam und ehrfürchtig wurden das , Vaterunser’ und das ,Gegrüßet
seist du, Maria’ gebetet, wobei die Heilige Jungfrau nur das
,Vaterunser’ mitbetete. Sehr oft führten die Kinder auf
Geheiß der mütterlichen, unwiderstehlich schönen Frau ein
Kreuz zu den Lippen dieser oder jener Person.
Das geschah
mit traumwandlerischer Sicherheit und oft ohne daß sie sich
zu dieser Person umdrehten oder sie anblickten. Ihr Blick
blieb dabei zumeist auf die Erscheinung gerichtet und ihre
Hand bewegte sich, wie unsichtbar geführt, zielsicher zum
Munde der betreffenden Person, die so zur Verehrung des
Kreuzes und zum Kuß desselben aufgefordert wurde. In
gleicher Weise gaben sie so auch Gegenstände zurück, die
ihnen von bestimmten Personen vor der Ekstase gegeben
wurden. Dabei konnten sie nicht wissen, wo diese Personen
während der Erscheinung standen. Zu Verwechslungen kam es
dabei aber niemals. In dieser Geste kam für viele der
Betroffenen zum Ausdruck: Nimm dein Kreuz an und trage es
meinem Sohn Jesus nach, so wie ich, eure Mutter, das Kreuz
meines geliebten Sohnes mit schmerzendem Herzen in der
Ergebenheit in den Willen des Vaters in Liebe mit ihm bis
nach Golgatha getragen habe.
Maria ging stets auf die kleinen Dinge des einfachen
ländlichen Alltages der Kinder ein oder lächelte zur einen
oder anderen Begebenheit, wie eine gütige Mutter, die der
Begeisterung ihres kleinen Kindes mit Interesse zuhört.
Einmal sagte sie zu ihnen: „Ihr habt bei euch hier viele
Dinge noch so, wie ich sie in meinem Leben auch gehabt
habe“. Gemeint waren die einfachen häuslichen Verhältnisse,
wie z. B. der Herd mit offenem Feuer oder die einfachen
Schlafplätze aus Laub und Stroh.
Eine andere auffallende Tatsache war die der
ekstatischen Gänge, manchmal rückwärts, den Kopf weit nach
hinten geworfen und steil gen Himmel zur Erscheinung
hochblickend. Hindernisse, wie Gräben oder große Steine, die
dabei im Weg lagen, wurden mühelos, ohne auch nur einmal zu
stolpern, überwunden oder umgangen, und das hin und wieder
mit solch flinker Schnelligkeit, daß selbst sportlich
trainierte Personen, die sie begleiteten, nur mit Mühe
folgen konnten. Es schien dabei gelegentlich, daß in
Anwesenheit der Heiligen Jungfrau Maria die physikalischen
Gesetze der Schwerkraft aufgehoben wurden, wenn sich eines
der Kinder plötzlich so vom Boden erhob, daß ein Mann seinen
Spazierstock unter dessen Füßen hin und her bewegen konnte.
Einmal gingen alle vier, an den Armen eingehängt,
nebeneinander über die kleine schmale Brücke des Dorfbaches
auf dem Vorplatz der Kirche. Während nur zwei mit ihren
Füßen auf der Brücke nebeneinander gehen konnten, gingen die
anderen beiden links und rechts, ohne Boden unter den Füßen
zu haben, schwebend über den Bach. Das wurde von mehreren
Anwesenden unabhängig voneinander beobachtet und berichtet.
Auch geschah es, daß sie flach nach rückwärts geneigt und
waagrecht über dem Boden schwebend, liegend, mit den Füßen
den Boden berührend, gingen oder so längere Zeit verharrten.
Zu beobachten war dabei, daß ihre Kleidung sich so verhielt,
als ob sie aufrecht stehen würden.
Solche und noch andere außerordentliche Begebenheiten
ereigneten sich zumeist dann, wenn irgendwelche Personen
unter den Anwesenden waren, die entweder quälende Zweifel an
der Echtheit der Phänomene und der Erscheinungen hatten oder
überhaupt dadurch vom Zustand des Unglaubens in den des
Glaubens gelangten. Darunter waren auch Priester, wie z. B.
der Jesuit Pater Ramön Andreu.
Ein Priester stellte Conchita einmal auf die Probe:
„Wenn Dir ein Engel erscheint und in demselben Augenblick
ein Priester begegnet:
wen grüßt Du zuerst?“ Nach einer kurzen Überlegung
verbarg sie ihre Unsicherheit in der Antwort: „Das war noch
nie, ich weiß es nicht. “ Der Priester aber wollte die Art
und Herkunft der Erscheinung prüfen und bat sie, die
Erscheinung deshalb zu fragen, was alsbald geschah. „Die
Heilige Jungfrau hat mir gesagt, daß ich zuerst den Priester
begrüßen soll, denn nur er hat die Vollmacht Brot und Wein
in Leib und Blut Jesu zu verwandeln. Deshalb steht er höher
als der Engel“. Der fragende Priester glaubte daraufhin an
die Erscheinungen der Heiligen Jungfrau und man beobachtete,
daß ihm Tränen über die Wangen liefen. „Du bist ein Kind der
göttlichen Gnade,“ stammelte er erschüttert, aber Conchita
machte sich nichts daraus, sie war nur sehr glücklich
darüber, daß dieser Priester jetzt glauben konnte.
Maria griff oft zu außerordentlichen Mitteln, um
ihrer mütterlichen Sorge um die Bekehrung Nachdruck zu
verleihen, weil für den modernen aufgeklärten Menschen
natürliche Vorgänge mit natürlichen Ursachen erklärt werden
können und somit zur Ablehnung dessen führen, was man ja
nicht sehen kann, eben die Erscheinung. Wenngleich dadurch
auch die Vision im wissenschaftlichen Sinne nicht
nachprüfbar wurde, so wurden derartige Vorgänge doch zum
nicht wegzuleugnenden Zeichen für die Wirklichkeit dessen,
was die Kinder erlebten und sahen. Die dabei immer wieder
erfahrbare Tatsache, daß auf den jeweiligen
außerordentlichen Zustand der Seherkinder überhaupt kein
Einfluß genommen werden konnte, ist oftmals und gründlich
von vielen unabhängigen Fachleuten, wie Ärzten, Psychologen,
Theologen und urteilsfähiger Intellektueller zweifelsfrei
festgestellt worden. Nur überhebliche Ignoranz konnte daran
achtlos Vorbeigehen und behaupten, daß das suggestive
Kinderträume und Spiele kleiner Mädchen seien, die mit
natürlichen Mitteln zu erklären sind. Behauptungen, die
übrigens die Tätigkeiten der vom damaligen Bischof
eingesetzten Prüfungskommission nicht gerade von Ehrlichkeit
und sachbezogener Kompetenz geprägt erscheinen lassen. Ein
Faktum, das für den heutigen Bischof zum Dilemma wird, da er
das Gegenteil nicht mehr beweisen kann, denn was will er
prüfen? Der einzige Weg wäre eine von allen noch lebenden
Mitgliedern der Prüfungskommission Unterzeichnete
Revidierung ihrer damaligen Prüfungsergebnisse. Aber auch
dann bliebe der Zugzwang bei der nicht mehr zu
rekonstruierenden Situation stehen, da die Zeit der
Erscheinungen vorüber ist und kein Gegenstand der Prüfung
mehr gegeben ist. Doch die Großherzigkeit des Dreifältigen
Gottes hat im Geschehen von Garabandal die Kleingläubigkeit
der Menschen bereits eingeplant: Die Prophetie der noch
angekündigten Ereignisse. Ihre Erfüllung wird dann der
Beweis sein dafür, daß Gott der Urheber dieser Ereignisse
war. Unwiderlegbar und endgültig. Wird es aber dann nicht
bereits zu spät sein, wie an anderer Stelle näher ausgeführt
wird?
Heute sind wir um das Bekenntnis des damaligen
Leiters der kirchlichen Prüfungskommission Dr. Luis Morales
Noriega reicher, der in einem vielbeachteten Vortrag im Mai
1983 im Ateneo von Santander vor Priestern, Intellektuellen,
Ärzten und einer überaus großen Zahl von interessierten
Zuhörern in Gegenwart des zuständigen Bischofs von Santander
über die Ereignisse von Garabandal sinngemäß sagte: „Als wir
vom damaligen Bischof beauftragt wurden, die Angelegenheiten
in San Sebastian de Garabandal zu prüfen, sind wir mit der
vorgefaßten Absicht dort hingegangen, Gründe für die
Ablehnung zu finden, die überall zu finden sind, wo man sie
ernstlich sucht. ... Ich bin heute davon überzeugt, daß wir
wahrscheinlich an einem der größten Gnadenerweise Gottes für
unsere Zeit und die ganze Kirche achtlos vorübergegangen
sind. Ich bin überzeugt davon, daß es die Allerseligste
Jungfrau Maria war, die uns und damit die Kirche aufgesucht
hat.“
Oft mögen es die Bedürfnisse und Nöte der vielen
Menschen gewesen sein, die um der Anwesenheit der Heiligen
Jungfrau willen hilfesuchend nach Garabandal kamen, und von
deren innerer Not und äußerer Bedrängnis ihre Anwesenheit
und mütterliche Sorge herausgefordert wurde. Bekehrungen und
Heilungen, Tröstungen und Hilfen in geistlicher und
leiblicher Not wurden in beachtlicher Zahl bekannt. Der
Glaube der jeweils Beschenkten führte sie auf das direkte
Eingreifen und die Fürsprache der Jungfrau Maria zurück.

Das Geschenk
der segnenden Küsse
Pater Eusebio schreibt
dazu in seinem Buch: „An diesem Montag des Monats Juli, dem
Tag der zweiten Erscheinung Mariens, der Königin und Mutter,
stellte man nicht nur das Phänomen der Anrufe fest, sondern
auch ein anderes Phänomen, von dem ich in der
Kirchengeschichte kein Beispiel kenne, das aber in der
Geschichte von Garabandal ganz charakteristisch ist und das
ich .die Gnade der Küsse’ zu nennen wage.“
Im Tagebuch der Conchita finden wir dazu die Zeilen:
„Man gab uns Gegenstände, damit wir sie von der Jungfrau
küssen ließen, und sie küßte sie alle. “
Im Verlaufe der Geschichte der Erscheinungen von
Garabandal stößt man sehr häufig auf diese Art von
Freigebigkeit der Jungfrau Maria. Es ist unmöglich hier auf
alle Fälle einzugehen, aber einige Beispiele mögen diese
außergewöhnliche Handlungsweise für den kritischen, nach dem
Glauben suchenden Menschen verstehbarer machen.
Sogar kleine Steine, die sie zuvor gesammelt hatten,
boten die Kinder der Erscheinung zum Kuß an. Eines Tages
hatte eines der Mädchen einen kleinen Haufen solcher Steine
vorbereitet, um sie der Erscheinung zum Kuß anzubieten.
Während sie einen der kleinen Steine darreichte, hörte man
die Kleine sehr deutlich sagen: „Wie? Dieser ist schon
geküßt worden ? Aha! Es ist der von Andreas. “ Das
berichtete Pater Ramön Andreu SJ, der es selbst miterlebt
hatte. Es zeigt, daß die von Maria geküßten Gegenstände für
uns unsichtbar gezeichnet sind und daß sie jederzeit von ihr
erkannt werden.
Ein kleiner Stein hat keinerlei Wert in sich, aber
von der Jungfrau Maria geküßt wird er zu einer unschätzbaren
Kostbarkeit, zu einer Brücke zu ihr, der fürbittenden
Allmacht. Die Muttergottes dehnte die Wirkung ihres Kusses
sogar noch auf jene Gegenstände aus, die mit Glauben und im
Vertrauen in der Absicht, die Verheißungen ihres Kusses
weiterzugeben, an den von ihr geküßten Gegenständen berührt
werden.
Aber die Heilige Jungfrau küßte nicht nur Steine,
einfache Steine mit dem Klang biblischer Symbolhaftigkeit,
sie küßte besonders auch unzählige Medaillen, Rosenkränze,
Kreuze, Bildchen und Eheringe. Gleicherweise küßte sie auch
Gegenstände, die anderen Anwesenden für die Lippen der
Jungfrau Maria sehr unwürdig erschienen. Eines Tages
erwartete Conchita, umgeben von zahlreichen Personen, in
ihrer Küche die Erscheinung. Auf dem kleinen von der Wand
abklappbaren Tisch häuften sich die Gegenstände, die sie zum
Kuß darreichen sollte. Ein Mann stellte dort eine hübsche
Puderdose dazu. Conchita und die Umstehenden wollten ihn
daran hindern, in der Meinung, daß die heilige Jungfrau
keinen Gegenstand küssen werde, der zur menschlichen
Eitelkeit gebraucht wurde. Die Puderdose blieb aber stehen
zum Verdruß einiger besorgter Anwesender.
Der Augenblick der Ekstase war gekommen und die
Umstehenden sahen mit Überraschung, wie die Hand der Seherin
sich zuerst und ohne zu zögern zu der Puderdose wandte, sie
ergriff und sie zur Erscheinung emporhob. Mit größter
Ehrfurcht setzte Conchita sie zurück auf den Tisch. Die
Anwesenden werden wohl in diesem Augenblick von Zweifeln
geplagt gewesen sein, ob es tatsächlich die Allerseligste
Jungfrau Maria war, die da erschien, oder ob es sich um
einen Spuk des Teufels handeln könnte, der sich dem
Gegenstand menschlicher Eitelkeit zuerst zuwandte.
Unmittelbar nach Beendigung der Ekstase befragte man
Conchita sofort deswegen. Sie erklärte, daß die Heilige
Jungfrau ohne zu Zögern von ihr zuerst diese Puderdose
verlangt habe, indem sie sagte: „Das ist etwas von meinem
Sohn.“ Conchita wußte nicht mehr darüber zu sagen, aber
derjenige der sie hingestellt hatte, enthüllte den
Anwesenden, daß diese Puderdose im Bürgerkrieg in der roten
Zone, in der die Priester verfolgt wurden und sich
verstecken mußten, dazu diente, die Heiligen Gestalten zu
einigen zum Tode verurteilten Gefangenen zu bringen. Die
unwürdig scheinende Puderdose hatte als Hostienbehälter
ihrem Göttlichen Sohn gedient. Sie wurde darüber hinaus für
deren Eigentümer und auch für die Umstehenden zum Beweis,
daß hier die Mutter dessen anwesend war, dessen Gegenwart
diese Puderdose in den heiligen Hostien einmal umschlossen
hatte.
Eine oft festzustellende Tatsache war, wie bereits im
vorigen Kapitel angedeutet, daß sich die Mädchen trotz der
großen Zahl von Gegenständen bei der Rückgabe an ihre
jeweiligen Besitzer während der Ekstasen niemals irrten,
auch wenn sie diese nicht sehen konnten oder diese
absichtlich ihren Standort gewechselt hatten. Wenn sie
Gegenstände Zurückgaben, behielten sie immer die
Blickrichtung zur Erscheinung bei. Für alle Anwesenden war
jeweils gewiß, daß eine unsichtbare Person die Kinder bei
diesen Handlungen führt und ihnen dazu die Anweisungen geben
mußte. Anders ließe sich solches Verhalten auf keine Weise
erklären.

Jacinta reicht unter aufmerksam prüfender Beobachtung zweier
Theologen
der Heiligen Jungfrau einen Rosenkranz zum Kuß.
Von außerordentlichen Gnadenerweisen und Heilungen
berichtet man, auch wenn diese in der Mehrzahl weder
aufgezeichnet noch überprüft worden sind. Sie wurden in dem
Augenblick erlangt, in dem die Gegenstände der Erscheinung
gereicht wurden oder während sie den Eigentümern
zurückgegeben wurden oder aber auch später, wenn sie mit
Vertrauen und unter Anrufung ihrer Fürsprache gebraucht
wurden.
In den vergangenen Jahrzehnten sind eine ganze Reihe
medizinisch unerklärbarer Heilungen bekannt geworden, die
anscheinend darin ihre Ursache haben, daß die Betroffenen
voll Glauben und Vertrauen Hilfe und Heilung durch die
Verehrung und den Gebrauch / solcher von der Heiligen
Jungfrau geküßter Gegenstände suchten. Das wiederum
entsprach dem Rat, den sie einmal den Menschen über die
Seherkinder gab: „Die von mir geküßten Gegenstände bringt zu
den Kranken und Leidenden. Mein Göttlicher Sohn Jesus wird
diesen Menschen dadurch Trost, Hilfe im Leiden oder Heilung
gewähren. “ Darüber hinaus versprach sie allen, daß
diejenigen, die diese Gegenstände verehren und mit Vertrauen
an sich oder bei sich tragen, ihren besonderen Schutz und
ihre Führung erfahren werden. Zugleich aber sagte sie auch,
daß sie ihnen nicht versprechen könne, dadurch ein
leichteres Leben zu haben, vielmehr würden sie ihr Fegfeuer
schon in der Zeit ihres irdischen Lebens durchmachen. Sie
kündigte weiterhin an, daß ihr Sohn Jesus durch die
Verehrung dieser Gegenstände Wunder wirken werde.
Zweifellos eine ungeheuere Verheißung, deren
Bedeutung auf das ewige Heil der Seelen ausgerichtet ist. In
der Konsequenz bedeutet es, daß sie, Maria, sich für diese
Menschen in außerordentlicher Weise einsetzen will, damit
sie das Ziel, das ewige Leben, erreichen. Zugleich aber
bedeutet das auch, daß sie sich um den Glauben dieser
Menschen kümmern will und darum, daß er diesen Menschen
nicht verloren geht. Ja, sie geht sogar noch weiter, sie
schafft mit der Verheißung zu den von ihr geküßten
Gegenständen ihren armen glaubensschwachen Kindern eine
Brücke zum Verstehen der Worte ihres Sohnes: „Habt Glauben
an Gott! Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berge sagt:
Hebe dich hinweg und stürze dich ins Meer, und nicht
zweifelt in seinem Herzen, sondern glaubt, daß alles
geschieht, was er sagt, dem wird es geschehen. Darum sage
ich euch: Bei allem, um was ihr betet und fleht, glaubt, daß
ihr empfangen habt, und es wird euch zuteil werden (Mk
11,22-24)“.
Maria ist für uns das einzigartige Vorbild eines
festen Glaubens ohne Zweifel, eines starken Glaubens, wie
ihn Petrus nicht hatte, als er aus dem Boot auf die
Wasserfläche trat, um seinem Herrn entgegen zu gehen. Der
Zweifel war es, der ihn vor den Augen seines Herrn in den
Fluten versinken zu lassen drohte, hätte nicht Jesus ihn
ergriffen und vor dem Untergang gerettet. Bei Maria war das
ganz anders: Sie glaubte ohne zu zweifeln. Von Zweifeln
blieb sie verschont, da sie frei von der Erbsünde war.
Elisabeth hat es vom Heiligen Geist erfüllt ausgesprochen:
„Selig, die geglaubt hat, daß in Erfüllung gehen wird, was
ihr gesagt worden ist vom Herrn“ (Lk 1,45).
Durch ihren Kuß bindet sie sich mit ihrer Verheißung
an uns, wenn wir uns mit unseren Bitten an sie wenden, und
sie kommt unserem von Zweifeln geschwächten Glauben zu Hilfe
mit ihrer Fürsprache, wenn wir uns in der Absicht ihrer
Demut zu folgen an sie wenden. Sie ist es dann, die für uns
im Vertrauen auf die Kraft Gottes bittet und unserem
schwachen Glauben zu Hilfe kommt. Ihre mütterlich
fürsorgliche Liebe zu uns, ihren Kindern, vermittelt uns die
Gnade Gottes, von der sie selbst über und über voll ist. „Gebenedeit
bist du unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht
deines Leibes!“ (Lk 1,42).
Hinter diesen Feststellungen verbirgt sich das
Geheimnis ihrer Gnadenvermittlung. Gott selbst hat ihren
demütigen Glauben erkannt, den Glauben an das menschlich
Unmögliche, empfangen zu haben, ohne einen Mann zu erkennen.
Sie hat ,Ja“ dazu gesagt, weil sie glaubte, weil sie
vertraute, und weil sie sich zugleich vollkommen, anbetend
und dienend in den Willen des Allerhöchsten ergab. So ist
Maria zum Brückenpfeiler der Brücke geworden, über die Gott
als Mensch zu den Menschen gegangen ist. Niemals wird ein
anderes Geschöpf von solchem Glück erfüllt worden sein und
werden wie Maria, die Jungfrau von Nazareth. In diesem
Augenblick der höchsten Freude spannte sich bereits der
Bogen zur Erfahrung des tiefsten Schmerzes, der ihr Herz
durchdringen sollte, wenn ihr geliebter Sohn unsäglich
leidend die Schuld der Welt auf sich nimmt. Zwischen ihrer
unbeschreiblichen Freude und ihrem unsagbaren Leid wird die
ganze Größe und Tiefe ihrer Liebe sichtbar, mit der sie zum
Brückenkopf der Gnaden Vermittlung für die ganze Menschheit
wurde im Ozean des Verlorenseins durch die Erbsünde. Kein
Leid und kein Schmerz reichen heran an ihren Schmerz, aber
auch keine Freude, denn indem Gott selbst in ihr Mensch
geworden ist, besaß sie IHN, der die Erfüllung, der die
Liebe ist, als Ganzes. Weil in ihr das ganze Spektrum
menschlicher Erfahrbarkeit Wirklichkeit wurde, sind auch
kein Leid und keine Freude so groß, daß sie über den Rahmen
ihres mütterlichen Mitgefühls hinausgehen könnten. Sie
selbst wurde zum kostbaren Gefäß der göttlichen Liebe zu den
Menschen, und so ist ihre Liebe zu den Menschen ungeteilt
und ohne Grenzen. Sie wurde zur Quellmündung der göttlichen
Gnade aus der die Liebe des Dreieinigen Gottes zu uns
Menschen unaufhörlich fließt.
Ihr Kuß ist das Symbol dieser tiefinnigen Liebe zu
uns, ihren Kindern. Zugleich aber erkennt sie uns an der
Verehrung dieses liebevollen Kusses des von uns verehrten
Gegenstandes und kommt uns entgegen mit ihrer überaus
mütterlichen Fürsorge. Aber nicht nur sie erkennt uns,
sondern ihr Göttlicher Sohn Jesus erkennt uns gleichermaßen
daran, denn sie sagt: Mein Sohn wird ... dann Wunder
wirken.“ Übrigens auch ein lichtvoller Beweis für die in
Ewigkeit andauernde innige Verbindung mit ihrem Sohn, der
Gott selbst ist. So wie wir im Glauben tatsächlich über die
Kraft Gottes verfügen können, wenn unser Glaube nur groß
genug ist, so verfügt sie mit ihrer Verheißung, unserem
kleinen Glauben durch ihre Fürsprache zuhilfe kommend, über
die Kraft Gottes. Wenn wir uns also mit Bitten an Maria
wenden, so ist nicht sie es, die dieses oder jenes bewirkt,
sondern ihre Fürsprache ist es, mit der sie unseren kleinen
unvollkommenen Glauben ergänzt und uns zu Hilfe kommt, um
das Herz Gottes zu rühren und seine Kraft zu benutzen. „Wenn
ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn groß, so könntet ihr zu
diesem Maulbeerbaum sagen: Nimm deine Wurzeln heraus und
verpflanze dich ins Meer! Und er würde gehorchen“ (Lk 17,6).
Wer von uns normalen Menschen könnte von sich behaupten, daß
sein Glaube auch nur so groß wie ein Senfkorn sei?
In einer nicht ganz selbstverständlichen Betrachtung
dieser Zusammenhänge kann man erkennen, daß Maria neben den
Nachfolgern der Apostel jetzt für uns, in menschliche
Begriffe gefaßt, die Aufgaben erfüllt, die ihr Sohn Jesus zu
seinen Lebzeiten seinen Mitmenschen gegenüber beim Vater
erfüllt hat. Wenngleich wir auch feststellen, daß nur ganz
vereinzelte Nachfolger der Apostel die Größe des Glaubens
besitzen, die jenem senfkorngroßen Glauben gleichkommt; so
zum Beispiel bei Menschen wie Pater Pio, der vor den Augen
der ganzen Welt Wunder zu wirken im Stande war, wie sie uns
im Evangelium von Jesus überliefert sind und der auf
geheimnisvolle Weise auch mit dem Geschehen in Garabandal
verbunden war. Wie Jesus den Vater anrief, um dieses oder
jenes zu bewirken, und damit den betreffenden Wunsch eines
einzelnen Menschen zu seinem eigenen machte, so ist es jetzt
Maria, die sich unsere Bitte an sie zu eigen macht und
Fürsprache einlegt für uns in ihrer von Gott verliehenen
Stellung als Mutter seines Sohnes, weil sie ohne zu zweifeln
geglaubt hat. Jesus sprach von diesem Glauben zu seinen
Jüngern und machte auf diese Weise deutlich, daß sie die
Größe dieses Glaubens nicht ohne weiteres besitzen. Maria
aber hat die Prüfung ihres Glaubens vor dem Engel bestanden,
und sie wurde von Gott ausgezeichnet und zur Mutter seines
Sohnes erhoben.
Trotz alledem werden wir durch ihre Fürsprache nicht
von der demütigen Annahme des göttlichen Willens befreit.
„Vater, Dein Wille geschehe, nicht der meine!“ Wenn nun
dieser Wille, der immer unser Heil im Auge hat, besagt, daß
wir dieses oder jenes Kreuz tragen sollen, so ist es bei
aller Schwere das Allerbeste, wenn wir es zu tragen
versuchen. Wir werden ihre Hilfe kraftvoll verspüren, je
williger wir das Kreuz annehmen. Wir dürfen davon ausgehen,
daß sie uns das Kreuz umso kräftiger tragen hilft, je mehr
wir mit unserem Kreuz das Kreuz Jesu entlasten wollen. Das
bedeutet, daß wir auch lernen müssen das Kreuz für Jesus zu
lieben. Diese Zusammenhänge kommen in der Geschichte von
Garabandal, die die über vierjährige Geschichte Mariens mit
den Menschen ist, klar zum Ausdruck.
Es führt allerdings in diesem kleinen Buch zu weit,
das nur einen kurzgefaßten Überblick über das Geschehen
geben will, alle diese Zusammenhänge durch Geschehnisse in
Garabandal zu belegen.
An den Beispielen, wie Maria den Umgang mit den vier
Seherkindern in Garabandal gepflegt hat, erkennen wir, was
für eine Mutter wir an ihr haben, obwohl sie unserem Auge
verborgen bleibt. Bernhard von Clairvaux hat die Süßigkeit,
mit der Maria seine Verehrung zu ihr erwiderte, erkannt und
benannt. In der Geste ihres Kusses leuchtet diese Erwiderung
auf. Wenn das Herz als der Ort der Güte und Liebe betrachtet
wird, so ist der liebevolle Kuß Ausdruck der liebenden
Innigkeit.
Wiederum verspricht sie das ewige Heil, wie bereits
in Fatima. Das ewige Heil! Wer von uns kann ermessen, was
das zu bedeuten hat? Ist nicht gerade das für viele von uns
in einer allzu nüchternen, materiellen und wohlhabenden Zeit
zu einem ungewissen und unwirklichen Wert geworden, weil wir
nur zu leicht die Verpflichtungen, die aus dem Glauben an
Gott erwachsen, in die Zeit des Alters aufschieben, wenn wir
nicht mehr fähig sind, uns an den „unbegrenzten“
Möglichkeiten des modernen Lebens zu berauschen? Wenn wir
nicht mehr machen können, was wir für machbar halten. Wenn
wir nicht mehr erreichen können, was wir für erreichbar
halten. Wer aber kennt seine Zeit? Kann nicht die nächste
Stunde schon die letzte sein? Die Stunde der Wahrheit über
unser ganzes Leben. Die Stunde der Entscheidung für die
ganze Ewigkeit; für immer bei Gott zu sein oder in der nicht
mehr aufhörenden unerträglichen Trennung von IHM zu
schmachten. Auch können wir uns bei keiner Versicherung
dagegen versichern, von irgendeiner Krankheit befallen zu
werden, die den Lebensspielraum entscheidend einschränkt.
Sicherlich aber sollten wir es nicht so verstehen,
daß wir solche von Maria geküßten Gegenstände achtlos
beiseite legen dürfen, um sie dann mit der Gewißheit, ein
Patentrezept zu kennen, hervorzuholen, wenn der Schuh
unserer Schuld zu drücken beginnt, in der Absicht dadurch
von unbequemen Kreuzen befreit zu werden. Solche Gegenstände
sind über das besondere Geschenk durch die Allerseligste
Jungfrau Maria hinaus vor allem eine Verpflichtung für den,
der einen solchen Gegenstand besitzt. Trotz aller
menschlichen Schwäche bleibt ein von der Jungfrau Maria
geküßter Gegenstand eine ständige Verpflichtung zur Umkehr
und Demut. Er wird zur Brücke des Glaubens an die Kraft
ihres Glaubens vor Gott, wenn sie für uns Fürsprache einlegt
vor seinem Thron. Zugleich aber vermittelt ein solcher
Gegenstand das Gefühl ihrer Nähe und der Geborgenheit bei
ihr, der Himmlischen Mutter. Wenngleich wir auch den Kuß der
himmlischen Mutter selbst nicht verspüren können, so bietet
sie uns die Möglichkeit an, ihren Kuß mit Glauben und
Vertrauen durch ihre Fürsprache erfahren zu können.
Aus den Buch: Garabandal - Der Zeigefinger Gottes
© Alle Rechte vorbehalten

Die
allerheiligste Jungfrau Maria
Aus den Buch: So sprach Maria in Garabandal
© Alle Rechte vorbehalten
Es versteht sich von
selbst, daß die Heilige Jungfrau nicht mit dem gleichen
Titel wie Jesus "Retterin” genannt werden kann. ”Kein
Geschöpf kann jemals in eine Reihe mit dem menschgewordenen
Wort und Erlöser gestellt werden” (LG, 62).
Unsere Ausführungen werden
im übrigen — wie man feststellen wird — nicht spekulativer,
sondern beschreibender Natur sein.
Maria
kommt in Garabandal:
1.
als
Besucherin
Bezeichnend ist in dieser
Hinsicht der von ihr gewählte Tag für ihre erste
Erscheinung: Das Fest der Heimsuchung, der 2. Juli. Wie wir
es später im einzelnen darlegen werden, besucht sie ein
ganzes Dorf.
Am 11. September 1961
nimmt sie Conchita in der Ekstase zu Loli mit auf Besuch und
Loli, um Conchita zu besuchen (Zeuge: M. Rousseau — Vellones).
Die Seherinnen besuchten sich häufig gegenseitig unter
Führung der Heiligen Jungfrau, wie Don Valentin Marichalar
bezeugen kann.
Es besteht da eine
Entsprechung zum Evangelium:
Das erste, was man Maria nach dem Besuch des Engels tun
sieht, ist der Besuch bei ihrer Base Elisabeth. Und die
"Gesegneten des Vaters” sind jene, die die Kranken und
Gefangenen besucht haben (Mt 25,36).
2.
als
Unsere Liebe Frau vom Berge Karmel
Der Engel hatte sie so
angekündigt (J, S. 32) und tatsächlich trug sie das Gewand,
in welchem sie dem heiligen Simon Stock im 13. Jahrhundert
mit einem Karmeliterskapulier am rechten Handgelenk
erschienen war. Sie trug ein weißes Kleid und einen blauen
Mantel. Da gewisse Leute im Herbst 1961 sagten, daß sie
nicht Unsere Liebe Frau vom Berge Karmel sein könne,
erschien sie Conchita nur wie eine Karmelitin in ihrem
traditionellen braunen Ordensgewand und
sagte: ”Ich bin ein
und dieselbe” (Zeugenaussage von Conchita zu Ch.M.).
Der Karmel ruft viele
Dinge wach:
-
Den Propheten Elias,
der Israel zu Gott und zum Bündnis, das die Großen und
das Volk verraten hatten, zurückfuhrt (1 Kg 17-22);
-
ein eindrucksvolles
und wunderbares Opfer, das Jahwe als den alleinigen Gott
bezeugte (1 Kg 18,27-39);
-
ein Leben des Gebetes,
der Vereinigung mit Gott, die Berufung zur Heiligkeit,
deren große Meister oft Karmeliter oder Karmelitinnen
sind;
-
das Tragen des
Skapuliers als Unterpfand göttlichen Schutzes;
-
das Sich-Festhalten an
der Heiligen Jungfrau, der Königin der Propheten, das im
Karmeliterorden so bedeutend ist;
-
Israel, weil doch der
Karmelberg sich dort befindet und Palästina beherrscht;
Paul VI. hat an die Lobpreisungen und Prophetien des
heiligen Paulus (Röm 9-11) erinnert, die die Israeliten
den Christen besonders lieb machen: ”Wir sollten nicht
vergessen, mit welch bewegenden und prophetischen Worten
der große Apostel Paulus von euch, von eurem Volk, von
der Hoffnung gesprochen hat, die er in seinem Herzen für
seine israelitischen Brüder nährt”
8.
8
Rede gehalten am 27. Februar
1972, anläßlich der Überreichung der Enzyclopedia Judaica,
veröffentlicht in den ”Nouvelles chretiennes d’Israel” Band
XXIV, Nr. 1, S. 51 und abgedruckt in D.C., Nr. 1656, S. 557.
Nun begegnet man in
Garabandal sechs Tatsachen, die den sechs oben angeführten
analog oder vergleichbar sind:
-
Die Seherinnen sind
Werkzeuge, die durch die Botschaften, die sie
verbreiten, die Christen ermahnen, zum Neuen Bund
zurückzukehren, dessen Priester und Sühneopfer Jesus
Christus ist, - "Denkt an das Leiden Christi” (2.
Botschaft) - und dessen sakramentales bleibendes Zeichen
die Eucharistie ist — "Besucht Jesus im Allerheiligsten
Sakrament” (1. Botschaft);
-
wie am Berge Karmel
zur Zeit des Elias wird ein aufsehenerregendes Wunder
diese himmlischen Botschaften bestätigen; es wird ”viel
größer als das von Fatima” sein (J, S. 52, Bem. 66);
-
die Kinder geben ein
eindrucksvolles Beispiel des Gebetes während und
außerhalb der Erscheinungen;
-
die Heilige Jungfrau
trug ein Skapulier vom Berge Karmel;
-
wie man im weiteren
sehen wird, schlossen sich die Seherinnen eng an Maria
an;
-
die Tochter eines
Israeliten empfing in Garabandal das Bild der Taufe, die
sie tatsächlich später in Burgos empfing.
Schließlich wie der Karmel
ein Berg ist, liegt Garabandal mitten in den Bergen.
Die Mehrzahl dieser Punkte
sind in einer Broschüre dargelegt, die Abbe A Combe unter
dem Titel "Unsere Liebe Frau vom Berge Karmel” (Notre-Dame
du Carmel) verfaßt und herausgegeben hat.
3. als
Prophetin
Das Charisma der Prophetie ist ein
Offenbarungscharisma: Gott "offenbart seinen Knechten, den
Propheten, seine Ratschlüsse” (Am 3,7). Es dient dazu, das
bekannt zu machen, was der Mensch von sich aus nicht
entdecken könnte. Der Prophet lehrt, berichtigt, ermahnt,
macht auf die Fehler aufmerksam, klärt die Könige und das
Volk auf, kündigt die Zukunft an, all das im Namen Gottes.
Obgleich Abraham und Moses auch Propheten
genannt werden, so beginnt dieses Charisma doch erst so
recht mit Elias, dem Propheten vom Berge Karmel, und dem
Inspirator des Karmeliterordens. Das Charisma der Prophetie
ist eine Gabe und nicht eine Institution.
Die Erfüllung einer Prophetie binnen kurzer
Zeit beglaubigt die Botschaft der Prophetie (Jerusalemer
Bibel, Bem. zu Jer 28,17). Elias verkündete solche
Prophezeiungen (lKg21,19;2Kgl,16), auch Elisäus (2 Kg 7,1
und 2; 13,17-25), Isaias (2 Kg 20,5-6 und 9), Jeremias
(28,16-17).
Die biblischen Prophezeiungen werden manchmal
absolut und dennoch bedingt ausgesprochen. Das ist bei Jonas
der Fall, der den Untergang Ninives ankündigt (3,4) und bei
Elias, der die Ausrottung der männlichen Linie des Hauses
Achab ankündigt (1 Kg21,21). Der heilige Johannes vom Kreuz
hat betont, daß diese Prophetien inspiriert und irrtumslos
waren, aber sie trafen auf Grund einer Sinnesänderung der
Menschen nicht ein (Der Berg Karmel II, 20).
Das Prophetenamt, das im Alten Bund zuletzt
mehr als 200 Jahre unterbrochen war, lebte in Johannes dem
Täufer wieder auf, der die Volksmenge begeisterte. Er ist
nicht der einzige Prophet des Neuen Testamentes. Es hatte
auch Simeon (Lk 2,25ff.) und die Prophetin Hannah (Lk 2,36)
gegeben. Das Charisma der Prophetie findet sich in der
Apostelgeschichte wieder (2,27ff.; 13,1;
21,9ff.)wieauchinden vom Apostel Paulus gegründeten
Gemeinden (1 Thess 5,20). Auch der Prophet des Neuen
Testamentes baut auf, ermahnt, tröstet, sagt die Zukunft
voraus, aber im Gegensatz zu den Propheten des Alten Bundes
sind seine Aussagen nicht Bestandteil des Depositum fidei,
das heißt dessen, was geglaubt werden muß.
Als Werk des Heiligen Geistes erlischt das
Prophetenamt erst bei der Wiederkunft Christi in
Herrlichkeit, wie alle anderen geistlichen Gaben, die zur
Auferbauung und Heiligung des Gottesvolkes bestimmt sind.
Der Heilige Geist "rüstet sie (die Kirche) mit den
verschiedenen hierarchischen und charismatischen Gaben aus,
durch die er sie lenkt” (LG 4). "Solche Gnadengaben, ob sie
nun von besonderer Leuchtkraft oder aber schlichter (...)
sind, müssen mit Dank und Freude angenommen werden, da sie
den Nöten der Kirche besonders angepaßt und nützlich sind”
(LG 12; vgl. auch 7,32,33). Unter den ”Gnadengaben von
besonderer Leuchtkraft” spielt das Charisma der Prophetie
eine sehr bedeutende Rolle: "Darum siehe, ich sende zu euch
Propheten und Weise und Schriftgelehrte” (Mt 23,34a), hatte
Jesus angekündigt
Frauen sind Prophetinnen. Der heilige Paulus
kennt und anerkennt Frauen, ”die prophezeien” (1 Kor 11,5).
Das war von Joel und vom Apostel Petrus, der jenen in seiner
Pfingstpredigt zitiert (Apg 2,17-18) angekündigt worden. Der
Diakon Philippus hatte vier Prophetentöchter (Apg 21,9). Die
prophetische Stimme der Frau erfüllt die Kirche. Man denke
zum Beispiel an Theresia, die Große, und an die kleine hl.
Theresia vom Kinde Jesu.
Die Jungfrau Maria war in Garabandal Prophetin:
-
sie deckt die Fehler in den beiden
ausdrücklichen Botschaften auf;
-
sie ruft wie Johannes der Täufer und
andere Propheten die Menschen zur Buße;
-
sie erleuchtet in den beiden
ausdrücklichen Botschaften die Priester und das Volk;
-
sie ermahnt und erzieht die Seherinnen
und uns mit ihnen auf tausenderlei Weisen.
Wir legen das in fast allen Kapiteln dar;
-
sie kündigt die Zukunft an.
Verschiedene dieser Prophezeiungen haben sich
schon erfüllt. Die wunderbare sichtbare Kommunion wurde von
dem Engel angekündigt (J, S. 63), aber die Heilige Jungfrau
gab zusätzlich noch den genauen Tag an (J, S. 64). Sie
kündigte an, daß Pater Pio das zukünftige große Wunder (J,
S. 70) sehen werde, was auf Grund glaubwürdiger
Informationen kurz vor seinem Tod geschah (OL, S. 115). Sie
kündigte sechs Monate vorher die letzte Erscheinung des
heiligen Michael an (J, S. 84), die Gefahren, die das
Priestertum und die Eucharistie (2. Botschaft) bedrohen, und
die Gefahren der Verwirrung in der Kirche (Suite, S. 36; OL,
S. 117).
Andere Prophezeiungen harren noch auf ihre
Erfüllung. Besonders bedeutend sind: die Warnung, das große
Wunder, das mit einem seltenen und glücklichen Ereignis in
der Kirche zusammentrifft (J, S. 53 Bem. 66; TETA, S. 3),
das bleibende Zeichen, das bedingte Strafgericht. Es gibt
auch solche über die Päpste (G II, S. 224; G III, S.
224-226; ET, Nr. 37, S. 128 und 318fT.; OL, S. 164). Nach
Johannes XXIII. gibt es nur noch drei Päpste und dann kommt
”el fin de los tiempos”, was man mit ”das Ende unseres
Zeitalters” übersetzen muß*.
Conchita weiß den Sinn dieser Ankündigung der Heiligen
Jungfrau nicht, die sie beim Tod Johannes XXIII. bekanntgab.
Theologen fangen an, darüber zu diskutieren. Andere
Prophezeiungen sind weniger bedeutend: die Heilung von Joey
Lomangino, dem blinden Amerikaner, die Priesterweihe Pepe
Luis (nach der Zeugenaussage seiner Mutter Maximina), die
Vision des großen Wunders, die der Papst haben wird, ”wo er
auch immer sein wird” (J, S. 70). Der Leichnam des Paters
Luis Andreu sollte am Morgen nach dem Wunder ausgegraben und
unverwest gefunden werden nach einer Lokution, deren sich
Conchita am 18. Juli 1964 erfreute; aber sie konnte jedoch
nicht sagen, wer die Lokution aussprach
(J, S. 55, Bem. 67, persönliche Bem.).9
*
Conchita wußte Fakten voraus, die sie in keiner Weise
natürlich voraussehen konnte, es sei denn, daß man das
Vorhandensein bemerkenswerter Vorahnungen annimmt. Zwei oder
drei Monate nach dem Tode von Johannes XXIII. sagte Placido
Ruiloba zu ihr: ”Das Ende der Zeiten kommt in dreimal
fünfzehn Jahren.” Conchita antwortete ihm: ”Genau wie für
Johannes XXIII., einer von ihnen (der drei Päpste) wird nur
ganz kurze Zeit bleiben (muy poquisimo)” (Unterhaltung des
Autors mit Herrn Ruiloba am 13. November 1978 kurz nach dem
unvorhergesehenen Tod von Johannes Paul I.).
9
Diese letzte Prophezeiung macht Schwierigkeiten. Der
Leichnam von P. Luis wurde Ende 1975 oder Anfang 1976
ausgegraben. Er ist nicht unverwest gefunden worden. Wird
Gott seinen Leib wiederherstellen? (S. Needles, Jan.-März
1977, S. 14-15).
4. als Mutter
Jesu
Zuerst zeigte Maria Jesus sehr klein als
neugeborenes Kind, das nicht sprach — und das ist neu in der
Geschichte der Marienerscheinungen der neueren Zeit — damit
er bewundert, geliebt und schließlich angebetet werde.
Lassen wir die Zeugen sprechen.
”Eines
nachts sind meine Mutter, eine Dame namens Aurelia, Maria
Cruz, ihre Eltern und ich nach dem Beten des Rosenkranzes
zur ”calleja” gegangen. Maria Cruz fiel in Ekstase. Und dann
sagte Maria Cruz, als ob die Heilige Jungfrau das Jesuskind
trüge: "Gib es mir ein ganz klein wenig, nur ein ganz klein
wenig! Wenn mein Arm auch braun ist, so ist er doch nicht
schmutzig. Gib es mir!”
Und es war, als ob das kleine Mädchen es in
seine Arme genommen hätte, denn sie machte alle Gesten wie
jemand, der wirklich umarmt, und Maria Cruz sagte:
”Höre, morgen bringe ich dir Bonbons und Plätzchen
mit.” ”Und sie verharrte dabei, das Kind zu wiegen. Sie
sprach minutenlang” (Zeugenaussage von Clementina in LVP, S.
173).
”Ich habe Jacinta eines Tages nahe beim
Brunnen in Ekstase gefunden. Sie hörte nicht auf, die
Heilige Jungfrau zu bitten, daß sie ihr das Jesuskind gebe.
Es scheint, daß die Heilige Jungfrau ihr antwortete: ”Nein,
du läßt es fallen”; denn Jacinta fuhr fort zu sagen: ”Nein,
nein, ich lasse es nicht fallen.” Schließlich mußte die
Heilige Jungfrau nachgeben, denn wir konnten Jacinta folgen,
die das Dorf durchlief, die geöffneten Arme nach oben
gewandt, wie wenn sie ein kleines Kind trüge. Ich erinnere
mich, daß sie es sehr vorsichtig trug, damit es nicht fiel,
wie sie es der Heiligen Jungfrau versprochen hatte. Gerade
bevor sie aus der Ekstase zu sich kam, sagte das kleine
Mädchen: "Siehst du, daß ich es nicht fallen gelassen habe!”
Dann hob sie die Arme, wie wenn sie das Kind jemandem
zurückgäbe” (Juan Alvarez Seco in LVP, S. 416; siehe auch J,
S. 36, Bem. 38; ET, Nr. 15, S. 54).
Der heilige Joseph und Maria, seine heilige
Gemahlin, hatten das göttliche Kind dem Herrn in seinem
Tempel dargestellt, und auch den
beiden greisen Menschen Simeon und Hannah, die den
Trost Israels erwarteten, in die Arme gelegt (Lk 2).
Daß die kleinen Mädchen das Jesuskind gezeigt bekamen, das
sie sogar in ihren Armen hielten, bereitete sie darauf vor,
ihm zu begegnen:
-
in der Kommunion, sei es aus der Hand des
Priesters, sei es aus der Hand des Engels;
-
beim Besuch des Allerheiligsten, der in
der ersten Botschaft empfohlen wird;
-
bei den Lokutionen des Herrn, deren
Conchita teilhaft wurde.
Die Heilige Jungfrau hatte ihr gesagt, daß es eine größere
Gnade ist,
Jesus in der Kommunion zu empfangen als ihn zu sehen (OL,'S.
94)
5. als Königin
Es ist Sitte in den Kirchen der Diözese Santander, die
Heilige Jungfrau unter dem Titel "Unsere Liebe Frau
erschienen als Königin und Patronin des Berges ” anzurufen,
in Erinnerung an die Erscheinungen am Beginn des 17.
Jahrhunderts. Im Zustand der Ekstase sagten die Seherinnen
an der Stelle der unterstrichenen Worte "Königin und Herrin
alles Geschaffenen — Reina y Senorade todo lo creado”, was
ins Bewußtsein zurückruft, daß Mariens Königtum universal
ist (G III, S. 101; siehe auch S. 135).
Die Heilige Jungfrau trug bei ihrer Erscheinung eine Krone
von goldfarbenen kleinen Sternen (J, S. 35). Unterstreichen
wir, daß auch ihr Kind eine kleine Krone trug (Memor, S. 14
und 19). Die Mädchen haben mit diesen Kronen gespielt, haben
sie reihum ausprobiert (ibid; SV, S. 92; GP, S. 135; LVP, S.
354). Die Krone der Heiligen Jungfrau war zu groß und die
des Kindes zu klein. Das war am 29. Juli 1961 (SV, S. 91).
Machen wir sofort zwei Bemerkungen. Erstens: Das
messianische Königtum Jesu zeigt sich als ihm gehörig von
seiner Geburt an, und nicht erst von einer
Bewußtseinsbildung als Erwachsener, zum Beispiel von seiner
Taufe an, wie einige neuere Theologen sich in Spekulationen
ergehen. In der Tat ist er König von seiner Empfängnis an (Lk
1,43). Zweitens: Es ist eine gesicherte theologische
Schlußfolgerung, daß das Königtum Mariens ganz und gar von
dem ihres Kindes abhängt. Sie ist Königin, weil ihr Sohn
König ist, und nur aus diesem Grunde.
Eine mit Sternen gekrönte Frau erscheint in der Apokalypse
(12,1- 17). Nach soliden Exegeten handelt es sich da um ein
doppeltes Symbol: Gewisse Züge beziehen sich nur auf das
alt- und neutestamentliche Volk Gottes, wie die Verse 6b und
13-14; andere vor allem auf die Jungfrau Maria, die Mutter
Jesu, die Jungfrau bei Isaias (Is 7,14), die Frau, die einem
Kind das Leben schenkt, bei Michäas (Mich 5,2): Ihr Kind ist
ein mächtiger König, der alle Nationen mit eisernem Zepter
leiten muß (Verse 5 und 6a). Gewisse Züge beziehen sich auf
beide: die Geburtswehen beziehen sich hauptsächlich auf
Israel, aus dem Jesus hervorgeht, und auf die Kirche, die
der geheimnisvolle Leib Christi ist. Sie beziehen sich in
einer gewissen Weise auch auf Maria, die die Kirche und das
neue Zeitalter mit den Schmerzen des Mitleidens gebar, das
Simeon vorausgesagt hat (Lk 2,35)10.
10
Vgl. Allo,
L’Apocalypse, Gabalda 1922, S. 160-161, 172-174.
A.-M. Dubarle, La Femme couronnee d’etoiles, Melanges
bibliques A Robert, 1957, S. 512-518.
Die Liturgie ist also völlig im Recht, wenn sie diesen Text
für das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel weiterhin
verwendet, nachdem eine klare Kritik erfolgt war durch die
Veröffentlichung des apostolischen Mahnschreibens Signum
Magnum vom 13. Mai 1967 und die Ausführungen in Cultus
marialis, Nr. 12 vom 2. Februar 1974, beide von Paul VI.
Die Kirche widmet Maria Königin ein eigenes Fest am 22.
August. Pius XII. setzte dieses Fest ein und behandelte
dieses Thema ausdrücklich in der Enzyklika ”Ad Coeli Reginam”
(DC 1186).
Die katholische Frömmigkeit gibt Maria oft diesen Titel
”Regina coeli”, ”Salve Regina” in Litaneien, in gekrönten
Statuen und in Bildern, in den Rosenkranzgeheimnissen.
Das Konzil nennt sie "Königin der Apostel” (Presb. 8). Paul
VI. nennt sie Königin, Mutter des Königs, Friedenskönigin,
Königin der Barmherzigkeit in "Cultus marialis” (6, 22, 25).
Es handelt sich um eine eminent wichtige Funktion der
Jungfrau Maria, eine wirkliche Rolle, eine Verbindung der
Mutter mit dem Sohn in der Regierung der Kirche und der
Welt, wobei die Mutter selbstverständlich in totaler
Abhängigkeit des Sohnes ist. Gott will, daß diese
normalerweise den Sterblichen verhüllte Wirklichkeit
manchmal in dieser Welt aufleuchtet, sich den Menschen in
marianischen Erscheinungen kundtut, besonders seit 1830.
Diese Erscheinungen Mariens ermutigen uns, der Einladung des
zweiten Vatikanischen Konzils zu folgen, das uns
nachdrücklich auffordert, ”unser inständiges Flehen an die
Mutter Gottes und der Menschen zu richten, daß sie, die über
alle Seligen und alle Engel Erhöhte, fortfahre, bei ihrem
Sohn zu vermitteln, bis alle Völkerfamilien schließlich
glücklich in einem einzigen Gottesvolk vereinigt sind” (LG,
69).
6. als Mutter der Menschen, Erzieherin und Katechetin
Dies
sind drei miteinander in Beziehung stehende und eng
miteinander verbundene Rollen, die Maria in Garabandal
ausübte.
Wie das Konzil es verkündete (siehe oben), ist Maria die
"Mutter der Menschen”.
Vom Beginn ihres Tagebuches an, von der ersten Erscheinung
an beschreibt Conchita, wie Maria sie so behandelte, wie
eine Mutter ihre Kinder behandelt. Sie schenkte ihr und den
anderen Mädchen lange Gehör, selbst ihren Dummheiten (tonterias),
sie interessierte sich für das, was sie sagten und taten,
gab ihnen ihre Krone und die des Jesuskindes, damit sie sie
ausprobierten, sie gab ihnen sogar das Kind, damit sie es
auf den Arm nehmen konnten. Sie half ihnen beim Komponieren
von Liedern. Sie verbesserte sie, wenn sie sich schlecht
segneten oder ein Gebet schlecht sprachen.
Nach der "seltsamen Stimme” am 17. August 1961 (OL, S. 86)
umarmte die Heilige Jungfrau alle vier, eine nach der
ändern. Das war eine mütterliche Geste, um die erschreckten
Kinder zu beruhigen.
Die Mütterlichkeit Mariens offenbarte sich bei Loli in
erstaunlicher und rührender Weise in der Nacht vom 4. auf
den 5. November 1962. Als sie eine Erscheinung erwartete,
befahl ihr ihre Mutter, in die dunkle Nacht hinauszugehen,
um Wäsche hereinzuholen, die draußen trocknete, weil es zu
regnen drohte. Loli schickte sich an zu gehorchen, aber
nicht ohne kindliche Furcht. Sie hatte eine Taschenlampe
angezündet und näherte sich der Tür. Da erschien ihr die
Heilige Jungfrau. Loli bekreuzte sich, reichte das Kruzifix
zum Küssen, dann ging sie hinaus und, immer noch in Ekstase,
raffte die Wäsche zusammen und kehrte zurück. Kaum war sie
aus der Ekstase erwacht, fragte man sie, was geschehen sei.
Sie erklärte, daß es sie viel gekostet habe, dem Befehl der
Mutter zu gehorchen und allein hinauszugehen. Sie hatte
Angst, und sie begriff, daß die Heilige Jungfrau sie
mütterlich begleitet hatte (GIII, S. 187).
Ein anderes Mal hatte Loli eine Lokution der Heiligen
Jungfrau, die ihr sagte: "Bereue und tue es nicht wieder.”
Sie erklärte einem Priester, daß das in ihr ”eine Mischung
von Schmerz, Trost und Vertrauen verursacht habe, weil es
keine bessere und verständnisvollere Mutter gebe als jene,
die wir im Himmel haben” (G III, S. 219).
Diese Mütterlichkeit Mariens machte nicht bei den Seherinnen
halt: ”Ich bin für alle meine Kinder mit dem Wunsch
gekommen, sie an unsere Herzen zu ziehen” (J, S. 93), sagte
sie bei ihrer letzten Erscheinung am 13. November 1965. Und
sie fügte hinzu: "Conchita, berichte mir Neues von meinen
Kindern, ich halte sie alle unter meinem Mantel vereinigt”
(J, S. 94).
Conchita hat im Verlauf eines Interviews, das sie Pater
Pelletier gewährt hat, am 25. April 1970 nähere Angaben über
diesen Punkt gemacht. Während der Ekstasen verharrte sie oft
schweigend und die anderen Seherinnen auch. Maria
"betrachtet die anderen Personen”, erklärte Conchita, und
”Sie sagte, daß sie ihre Kinder betrachte” (OL, S. 194-195;
s. auch G II, S. 222). Ihre Mütterlichkeit erscheint so
umfassend.
Am Dienstag, dem 1. August 1961, hörte man die Kinder —
wahrscheinlich auf eine göttliche Eingebung hin — das ’Ave
Maria’ mit einem eingeschobenen Satz beten: ”... heilige
Maria, Mutter Gottes und unsere Mutter, bitte für uns, usw.”
(G I, S. 200).
Sie war eine sehr liebevolle Mutter. ”Wie gut hatte man es
bei der Heiligen Jungfrau!” sagte Conchita. ”Sie war
wirklich eine Freundin. Als ob sie mit uns lebte. Sie nannte
uns bei unseren Kosenamen. Sie sagte nicht Maria Concepcion,
sondern Conchita, auch nicht Maria Dolores, sondern Loli,
usw.” (G II, S. 222).
”Die Heilige Jungfrau ist wie eine von uns, es gibt da keine
Distanz” (GII, S. 242). ”Sie ist menschlich” (S. 235). Sie
vertraute ihnen eines Tages an, daß sie die Quasten der
Pantoffel, die sie auf der Erde trug, parfümierte (ibid. S.
226).
Sie spielte mit Conchita und einer anderen von 9 Uhr abends
bis 7 Uhr morgens Versteck (J, S. 61). Pater Auguste
Valensin erzählt, daß ein heiliger Hindu ein Kind eingeladen
hat, ”mit Gott zu spielen” (La Joie dans la foi, 1937,
zitiert in den Needles, Winter 1975, S. 24). Das mag in
Erstaunen versetzen und mag gewisse Leute, besonders
Philosophen, schockieren. Aber die göttliche Weisheit spielt
unter den Menschen vor Gott (Spr 8,30-31). Warum nicht
unsere Mutter mit ihren Kindern?
Jacintas Vater erzählt: ”Die Heilige Jungfrau lachte, wenn
sie den belanglosen Worten der kleinen Ekstatiker zuhörte.
Das ging vor sich wie bei einer Mutter, die einige Tage
verreist war und der ihre Kinder alles berichten, was sich
während ihrer Abwesenheit ereignet hat. Und es geschah, daß
die Kleinen in Ekstase Verstecken spielten. Eine schlug an (collait),
während die drei anderen sich versteckten und hop! dann
startete sie, um sie zu suchen. Sie hatten dann ihre Freude
!” Ein Tag, an dem man sie so Verstecken spielen sah, war
nach dem Wachtmeister Juan Alvarez Seco der Namenstag von
Conchita, also der 8. Dezember 1961 oder 1962 (LVP, S. 370
und 414).
Maria verhielt sich wie eine große Schwester oder Freundin.
Übrigens nannte Conchita Maria gern ”ihre Himmelsmutter und
beste Freundin” (J, S. 95). Loli liebte die Heilige Jungfrau
auch, und alles deutet daraufhin, daß das heute noch so ist.
In der Ekstase erbat sie von ihr, ”daß sie sie ihr ganzes
Leben immer mehr bis zum Tode liebe” (AGSI, S. 111; G III,
S. 169). Sie vertraute Frau Gallardo an: "Wenn man wüßte,
wie sehr sie uns liebt, würden wir nichts anderes tun, als
sie ungeheuer (muchisimo) lieben”11.
11
Brief vom 11. September 1975
Conchita ist in dieser Liebe gewachsen. Im Jahr 1966 sagte
Jesus in der Lokution von Pamplona zu ihr: ”Maria, die du so
sehr liebst” (J, S. 100). Im Sommer 1967 sagte sie zu Dr.
Porro: "Jetzt liebe ich sie viel mehr, aber ich opfere mich
sehr wenig” (GP, S. 176, 218). Dagegen erklärte sie im März
1968 schriftlich, daß sie jetzt für andere zu leiden wünsche
(GP, S. 266).
Als Erzieherin gab die Heilige Jungfrau Befehle, z.B. den
Rosenkranz zu beten (OL, S. 89,97; AGSI, S. 49),
Empfehlungen, sauber zu sein: "Seid sehr sauber! Ich selbst
habe darauf acht gegeben, als ich auf Erden lebte”, sagte
sie ihnen, wie Conchita der Mutter Maria Nieves im Oktober
1966 anvertraute (GII, S. 220). Oder es waren
Verbesserungen, wenn sie sich schlecht bekreuzigten (Memor,
S. 21), manchmal Tadel wie eines Tages im Jahre 1961, als
Jacinta sich die Nägel lakkiert und Loli sich Rot auf die
Lippen gelegt hatte (AGSI, S. 39). Die Sache an sich war
recht unschuldig, aber schickte sich nicht für Kinder, die
daran waren, die Heilige Jungfrau zu sehen.
Als Katechet in war Mariens Belehrung mütterlich und
umfassend; mütterlich, weil sie mit mütterlicher Liebe
gegeben wurde, und umfassend, weil sie, indem sie auf die
Taufgnade und die christliche Familienwelt der Mädchen
vertrauensvoll hinwies, sie gleichzeitig die christliche
Moral in ihrem ganzen Umfang — natürlich ihrem Alter
entsprechend —, Buße und Opfer inbegriffen, und das gute
Sprechen jener Gebete lehrte, die kleine katholische Spanier
ihres Alters auswendig kennen sollten. Die Heilige Jungfrau
schien sich besonders mit Maria Cruz zu beschäftigen, indem
sie sie das Credo und dann das Salve Regina vollständig
lehrte und ihr beibrachte, das Kreuzzeichen andächtig und
langsam zu machen (J, S. 53).
Die Unterhaltungen der Seherinnen während der Ekstase
bezeugten ihrerseits ein ganz kindliches Vertrauen zu Maria.
Sie bekannten ihre Fehler und Sünden (GII, S. 225). Dieses
Vertrauen spiegelt sich in Conchitas Tagebuch und in dem,
was sie zur Mutter Maria Nieves sagte (GII, S. 236), z.B.
als sie ihr gegenüber betonte, daß sie Maria so liebe, als
sei sie ihre Mutter (G II, S. 219).
Man wird Maria als Erzieherin und Katechetin fast überall in
dieser Schrift finden.
Schließen wir diese marianische Unterweisung mit einer
Strophe, die die Seherinnen in der Ekstase komponierten. Da
wir die Melodie
nicht kennen, können wir sie nicht singen, aber wir
können sie wenigstens rezitieren:
Seguid cristianos la Virgen
con humildad y fervor.
Pedidla nos haga un sitio
En la celestial mansiön.
Christen, folgt der Heiligen Jungfrau,
folgt ihr in Demut und Inbrunst,
bittet sie, daß sie euch einen Platz bereite
dann in der himmlischen Heimat.
(L. R., S. 13). |
Aus den Buch: So sprach Maria in Garabandal
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